Review: DIE TRIBUTE VON PANEM - THE HUNGER GAMES - Harter Stoff schön weich gekocht



                                                                   


Fakten:
Die Tribute von Panem - The Hunger Games (The Hunger Games)

USA, 2012. Regie: Gary Ross. Buch: Gary Ross, Suzanne Collins, Billy Ray. Mit: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elisabeth Banks, Lenny Kravitz, Stanley Tucci, Donald Sutherland, Wes Bentley u.a. Länge: 138 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

 
Story:
In dem von einem totalitären Regime regierten Staat Panem finden jedes Jahr die "Hunger Games" statt. 24 Kinder, je ein Mädchen und ein Junge aus den 12 Distrikten, werden per Losverfahren ausgewählt, um anschließend in einem begrenzten, überwachten Arial auf Leben und Tod zu kämpfen. Mit dem im Fernsehen übertragenen Spektakel soll die Macht der Regierung demonstriert werden, das Volk kleingehalten werden und es dient gleichzeitig zur morbiden Unterhaltung. Um zu verhindern, dass ihre kleine Schwester in die Arena geschickt wird, meldet sich Katniss freiwillig für den verarmten Distrikt 12. Traditionell sind die Kandidaten aus diesen Bezirken gegen die gut ausgebildeten, wohlhabenden und auf dieses Ereignis gedrillten Kandidaten der Distrikte 1 und 2 chancenlos, doch Katniss erweist sich in der Vorbereitungsphase als Geheimfavoritin. Der Regierung ist sie damit ein Dorn im Auge, schließlich soll ein Aufbegehren der verarmten Bezirke vermieden werden.



                                                                           



Meinung:
Neben Remakes, Reboots, Sequels und Comicverfilmungen stehen in den letzten Jahren besonders die aufwendigen Mehrteiler im US-Kino hoch im Kurs. Besonderes Merkmal: Das Zielpublikum scheint klar definiert. Insbesondere Serien wie "Twilight" oder "Harry Potter" richten sich vornehmlich an jüngere Zuschauer, die Jahr für Jahr wieder in die Kinos gelockt werden sollen, um den finanziellen Erfolg der meist kostspieligen Projekte nicht nur zu rechtfertigen, sondern sie zu einem lukrativen Geschäft zu machen (inklusive DVD/BR Einnahmen, Merchandising usw.). Im letzten Jahr startete mit "Die Tribute von Panem: The Hunger Games" das nächste Großprojekt, basierend auf der Romantrilogie von Suzanne Collins, die Fortsetzung "Catching Fire" steht schon in den Startlöchern. Das Feedback der Zielgruppe gibt den Produzenten recht, doch was taugt der erste Teil denn für den Rest der Filmfans?

Turteln vor der großen Schlacht.
Gerade denen dürfte eines ganz besonders ins Auge springen, was sich Autorin Suzanne Collins schon bei der Veröffentlichung ihrer Bücher als Kritikpunkt vorwerfen lassen musste: Die Story rund um die "Hunger Games" orientiert sich nicht nur stark an dem japanischen Roman (und dessen Verfilmung) "Battle Royale", sie geht in vielen Punkten eigentlich nur als reines Plagiat durch. Zumindest in diesem ersten Film, der die Todesarena in den Mittelpunkt stellt. Schon "Battle Royale" wies diverse Parallelen zu anderen Werken auf, aber was sich Collins hier erlaubt hat, ist schon ein starkes Stück. Die Story rund um das Reich Panem und seine verschiedenen Distrikte entfernt sich zwar von der etwas mehr in der Realität verankerten "Vorlage" aus Japan, die komplette zweite Filmhälfte wirkt dafür wie eine weichgespülte Milchzahn-Version von ihr. Daher ist der Vergleich fast unumgänglich und der größte Reiz am Film - die eigentlich recht packende Grundprämisse - relativiert sich gnadenlos. 


 
Die Spannung ist kaum auszuhalten.
Aber der Reihe nach. Schon die Darstellung des totalitären Dystopie-Staats kann nicht ernsthaft sein Potenzial entfalten. Der bewusst bunt-schrille Stil steht im Kontrast zur eigentlichen Handlung, wirkt eher deplatziert und mehr als einmal recht albern. Das geht bei ernsthaft bissigen Satiren auch mal voll in Ordnung, auch Kubrick's "Clockwork Orange" wirkte zum Teil so, allerdings nur optisch. "The Hunger Games" verwendet viel Zeit zur Einführung und Vorstellung der Szenerie und der Figuren, ohne das dabei viel rumkommt. Die verarmte, herzensgute und trotzdem so taffe Katniss ist die glasklare Sympathieträgerin und Identifikationsfigur, die arroganten und gnadenlosen Snobs aus den Elitedistrikten die Buh-Männer (und Frauen), die Regierung mächtig und böse, das Volk arm und gut, dafür die Hälfte der üppigen Laufzeit zu verbraten so unnötig wie uninteressant. Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence wurde vor gut drei Jahren durch ihre Leistung im kalten Drama "Winter's Bone" bekannt und (zu recht) gelobt wie Oscar-nominiert, startete danach richtig durch und gewann für "Silver Linings" Anfang des Jahres sogar die Trophäe, nur mit so einer Leistung wie hier gewinnt sie nicht mal die goldenen Steckrübe von Meppen (vom Teenie-Publikum direkt gewählte Awards mal ausgenommen). Belanglos durch die Gegend starren, zwischen drei bis vier (sehr ähnlichen) Gesichtsausdrücken wechseln und das über mehr als zwei Stunden, geht flott auf den Pinsel. Die guten Namen im Cast haben aussschließlich Nebenrollen, im Mittelpunkt stehen die Lawrence und andere Schnuckis zum anhimmeln oder richtig gemein finden, wie in einem typischen Highschool-Film. Das liebe Mauerblümchen, ihr schmachtender Möchtegern-Boy-Friend und die blöden Schnösel-Bullys. Das Schema wird zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.


 
Kurz mal setzen, gleich wird gekillt.
Wenn es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zur Sache kommt, kann "The Hunger Games" zwar etwas punkten, doch wie schon erwähnt, das kennt man doch irgendwo her. Nur da in richtig gut. Für das angepeilte Publikum geht es zwar schon verhältnismäßig krass zur Sache, dem Thema jedoch noch lange nicht angemessen genug. "Battle Royale" war nicht nur das zünftigere Pendant, ist auch schwer zu toppen, vor allem war es dort wesentlich galliger, bissiger, mutiger und die Figuren wie die eigentlichen Konflikte in so einer Situation klar besser ausgearbeitet. "The Hunger Games" kann und will gar nicht richtig schocken, das Thema drastisch und schmerzhaft angehen, das soll an klar definierten Punkten etwas rühren, Sympathien und Antipathien unmissverständlich verteilen, alles bitte nicht zu gewagt und noch im Rahmen. Auf ein Ende zusteuern, das allein schon durch den Mehrteilerstatus nicht überraschen kann. Typisches Problem solcher Filme: Hauptfiguren kann praktisch nichts passieren, kommen ja noch Filme, das Ende ist nur ein Zwischenstopp, der Hauptpart eigentlich nur eine Zugabe zum Prolog, denn mehr kann logischerweise nicht passieren. Das soll anfüttern, für sich gesehen satt machen praktisch unmöglich. Zumindest hier, wenn das Highlight nur eine mäßig spannende Variation einer bekannten und guten Geschichte ist.


 
Zumindest bleibt die Möglichkeit, dass die Fortsetzungen mehr zu bieten haben. Die Arena wäre abgehakt, nun können eigene Ideen kommen. Dann ist in Panem sogar was möglich. Allerdings unwahrscheinlich, dass die nächsten Teile sich mehr an das Publikum allgemein richten, auf wen das Ganze zugeschnitten ist und wohl auch bleibt dürfte kein Thema werden. Denen viel Spaß, für den Rest kommen ja auch noch andere Filme. Hoffentlich...


 
4 von 10 Teenies im Blutrausch

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