Review: EIN FRESSEN FÜR DIE GEIER - Ein Maultier namens Clint







Fakten:
Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara)
USA, 1970. Regie: Don Siegel. Buch: Albert Maltz. Mit: Shirley MacLaine, Clint Eastwood, Manolo Fabregas, Alberto Morin, Armando Silvestre, John Kelly, Enrique Lucero, David Estuardo u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

 
Story:
Ex-Bürgerkriegssoldat Hogan rettet mitten in der mexikanischen Prärie eine Frau vor Vergewaltigern. Sara entpuppt sich als Schwester Sara, eine Nonne auf der Flucht vor der französischen Armee. Hogan und sie haben eins gemeinsam: Sie unterstützen die heimischen Rebellen gegen die Besatzer, nur aus anderen Gründen. Für Hogan zählt die harte Währung, für Sara idealistische Gründe. Gemeinsam mit den Mexikaner hecken sie einen Plan zum Sturm des französischen Lagers aus, in dem nebenbei reichlich Beute zu holen ist.






Meinung:
Clint Eastwood wurde erst durch Segio Leone - abseits seiner Heimat - zum neuen (Anti-)Helden des Westerns. Nach Leone's Dollar-Trilogie durfte er auch in US-Produktionen regelmäßig die Colts und Zigarillos rauchen lassen, stets mit dem selben Image und Auftreten. Die ersten Minuten von "Ein Fressen für die Geier" (furchtbarer deutscher Titel, im Original weitaus treffender: "Two Mules for Sister Sara") scheinen das zu bestätigen und doch ist der Film erfrischend anders als erwartet und gewohnt.

 
Die Rollen werden klar verteilt...
Zu einem, mal wieder, extrem prägnanten Titelstück von Ennio Morricone reitet Clint lässig durch die mexikanische Einöde und rettet abgeklärt ein hilfloses Weibchen vor dem Lumpenpack-Kanonenfutter, die ins Gras beißen bevor Clint aufgeraucht hat. So weit so gut, doch dann kommt die (im Original) titelgebende Sister Sara ins Spiel und die unrasierte Rampensau muss sich fortan die Bühne teilen. In der zweiten von insgesamt vier Kooperationen von Darsteller Eastwood und Regisseur Don Siegel stiehlt der kernigen Testosteronmaschine die kesse Shirley MacLaine fast die Show. Fast, denn eigentlich ist es deren Zusammenspiel, das den Film seinerzeit zu einem Hit machte und heute auch noch wunderbar funktioniert.

 
...aber am Ende hält die Frau den Lauf.
Siegels' Film begeht einen kleinen Drahtseiltanz zwischen einem rauen Western und klassischer Screwball-Komödie, beides bedienend und gleichzeitig nicht zu sehr in eine Richtung kippend. Nicht einfach, durchaus gewagt und im Resultat an sich gelungen. Allein die Chemie zwischen dem Image-typischen Eastwood und einem weiblichen Pendant auf Augenhöhe, obwohl anders angelegt, ist ungewöhnlich wie erfrischend. Ohne in stimmungsraubende Albernheiten zu verfallen gibt es amüsante Wortgefechte und reichlich charmante Momente, bei denen ausgerechnet der sonst so abgezockte Eastwood oft den Kürzeren zieht. MacLaine wirkt dabei niemals nervig oder überkandidelt, sondern schlicht tough und schlagfertig. Ihrem "Helden" einfach immer etwas überlegen. Eine nette, gut getimte Zusammenstellung. Definitiv besser als das Skript im Allgemeinen. Das kann zwar durchgehend unterhalten, auf fast zwei Stunden ist da dennoch zu viel Leerlauf drin. Es fehlen gewisse Fixpunkte, die lange in Erinnerung bleiben, so gut das theoretisch und für den Moment erscheint.

 
Für einen (US-)Western im ruppigen Eastwood-Stil, z.B. "Hängt ihn höher" oder "Der Texaner", etwas zu harmlos, für eine Komödie insgesamt nicht lustig oder stellenweise sogar zu hart (das Finale in erster Linie), unter Strich machen hier Fans von beiden Versionen aber nichts falsch. "Ein Fressen für die Geier" macht Spaß, unterhält, ist vernünftigt inszeniert und hat einige schöne Momente, insgesamt aber etwas schwächelnd gealtert. Kann passieren. Reinschauen tut sicher nicht weh und seine Anhänger wird der auch heute noch finden.

6,5 von 10 Nonnen im Schafspelz

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