Fakten:
Das Geisterschloss (The Haunting)
USA, 1999. Regie: Jan de Bont. Buch: David Self. Mit: Lili Taylor, Liam Neeson, Catherine Zeta-Jones, Owen Wilson, Marian Seldes, Bruce Dern, Alix Koromzay, Todd Field, Virginia Madsen, Michael Cavanaugh, Tom Irwin u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Dr. David Marrow will eine Studie über Angst durchführen. Er lädt ahnungslose Probanden, die glauben ihre Schlafstörungen würden therapiert, in das verlassene Hill-Haus ein. Auf dem prunkvollem Gemäuer soll ein Fluch liegen. Marrow hat das Haus entsprechend präpariert, doch dann läuft das Experiment aus dem Ruder. Nell scheint tatsächlich übersinnliche Erscheinungen zu haben, mit denen der Wissenschaftler nichts zu tun hat. Sie glaubt, dass Haus hätte auf sie gewartet.
Meinung:
Ob es überhaupt eine gute Idee war, ein Remake zu dem Klassiker "Bis das Blut gefriert" von Robert Wise zu drehen sei mal dahingestellt, da gibt es sicher Pro und Kontra. Etwas Staub hat das Werk definitiv angesetzt, nur lebt der Film doch eigentlich von seiner schaurigen Stimmung und seinen eindringlichen Schwarz-Weiß-Bildern. Man stelle sich den Film einfach nur nachkoloriert vor - würde schon deutlich weniger funktionieren. Für ein Remake wird das Eis da dünn und die Gefahr einzubrechen groß. Der Niederländer Jan de Bont begibt sich gar nicht erst auf dieses. Er schlägt direkt ein Loch rein und geht im eiskalten Wasser unter, mit Ansage.
Dem gelernten Kameramann (u.a. "Stirb Langsam") gelang gleich mit seiner ersten Regiearbeit der große Wurf. "Speed" war einer der Actionknaller der 90er, der darauf folgende "Twister" noch recht erfolgreich, dann demontierte de Bont sich erstklassig selbst. Erst mit dem unsäglichen Sequel zu seinem Erstling und zwei Jahre später mit dieser Totgeburt. Hier wird gar nicht erst versucht die Stimmung des Originals einzufangen und wenn ist es weder ersichtlich und erst recht nicht gelungen. "Das Geisterschloss" kann mit gutem Gewissen gar nicht mal als Horror- oder Gruselfilm bezeichnet werden. Eine bunte Jahrmarktsattraktion, in etwa auch so spannend. Die Story und Kulisse erinnert grob an die Vorlage, der Rest ist eine Farce. Selbst losgelöst vom großen Vorbild funktioniert praktisch gar nichts. Hauptdarstellerin Lili Taylor liefert eine ihrer schwächsten Vorstellungen überhaupt ab, speziell zum Finale hin wirkt es oft unfreiwillig komisch. Liegt natürlich auch an den zum Teil schwachsinnigen Dialogen, dem passt sich die Taylor nahtlos an. Der Rest des prominenten Cast steht entweder hübsch (Zeta-Jones), deplatziert (Wilson) oder apathisch (Neeson) in der Gegend rum und wartet wohl nur auf den Drehschluss.
Bis dahin ist es ein langer Weg, gefüllt mit gepflegter Langeweile in der ersten und einer 80.000.000 $ teuren Effektshow in der zweiten Hälfte. Das soll wohl spektakulär sein, tatsächlich eine Ansammlung plumper Effekthaschereien die im totalen Kontrast zu der subtilen Spannung des Klassikers von 1963 stehen. Viel Tam-Tam zum Kopfschütteln und Fremdschämen. Zum gruseln gibt es nichts, außer vielleicht diese desaströse Umsetzung, da kann es schon mal kalt den Rücken runter laufen. Wenn schon ein reiner Effektfilm ohne Seele und Spannung geplant war, warum sich dann dieser Vorlage bedienen? Das muss ja unweigerlich nach hinten losgehen. Unter anderen Umständen ließe sich diese schnarchig-alberne Geisterbahn eventuell einfach ignorieren und unter "ferner liefen" einsortieren. Zumindest ist die Krücke für zwei Erkenntnisse gut: Ein One-Hit-Wonder macht noch keinen guten Regisseur und manche Klassiker sollten unangetastet bleiben. Immerhin, aber wer wusste das nicht schon vorher? Die Produzenten scheinbar nicht, manche müssen es auf die harte Tour lernen. Indiskutabel.
2 von 10 Kirmes-Schockern.
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