Review: DREAM DEMON - DER TRAUMDÄMON - Zwischen Trash und Qualität



Fakten:
Dream Demon - Der Traumdämon (Dream Demon)
GB, 1988. Regie: Harley Cokeliss. Buch: Christopher Wicking, Harley Cokeliss. Mit: Jemma Redgrave, Kathleen Wilhoite, Timothy Spall, Jimmy Nail, Mark Greenstreet, Susan Fleetwood, Annabelle Lanyon, Nickolas Grace, Patrick O'Connell u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD (Import) erhältlich.


Story:
Diana steht kurz vor der Hochzeit mit Oliver, einem Held aus dem Falklandkrieg. Ausgerechnet jetzt wird sie von schauderhaften Albträumen geplagt. Noch schlimmer: Bald scheint sie nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden können. Mit ihrer Freundin Jenny will sie der Ursache auf den Grund gehen. Für die beiden Frauen beginnt eine Odyssee durch die Hölle, an deren Ende die Geister der Vergangenheit warten.






Meinung:
"Es ist, als würde ich niemals schlafen. Oder als ob ich ständig in einem Traum gefangen bin."

Genau so ist es. Der Film von Harley Cokeliss erscheint im ersten Moment wie ein typisches 80er-Jahre-Splatter-Vehikel, das ganz unverblümt in den Jagdgründen von "Nightmare on Elm Street" wildert und doch viel mehr offenbart. Der Tanz zwischen Traum und Realität erinnert unweigerlich an Wes Cravens Genreklassiker, dennoch ist "Dream Demon" eine ganz andere Baustelle. Viel weniger greifbar, da kein physisches Schreckgespenst à la Freddy Krueger sein Unwesen treibt und die Grenzen bald so unerkennbar verschwimmen, wie es selbst der Schlitzefinger nicht hinbekommen hat. Bis zum Schluss stolpern der Zuschauer und die Protagonistinnen Hand in Hand durch surreale Albtraumsequenzen, an denen selbst Genremeister wie Dario Argento wohl ihre helle Freude gehabt haben. Ein etwas behäbiger Beginn, trotz gekonnten und effizienten Einzelsituationen, wird in der zweiten Hälfte abgelöst durch einen einzigen Taumel zwischen Wahn und Wirklichkeit. Die Sets werden zum Teil beängstigend gut ausgeleuchtet und eingefangen, die Einstellung scheinen wohl gewählt und auf den Punkt effektiv. Das bizarre Grauen schleicht sich gelegentlich so geschickt durch die - nicht zu ignorierende - Trash-Decke, wie es nur die guten Vertreter des italienischen Genrekinos geschafft haben. Es gibt Momente in "Dream Demon", die einfach als grossartig bezeichnet werden müssen.


Ich sehe was, was du nicht siehst
Auf den gesamten Film lässt sich dieses Prädikat sicher nicht übertragen. Die darstellerischen Leistungen pendeln zwischen erträglich und extrem daneben, manche Effekte sind selbst für die damalige Zeit nicht aller erste Wahl, der (nur selten) eingestreute Humor etwas zu viel. Insgesamt schafft es "Dream Demon" leider nicht, seine unverkennbaren Stärken, die wirklich auf hohem Niveau spielen, auf die volle Distanz aufrecht zu erhalten. Dafür ist es schön zu sehen, dass hier durchaus nach Höherem gestrebt wurde. Kein, wie anfänglich vermutet, simples Schock-Theater mit Blutsosse, sondern ein Spiel mit verdrängten Traumata, psychologischen Ansätzen und abstrakten Puzzlespielen, die in groben Ansätzen sogar an David Lynch oder "Jacob's Ladder" erinnern. Das ist nicht perfekt ausgearbeitet, hält aber lange genug im Würgegriff und lässt gelegentlich das Nerd-Herz höher hüpfen. Wie die Wahrnehmungswelten schwankt auch die Qualität hin und her und vermischt sich kaum trennbar. Am Ende ist der interessierte Zuschauer total zufrieden, ohne die Realität verleugnen zu können.


Ein gewagter, nicht immer total runder Film, der allerdings über genug handwerkliche und kreative Qualität verfügt, um endlich mal aus dem grauen Loch der Unbekanntheit rauf zu klettern. Fast richtig gut. Partiell sogar uneingeschränkt.

"Ich dachte auch, dass ich wach bin und dann wache ich immer wieder auf."

6 von 10 Traumfängern

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