Review: KILLING SEASON – John Travolta vs. Robert De Niro



Fakten:
Killing Season
USA. 2013. Regie: Mark Steven Johnson.
Buch: Evan Daugherty, Paul Breuls. Mit: John Travolta, Robert DeNiro, Milo Ventimiglia, Elizabeth Olin, Kalin Sarmenov, Stefan Shterev u.a. Länge: 91 Minuten. Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Veteran Benjamin Ford lebt zurückgezogen in den Appalachen. Dorthin verirrt sich der Tourist Emil. Die beide Männer freunden sich langsam an, doch daraus wird bald eine erbitterte Feindschaft, als Emil Benjamin offenbart wer er wirklich ist. Die beiden Männer haben noch eine gemeinsame, offene Rechnung zu begleichen.




Meinung:
Es benötigt keinerlei ausführende Worte, um das gegenwärtige Grauen im Schaffen der New Hollywood-Legende Robert De Niro zu punktieren, vielmehr reicht inzwischen schon eine saloppe Enumeration seiner letzten Beteiligungen, die genau das zum Ausdruck bringt, was wir uns in Bezug auf den guten Bobby nie erträumt haben: Sein einzigartiger Glanz bröckelt Stückchen für Stückchen, Auftritt für Auftritt. Natürlich war seine Vorstellung in David O. Russells „Silver Linings“ alles andere als verachtenswert, aber dem gegenüber stehen Filme wie „Last Vegas“, „Malavita – The Family“, „Red Lights“, „Freelancers“ und nicht zuletzt „Killer Elite“. Noch Fragen? Nein, es steht nicht gerade rosig um die produktive Qualität der ehemals so vorbildlich fungierenden Ikone, und hinter dem großen Namen verbringt sich heute nicht mehr der inbrünstige Schauspieltitan, der jeden Film durch seine unnachahmliche Präsenz an sich riss, sondern nur noch ein austauschbarer, lustloser und langweiliger alter Mann.

 
Nicht nur Emils Bogen steht unter Anspannung
Der Action-Thriller „Killing Season“, der bei uns – wen wundert es schon – direkt den Weg in die Videotheken gefunden hat, passt sich vorzüglich De Niros momentaner Klasse an und verdeutlicht gleichermaßen, dass seine Filme nicht mal mehr tauglich für die lockere Unterhaltung am verregneten Sonntag sind, sondern immer einen despektierlichen Unterton in sich tragen, der es dem denkenden Zuschauer nach wie vor unmöglich macht, gänzlich abzuschalten und sich unbeschwert berieseln zu lassen. Regisseur Mark Steven Johnson und sein Autorenduo Evan Daugherty und Paul Breuls erarbeiteten sich im Vorfeld ein Projekt, welches als wiederholtes Aufeinandertreffen von John Travolta und Nicolas Cage vermarktet und angepriesen werden sollte, die zum ersten Mal in John Woos Edeltrash „Face/Off“ die Körper tauschten. Und auch wenn es sich seltsam und beinahe ironisch anhören mag: Mit einem Nicolas Cage im Ensemble, wäre „Killing Season“ ohne jeden Zweifel der weitaus bessere Film geworden.


Man muss es sich folgendermaßen vorstellen: „Killing Season“ ist ein Konglomerat, welches die Actiondramaturgie von Filmen wie „Rambo“, „Die Stunde des Jägers“ und sämtlichen weiteren Mann vs. Mann-Vehikeln abkupfert. Als wäre diese Formalität nicht schon Klischee genug, wird dem Ganzen noch ein politischer Hintergrund aufgedrängt, der um die ethnischen Säuberungen des Balkankrieges kreist und Emil Kovac (John Travolta) die Motivation für sein späteres, nach Rechenschaft und Sühne gierendes Tun verleiht. Wem es an dieser Stelle noch nicht aufgefallen ist: Die Story ist so derart platt, fragmentarisch und reißerisch konstruiert, dass man „Killing Season“ schon auf dem Papier – und das nicht nur aufgrund des ellenlangen weißen Barts – einfach nicht ernst nehmen kann. Und wer käme für einen solch hoffnungslosen Fall also eher infrage, als der menschgewordene Wanderzirkus Nicolas Cage? Niemand. Eben.

 
Da waren sie noch Freunde
De Niro hingegen kann sich nicht ohne jedes Schamgefühl zum Affen machen und versucht heuchlerisch, seinem Charakter Benjamin Ford ein nennenswertes Innenleben einzuflößen, welches in einem Film dieser seichten Konstellation natürlich komplett deplatziert und störend daherkommt. Also befindet sich Benjamin noch in familiären Problemen, kommt mit der Scheidung seiner Frau nicht wirklich zurecht und seinen gerade erst getauften Neffen hat er noch nie in die Augen gesehen. Tragisch, aber dem Zuschauer auch entsetzlich egal. John Travolta dafür zeigt, wie man es richtig macht und reißt den Film mit seiner extrovertierten Darstellung und dem peinlich-kratzigen Akzent an sich, in dem er sich von jeder seriösen Kette löst. Eine schauspielerische Karambolage, aus der einzig Travolta noch mit leichten Blessuren davon kommt. Aber wen kümmert das alles schon?


Wenn es dann „zur Sache“ geht und Kovac mit Pfeil und Bogen Jagd auf Ford macht, dann werden zwei Elitekrieger zu trotteligen Kindern, die im Wald mal wieder etwas Krieg spielen wollen. Jeder tritt mal repetitiv in das größtmögliche Fettnäpfchen, hat mal kurze Zeit die Oberhand im existenzialistischen Duell, nur um dann wieder einen idiotischen Fehler zu begehen und dadurch seinen Kontrahenten abermals in die überlegene Rolle zu drängen. Dass es hier wirklich um den seelischen Prozess der Vergebung gehen soll, um die Bewältigung und Konfrontation von vergangenen Verbrechen an der Menschheit, ist nur ein lachhafter Selbstzweck des Drehbuchs, dass sich so einen Tiefgang einreden möchte, dem der Film zu keiner Sekunde auch nur im Bruchteil einer Sekunde gerecht wird. Handwerklich ist das aber alles vollkommen solide, mit seinen netten, geerdeten Aufnahmen der Wälder, hat sich Peter Menzies Jr. im Griff. Der Rest ist eine Menage aus blamabel aufgeplustertem Geschwafel und ein Kampf ums Überleben ohne jede Dynamik.


3 von 10 serbischen Backenbärten


von souli

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