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Review: COCAINE COWBOYS - Miami, die Stadt des Kokains

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Fakten:
Cocaine Cowboys
USA. 2006. Regie: Billy Corben. Buch: Robinson Devor. Mit: Jon Roberts, Mickey Munday, Jorge Ayala u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Anfang der 1970 war Miami eine kleine Küstenstadt, doch dann kam das Kokain und die Stadt wuchs. Zeitzeugen erzählen davon, wie die Drogen die Stadt verwandelt haben und welche grausame wie auch lebendige Zeit sie durchlebt haben.




Meinung:
Keine Zeit verlieren. Dies war vermutlich das Anliegen von Regisseur Billy Corben, denn ohne Pause hetzt seine Dokumentation „Cocaine Cowboys“ von einer Information zur nächsten. Statement wird auf Statement gestapelt, die Historie in vollen Zügen ausgebreitet. Es geht um Geld, Macht, Kokain. Im Grunde erzählt Corben die wahre Geschichte von „Scarface“ mit einem ganz neuen Hauptdarsteller, der Stadt Miami, die dank Drogengeschäften von einem Badeort, der bevorzugt von Senioren besucht wurde, zu einer Strand-Metropole wurde, die von den Schönen und Reichen zum hot Spot auserkoren wurde. Einhergehend mit dem Aufstieg der Stadt sind die Lebensgeschichten von cleveren Drogenschmugglern, eiskalten Gangsterbräuten, vielen Toten und Verletzten sowie einer so machtlosen, weil korrupten Polizei.


Drogen, Waffen und Geld. Willkommen in Miami.
„Cocaine Cowboys“ bekommt mit dem kolumbianisch stämmigen Auftragsmörder Rafi und dem einstigen Drogentransporteur Roberts zwei Herrschaften vor die Kamera, die die 1970er und frühen 1980er Jahre in Miami geprägt haben wie kein anderer. Der eine tötete im Auftrag einer scheinbar geisteskranken Drogenbaronin sogar Kinder, der andere schaffte mit einem Freund und dessen Flugzeug über die Jahre hinweg mehrere Tonnen Kokain ins Land. Alleine durch die Statements der Befragten, die zu einer großen, relativ gehetzt wirkenden Collage zusammengeführt wurden, gelingt es Regisseur Corben die Geschichte vom Untergang des alten und dem blutigen Aufstieg des neuen Miami zu erzählen. Einige Fakten, wie z.B. die Tatsache, dass die Polizei sich einen Kühllaster mieten musste, weil sie sonst keinen Platz mehr für die Leichen hatten, die tagtäglich eingeliefert wurden, macht deutlich mit welcher Brutalität der Umbruch zur gefragten Großstadt begonnen wurde. „Cocaine Cowboys“ fokussiert sich dabei nicht nur auf seine Zeitzeugen, sondern deckt auch die Methodik auf, welche die Illegalität in einen Mantel aus Luxus und Wirtschat kleidete. Kaum zu glauben, aber das Bankensystem der Stadt baute sich zu großen Anteilen auf das Geschäft mit den Drogen auf.


„Cocaine Cowboys“ ist eine überaus gelungene Dokumentation, denn es gelingt ihr, dass man als Zuschauer immer wieder verdutzt ist, wenn anscheinende Stereotypen aus den Gangsterfilmen nicht nur bestätigt, sondern oft genug auch noch übertroffen werden. Die hohe Geschwindigkeit mit der dies alles erzählt sowie besprochen wird, erschwert das Anschauen, stoppt aber nicht die Faszination. Das sonnendurchflutete Miami, was Sehnsüchte weckt und mit seinem Look aus Maßlosigkeit und sommerlichen Design diverse Reiseträume beflügelt, es wurde durch Drogen und Grausamkeit errichtet.

7,5 von 10 Gramm Koks

Review: ZOO - Dokumentation zu einem kontroversen Thema

1 Kommentar:

Fakten:
Zoo
USA. 2007. Regie: Robinson Devor. Buch: Robinson Devor. Mit: John Paulsen, Ken Kreps, Richard Carmen, Ron Carrier, Russel Hodfkinson, Tom Gormally u.a. Länge: 73 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
2005 wurde bekannt, dass ein Mann an inneren Blutungen starb, nachdem er sich von einem Hengst anal penetrieren ließ. Wie kam es zu diesem Vorfall? In dieser Dokumentation kommen Angehörige, Tierschützer und die Männer, die die sexuellen Ausrichtungen des Verstorbenen kannten und sie mit ihm teilten zu Wort.




Meinung:
Es hat schon irgendwie einen abseitig-komischen Kern, diese wahre Geschichte aus dem Bundesstaat Washington, die dazu führte, dass Sodomie in diesem Staat gesetzlich als Straftat deklariert wurde. Doch „Zoo“ ist nicht daran interessiert die Ereignisse, die zum Tod eines Ingenieurs führten, als schwarzhumorigen Film zu präsentieren. Hinter dem knappen Titel verbirgt sich eine ebenso knappe Dokumentation, ein filmisches Essay, welches sich ohne falsche Scham und Erwartungen an das Thema annähert. Dabei kommen die Leute, die wir gerne als pervers bezeichnen, genauso zu Wort wie die, die diese sexuelle Ausrichtung als pervers und krankhaft bezeichnen. Wer recht hat? „Zoo“ bezieht dazu keine Stellung. Er bleibt eine Art von filmischer Plattform und jeder darf sein Statement machen. Dass diese nicht in typischen Interview-Segmenten transportiert werden, sondern als Off-Kommentare über nachgespielte Szenen gelegt werden, lässt dazu einen spannungsförderlichen Raum zu, der dadurch bestärkt wird, dass die eigentliche Thematik erst nach und nach wirklich beim Namen genannt wird.


„Zoo“, der bei KinoKontrovers erschienen ist, ist dabei gar nicht so kontrovers wie es den Anschein hat. Auf besonders explizite Bilder wird hier verzichtet und selbst Andeutungen werden nur sehr spärlich eingesetzt, verfehlen aber ihre schockierende Wirkung nicht. Das Problem von „Zoo“ ist, dass er keine wirkliche Auswirkung hat. Am Ende bleibt die Frage im Raum stehen, was das alles sollte? Es gibt keine Ergebnisse. Gut, die im Film präsentierten Sodomiten, sind weit davon entfernt als die üblich dargestellten Perversen durchzugehen, aber letztlich lebt auch „Zoo“ davon, uns Zuschauer ins ein Kuriositätenkabinett mitzunehmen, in dem wir, wenn auch nur suggestiv, all das sehen und hören können, was verboten, widerlich und anscheinend auch falsch ist.


„Zoo“ ist kein gewagter Film, keine wirklich kontroverse Dokumentation, sondern lediglich der Versuch unvoreingenommen sich einer Form der Sexualität zu nähern, die für die meisten unvorstellbar, irritierend und abstoßend ist. Das Ergebnis wirkt wenig aufschlussreich, zieht einen aber alleine wegen der „verbotenen“ Thematik in seinen Bann. Am Ende weiß man als Zuschauer aber genauso viel, bzw. genauso wenig wie zuvor.

5 von 10 Tiefkühllasagnen (mir doch egal wenn der Gag seinen Zenit überschritten hat)

Review: CINEMANIA - Obsession: Kino

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Fakten:
Cinemania
BRD, USA. 2002. Regie: Angela Christlieb, Stephen Kijak. Mit: Jack Angstreich, Roberta Hill, Bill Heidbreder, Harvey Schwartz, Eric Chadbourne, Richard Aidala, Tia Bonacore, Michael Slipp, David Schwartz u.a. Länge: 79 Minuten. FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD erhältlich.


Story:
Sie lieben das Kino nicht nur, sie sind regelrecht süchtig danach. Die Filmemacher Angela Christlieb und Stephen Kijak begleiten den Alltag von fünf New Yorker Cinemaniacs und versuchen zu ergründen, warum sich im Leben dieser Menschen alles ums Kino dreht.




Meinung:
Kino ist toll, doch für Jack, Roberta, Eric, Harvey und Bill ist Kino einfach alles. Bis zu acht Filme schauen sie sich jeden Tag an. Wie sie am effektivsten und schnellsten von Kino zu Kino kommen, wird von ihnen minuziös geplant, denn sie wollen keine Sekunde verpassen. Das ist Liebe! Doch für die fünf New Yorker, die von den Filmemachern Christlieb und Kijak einige Zeit begleitet wurden, ist diese Liebe wahrlich eine Obsession.




Eric auf Kinotour
se Zungen würden sie Freaks nennen, diese Cinemaniacs, doch die Dokumentation schließt sich diesem populistischen Tenor nicht an. Ohne selbst zu kommentieren beobachtet „Cinemania“ und verfällt nicht der Versuchung seine Probanden zu verspotten, dabei wäre dies ein einfache Unterfangen, denn egal ob Messi-Wohnung, ungepflegtes Äußeres oder soziopathischen Verhalten, die Klischees, die man glaubt zu kennen, wenn es um Menschen geht, die ihre Leidenschaft obsessiv ausleben, sind hier mehr als deutlich zu erkennen. Aber die Doku will nicht wissen, wie es sich anfühlt, so am (angeblichen) Rande der Gesellschaft, sondern ist viel mehr daran interessiert zu wissen, was denn nun das große Faszinosum des Kinos ist. Die Antwort ist bei jedem verschieden und bleibt trotz einiger klarer Worte doch immer etwas nebulös. Klar wird aber sehr deutlich, dass es letztlich eine Flucht vor der Realität ist, eine Flucht die jeder der gezeigten Filmliebhaber in Perfektion beherrscht.


Wer glaubt „Cinemania“ würde den Zuschauer teilhaben lassen, am Rausch der Freude, wenn Roberta, Eric oder Harvey einen Film sehen, der irrt. Es ist eine freudlose Dokumentation, denn es geht um eine Sucht, so seltsam wie es auch klingt, so niederschmetternd nüchtern sind die Momente wenn Christlieb und Kijak beobachten wie ihre „Darsteller“ von Kino zu Kino hetzen. Kino, der Stoff aus dem die Träume sind? Für die
Cinemaniacs mehr eine Droge, die sie zum Leben (welches sich hauptsächlich im Dunkeln abspielt) brauchen. „Cinemania“ hört sich vom Inhalt an, wie eine Liebeserklärung und tatsächlich kommt er der Hingebung zum Kino und zum Film sehr nahe, doch durch die Fokussierung auf die Cinemaniacs bleibt ein pessimistischer Unterton zwischen all den Statements und Ehrerbietigen zurück. Die Unschuld der Freude am bewegten Bild versumpft in einer irrwitzigen, fast irrealen Obsession von fünf New Yorkern. Das, was wir lieben, erhält hier auf unaufdringliche Weise eine Schattenseite. Das Schlimmste dabei ist– zumindest für den geneigten Filmfan – nicht das präsentierte Leben von Roberta, Harvey, Eric, Jack und Bill, sondern dass sie zwar von Leidenschaft sprechen, diese aber nicht wirklich spürbar wird. Auch wenn es hart klingt, aber nach einiger Zeit stellt sich das Gefühl ein, einen Junkie zu beobachten. Das Kino wird zur Droge, das Kino wird zu einem Ort der Last und des gesellschaftlichen Elends. Das ist so spannend wie abstoßend.

7
von 10