Fakten:
Die große Illusion (La grande illusion)
Frankreich. 1937.Regie: Jean Renoir. Buch: Jean Renoir, Charles Spaak. Mit: Jean Gabin, Pierre Fresnay, Marcel Dalio, Dita Parlo, Erich von Stroheim, Gaston Modot, Julien Carette u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Die große Illusion (La grande illusion)
Frankreich. 1937.Regie: Jean Renoir. Buch: Jean Renoir, Charles Spaak. Mit: Jean Gabin, Pierre Fresnay, Marcel Dalio, Dita Parlo, Erich von Stroheim, Gaston Modot, Julien Carette u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Der französische Jagdflieger Maréchal und der Stabsoffizier Capt. de Boeldieu geraten während des ersten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft. Dort lernen sie den ebenfalls inhaftierten Rosenthal kennen. Gemeinsam müssen sie für hart arbeiten, werden immer wieder verlegt und versuchen immer wieder zu fliehen.
Meinung:
Führt das Leben den Menschen in die Tiefen der unerbittlich strömenden Not; in das trübe Tal aus Trauer und Leid, muss er sich zwangsläufig dafür entscheiden, sich an die größtmögliche Illusion zu ketten, um sich kontinuierlich einreden zu können, einen Weg aus dieser individuellen Misere zu finden. Ist der Mensch – und die Formulierung ist weiterhin bewusst generalisierend gewählt – also in einer Extremsituation eingekesselt und muss um seine Existenz fürchten, sind falsche Hoffnungen oftmals nichts anderes als der letzte Strohhalm, an den es sich krampfhaft zu klammern gilt - Eine existentielle Illusion der heilvollen Perspektive. Wer also sollte sich diesen eskapistischen Prozess stärker zu eigen machen, als die Menschen, die später als Kriegsopfer in die Annalen der Geschichtschronik eingehen werden? Und wer kann schon den wahren Wert von derart illusionären Lichtblicken werten, wenn man nie Teil einer solchen Situation wurde?
Führt das Leben den Menschen in die Tiefen der unerbittlich strömenden Not; in das trübe Tal aus Trauer und Leid, muss er sich zwangsläufig dafür entscheiden, sich an die größtmögliche Illusion zu ketten, um sich kontinuierlich einreden zu können, einen Weg aus dieser individuellen Misere zu finden. Ist der Mensch – und die Formulierung ist weiterhin bewusst generalisierend gewählt – also in einer Extremsituation eingekesselt und muss um seine Existenz fürchten, sind falsche Hoffnungen oftmals nichts anderes als der letzte Strohhalm, an den es sich krampfhaft zu klammern gilt - Eine existentielle Illusion der heilvollen Perspektive. Wer also sollte sich diesen eskapistischen Prozess stärker zu eigen machen, als die Menschen, die später als Kriegsopfer in die Annalen der Geschichtschronik eingehen werden? Und wer kann schon den wahren Wert von derart illusionären Lichtblicken werten, wenn man nie Teil einer solchen Situation wurde?
Maréchal verzweifelt |
Auch das Sandmännchen trägt mal Uniform |
Und da wären wir wieder bei den Illusionen angelangt. „Die große Illusion“ denkt nämlich nicht in Schwarz/Weiß-Zeichnungen, aber Renoir ist ein Träumer; ein Träumer, der der Menschheit nur zu gerne eine weitere Chance geben möchte, um endlich den Weltfrieden zu gewährleisten, den wir uns alle so ersehnen, der aber so widerwärtig utopisch scheint, dass es wahrlich schmerzt, die ehrenwerten Illusionen dieses Mannes in ihre Einzelteile zerfallen zu sehen. Aber genau das macht „Die große Illusion“ wiederum so wertvoll, weil er sich nicht auf Einzelschicksale stürzt und der Aussage durch eine dumpfe Dramaturgie unter die Arme greifen möchte, „Die große Illusion“ ist ein Plädoyer für das Durchhalten, das Miteinander, ein klarer Aufruf an die Menschlichkeit, an ein Leben ohne bremsende Schanzen, nur stellen wir, der Rest, die Ohren nur zu gerne auf Durchzug. Die Grenzen legen wir uns schließlich eigenhändig auf, die Natur selbst kennt so etwas nicht.
8,5 von 10 Spuren im neutralen Schnee
von souli
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