Fakten:
The House of the Devil
The House of the Devil
USA, 2009. Regie & Buch: Ti West. Mit: Jocelin Donahue, Tom Noonan, Mary Woronov, Greta Gerwig, AJ Bowen, Dee Wallace u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Um die dringend benötigte Miete für ihre neue Wohnung aufzutreiben, nimmt Studentin Samantha einen Job als Babysitter im abgelegenen Haus der Ulmans an. Vor Ort klärt Mr. Ulman sie auf: Sie soll kein Kind, sondern die alte Mutter ihrer Frau betreuen. Er versichert ihr jedoch, keine große Arbeit mit ihr zu haben und bezahlt sie fürstlich. Es scheint wirklich ein sehr entspannter Abend für Samantha zu werden. Doch in der trügerischen Stille des Hauses scheint etwas zu lauern...
Meinung:
Zunächst muss ich anmerken: Mit Ti West's umjubelten Folgefilm "The Innkeepers" konnte ich persönlich recht wenig anfangen. Die Vorfreude auf "The House of the Devil" hielt sich daher in Grenzen. Umso überraschender: "The House of the Devil" zählt wohl (diesmal auch für mich) zu den bemerkenswertesten Beiträgen im Horrorgenre der letzten Jahre.
Zunächst muss ich anmerken: Mit Ti West's umjubelten Folgefilm "The Innkeepers" konnte ich persönlich recht wenig anfangen. Die Vorfreude auf "The House of the Devil" hielt sich daher in Grenzen. Umso überraschender: "The House of the Devil" zählt wohl (diesmal auch für mich) zu den bemerkenswertesten Beiträgen im Horrorgenre der letzten Jahre.
Mit wenig finanziellen Mitteln und ohne jeden aufgeblasenen Hokuspokus erweist Ti West dem Horrorfilm der alten Schule seine Referenz. Die Handlung ist angesiedelt in den 80ern, das Thema des Films orientiert sich an den Genrefilmen vergangener Tage, schon der Vorspann und das teilweise grobkörnige Bild erinnern an raue Low-Budget-Streifen der 70er. "The House of the Devil" wirkt in seinem bewusst "alten" Auftreten wie aus der Zeit gefallen und angenehm "frisch", wohl bekannt und trotzdem anders. Anders - zumindest verglichen mit den meisten heutigen Produktionen - ist zudem der enorm entschleunigte Erzählstil, was lediglich innerhalb der ersten halben Stunde mal zu kleineren Längen führt. Dort hätten minimale Kürzungen bzw. Straffungen dem Endprodukt nicht geschadet. Tempo gewinnt der Film im weitern Verlauf nicht hinzu, um genau zu sein passiert eine ganze Weile lang fast nichts. Fast. Denn natürlich passiert etwas. West gelingt es auf beeindruckende Weise und ohne auf kalkulierte Jumpscares zu setzten, eine Stimmung höchster Anspannung zu kreieren. Wenn Samantha minutenlang durch das Haus streift, kaum etwas zu hören ist außer den gelegentlichen und sehr dezenten Fragmenten eines Scores, wird die Atmung automatisch flacher und jedes plötzliche Geräusch würde einen mittelschweren Herzinfarkt verursachen. An der Stelle der Hinweis: "The House of the Devil" sollte zwingend unter angemessenen Rahmenbedingungen konsumiert werden. Keine redseligen Mitstreiter, gedämmtes oder im Optimalfall gar kein Licht, absolute Ruhe und Konzentration auf das Geschehen. So kann er erst seine volle Wirkung erzeugen. So kann auch erst der Zuschauer erfassen, wie durchdacht und durchkonzipiert jede Einstellung ist. Da passiert nichts zufällig, jedes Detail hat seine Bedeutung, anders inszeniert könnte der Film gar nicht funktionieren. Zumindest nicht in dieser Qualität.
Das hört sich jetzt ähnlich an wie die gesamten Lobeshymnen auf "The Innkeepers", daher gerne nochmal: Das war nicht meins. Die Stimmung konnte mich dort selten packen, "The House of the Devil" ließ mich irgendwann nicht mehr von der Leine. Vor allem führt die konstante Bedrohung schlussendlich auch zu etwas: Einem Finale wie direkt aus der Hölle. So beängstigend und verstörend wie schon lange nicht mehr, zügellos, wild, trotzdem noch elegant, jedoch wieder mit diesem panischen Terror-Feeling der rüden 70er. Ein blutgetränkter Showdown mit diabolischen Bildkompositionen und einem unglaublichen bösen Magentritt zum Abspann hin, konsequent und nachwirkend. Ein Horrorfilm, der wahren Horror vermittelt. Zuerst leise, dann schonungslos und alptraumhaft. Der Vergleich zu dem kürzlich veröffentlichten "The Lords of Salem" von Rob Zombie liegt auf der Hand, berufen sich doch beide Filme auf die gleichen Vorbilder und transportieren deren Stil in die Gegenwart. Dennoch auf eine ganz andere Weise. Und obwohl Zombie's abstrakter Hexenclub sich ansprechend verkaufte, da hat West noch die Nase vorn. Da spricht nicht der Fanboy, sondern der Skeptiker, der nun hochachtungsvoll den Hut zieht. Chapeau, Mister West.
8 von 10 leichten Nebenjobs
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