Fakten:
Krieg der Eispiraten (The Ice
Pirates)
USA, 1984. Regie: Stewart Raffill.
Buch: Stewart Raffill, Stanford Sherman. Mit: Robert Urich, Mary Crosby,
Michael D. Roberts, Anjelica Huston, John Matuszak, Ron Perlman, John
Carradine, Natalie Core, Jeremy West, Bruce Vilanch u.a. Länge: 90 Minuten.
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Nach den großen interplanetarischen
Kriegen ist die Galaxis ausgetrocknet. Wasser ist zur einzigen Wertsache
geworden. Böse Templer vom Planeten Mithra haben die Kontrolle über diesen
lebensnotwendigen Grundstoff übernommen. Ihre Macht ist dadurch vollkommen. Nur
ein paar Rebellen gelingt es zu überleben, indem sie wie Piraten Eis aus den Raumschiffen
der Templer stehlen. Auf einem dieser Raumschiffe entdeckt der Pirat Jason die
schöne Prinzessin Karina, Tochter des Grafen von Argon. Der Überfall auf die
begehrte Eisfracht misslingt, und Jason entführt auf dem Rückzug die
Prinzessin. Verfolgt von den Templern fallen Jason und sein Piratenfreund
Roscoe in Gefangenschaft. Hier erfahren sie von der Suche des Grafen von Argon
nach der märchenhaften siebten Welt, einem Planeten voll Wasser. Der Fund
dieser gewaltigen Wasserreserven würde die Macht der Templer gefährden.
Meinung:
Selbst wenn man sich häufiger
(manchmal versehentlich, meist jedoch bewusst) in die Untiefen des kuriosen B-Films
der 70er und 80er begibt, irgendwas bringt einen doch immer wieder zum Staunen.
„Krieg der Eispiraten“ schafft das mehrfach. Kein Gütesiegel für Qualität - man
sollte schon noch die Kirche im Dorf lassen - und nicht ernsthaft
empfehlenswert, aber immerhin.
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Piraten wie aus dem Bilderbuch. |
In diesem hirnschissigen Sci-Fi-Quatsch
jagen wilde Space-Piraten nicht nach Gold oder vergrabenen Schätzen, sondern
nach Wasser, in jedem Aggregatszustand. Das ist nämlich äußerst knapp…wird zumindest
behauptet. Bemerkbar macht sich das kaum. Ohne Wasser, wäre schon scheiße.
Praktisch nichts ist noch lebensfähig oder funktionstüchtig, alles dreckig, das Ende jeden Lebens. Nun, scheint gar nicht so. Niemand wird zwar
müde zu erwähnen, wie wertvoll und begehrt das H2O ist, nur das müssen die
auch, sonst könnte man es glatt vergessen. Auswirkungen sind nicht zu sehen, es
gibt sogar eine Kneipenszene, in der sich das ganze minderwertige Gelumpe
feucht fröhlich die Kehle zuschüttet. Wasser, ganz schlecht gerade, aber Bier
ist da, man muss auch Prioritäten setzen. Der Deckel dürfte teuer werden. Solche
Details verwundern, allerdings sollten sie das kaum. Hier hat keiner fünf
Minuten weiter gedacht und ernst nimmt sich dieser Blödsinn ohnehin niemals.
Schon in den Anfangsminuten wird alles wild zusammen gekippt, was der
Kostümfundus des Kleinstadttheaters um die Ecke halt hergegeben hat. Piraten,
Ritter, Roboter, Kammerzofe, alles auf einem Raumschiff, einfach munter
drauflos. Mitten drin Ron Perlman und – jetzt wird es extrem schräg – Anjelica Huston!
Kurz vor ihrem Karrieredurchbruch zwängt sie sich in ein Fetisch-Outfit
und mischt munter in diesem bunten Treiben mit. Jeder hat Leichen im Keller,
das dürfte ihre sein.
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DAS ist hier noch als relativ normal einzustufen. |
Mag sehr kultverdächtig klingen und
für kurze Momente ist das sogar auf seine Art schwer unterhaltsam, doch schon
bald wird sich hier zu offensichtlich im gewollten Trash gesuhlt. Was bei einem
Roger Corman-Vehikel stets frech und durchaus sogar clever verrammscht wurde,
ist hier oftmals peinlich-alberner Kasperkram, der leider hier und da auf
dümmliche Slapstick-Einlagen setzt und sehr bewusst den Bogen deutlich
überspannt. Ein absolutes Kunststück: Selbst bei dieser sinnfreien Geschichte
wird es schwer, dem Geschehen irgendwann noch verständlich folgen zu können.
Ähnlich chaotisch wie die ganze Produktion knallt Szene auf Szene, Zusammenhänge
sind nur grob zu erkennen, immer wieder befeuert durch völlig bescheuerte Einwürfe.
Fließband-Kastrationen, die Rückkehr der Caddyshack-Nager und ein Raumschiff
mit Herpes gehören definitiv dazu. In seinem total unkontrollierten Irrsinn
beginnt „Krieg der Eispiraten“ leider viel zu schnell zu ermüden, als das es
ihm diese Pluspunkte ernsthaft retten könnten. Mit etwas mehr
Fingerspitzengefühl wäre da absolut was machbar gewesen, allein das Finale ist
schon wieder fast sehenswert.
Ganz schwierig überhaupt zu
beurteilen. Kann als Party-Bombe in entsprechender Runde und reichlich
Treibstoff sogar nützlich sein, unter anderen Umständen allerdings auch nahe an
der Zeitverschwendung. Wer grundsätzlich offen für absurden Unfug ist und sich
einfach mal ein ganz merkwürdiges Stück „Filmgeschichte“ zufügen will, warum
nicht? Ist nicht gut, tut nicht weh und erweitert bestimmt so manchen Horizont.
5 von 10 Freibeutern auf
Herpes-Schiffen
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