Review: WOLF CREEK – Im Outback hört dich niemand schreien



Fakten:
Wolf Creek
Australien. 2005. Regie und Buch: Greg McLean. Mit: John Jarratt, Cassandra Margrath, Nathan Phillips, Kestie Morassi, Guy O’Donnell, Gordon Poole, Jenny Starvall, Guy Petersen u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Abenteuerurlaub in Australien. Mit dem Rucksack und zwei Freunden unterwegs auf dem fünften Kontinent, für Liz geht ein Traum in Erfüllung, doch am Wolf Creek wird der Traum zum Alptraum, denn der freundliche Australier Mick Taylor, zeigt sein wahres, brutales Gesicht.





Meinung:
Die Welle blutrünstiger Terror- und Torture-Porns war bereits unaufhaltsam losgebrochen und durfte dank dem enormen Erfolg der Independent-Produktion (Budget: 1.200.000 Millionen Dollar) in Kürze einen Stand erreichen, die eine Reihe von Filmen nach sich zog, deren Schemata dumpfer Rezitation dramaturgisch wenig gesättigter Blutorgien entsprach. Allerdings fühlen sich diese gar unzähligen Epigonen in ihrer Aufmachung wie ein schweres Missverständnis innerhalb ihres Kosmos an, sind sie doch weniger auf den suggestiven Stimmungsaufbau, als auf die plumpe Zelebrierung gewalttätiger Ausuferungen fokussiert. Aber auch Redewendungen dürfen in dieser Nische bestätigt werden und eine der Ausnahmen, die dem müden Regelfall selbst in ihrer Brutalität nicht entspricht, ist das australische Terror-Movie „Wolf Creek“ aus dem Jahre 2005. Greg McLean gelingt es nämlich mit einer arretierenden Effizienz einen Realismus aus „Wolf Creek!“ quellen zu lassen, der nicht kaltlassen wird.

 
Niemand kann Mick Taylor entkommen
Dass diese Qualitäten von temporärer Natur sind, ist zwar ein Punkt, der „Wolf Creek“ in seiner Wirkung letztlich schadet, aber immer noch problemlos über den Durchschnitt hievt. Das Drehbuch, ebenfalls von Regisseur Greg McLean verfasst, folgt der Intention, seine Protagonisten nicht einzig als seelenlose Spielbälle des vermeidlichen Mörders zu verheizen. Mit den Engländerinnen Liz (Cassandra Magrath), Kristy (Kestie Morassi) und dem Australier Ben (Nathan Phillips) machen wir uns in Backpacker-Manier auf zum Wolf(e) Creek Meteoriten-Krater. Diese drei Personen folgen natürlich einer rein auf Funktionalität blickenden Konzeption, um das Empathievermögen des Zuschauers später gekonnt zu stimulieren. Sie sind sympathisch, glaubwürdig (nicht zuletzt deswegen, weil ein Großteil der Dialoge improvisiert wurde), aber nicht wirklich interessant. Und da schleicht sich das Problem von „Wolf Creek“ ein: So echt die Charaktere auch wirken mögen, so bemüht das Skript sich auch gibt, sie nicht zu Genre-Stereotypen zu verfluchen, sie fesseln nicht und lassen die einstündige Exposition oftmals auf der Stelle traben.


In den australischen Weiten des Outbacks, in dem jeder Atemzug mit dem Gefühl einer endlosen Freiheit einhergeht, in dem die Einsamkeit der Wüste beinahe in einen transzendenten Zustand führt, wird die Lage dann langsam ernst. Nach einer Autopanne taucht der Einheimische Mick Taylor (John Jarratt) auf und bietet seine Hilfe an. Ein kauziger Aussie, leicht tumb, aber doch charismatisch und ulkig. Wer allerdings schon den ein oder anderen Horrorfilm konsumiert hat, weiß, dass diese Haltung zu der Fassade gehört, der schon so mancher Tourist auf den Leim gegangen ist. Irgendwann folgt dann ein tonaler Bruch in der Narration, vom vergnüglichen Reisen, vom Entdeckerdrang und der Abenteuerlust bleibt nichts mehr übrig. „Wolf Creek“ wird zur nervenzerrenden Tour de Force für unsere Protagonisten und Mick zeigt, wofür er das Messer an seinem Hosenbund noch so verwenden kann. Zusammengeklaubt aus vielen Vorfällen, ist der Wahrheitsgehalt von „Wolf Creek“ natürlich hinfällig. Mick, eine Allegorie auf die Ausländerfeindlichkeit jener Region, erlaubt es aber, vom Zuschauer noch so richtig gehasst zu werden, während „Wolf Creek“ zum Abschluss noch mit einer beachtlichen Konsequenz auffährt, die sich gewaschen hat.


5 von 10 Messern im Rücken


von souli

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