Posts mit dem Label Katastrophenfilm werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Katastrophenfilm werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: EISSTURM AUS DEM ALL - Der fehlende Charme des Schlechten

Keine Kommentare:




Fakten:
Eissturm aus dem All (Christmas Icetastrophe)
US. 2014. Regie: Jonathan Winfrey. Buch: David Sanderson. Mit: Victor Webster, Jennifer Spence, Richard Harmon, Tiera Skovbye, Mike Dopud, Johannah Newmarch, Andrew Francis, ua. Länge: 82 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 08. Oktober auf DVD und Blu-Ray erhätlich.


Story:
Ein Meteorit rast auf die Erde zu und vereist eine Kleinstadt in Sekundenbruchteilen. Eine Wissenschaftlerin macht sich auf den Weg, um das Geheimnis des Zaubermeteoriten zu lüften.







Meinung:
Da muss man doch einmal mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht zugeben: Der Originaltitel des Films („Christmas Icetastrophe“) ist so bescheuert, dass er schon wieder Charme hat. Die relativ lahme deutsche Entsprechung, die zwar auch filmischen Müll ankündigt, aber das ohne dieses gewisse Extra des Originals. Dieses gewisse Extra, das so deutlich zeigt, dass irgendjemand verdammt stolz war, dass er oder sie auf die Idee gekommen ist, die Wörte Ice und Catastrophe zu verschmelzen. Eine Idee, die wirklich nicht der Rede wert ist, wäre sie nicht mit so breiter Brust präsentiert worden. Diese offensichtliche Immunität gegenüber Geschmacksgrenzen ist, wenn sie nur unwissentlich genug überschritten wird, irgendwie spaßig anzusehen und zeugt von einem Enthusiasmus, wie er auch das große Werk von Ed Wood bereichern sollte. 


Oh mein Gott... ein Eissturm aus dem Weltall kommt
Aber um Missverständnisse zu beseitigen: Dieser Film macht nicht halb so viel Spaß, wie „Plan 9 From Outer Space“. Nicht im Geringsten. Diese US-amerikanische C-Movie-Produktion (bestenfalls!) vereint leider all die negativen Aspekte, die mit der Produktion solcher Filme fast schon wie Krankheitserreger das Werk überfallen. Wahnsinnig schlechte Darsteller, wahnsinnig schlechte „Dialoge“ und keinerlei Gespür für das szenische Arbeiten. Der Film klaut völlig motivationslos bei „Der Herr der Ringe“ und bei „Breaking Bad“ (und zig anderen Filmen) und schafft es, diese (in der Kunst nennt man es ja so) Hommagen als dreisten Diebstahl hinzustellen, weil sie so gefühllos verheizt werden. Die unsäglichen Dummheiten von Trash-Katastrophen-Filmen möchte man dem Film ungern ankreiden, scheinen sie doch schon in der Natur der Dinge zu liegen. Und hätte die granatenhafte Idiotie des Films wenigstens den Charme des originalen Filmtitels, dann würde eben dies dem Zuschauer auch recht einfach fallen. Aber den hat der Film nicht und so birgt die Dummheit des Films keinerlei Unterhaltungswert, sondern bereichert das Gesicht des Zuschauers lediglich um ein paar Falten. Die grauenhaft billigen Effekte schaffen es, noch bescheuerter zu wirken, als sie ohnehin schon sind, weil sie lustlos am Personal Computer zusammengefrickelt wurden. Aber all das wäre noch irgendwie verkraftbar weil vorprogrammiert, schließlich handelt es sich hier um einen Film, der ernsthaft „Christmas Icetastrophe“ heißt. Was aber nicht einfach so zu verzeihen ist, sind die ekelhaften Rollenklischees, die der Film zeigt und unkommentiert nutzt. Eine junge Frau wird von ihrem Bruder geschlagen, weil sie ihren Freund in der Öffentlichkeit küsst - und der Film nutz das lediglich für den dramatischen Effekt. Ein Effekt der ausbleibt, wodurch der Film teilweise recht gefährdend rüberkommt, mindestens aber grob fahrlässig.


„Was ist das?“ - „Keine Ahnung“. So oder ähnlich muss ein Dialog unzählige Male beim Verfassen des Drehbuches erklungen sein. Der Film ist ein heilloses Durcheinander, eine gute halbe Stunde voller Redundanzen und so überraschend unspektakulär, dass der Film nach einer guten Dreiviertelstunde nur noch erbärmlich umher dümpelt und Minute um Minute verplempert. Es ist teilweise traurig, wie hilflos die Darsteller und Kameras hier rumwackeln, in dem Versuch, irgendwas auf den Zuschauer übertragen zu können, was nicht Langeweile oder ungestümer Humbug ist. Aber es funktioniert nicht. Der Film funktioniert nicht. Statt Spannung gibt es peinliche Dummheiten hoch Zehn, erbärmliche Phrasendrescherei und ein derart beliebiger Handlungsaufbau, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Der Film ist so spannend, so gut produziert wie und noch ein wenig schlechter gespielt als sein Titel vermuten lassen mag.


2 von 10 Eiskristallen


von Smooli

Review: SAN ANDREAS – The Rock rettet seine Familie vor dem bösen Beben

Keine Kommentare:



Fakten:
San Andreas
USA. 2015.
Regie: Brad Peyton. Buch: Carlton Cuse, Jeremy Passmore, Andre Fabrizio. Mit: Dwayne Johnson, Alexandra Daddario, Carla Gugino, Paul Giamatti, Ioan Gruffudd, Kylie Minogue, Will Yun Lee, Art Parkinson, Archie Panjabi, Colton Haynes, Vanessa Ross, Jackie Dallas u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 15. Oktober 2015 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
Als sich die berüchtigte San-Andreas-Verwerfung verschiebt, kommt es in Kalifornien zu einem Erdbeben der Stärke 9. In dieser Situation versuchen sich der Helikopter-Rettungspilot Ray und seine Noch-Ehefrau Emma gemeinsam von Los Angeles nach San Francisco durchzuschlagen, um ihrer einzigen Tochter beizustehen. Doch ihre gefährliche Reise gen Norden ist nur der Anfang: Denn als sie annehmen können, das Schlimmste überstanden zu haben, geht es erst richtig los...





Meinung:
Beben reißen den Asphalt mehrere Kilometer tief auf, Wolkenkratzer brechen Etage für Etage in sich zusammen, ein Tsunami spült Containerschiffe in den Stadtkern von Los Angeles und furchteinflößende Staubwolken bahnen sich ihren Weg durch die Häuserschluchten, um alles zu verschlingen: Wenn „San Andreas“ Spektakel will, dann will „San Andreas“ einfach Spektakel und stellt seinen rein auf den digitalen Schauwert geeichten Habitus mit breiter Brust aus - Und durchaus können sich die gigantomanischen Impressionen der Katastrophe sehen lassen! Allerdings darf es hier nicht nur einfach knallen, es muss natürlich um mehr gehen und die Veräußerlichung purer Naturgewalten dient als Katalysator, um den familiären Segen wieder ins Reine zu bringen: Obwohl die Scheidungspapiere gerade auf dem Tisch gelandet sind, ist Knuddelbär The Rock immer noch Held genug, nicht nur das gemeinsame Töchterlein zu retten, sondern auch seine Verflossene. Wie „San Andreas“ den überspannten Versöhnungspopanz mit einer doch sehr der Ikonographie des 11. Septembers entlehnten Zerstörungsvision verquirlt, ist zum Teil genauso geschmacklos wie bieder. Das Hohelied auf die amerikanische Familie jedenfalls wird dann auch in der letzten Einstellung adäquat auf den Höhepunkt geschraubt und der Anblick einer stolz im Wind wehenden und unentwegt Hoffnung spendenden Amerikaflagge rundet die sagenhafte Infantilität des „San Andreas“ treffsicher ab. Das kolportagehafte Destillat des (Sub-)Genres, wenn man so will.


4, 5 von 10 verschwitzten Shirts


von souli




Meinung:
Dwayne The Rock Johnson ist wohl einer der coolsten Typen in der Filmbranche, man kommt nicht umhin, man muss ihn einfach mögen und respektieren. Für sein menschliches Auftreten in Interviews und seinen nahen und motivierenden Umgang mit seiner Fan-Basis. Dieses sympathischen Charakters ist es auch geschuldet, dass Filme mit The Rock vieles sein können, nicht aber verschwendete Zeit. Denn selbst wenn die Filme wie dieser hier von vorne bis hinten pathetisch, vorhersehbar, triefend, oberflächlich und selbstbeweihräuchernd ist, so kann man doch zumindest die Zeit mit dem alten Haudegen genießen, der früher im Ring gegen andere menschliche Schränke antreten musste und hier nun seine Muskeln gegen die Gezeiten stemmen muss. Und das kann er ja auch immer noch am besten. Der Rest des Films, in dem The Rock leider nicht mal der Mittelpunkt ist, kann dagegen getrost vergessen werden. Gefühl- und motivationslose Gigantomanie, bei der die Effekte versuchen den vorangegangenen zu übertrumpfen (was mal mehr, mal weniger funktioniert), die summa summarum nichts bewirkt, nichts anzielt und nichts erreicht. Stattdessen gibt es den ein oder anderen Moment, bei dem man etwas schmunzeln muss, ob der zu braven Regelbefolgung, die auf dem Papier zwar verständlich sein mag, aber im Endprodukt peinlich gezwungen und unsensibel herüberkommen. So peinlich gezwungen und unsensibel, dass man sich fragt, ob der künstlerische Leiter am Set nicht das Sagen hatte, oder einfach relativ talentbefreit ist.


4 von 10 Schiffssalti


von Smooli

Review: TITANIC - Das wahre Können des James Cameron

Keine Kommentare:



Fakten:
Titanic.
US. 1997. Buch und Regie: James Cameron. Mit: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Kathy Bates, Billy Zane, Frances Fisher, David Warner, Jonathan Hyde, Charlotte Chatton, Gloria Stuart, Suzy Amis, Bill Paxton, Lewis Abernathy u.a. Länge: 194 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Die hundertjährige Rose erzählt in der Gegenwart einigen Meerestauchern von ihren Erlebnissen auf der Titanic und wie sie ihre große Liebe Jack Dawson kennenlernte.





Meinung:
Eigentlich sollten sich einleitende Worte erübrigen, wenn es um diesen Film geht. Wer kennt ihn denn schon nicht, den Film, der lange Zeit der erfolgreichste Filme war und der ein seltsames Phänomen begründet. Es gibt keinen anderen Film, bei dem von der Gesellschaft von einem Mann so krampfhaft erwartet wird, dass er ihn nicht mag. Es gibt keinen anderen Film, bei dem man sich als Filmfan so sehr fühlt, als müsse man sich schämen, wenn man ihn mag. Der Filmtitel scheint rhetorisch mit den Worten „Echt!?“ und „Nee, oder?“ untrennbar verbunden zu sein. Nicht so bei den Muscheln, euren mutigen Helden, die einmal reinen Tisch machen wollen. Mit einem Film und der unverständlichen Reaktion vieler Eingeweihten und Unwissenden.



Es sind nämlich (so scheint es, so muss es sein) hauptsächlich Menschen, die den Film gar nicht gesehen haben, aber der Meinung sind, darüber abkotzen und im „lustigsten“ Fall die sexuelle Orientierung des männlichen „Titanic“-Fans in Frage zu stellen. Dabei scheinen diese militanten Augenverschließer gar nicht zu wissen oder gar wissen zu wollen, was ihnen entgeht, wenn sie sich bewusst unter dem Druck eines verklärten (halb-)allgemeinen Tenor dem Film nicht offenbaren. Denn auch wenn der Film zugegebenermaßen voll und ganz auf seine emotional wuchtige Kraft baut, funktioniert das Werk von James Cameron auch in Gedanken, auf dem Papier und in einer analysierbaren Facette. Der Ozeanriese funktioniert als eine Metapher für den Menschen und seine immer spitzer zulaufende Vorstellung von einem Leben. Die Gier, die Fantasie der Macht, die Maximierung des Seins und der leichtfertige Umgang mit eben diesen Eigenschaften vereinen sich zu einem Schiff, das traumhaft anzusehen ist und verblendet. Rose fragt den Herren, der die RMS Titanic entworfen hat, ob Sigmund Freud ihm etwas sage. Er verneint. Aber die machohafte Einstellung ist deutlich geworden und wird immer wieder deutlich, wenn die Männer das Schiff als „sie“ bezeichnen und auf dem Deck nach der Kollision mit Eisbrocken Fußball gespielt wird.


"Was, es gibt hier keine Bildunterschriften?! Aber wieso???"
Aus heutiger Sicht lässt sich ebenso einfach wie schnell über die Geschichte des Schiffes und all der Verantwortlichen urteilen. Fanatisches Streben nach Macht und Prestige sei schlecht, die Menschen jagten einem augenscheinlichen Traum nach, ohne zu wissen, dass der Traum sich eigentlich als Verderben entpuppen würde. Jedoch nutzt Cameron die Rahmenhandlung in der Gegenwart mehr als geschickt, um einerseits ein ausgefeiltes dramaturgisches Konstrukt zu erstellen und andererseits, um die Werte und Lehren der alten Zeit in Relation zu setzen. Auch heute noch vergeigen wir zu viel Zeit damit, unerklärten und ziellosen Instinkten nachzujagen. Die Taucher suchen nach einem Diamanten und finden „nur“ Zeichnungen. Sie sind enttäuscht von ihrer Wertlosigkeit. Eine Einstellung, die jedem Zuschauer und Protagonisten am Ende des Filmes unerklärlich scheint. Die Vereinigten Staaten werden gleichzeitig entlarvt, als Land, dessen Motto ein vergessener Traum ist, der vielleicht mal existierte, aber nur noch verrotten in den tiefsten Jagdgründen aufzufinden scheint. Als Symbol für Freiheit und Gleichheit inszeniert, ist es eigentlich eine Aristokratie, in der eine konstante Hierarchie herrscht und auch eben das auch so bleiben soll. In dem Aspekt genießt „Titanic“ nach wie vor den Pluspunkt der aktuellen Relevanz.



Zugegeben, all das kann man schnell übersehen, wenn man einen 180-Minüter schaut, der einem auch diese Hintergründe nicht ins Ohr schreit, sondern entdeckt werden müssen. Aber selbst wenn man den Hintergrund beiseitelässt und sich nur auf die emotionale Komponente des Werkes konzentriert, selbst dann nimmt der Film mit seiner monumentalen Größe gefangen. Es ist einer der größten Stärken von James Camerons Arbeit: Er wiegt den Zuschauer zunächst seicht in er Hand, gibt ihm etwas Zeit, um es sich gemütlich zu machen und begeht mit ihm dann eine Rundfahrt, die ihresgleichen sucht. Camerons Griff schlingt sich immer fester zu und seine Schritte werden immer größer, aber man ist gezwungen mitzuhalten und anfangs scheint eben dies auch noch federleicht vonstatten zu gehen. Und auch wenn der Film altbekannt ist und man alle Szenen und kleineren Sätze mitsprechen und die Lieder mitsammen kann, ist man gebannt, hat Spaß und blendet komplett alles aus, was noch so kommen mag. Bei der 80-Minuten-Marke ist es dann schließlich so weit. Rose soll ihre Augen schließen und Jack vertrauen, er breitet ihre Arme aus und gemeinsam fliegen sie in ihre eigene Welt, in der Freiheit existiert und Rose sich von ihren gesellschaftlichen Fesseln befreien kann, obwohl sie eigentlich privilegiert ist. In solchen Momenten kann der Film seine ganze Kraft auf den Zuschauer einwirken lassen.


„Titanic“ hilft es sicherlich, dass die Produktionshintergründe so bombastisch und erstklassig sind, sodass Effekte, Dramaturgie, Schauspieler, Kostüm, Beleuchtung und Musik wirklich ziemlich ausgefeilt bis herausragend sind. Aber doch scheint es letztendlich Camerons fähige Führung zu sein, die alle Elemente verbindet und vor einem realen Hintergrund ein dreistündiges Theaterstück inszeniert, das Drama, Katastrophe, Coming of Age und Romantik ebenso elegant wie wirkungsvoll verbindet, sodass die 180 Minuten auch bei der zehnten Sichtung noch immer flüssig über die Bühne gehen. Das Schiff transformiert zu seinem Symbol des Menschen für Freiheit, Gier, Idiotie, Neid, Liebe und Gefühl. Es ist ein weitreichender Mix, aber einer, der jedem Element die gleiche Aufmerksamkeit und das gleiche Können widmet, wie den anderen, sodass letzten Endes nirgends Einsparungen auszumachen sind. Das verdient Respekt und Anerkennung und nicht etwa Häme, unerklärten Hass oder Ignoranz. Ein letztes Wort soll noch James Horner gebühren, der gestern ums Leben kam. Seine Musik ist es, die bleibt und die Jahre überdauern wird und die mit einem Menschen unglaubliche Dinge anstellen kann. Ihre Pracht, Präzision und Perfektion fließt in diesem Werk mit den Bildern ineinander und lässt einen mehr fühlen, als man erwarten würde. „Titanic“ ohne Horner? Möchte man sich nicht vorstellen.


9 von 10 french girls


von Smooli

Review: THESE FINAL HOURS - Was am Ende wichtig ist

Keine Kommentare:

Fakten:
These Final Hours
AUS, 2013. Regie & Buch: Zak Hilditch. Mit: Nathan Phillips, Angourie Rice, Jessica De Gouw, Daniel Henshall, Kathryn Beck, Sarah Snook, Lynette Curran, David Field u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 19.2.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein Himmelskörper ist auf der Erde eingeschlagen. Die gewaltige Feuerwalze hat bereits Teile Nordamerikas, Afrikas und ganz Westeuropa vernichtet und bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg. Das Ende der Welt. Australien bleiben noch etwa 10 Stunden. James will die nicht mit klarem Kopf erleben, lässt seine schwangere Geliebte sitzen, um sich auf der Party eines Freundes bis zum bitteren Ende die Lampen auszuschießen. Auf dem Weg durch die bereits dem Chaos verfallenen Überreste der Zivilisation rettet er ein kleines Mädchen vor Vergewaltigern. Sie hat nur eine Bitte: Er soll sie zu ihrem Vater zurückbringen. 





Meinung:
Was würdest du tun, wenn noch heute alles vorbei ist? Endgültig. Kein Verhandeln, kein Betteln, das Schicksal ist besiegelt. Nicht nur für dich persönlich, sondern für alle. Während die eine Hälfte der Welt schon in Schutt und Asche liegt und minütlich mehr von ihr für immer ausgelöscht wird, bleiben dir und deinen Mitmenschen noch einige Stunden Zeit. An Schutzmaßnahmen, Notfallpläne oder doch noch die rettende Idee ist kein Gedanke zu verschwenden. Nur daran, die verbleibende Zeit noch effektiv zu nutzen. Für was auch immer. Um noch ein letztes Mal richtig die Sau rauszulassen; sich durch die Gegend zu vögeln; die Rübe weich brezeln; in Selbstmitleid zu zerfließen; dem Elend gleich ein Ende setzen…oder auf die letzten Meter doch noch zu verstehen, was im Leben wirklich wichtig war und es auch jetzt noch immer ist?


Die Gegend hat deutlich Marktwert eingebüßt.
„These Final Hours“ dürfte bei vielen Menschen eine (zumindest semi-)falsche Erwartungshaltung wecken. Ein apokalyptischer Katastrophenfilm, ein Endzeitreißer, all das ist der Film und doch nur am Rande. Es ist nicht die Frage, ob oder wann es zum großen Knall kommt, das tragische Schicksal aller Beteiligten irgendwie abgewendet werden kann. Wo sind Bruce Willis und seine wackeren Ölbohr-Crashkurs-Astronauten, wenn man sie mal braucht? Mit so einem Kappes beschäftigt sich Regisseur und Autor Zak Hilditch ebenso wenig wie mit knalligen Effekt-Bonbons, sogar auf eine genauere Erläuterung der Umstände verzichtet er. Was die Menschheit binnen der nächsten Stunden dahinraffen wird, alles nur sehr rudimentär erklärt, zu sehen gibt es schon mal gar nichts. Nur der Kommentar eines standhaften Radiomoderators liefert die nötigsten Fakten und dient als eine Art Countdown, wann auch Down Under von einem verheerenden Feuersturm überrollt werden wird. Wie es dazu kommen, wie lange man sich darauf vorbereiten konnte und was alles unternommen wurde um die Katastrophe abzuwenden, völlig unbekannt und für den Film eigentlich auch irrelevant. Wir werden ins Hier und Jetzt befördert, unmittelbar konfrontiert mit dem unvermeidlichen, kurz bevorstehenden Ende aller Tage. Sämtliche Strukturen einer geordneten Zivilisation sind schon hinfällig, alle bereiten sich auf ihr Ableben vor. Mehr oder weniger.


"Weltuntergang! Voll krass! Auch ne Nase?"
Im Mittelpunkt der Handlung steht James (Nathan Phillips), über den wir kaum mehr wissen als über die Begleitumstände des Szenarios. Offenbar war er zumindest kein Kind von Traurigkeit, allgemein wohl kein Vorzeigebürger- oder Mitmensch. Zumindest ist er dem Konsum harter Drogen und der Bigamie nicht abgeneigt. Während seine eigentliche Freundin bei ihrem Bruder eine Art „Welt-Abschieds-Orgie“ feiert, verweilt James noch bei seiner Geliebten, die die letzten Stunden ihres Lebens noch an seiner Seite verbringen will. Er sieht das anders. Selbst als sie ihm gesteht ein Kind von ihm zu erwarten (wenn man das in der Situation noch so nennen kann). Lieber begibt er sich auf den Weg zu der Party, um im Vollrausch aus dem Leben zu scheiden. Seine Menschlichkeit hat er allerdings noch nicht ganz betäubt und rettet die kleine Rose (talentiert: Angourie Rice) vor einer Vergewaltigung. Widerwillige nimmt er sich dem Mädchen an. Was mehr wie eine reflexartiger Anflug von Anstand erscheint, mausert sich in der Folgezeit nicht nur zu einem Beschützerinstinkt, James übernimmt auf die letzten Meter doch noch Verantwortung. Rose öffnet ihm die Augen, doch die Uhr tickt unerbittlich. Ist es schon zu spät oder kann er noch gutmachen, was irgendwie möglich ist?


This is the end...
Das klingt nach der überstrapazierten und meistens extrem unglaubwürdigen Saulus-zum-Paulus-Geschichte. Schuldig. Bis auf unglaubwürdig. Denn eingebettet in dieses spezielle Geschehen ist der Sinneswandel des Protagonisten durchaus nachvollziehbar. Vor allem tut Zak Hilditch gut daran, relativ wenig über alles Vorangegangene zu erzählen. Ob James das absolute Mega-Arschloch war oder nur ein Mann, der sich in seinem bisherigen Leben nicht wirklich an der Ehre gepackt gefühlt hat und die Konsequenzen gescheut hat, es lässt sich nur mutmaßen. Bisher gab es auch immer ein Morgen, das „Irgendwann“, wenn man endlich alles auf die Kette bekommt, sich selbst im Spiegel anschaut und dem Spinner gegenüber in die Fresse brüllen kann, mal langsam klar zu kommen. Das wird nichts mehr, dann muss die Erkenntnis eben mal mit dem Hauruck erfolgen. Wenn es nichts mehr aufzuschieben gibt und einem auf höchst drastische Weise vorgeführt wird, was einem in dieser hoffnungslosen Lage noch wichtig sein kann. Überraschend ist diese Läuterung keinesfalls, „These Final Hours“ arbeitet ohne Umwege direkt darauf hin. Dankenswerterweise mit dem Verzicht auf übertriebenen Kitsch, klebrig-verlogenen Pathos und – das passiert oft genug – getränkt von einem religiösen Erleuchtungs-Bimbam. Etwas Gefühl muss natürlich sein und angesichts der radikalen Lage darf es dann auch zügig herbeigeführt werden. Das soll dem Film gar nicht groß vorgeworfen werden. Eher das verschenkte Potenzial, was in der grundsätzlich großartigen Prämisse sonst steckt.


An diversen Stellen deutet der Regisseur an, wie nachhaltig sein Werk hätte werden können. Auch ohne großes Brimborium können einige Szenen enorm erschüttern. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen. Gleichzeitig zuckt mal derber Galgenhumor auf, um als Stichwort ein heiteres Russisch Roulette Spielchen zu nennen, dessen Ausgang selbst die Beteiligten kaum interessiert. Warum auch? Der Partyspaß für kurz vor zwölf, verlieren kann hier eh niemand ernsthaft. Daraus wäre noch deutlich mehr machbar gewesen, wie aus eigentlich allen halbwegs relevanten Nebenfiguren, die nur als Staffage dabei sind. Und ja, der extreme Gelbstich der Bilder ist als handlungsbezogenes Farbkonzept sichtlich zu erkennen, ändert jedoch wenig daran, dass er in seiner Penetranz und Künstlichkeit irgendwann ziemlich nervt. „These Final Hours“ ist wirklich interessant, verfügt über gute Ideen und unterhält, regt sogar teilweise zum Nachdenken an. Der Apokalypse mit einer Fuck-You-Attitüde entgegen feiern, sich und seine Liebsten vorzeitig zu verabschieden oder dem bitteren Ende mit klarem Kopf und reinem Gewissen gegenübertreten? Alles irgendwo verständlich. Ein beachtenswerter, wenn auch noch ausbaufähiger Film.

6 von 10 Flammen am Horizont