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Review: MANHATTAN MURDER MYSTERY - Diane Keaton auf den Spuren von Jimmy Stewart

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Fakten:
Mahattan Murder Mystery
USA. 1993. Regie: Woody Allen. Buch: Woody Allen, Marshall Brickman. Mit: Diane Keaton, Woody Allen, Alan Alda, Anjelica Houston, Jerry Adler, Lynn Cohen, Zach Braff u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Carol Lipton (Woody Allens Stammschauspielerin Diane Keaton) lebt mit ihrem Mann Larry (Allen) in einem New Yorker Appartement. Als eines Tages die Nachbarin Lilian stirbt, glaubt sie nicht an eine Herzattacke, wie es offiziell heißt. Das Verhalten von Lilians Mann Paul ist in ihren Augen sehr merkwürdig und so ist sie schnell der Überzeugung, dass Paul seine Ehefrau ermordet hat. Carol begibt sich unter dem missbilligenden Blick ihres Gatten auf Spurensuche – und aus dem anfangs amüsanten Spiel soll schon bald bitterer Ernst werden.




Meinung:
Woody Allen ist schon ein Phänomen. Egal in welches Genre er sich mit seinem Film begibt, immer kommt ein typischer Woody Allen-Film dabei heraus. Der New Yorker Filmemacher hat seinen Stil und dem bleibt er (so gut wie immer) treu. Hier begibt er sich in das Terrain der Kriminalfilme. Carol Lipton (Woody Allens Stammschauspielerin Diane Keaton) lebt mit ihrem Mann Larry (Allen) in einem New Yorker Appartement. Als eines Tages die Nachbarin Lilian stirbt, glaubt sie nicht an eine Herzattacke, wie es offiziell heißt. Das Verhalten von Lilians Mann Paul ist in ihren Augen sehr merkwürdig und so ist sie schnell der Überzeugung, dass Paul seine Ehefrau ermordet hat. Carol begibt sich unter dem missbilligenden Blick ihres Gatten auf Spurensuche – und aus dem anfangs amüsanten Spiel soll schon bald bitterer Ernst werden.


So fröhlich nach de Tod der Frau? Seltsam.
Ganz im Stile alter Klassiker wie „Das Fenster zum Hof“ oder „Psycho“ nimmt sich Woody Allen das Lieblingsgenre des britischen Thriller-Spezialisiten Alfred Hitchcock an, mischt es mit einer Hand voll Billy Wilder und garniert es mit seiner eigenen, typischen Prise intellektuellem Großstädterhumor. Natürlich kommen die klassischen Suspense-Elemente vor, die wir aus zig anderen Filmen bereits kennen. Da wären die auf eigene Faust ermittelnde Hauptfigur, der niemand so recht glauben will. Es gibt nach und nach auftauchende Hinweise, die teilweise auch wieder widerlegt werden. Und wir haben eine sich immer weiter verdichtende Spannungskurve. Dennoch: Woody Allen kopiert nicht die Großen der Filmgeschichte, er verbindet deren Stile zu einem eigenen, allenesken Film, in dem sich Spannung und Humor hervorragend die Waage halten. „Manhatten Murder Mystery“ ist une bleibt ein typischer Woody Allen-Film. Ein Allen Film, der aber mehr Tempo hat als so manch anderer seiner Werke. Eine Screwball-Krimi-Komödie.


Carol macht sich auf Spurensuche...
Diane Keaton spielt die hektisch-sympathische New Yorker Hausfrau Carol mit großer Leichtigkeit, so, als hätte sie nie etwas anderes getan. Dabei ist sie einerseits auf den Spuren eines James Stewart, auf der anderen Seite aber so komplett anders als der sehr ruhige, auch körperlich minimalistische Charaktermime. Woody Allen versucht als moralischer Feigling von außen immer wieder Stoff für Gags einzubringen, lässt sich dabei aber zu sehr von der hibbeligen Art seiner Filmfrau und des Films anstecken. Als ruhiger Gegenpol wäre er vielleicht angenehmer gewesen. So nimmt schon durch die beiden Hauptdarsteller der Film ein enormes Tempo auf, ständig hantieren die Figuren mit irgendetwas herum und die Geschwindigkeit wird durch die selten still stehende Kamera noch zusätzlich unterstrichen. Die Nebendarsteller, immerhin unter anderem Alan Alda und Anjelica Houston, bleiben jedoch nicht mehr als bessere Stichwortgeber. Wer übrigens genau hinsieht, der erkennt den jungen Zach Braff in der Rolle des Filmsohns von Allen und Keaton. Macht aber nichts, da wir ohnehin stets auf den Fersen von Carol sind und sie auf ihrer Recherche begleiten.


Aufgepeppt wird der Film noch durch die ein oder andere popkulturelle, gesellschaftspolitische oder filmhistorische Anspielung, die die langen Dialoge zwischen der Detektivarbeit ein bisschen würziger machen. Das tut dem Film gut und so wird er glücklicherweise auch nicht langweilig und die amüsante Mischung auf Thriller, Krimi und Komödie weiß über die gesamten gut 100 Minuten blendend zu unterhalten.


7,5 von 10 Lesebrillen unter dem Bett

Review: VERJÄHRUNG – Es geschah vor 15 Jahren…

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Fakten:
Verjährung (Mong-ta-joo)
Korea. 2013. Regie und Buch: Geun-Seop Jeong. Mit: Sang-kyung Kim, Jeong-hwa Eom, Young-chang Song, Hie-bong Jo u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Ein Mädchen ist verschwunden. Das ist aber bereits fünfzehn Jahre her. Der zuständige Kommissar Cheong-ho (Sang-kyung Kim) tat damals alles, um das Mädchen wiederzufinden, aber vergeblich. Kurz, bevor der Fall nun verjährt, schlägt der Entführer erneut zu und ein anderes Kind verschwindet. Cheong-ho will nun alles tun, um den Kidnapper diesmal zu schnappen und sein Scheitern von vor fünfzehn Jahren wieder gut zu machen.




Meinung:
Fast genau vor zwei Jahren ist „Verjährung“ in Südkorea in den Kinos angelaufen und kam bei Kritikern und Publikum sehr gut an. Grund genug, dass auch der deutsche Markt auf diesen Film aufmerksam wurde und ihn nun auch hierzulande veröffentlicht hat. Doch eins gleich vorneweg: Mit den koreanischen Genregrößen wie Oldboy, „The Man from Nowhere“ oder I saw the devil kann der Film nicht mithalten, das war aber auch beim Debütfilm von Regisseur und Autor Geun-Seop Jeong nicht unbedingt zu erwarten. Dennoch ist ihm ein ordentlicher Film gelungen, der den Zuschauer zwar nicht so sehr mitnimmt wie andere Filme aus Korea, aber dennoch knapp zwei Stunden spannende Unterhaltung bietet.


Mist. Schirm vergessen.
Aber der Reihe nach. Die Story ist schnell erklärt. Fünfzehn Jahre nach dem Verschwinden eines Mädchens, welches Kommissar Cheong-ho nie aufklären konnte, schlägt der Täter erneut zu, kurz bevor der andere Fall verjährt wäre. Der Kommissar setzt nun alles daran, den Entführer von damals nicht ein zweites Mal entwischen zu lassen, schon weil sich der Mutter des ersten Kindes verpflichtet fühlt. Die Geschichte ist natürlich altbekannt und alles andere als neu. Schon Friedrich Dürrenmatt hatte ja seinerseits mit dem Drehbuch zu „Es geschah am hellichten Tag“ eine ähnliche Grundstory konstruiert und man ist unweigerlich an den sympathischen Kommissär Matthei (Heinz Rühmann) erinnert. Mit dem kann jedoch Hauptdarsteller Sang-kyung Kim nicht wirklich mithalten. Er wirkt zwar lässig und seine Hartnäckigkeit auf der Entführersuche bringt er glaubhaft auf den Bildschirm, doch fehlt ihm ein wenig die Ausstrahlung, um den Film wirklich zu tragen. Vielleicht sind ihm auch deshalb übermäßig viele Nebenfiguren zur Seite gestellt worden, die aber den Film ungewollt aufblähen.


Das Feuerchen wärmt mich zum Glück wieder auf.
Der Film zeichnet sich optisch durch sein düsteres Sujet aus, ist in starken Kontrasten zwischen kühlem Blau und gelblichen Lichtschimmern gehalten. Auch sonst sind starke, fast schon antithetische Elemente in „Verjährung“ erkennbar. Wenn, gerade bei Übergängen, sehr hektisch geschnitten wird und der Film hier eine enorme Geschwindigkeit aufnimmt, nimmt er sich dazwischen immer wieder Zeit, um mit ruhigen Einstellungen das Tempo zu drosseln. Hektik und Entspannung – die Kamera und die Schnitte untermalen das Geschehen eindrucksvoll. Ähnlich ist es mit der Musik. Insgesamt ist sie sehr sparsam eingesetzt, oft mehr ein Rauschen oder ein Klangteppich verschiedener Geräusche als richtige Musik, bedrohliche Wirkung inklusive. Auch ist es ein nettes Gimmick, dass immer wieder Situationen aus der Sicht verschiedener Personen gezeigt werden. So ist ein Nachvollziehen der Emotionen leichter möglich. Dennoch drängt sich den ganzen Film über der Eindruck auf, man sieht hier einen besseren Fernsehfilm. Vieles wirkt glatt, ein bisschen aufgesetzt und ein bisschen zu sehr auf Hochglanz gebügelt. Mit etwas mehr Rauheit, vielleicht auch Ungenauigkeit wäre hier schon sehr viel getan gewesen.


Vielleicht ist die Geschichte ein bisschen zu klischeelastig geworden. Immer wieder tauchen Szenen auf, die so prototypisch für dieses Genre erscheinen, dass man es nicht mehr unbedingt ernst nehmen kann. Ob es nun das Klappern des Handys in einer Situation ist, in der das keinesfalls passieren sollte, oder aber das verzweifelte Schreien, das ungehört im Nirgendwo verhallt – man hat es alles schon gesehen. Und vor allem auch schon besser. Die verzweifelten Versuche, Witz in den Film zu bringen, funktionieren ebenfalls nicht wirklich. Man hätte gut und gerne auf sie verzichten können. Dennoch bietet der Film gute Unterhaltung. Das liegt wohl vor allem daran, dass, ähnlich wie bei David Finchers Sieben der Täter zwar immer wieder gezeigt wird, man jedoch sein Gesicht lange nicht zu sehen bekommt. Die Jagd nach einem Phantom ist eben doch spannender, als wenn man ihn ohnehin schon kennt. Darum kommt der Film auch durchaus als spannender Entführungsthriller weg. Zwar ohne wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen, ohne an die großen Korea-Filme heranzukommen oder auch nur annähernd in ähnliche Fahrwasser wie „Es geschah am hellichten Tag“ zu kommen, aber unterhaltsam ist er allemal und Regisseur Geun-Seop Jeong sollte man für die Zukunft im Auge behalten.


6,5 von 10 Fotos im Müll

Review: CODE 37 – Und wieder beschäftigen sich die Belgier mit Sex…

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Fakten:
Code 37 – Staffel 2
Belgien. 2011. Regie: Jakob Verbruggen, Tim Mielants, Joel Vanhoebrouck. Buch: Hola Guapa. Mit: Veerle Baetens, Michael Pas, Gilles De Schrywer, Marc Lauwrys, Carry Goosens, Geert Van Rampelberg, Ben Segers u.a., Länge 640 Minuten (13 Folgen a 50 Minuten). FSK: Ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Und wieder muss das Team um Kommissarin Hannah Maes (Veerle Baetens) in Gent Sexualdelikte aufklären – denn nichts anderes machen die Polizisten in „Code 37“. Dass sie neben Inzest, Kinderpornos oder mit Dildos vergewaltige Prostituierte auch mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert werden, kann dabei wohl nie zur Routine werden. Dennoch versuchen die Ermittler professionell zu arbeiten, auch wenn dies nicht immer leicht ist und jeder mal von seinen persönlichen Gefühlen übermannt wird. Und dann ist da ja noch der Vergewaltiger von Hannahs Mutter, der noch immer auf freiem Fuß ist…




Meinung:
Zweite Staffel, gleiches Bild. Das belgische Team von der Sitte aus Gent ist wieder unterwegs und bekommt es mit den verschiedensten Straftaten aus dem großen Feld der Sexualverbrechen zu tun. Dabei steht die Staffel ganz klar unter dem Motto: Was bereits einmal funktioniert hat, das sollte beibehalten werden. Drum verfolgen wir auch in Staffel zwei das Ermittlerteam von Tatort zu Tatort. Mal eine vergewaltigte Oma, dann sexuelle Übergriffe im Frauengefängnis, Mord im Bordell und vieles mehr. Es ist auch gar nicht so einfach, etwas Neues über die Serie zu schreiben – zu ähnlich sind sich die beiden Staffeln (Zur Review von Stafel 1 gehts hier). Optisch, darstellerisch, selbst der Spannungsgehalt pendelt sich auch ähnlichem Niveau ein.

Und wieder gibt es einen neuen Tatort für Hannah

Wieder ist die Kamera besonders auffällig. Wieder sind es viele Nahaufnahmen, wieder wirkt das gut eingesetzte Wackeln so, als wären wir bei den Ermittlungen hautnah dabei und wieder sehen wir aus verschiedensten Blickwinkeln, aus der Schräge, von unten – ja, eine sehr interessante Kameraführung. Dazu kommt der düstere Look der Serie, der beibehalten wurde, vielleicht sogar noch ein bisschen gesteigert wird. Rückblenden, Fantasien, Erinnerungen, alles wird immer wieder, teils sehr unvermittelt in die Filme eingebaut und – es wirkt immer noch. Gemeinsam mit den bedrohlichen Soundelementen wird es tatsächlich wie eine Mischung aus Psychothriller, Krimi und Horrorfilm. Dazu kommt auch ein gutes Stück mehr Gewalt, was zwar nicht zwingend notwendig gewesen wäre, aber immerhin nicht zum reinen Schauwert verkommt. Dennoch bleibt auch stets ein wenig Platz für Humor und lässige Sprüche, was die eigentlich bedrückenden Themen leichter erträglich macht.

Manchmal muss auch Hannah zu härteren Mitteln greifen
Was sich aber, immerhin, verändert hat, das ist die Stellung der Sitten-Leiterin Hannah Maes (Veerle Baetens). Sie wird nun von ihren Kollegen, selbst von Macho Bob (Michael Pas), viel besser akzeptiert. Kevin (Gilles De Schrywer), der Computer-Nerd, ist plötzlich ein wenig selbstbewusster und Charles (Marc Lauwrys) ist einfach nur Charles – grummelig, aber konsequent. Die Hauptdarsteller sind erneut durch die Bank weg gut und mir scheint es auch, als würden die wechselnden Nebendarsteller sorgfältiger ausgewählt worden sein. Im Zentrum steht aber weiterhin Kommissarin Maes. Sie hat sich die Haare kürzer geschnitten, sieht ein wenig tougher aus, ist vielleicht ein wenig reizbarer und ihre privaten Probleme, ihre Vergangenheit und die Suche nach dem Vergewaltiger ihrer Mutter nehmen einen größeren Teil der Geschichte ein als noch zuvor. Ob diese zunehmende Fokussierung auf die persönlichen Hintergründe gut ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden, ich persönlich hätte lieber verstärkt die Fälle gesehen – wie eben in Staffel 1.

Die Idee der Serie ist glücklicherweise noch nicht verbraucht. Im Gegenteil, sie unterhält noch immer auf hohem Niveau. Zwar wird hier nun krampfhaft versucht, eine Fortsetzungsgeschichte über Hannahs Vergangenheit zu etablieren anstatt sich auf die Kriminalfälle zu beschränken, aber das ist noch gerade so im Rahmen. Schön zumindest, dass die Serie nicht auf den Fortsetzungszwang nach amerikanischen Vorbild aufspringt uns überwiegend abgeschlossene und doch spannende, kurze Geschichten erzählt. Geschichten, in denen einmal mehr die Abgründe und versteckten Seiten der Menschen zu Tage kommen. Radikal, unheimlich und irgendwie anziehend. Wer die erste Staffel mochte, dem wird auch die zweite gefallen. Große Unterschiede sind, zusammengefasst, wirklich nicht vorhanden.


7,5 von 10 sehr feuchte Lesbenküsse

Review: THE HOMESMAN – Tommy Lee Jones kutschiert verrückte Frauen durch die USA

Keine Kommentare:


Fakten:
The Homesman
USA. 2014. Regie: Tommy Lee Jones. Buch: Tommy Lee Jones, Kieran Fitzgerald, Wesley Oliver. Mit: Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Grace Gummer, Miranda Otto, Sonja Richter, Meryl Streep, John Lithgow, James Spader, Hailee Steinfeld, Tim Blake Nelson, William Fichtner, Jesse Plemons u.a. Länge: 122 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Ab 17. April 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Amerika zur Zeit der Siedler. Von den Strapazen der qualvollen Reise und dem Verlust ihrer Kinder haben drei Frauen einer kleinen Siedlung den Verstand verloren und sollen zurück an die Ostküste gebracht werden. Doch die angeblich gestandenen Männer haben nicht den Mumm für diese gefährliche Reise, also entschließt sich die rüstige und alleinstehende Marry Bee Cuddy (Hilary Swank), die Aufgabe zu übernehmen. Als sie dem Gauner George Briggs (Tommy Lee Jones) das Leben rettet, hilft er ihr als Gegenleistung, diese beschwerliche Reise gen Osten zu bestreiten.




Meinung:
Dass Tommy Lee Jones ein begnadeter Schauspieler ist, das dürfte ja jedem Filmfreund klar sein. Weniger bekannt hingegen ist die Tatsache, dass er auch als Regisseur durchaus schon Erfolge feiern konnte. Während der TV-Western „The Good Old Boys“ noch weitgehend unbekannt blieb, ist „The Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“ unter anderem in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Nach seinem Philosophie-Duell „The Sunset Limited“, in dem Jones mit Samuel L. Jackson über Gott und die Welt philosophiert, kehrt er mit „The Homesman“ zurück zu seinen Regiewurzeln und damit auch zurück in die frühe Geschichte der Vereinigten Staaten.


War es Mitleid oder die Unterwäsche, die ihr Herz erweicht hat?
Genauer in die Zeit der Pioniere, als die USA noch in den Geburtswehen lagen. Tommy Lee Jones spielt auch gleichzeitig die Hauptrolle, der als Scout eine Gruppe von drei wahnsinnigen Frauen (Miranda Otto, Sonja Richter, Grace Gummer), die die Strapazen und der Verluste auf der Reise in den Westen nicht mehr ertragen haben, zurück an die Ostküste führen soll. Ihm zur Seite steht die etwas abgemagert wirkende Hillary Swank als etwas herrische, aber selbstständige und furchtlose Lady, die mit dem Schauspielveteran diese schwierige Aufgabe übernimmt. Neben Jones und Swank haben sich mit Meryl Streep, William Fichtner, Miranda Otto, Hailee Steinfeld, Tim Blake Nelson, Jesse Plemons, James Spader und John Lithgow zahlreiche weitere namhafte Darsteller zusammengefunden, die allerdings weitestgehend verschenkt sind. Zwar mag der Auftritt beispielsweise von Nelson durchaus amüsant sein, doch bekommt keiner genug Screentime, um wirklich nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. „The Homesman“ bleibt darum in erster Linie eine Show der beiden Hauptdarsteller, wobei Jones hier klar das Prunkstück ist.


Nein, es muss der Hut gewesen sein.
Die Farben des Films sind sehr matt gehalten, eine eher schwaches Schimmern in einem tristen grau. Die passt hervorragend zur kargen und öden Landschaften, durch die das merkwürdige Quintett bis nach Iowa reisen muss. Dabei machen sie natürlich mit allerlei Gefahren Bekanntschaft, die es zu überstehen gilt, wobei die noch größeren Aufgaben in ihnen selbst liegen, die eigenen Dämonen müssen natürlich auch bekämpft werden. Der Film suhlt sich dabei in einer Mixtur aus deprimierenden Dialogen und Szenen, die vielleicht so etwas Ähnliches wie Humor darstellen sollen, aber nur in den wenigsten Fällen auch funktionieren. Vieles wirkt eher lächerlich denn lustig, wobei man sich nicht einmal sicher sein kann, ob einige dieser Szenen nicht gar todernst gemeint sind. Dann aber scheint die dabei mit einhergehende Komik tatsächlich enorm unfreiwillig. Hervorzuheben ist der Score von Marco Beltrami, der auf der anstrengenden Reise wie die kalte Melodie des Windes erscheint, der quasi als stetiger Begleiter fungiert und die Strapazen symbolisiert.


Insgesamt ist „The Homesman“ ein solider Western vor ansprechender Kulisse, in dem aber das Besondere fehlt. Zwar gibt sich Tommy Lee Jones redlich Mühe, doch kann der restliche Cast, nicht einmal Hillary Swank, dieses Level einfach nicht erreicht. Dazu werden die Figuren auch ein wenig zu knapp und oberflächlich abgetan. So dümpelt der Film lange dahin und als Zuschauer weiß man nie so recht, was man davon halten soll. Lediglich Fans einer sehr langsamen Erzählweise, bei der die Stimmung des Films mit der Thematik und der Entwicklung der Story sehr gut harmonieren und, zumindest was den Hauptcharakter angeht, auch vielfältiges Entfaltungspotenzial vorhanden ist, werden hier ihre Freude haben. Ansonsten dominiert doch eher die Langeweile. Tommy Lee Jones wird wohl immer ein besserer Schauspieler als Regisseur bleiben.


5 von 10 Stoffpuppen im Grab