Review: ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH 2 - Und jetzt bitte schön brav




Fakten:
Ich – Einfach unverbesserlich 2 (Despicable Me 2)
USA. 2013. Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud. Buch: Ken Daurio, Cinco Paul. Original Stimmen von Steve Carrell, Kristen Wiig, Benjamin Bratt, Russel Brand, Ken Jeong, Steve Coogan u.a. Deutsche Stimmen von Oliver Rohrbeck, Martina Hill, Thomas Dannenberg, Sonya Kraus u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
Die Zeit des Schurkentums ist für Gru beendet. Nun hat er eine neue Aufgabe gefunden, die des alleinerziehenden Vaters von drei Töchtern. Doch sein neues Geschäft, die Produktion von Gelees und Konfitüren, verläuft schleppend, so dass er doch das Angebot annimmt mit der AVL (Anti Verbrecher Liga) zusammen zu arbeiten, um gegen einen noch unbekannten Superschurken vorzugehen.





Meinung:
Nachdem Gru im Vorgängerteil zur familiengereicht Raison gebracht wurde, präsentiert die Fortsetzung nun, wie er sich als Vater macht. Die Komik resultiert in diesen Abschnitten u.a. daraus, dass der Ex-Schurke immer noch einige Tricks parat hat, die ihm seinen neuen, liebgewonnenen Alltag erleichtern, zeitgleich aber auch für viel Chaos sorgen. Klingt alles nicht besonders, dabei ist „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ doch das Sequel zu einem Animationsfilm, der im Gegensatz zu seinen anderen Konkurrenten aus der Maschinerie der großen Studios zumindest etwas Mumm hatte und einen Bösewicht zur Hauptfigur machte, auch wenn dieser, wie zu erwarten war, von drei kleinen Waisenkindern zum Guten bekehrt wurde. Bis dahin war die Komödie aber durchaus komisch und glänzte mit ihrer klaren cartoonesken Bildsprache, die auch beim Sequel zum Einsatz kommt. Dennoch gelingt es Teil zwei nicht qualitativ an den Vorgänger anzuknöpfen, u.a. weil Gru trotz großer Screentime eigentlich nur die zweite Geige spielt.


Auch als Gutmensch achtet Gru auf seine Minions
Eigentlich sind hier alle Figuren zweitrangig. Die kleinen, runden, gelben Minions sind die eigentlichen Stars von „Ich – Einfach unverbesserlich 2“. Deren Witz beruht auf deren knuddeligen Wahnsinn. Das gefällt hin und wieder, verkommt aber zusehends zur Pflichtveranstaltung und besitzt keinerlei inhaltliche Relevanz. Die Komik der gelben Pillen, deren Gehabe an eine Kopie der Raving Rabbids der Videospielfirma UbiSoft erinnert – ohne deren komödiantische Aussagekraft zu erreichen -, bestimmt den Film, dessen eigentliche Handlung rund um Gru und seine Mission immer weiter in den Schatten schiebt. Das wäre an sich ja kein Problem, denn wie Gru jetzt auf Vater macht und mit der Agentin Lucy einen unbekannten Superverbrecher hinterherjagt ist nur leidlich originell oder gar amüsant. Dem Sequel fehlt einfach der weichgespülte Biss seines Vorgängers, der zwar auch nicht den Mut hatte den Schurken ohne moralische Wandlung durch das Abenteuer zu schleusen, dafür gab es wenigstens eine Entwicklung. Bei „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ bleibt die heile Familienwelt vollkommen unangetastet. Sogar Grus Mutter, die vergnügliche Personifizierung von Gefühlskälte, wurde bis auf einen kurzen, stummen Auftritt am Ende aus dem Film getilgt. 


 

Für seine Töchter tut Gru wirklich alles
Der Verdacht, dass „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ im Prinzip nur ein filmisches Vehikel für die publikumswirksamen Minions ist wird dadurch auf unschöne Art und Weise nur noch weiter verhärtet. Dazu ist es dem Film anzumerken wie krampfhaft versucht wurde, die gelben Glubschäugler auf Teufel komm raus ins Zentrum zu zerren. Es erinnert von der Formel ein wenig an „Ice Age“. War dort das Urzeithörnchen Scrat zu Beginn eine Art Pausenfüller, nahm es immer mehr Platz innerhalb der Fortsetzungen ein und obwohl andere Figuren immer noch die eigentlichen Handlung tragen, ist es doch Scrat, der die Filme bestimmt. Genau dies passiert jetzt also auch mit den Minions, die von Universal demnächst einen eigenen Kinofilm spendiert bekommen. Warum eigentlich? „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ ist doch schon ein Minion-Film.


„Ich – Einfach unverbesserlich 2“ macht rigoros da weiter wo Teil eins endete, doch dieser hörte dort auf wo so viele austauschbare Animations- und Familienfilme beginnen. Das Sequel ist braves Befolgen der üblichen Regularien. Der Wahnsinn der hier mit den Minions eingestreut wird ist nicht mehr als kalte Kalkulation und drückt die Figur des Grus immer mehr in den Schatten einer eher zweckmäßigen, freudlosen Geschichte.


4 von 10 rachsüchtige Hühner

3 Kommentare:

  1. Ich hab den 2.Teil noch nicht gesehen, aber sowas hab ich mir schon gedacht. Ich musste aber nicht an Ice Age denken sondern viel mehr an Madagascar, wo ja auch die Pinguine in den Vordergrund gerückt sind ^^

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    1. Oh ja, "Madagascar" ist in der Tat auch ein gutes (noch besseres) Beispiel. Hab wohl "Ice Age" genommen, weil ich die beiden "Madagascar"-Sequel verdrängt habe.

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    2. Ich find sowohl die Madagascar als auch die Ice Age-Fortsezungen insgesamt gar nicht schlecht, aber das In-den-Vordergrund-Rücken von Nebenfiguren nervt irgendwann schon. Aber irgendwie mag ich die Pinguine auch, vllt fand ich es daher bei Madagascar nicht so schlimm. Bei Ice Age ist es mir eher negativ aufgefallen ^^

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