Review: MUPPETS MOST WANTED – Wenn ein Frosch im Gulag steppt

Keine Kommentare:


Fakten:
Muppets Most Wanted
USA. 2014. Regie: James Bobin. Buch: Nicholas Stoller, James Bobin. Mit: Tina Fey, Ty Burrell, Ricky Gervais, Steve Whitmire, Eric Jacobson, Matt Vogel, Kevin Clash, Christoph Waltz, Til Schweiger, Lady Gaga, Ray Liotta, Frank Langella, Usher Raymond, Sean Combs, Salma Hayek, Danny Trejo, Saoirse Ronan, Tony Bennett, Zach Galifianakis u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 11. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der finstere Frosch Constantin bricht aus dem russischen Gefängnis aus. Da er Kermit sehr ähnlich sieht, wird kurz darauf Kermit verhaftet und inhaftiert. Constantin nutzt diese Chance, gibt sich bei den Muppets als Kermit aus und plant im Verborgenen einen spektakulären Juwelenraub.





Meinung:
Seit ihrer Geburt Mitte der 1970er Jahre genießen die Muppets internationale Reputation: Kermit hat unlängst einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood spendiert bekommen, während die genialen Folgen der „Die Muppet Show“ auch im deutschen Fernsehen wieder und wieder ausgestrahlt werden. Die große Stärke der Muppets war immer, wie es problemlos verstanden, ein junges und erwachsenes Publikum simultan anzusprechen, den Kindern mit zünftigen Slapstickeinlagen ordentlich Freude bereiteten, über ihren Köpfen aber auch eine ungemein anarchische, gerne gesellschaftskritische Tonalität vertraten, die bei den älteren Konsument auf reichlich Gegenliebe stieß. Im Kino aber wollte die Rechnung nicht aufgehen und nach „Muppets aus dem All“ von 1999, der sich als heftiger Flop herausstellte, sollte es ganze zwölf Jahre still um die quirligen Handpuppen werden. 2011 aber nahm sich „How I Met Your Mother“-Star Jason Segel ein Herz und erweckte die alten Helden mit „Die Muppets“ wieder zum Leben.


Die Muppets erobern Europa
Segel, der von der Walt Disney Company weitestgehend freie Hand bekam, verknüpfte das liebenswert Urige und angenehm Anarchische der kultisch verehrten Serie auch in dem von ihm geschriebenen Kinofilm, um sich dann noch als menschlicher Hauptdarsteller in Szene setzen zu lassen, der von einer bezaubernden Amy Adams („The Master“) an seiner Seite tatkräftig unterstützt wurde. Mit „Muppets Most Wanted“ bekommt man es nun mit der Fortsetzung zum Megaerfolg aus dem Jahre 2011 zu tun. Jason Segel allerdings hat die Segel (Kalauer!) gestrichen und anstatt seiner Person, haben sich Regisseur James Bobin, der „Muppets Most Wanted“ wie schon „Die Muppets“ inszenierte, und Nicholas Stoller (der Segel damals ebenfalls unterstützte) an das Drehbuch gesetzt. Und was soll man sagen? Es sind halt immer noch die Muppets, und die stehen automatisch in Relation mit jeder Menge Herz, welches seine Kraft zum Teil aus wunderschönen, nostalgischen (Kindheits-)Erinnerungen gewinnt. Allerdings geht „Muppets Most Wanted“ ein Stück weit der Esprit verloren, der selbst Nicht-Muppets-Fans und festgefahrene Musical-Muffel begeisterte.


Im Gulag hat Kermit wenig zu lachen
„Muppets Most Wanted“ setzt genau dort an, wo „Die Muppets“ aufhörten: Die angestimmte Musical-Nummer auf dem Hollywood Boulevard findet ihren Ausklang und in wenigen Wimpernschlägen stehen die Puppen schon wieder allein auf weiter Flur, denn all die Menschen, die ausgiebig mit den Muppets gefeiert haben, waren bezahlte Statisten. Danach folgt eine Meta-Gesangseinlage, die das eigene Fortsetzungsthema gehörig durch den Kakao zieht und gleich mal verlauten lässt, dass Nachfolger ja eh nie so gut sind wie noch die Vorgänger: Eine Entschuldigung für die Enttäuschungen, die die Fans in der nächsten Zeit ereilen werden. Aber eine durchaus spritzige, die Lust auf mehr macht. War „Die Muppets“ noch geschwängert von organischer Emotionalität und konnte mit Songs gefallen, die wahre Ohrwurmqualitäten besaßen und auch noch Tage später durch den Gehörgang schallten, erscheint „Muppets Most Wanted“ zuweilen reichlich beliebig. Was die gehörige Arbeit an den Liedern an dieser Stelle gewiss NICHT diskreditieren soll, nur fehlt einfach der letzte, memorable Quäntchen.


Darüber hinaus fällt „Muppet Most Wanted“ reichlich zahm aus und die größte Subversion, die sich der Film erlaubt, gebärt aus der Parallelisierung vom sibirischen Gulag, in das Kermit durch eine heimtückische Verwechslung landet und der Showbühne, auf der sich der Gauner Constantine, der genauso aussieht wie Kermit, nur mit einem Muttermal am Mundwinkel ausgestattet ist, breitmacht, um seine geplanten Schandtaten weiter auszubauen. Selbstreflexive Witzchen sind da Standard und als Phänomene der Popkultur ist es den Muppets freilich gegönnt, ebenso reich popkulturelle Referenzen zu schlagen. Und das ist auch alles immer niedlich, unterhält, lässt jedoch die immense Klasse vermissen, die man mit der Show seit jeher assoziiert. Der tolle Ricky Gervais zum Beispiel ist bloßer Stichwortgeber als Constatines Adjutant, Tina Fey hingegen ist wunderbar in der Rolle der Gulagaufseherin Nadya, während bei den Cameos (darunter außerdem: Christoph Waltz, Tom Hiddleston, Til Schweiger, James McAvoy, Salma Hayek, Zach Galafianakis, Chloe Grace Moretz, Frank Langella) vor allem Ray Liotta und Danny Trejo im Gedächtnis bleiben, die als eigentlich harte Kerls endlich an einer Musicalnummer teilnehmen dürfen: Zwerchfellerschütterung vorprogrammiert.


5 von 10 langsamen Interpolagenten


von souli

Review: GUARDIANS OF THE GALAXY - Der beste Blockbuster des Jahres!

Keine Kommentare:


Fakten:
Guardians of the Galaxy
USA. 2014.
Regie: James Gunn. Buch: Nicole Perlman, James Gunn. Mit: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Lee Pace, Karen Gillian, Michael Rooker, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio DelToro, Djimon Hounsou, Sean Gunn, Peter Serafinowicz, Gregg Henry, Christopher Fairbank, Laura Haddock, Ophelia Lovibond u.a. Original Stimmen u.a. von Bradley Cooper, Vin Diesel, Rob Zombie, Seth Green, Josh Brolin, Nathan Fillion. Länge: 121 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 8. Januar 2015 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
1988 wird Peter Quill als Kind, nachdem seine Mutter gestorben ist, von Weltraumpiraten entführt. 26 Jahre später ist Quill selbst einer von diesen und will gerade einen Orb stehlen, als er von den Schergen des düsteren Ronan entdeckt wird. Quill kann jedoch mit seiner Beute fliehen. Doch das Kopfgeld, was auf ihn ausgesetzt ist, bringt ihn schnell in Schwierigkeiten. Das Baumwesen Groot, der sprechende Waschbär Rocket sowie eine Killerin von Ronan versuchen Quill zu schnappen. Das erste Zusammentreffen endet im Gefängnis. Dort müssen sie sich zusammenraufen. Nicht nur um auszubrechen, sondern auch um das Universum vor einer dunklen Macht zu schützen.





Meinung:
Wenn man mal ganz ehrlich ist, so muss man doch schon irgendwie zugeben, dass der aktuell grassierende Comicboom im Kino mittlerweile einen Sättigungsgrad erreicht hat, der wohl am besten mit dem Wörtchen „Überfressen“ beschrieben werden kann. Spider-Man, Thor, Iron Man, Captain America, Superman, X-Men, Ghost Rider, Batman plus einige Helden abseits des Mainstreams wie etwa Kick-Ass oder Hellboy. Die Lust an dröhnenden, lauten Blockbuster basierend auf Comics sorgt immer noch für volle Kinos und noch vollere Kassen und doch, das gewisse Etwas, was diese Werke einst umgab, gibt es nicht mehr wirklich. Mit „Guardians of the Galaxy“ gibt es nun aber eine Comicverfilmung die ihn wieder besitzt: den Hauch des Speziellen. Regisseur James Gunn („Slither“) hat mit seinem ersten Big-Budget-Movie einen der besten Filme des späten Sommers abgeliefert und ganz sicher den wohl besten Blockbuster des Jahres 2015 (und wahrscheinlich auch der nächsten Jahre).


Er ist Groot
Oft wurde der Film im Vorfeld mit Joss Whedons „Marvels The Avengers“ verglichen. Der Vergleich hinkt allerdings gewältig. „Guardians of the Galaxy“ ist ein großes wie liebenswertes Spektakel (genau wie auch Whedons Helden-Versammlung), allerdings atmet James Gunn die herrlich frische Lust eines großen Weltraumabenteuers. „Guardians of the Galaxy“ erinnert mehr an „Star Wars“ – an die guten, alten Filme, die noch Seele, Inspiration und Esprit besaßen. Überall wimmelt es vor kuriosen Einfällen, Details und Figuren. Dabei versucht Gunn nicht seinen Film zwanghaft auf massentauglich aufzupumpen, sondern tobt sich dafür ungehemmt und mit einer enorm leidenschaftlichen Chuzpe in der dargebotenen Space-Story aus. Diese ist simple aber effektiv, hält wunderbar Balance aus großem Getöse, wohl dosierten Trief-Kitsch und charmanter Ironie, die den Films niemals hintergeht, sondern ihn keck umschmeichelt. Einfach ein verdammt großer Spaß.


Zu cool für den Knast: die Guardians of the Galaxy
Die titelgebenden „Guardians of the Galaxy“ erweisen sich darüber hinaus als ein Haufen (Anti-)Helden, der sich via Sympathie, charakterlicher Eigenständigkeit und großen Klappen sofort in die Herzen des Publikums einschleicht. Chris Pratt („Zero Dark Thirty“) als Peter Quill alias Star-Lord empfiehlt sich hier für den Job des nächsten, großen leading man der Traumfabrik (welchen er wohl auch annehmen wird, immerhin wird er 2015 in „Jurassic World“ die Hauptrolle spielen). Quill, ein gerissenes Großmaul mit der zwielichtigen Ehre eines Korsaren, ist die Heldenentdeckung des Kinojahres: Schlagfertig, kess überheblich, couragiert wenn es darauf ankommt. Ein waschechter Sympathieträger der die Facetten eines Tunichtguts und eines Draufgängers dynamisch vereint. Mit an seiner Seite die Assassinin Gamora (Zoe Saldana, diesmal mit grüner statt mit blauer Haut), der Wüterich Drax (Wrestler Dave Bautista, „The Man with the Iron Fists“) sowie das grandiose Duo Rocket und Groot. Zusammen, als Team welches sich erst finden muss, eine unschlagbare Kombination. Vor allem auch deswegen, weil jede Figur eine gut laufende (wenn auch nicht immer sonderlich einfallsreich) Background-Story verpasst bekam, sowie charakterliche Eigenheiten, die meist allesamt an gut positionierten Witz gekoppelt sind.


Space-Pirat Yondu ist blau, sieht aber oft genug rot
Wenn Drax seine Probleme hat mit Metaphern, Groot mit seiner Catchphrase für Erheiterung sorgt und Waschbär Rocket das Niedliche seines Äußeren mit uriger Eloquenz kontert, dann generiert dies einfach superbe Unterhaltung. Einzig Gamora wirkt im Team etwas verloren. Dazu scheut Gunn und seine Co-Autorin Nicole Perlman nicht davor zurück Emotionen einzufügen, die überaschenderweise niemals aufgesetzt wirken und wirklich in einigen Fällen herausragend funktionieren. Der computeranimierte Groot und sein ebenfalls am Rechner entstandener Kumpel Rocket sind dafür die besten Beispiele. CGI kann eben doch mehr als bloß destruktiven Bombast zu erzeugen. „Guardians of the Galaxy“ ist dafür der beste Beweis, denn Gunn entwirft mit Hilfe der Bits und Bytes der Traumfabrik immer wieder hinreißende Bilder, in die man sich verlieren und verlieben kann. Egal ob es gigantische Raumschiffe sind oder die Weite und Größe des Kosmos visuell festgehalten wird. Schon lange gab es nicht mehr so viel Schönheit in einem Blockbuster. Dass das 3D dazu noch recht gut eingesetzt wird (auch wenn es nicht ausreicht, um es unersetzlich zu machen) komplettiert den Eindruck, dass „Guardians of the Galaxy“ neben toller Action auch auf die Kraft der Bilder perfekt einsetzt.


„Guardians of the Galaxy“ ist ein definitives Highlight.
Ja, die Handlung ist überfrachtet und im Prinzip ähnlich wie “Marvel’s The Avengers” ein reinrassiger Starter-Film, in dem das ungleiche Team erstmal zueinander finden muss. Doch das alles ist unglaublich mitreißend erzählt, wird mit einem grandiosen Soundtrack unterlegt, bietet Helden denen man einfach nur zuschauen möchte und ein Welten-Design, welches vor Ideenvielfalt einfach nur so strotzt. „Guardians of the Galaxy“ ist schlicht und ergreifend grandios.


9 von 10 Beinprothesen

Review: DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS – Ein letztes gemeinsames Abenteuer

Keine Kommentare:


Fakten:
Das Beste kommt zum Schluss (The Bucket List)
USA. 2007. Regie: Rob Reiner. Buch: Justin Zackham.
Mit: Jack Nicholson, Morgan Freeman, Sean Hayes, Rob Morrow, Beverly Todd, Alfonso Freeman, Rowena King, Verda Brdiges, Brian Copeland, Ian Anthony Dale, Destiny Brownridge u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein ungleiches Paar: Der vermögende Edward Cole und der einfache Mechaniker Carter Chambers. Was sie vereint? Beide sind alt und unheilbar krank. Im Krankenhaus lernen sie sich kennen und beschließen ihre letzten Tage noch einmal richtig auszuleben.





Meinung:
Eine spezifische Handschrift hatte der New Yorker Rob Reiner nie vorzuweisen, was selbstredend nichts daran ändert – Ridley Scott („Gladiator“) kann davon ebenfalls ein Liedchen trällern -, gute bis sehr gute Arbeiten zu realisieren. Bevor sich Reiner nämlich durch Martin Scorseses Exzess-Satire „The Wolf of Wall Street“ fluchte, zeigte er sich verantwortlich für echte Klassiker wie „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“, „Harry und Sally“ und natürlich „Misery“. Der Mann hat durchaus etwas auf dem Kasten, auch wenn man einem Film an und für sich eben niemals wirklich ansehen würde, dass er von Rob Reiner in Szene gesetzt wurde. Seit Mitte der neunziger Jahre aber hat sich Reiner leider im ausgebrannten RomCom-Sumpf („An deiner Seite“, „Wo die Liebe hinfällt“) festgefahren und nichts mehr auf die Reihe bekommen, was die Zeiten aus irgendeinem Grund überdauern könnte. Mit „Das Beste kommt zum Schluss“ ist das im Prinzip gleich, nur ist Reiner mit der prominent besetzten Tragikomödie sympathischer Einheitsbrei gelungen.


Ein Hoch auf die Gefahr
Und hat es ein Film erst mal vollbracht, die Sympathien des Zuschauers zu schüren, dann ist doch ein Teil der Miete schon mal eingefahren, impliziert dies doch, dass man sich als Konsument der Geschichte anhängt und interessiert daran ist, wie es denn nun ausgehen wird. Dass „Das Beste kommt zum Schluss“ einem nicht in Gänze egal ist, liegt eindeutig an seinen beiden Hauptdarstellern: Jack Nicholson („Chinatown“), der einfach zu famos ist, um sich für jedes Projekt herzugeben und Morgan Freeman („Sieben“), der einfach zu freundlich ist, um irgendein Angebot auszuschlagen. Beide liefern sie in ihren Rollen keine Ausnahmeleistungen ab, dafür verlangt ihnen das Skript von Justin Zackham auch viel zu wenig ab, aber ein solider Jack Nicholson, der hier im Endeffekt nochmal seine „Besser geht’s nicht“-Nummer abzieht, ist ja bekanntlich schon wertvoller, als neunundneunzig Prozent seiner Kollegen. Da zieht auch das ruhige Gemüt eines Morgan Freeman schnell mal den Kürzeren und beschränkt zeitweise darauf, dem Großmeister die Bälle schnittig zuzuspielen und vielleicht einen verwertbaren Rückpass gekonnt anzunehmen.


Wow, schon 2007 gab es Selfies
Über „Das Beste kommt zum Schluss“ thront auffällig und beinahe schon schlagzeilenträchtig folgender Satz: „Alte Menschen sterben!“ Und ja, „Das Beste kommt zum Schluss“ dreht sich permanent um dieses diffizile Thema, sieht sich aber tunlichst vor, dieses einer, im zwischenmenschlichen wie gesellschaftlichen Kontext, feinfühligen Handhabung zu unterziehen. Rob Reiner inszeniert weitestgehend lockeres Wohlfühlkino, in dem die beiden rüstigen Rentner an ihrer Krebsdiagnose nicht verzagen wollen, sondern all die Dinge noch auf dem letzten Drücker nachholen, die sie in ihrem bis dato Leben vermissen mussten. Der gutsituierte Edward Cole (Nicholson) lässt dafür die Kröte springen und der gebildete Mechaniker Carter Chambers (Freeman) willigt der wilden Fahrt nach kurzem Geplänkel ein. Es wäre auch gelogen, würde man postulieren, „Das Beste kommt zum Schluss“ besäße keinen Funken Kurzweil, denn der Film weiß über weite Strecken gut zu unterhalten und es macht einfach Spaß, den Opas bei ihren Aktivitäten zuzusehen.


Es ändert nur nichts daran, dass „Das Beste kommt zum Schluss“ einfach durchweg austauschbares Entertainment ist, dass erst auf die Tube tritt und dann seine unterschwellig eh immer präsente Dramatik an die Oberfläche zu kehren, um das grobe Spiel auf der Manipulations-Klaviatur doch noch anzustimmen – Und das zeigt keine Wirkung. Natürlich nicht, dafür wissen wir nicht nur viel zu wenig über diese Figuren, dafür wurden sie schlichtweg viel zu seicht in diesen gut 90 Minuten aufgebaut, um irgendwie mit ihnen mitfühlen zu dürfen, wie auch die To-Do-Liste nur als schriftliche Anbiederung an den American Dream dient. Ein nettes Vergnügen, dessen Rührseligkeit am Ende noch einmal Überhand nehmen darf, was ja absehbar war, bleibt „Das Beste kommt zum Schluss“ dennoch und hält sich als einer dieser Streifen, die man gemütlich am Sonntagnachmittag schaut, tapfer auf den Beinen (oder Krücken).


5 von 10 durchgedrehten Reifen


von souli

Review: WOLFEN - Natur funktioniert, wir nicht

Keine Kommentare:


Fakten:
Wolfen
USA, 1981. Regie: Michael Wadleigh. Buch: David Eyre, Michael Wadleigh, Whitley Strieber. Mit: Albert Finney, Diane Venora, Edward James Olmos, Gregory Hines, Tom Noonan, Dick O’Neill, Dehl Berti, Peter Michael Goetz u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Im New Yorker Battery Park werden die grausam verstümmelten Leiche den Immobilienmoguls van der Veer, seiner Frau und deren Chauffeurs gefunden. Die Ermittlungen von Detective Dewey Wilson zielen zunächst auf einen terroristischen Akt einer Untergrundgruppe ab, weswegen die in dem Bereich spezialisierte Psychologin Rebecca Neff hinzugezogen wird. Die Ergebnisse bleiben überschaubar und noch mehr Verwirrung kommt auf, als ein ähnlicher Mord an einem Obdachlosen eine erstaunliche Parallele zu ihrem Fall aufweist: Haare, die an den Opfern gefunden wurden. Keine menschlichen Haare…





Meinung:
„In seiner Arroganz weiß der Mensch nicht, was neben ihm existiert…“

1981 war ein goldenes Jahr für den Wolf im Film. John Landis feierte mit „American Werwolf“ einen weltweiten Hit, der sogar (absolut verdient) mit dem Oscar für das beste Make-Up ausgezeichnet wurde. Bis heute gilt dieser Film als eines der Alphatiere auf seinem Gebiet, auch da mag man kaum wiedersprechen. Wenn man ihm etwas ankreiden kann (bis auf das Ende, anderes Thema), dann am ehesten seine unfreiwillige Mitschuld daran, dass der eigentlich bessere Film „Wolfen“ etwas unterging und heute lange nicht so bekannt ist. Dabei lassen sich beiden Werke kaum vergleichen und haben ganz andere Ansätze, Schwerpunkte und genau genommen sogar eine völlig andere Thematik. Genau das macht den Unterschied und „Wolfen“ zum ungekrönten Punktsieger in einem Duell auf hohem Niveau.


"Schatz, ich schaff's nicht zum Essen..."
Lykanthropie steht selbstverständlich auch hier im Vordergrund, mit einem klassischen Werwolf-Film hat „Wolfen“ allerdings nur auf den ersten und auf den zweiten Blick nur rein oberflächlich zu tun. Oder eher gar nichts. Anfangs noch vorschnell als solcher einzuordnen, entwickelt sich zusehends ein etwas anderes, spezielles Rudel. Eine interessante Kombination aus Krimi, Horrorfilm, Paranoia-, Suspense- und Mysterythriller, die geschickt mit Erwartungshaltungen, sozialkritischen und durchaus moralisch geprägten Elementen spielt, ohne durch diesen „Belehrungsansatz“ auf den Wecker zu fallen. Sie werden sich schlicht zu Nutze gemacht, um eben nicht den zu erwartenden, typischen „Werwolf“-Film zu zeigen. Ein mythisches Schauermärchen auf urbanen Terrain, welches nicht nur durch seinen interessanten Grundgedanken, sondern mindestens im gleichen Maße durch seine beeindruckend dichte Atmosphäre und die grandiose Inszenierung punkten kann. Die South Bronx als Wälder aus Beton und Stahl, Ruinen der modernen Zivilisation als Sinnbild für die Zerstörung des ursprünglichen Gleichgewichts, werden zu den Jagdgründen derer, die sich nicht ausrotten und in Reservate pferchen ließen, die nicht durch den High-Tech-Overkill der modernen Welt aufzuspüren und zu überführen sind. Sie waren lange vor uns da und werden es vielleicht immer sein. Michael Wadleigh taucht die territoriale Verteidigung in düstere Bilder und lässt durch die Augen der Jäger blicken, braucht keine spektakulären Effekte, sondern lässt den Effekt seiner Inszenierung wirken. Es bedarf keiner aufgesetzten Schocks und zahlreicher Tötungen, wenn man so virtuos die Geschichte erzählen und entsprechend umsetzten kann.


All das findet seinen Höhepunkt in dem grandiosen Finale, visuell ein Genuss, mit gespenstischer Aura und treffsicherer Wirkung. Der gute Cast mit Albert Finney, Diane Venora, Edward James Olmos und Gregory Hines tut sein Übriges dazu. Besonders bemerkenswert: Wo andere Filme sich schon locker mit ihren weltverbesserischen Gedanken und fuchtelnden Zeigefingern selbst ins Knie gef… haben, nervt „Wolfen“ nicht eine Sekunde und verwebt diesen Aspekt wie selbstverständlich als immens wichtigen Baustein seiner Geschichte. Nicht diese klebrige, schnell hinten dran gekleisterte „Was-lernen-wir-daraus?“-Sülze, nur dadurch ist das ein sehr eigenständiger, einnehmender und auch mutiger Film. Kein ganz simples Horrorfutter, noch lange kein Arthouse, nur ein wunderbar anderer Vertreter seines Subgenres, der nicht mal richtig dazu gehört. Der Wolf im Werwolfspelz. Super.

8 von 10 bösen (?) Wölfen

Review: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Der letzte Wallace in Knallgelb

Keine Kommentare:


Fakten:
Das Rätsel des silbernen Halbmonds (Sette orchidee macchiate di rosso)
IT, BRD, 1972. Regie: Umberto Lenzi. Buch: Roberto Gianviti, Umberto Lenzi, Edgar Wallace (Vorlage). Mit: Antonio Sabato, Uschi Glas, Pier Paolo Capponi, Rossella Falk, Marisa Mell, Marina Malfatti, Renato Romano, Claudio Gora, Aldo Barberito u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Ein unbekannter Mörder hat schon einige Seelen auf dem Gewissen und hinterlässt als Erkennungsmerkmal einen silbernen Halbmond in den Händen der Opfer. Giulia überlebt die Attacke des Killers, wird offiziell jedoch für tot erklärt. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Mario will sie dem Täter auf die Spur kommen. Der silberne Halbmond bringt sie auf die scheinbar richtige Spur: Ein Hotel, in dem alle Opfer mal zu Gast waren.





Meinung:
Der 38. und letzte Edgar-Wallace-Film tanzt, wie schon einige wenige Kollegen zuvor, aus der Reihe und wird von Umberto Lenzi als waschechter Giallo vorgetragen. Mit allem Drum und Dran. Zwar wie die Herzstücke der Reihe auf Groschenromanniveau, nur eben nicht auf der typischen Edgar-Wallace-Schiene mit Arent, Fuchsberger und Kinski, als trottelig-unterhaltsamer Gimmick-Krimi inszeniert. Ohne das gewohnte, durchlöcherte Markenlogo inklusive Ansage und der Beteiligung der gläsernen Uschi kaum als Teil der Serie zu erkennen. Ist er auch nicht wirklich, alles beruht nur sehr lose auf Edgar Wallace und ist eher eine Mogelpackung. Macht ja eigentlich auch nichts, denn Lenzi variiert die nur grob zu Grunde liegende Vorlage handwerklich recht geschickt als nicht jugendfreien Genrebeitrag und beweist Qualitäten, die es bei ihm nicht immer zu sehen gab.


Englische Text, deutscher Akzent, da versteht der Italiener nichts.
Sehr fachkundig und eindeutig ambitioniert in den wirkungsvollen Sequenzen trägt Lenzi die schwarzen Handschuhe auf, gibt sich alle Mühe und kann durchaus zeigen, zu was er im Stande ist. Dazu gehört NICHT das sinnvolle Vortragen einer Geschichte, was bei einem Giallo, einem Lenzi und einer Wallace-Verfilmung generell nicht als Standard vorausgesetzt werden sollte. Mit einer angebrachten, wenn auch nicht bemerkenswerten Portion von Gewalt, Sex und Sleaze ordnet er sich in die besseren Gefilden des Subgenres ein, weiß um die Schlüsselszenen, verlässt sich leider im Mittelteil zu sehr auf die (natürlich) mehr oder weniger dumme Handlung. Spannend und interessant in der Veranlagung, gewinnt die im Endeffekt keinen Blumentopf und zaubert eine abstruse Auflösung aus dem Hut, die nicht mal den Versuch von Logik wert ist. Dafür punktet die kurzweilige Veranstaltung durch seine präzise Umsetzung, eine schöne Kamera und den nicht meisterhaften, allerdings gezielten und effektiven Score von Großmeister Riz Ortolani. Wenn der eigentliche Krimiplot zu deutlich im Fokus steht, ist das recht belanglos. Boden gut machen dafür die stimmigen, stilechten Giallo-Sequenzen, auf die sich der Film unübersehbar stützt. Da gelingt es dem letzten Wallace-Verschnitt, sich überraschend gut zu präsentieren und immer noch Interesse für die Handlung zu generieren, warum auch immer.


Italo-Hengst Antonio Sabato und das noch natürlich, ungecremt-hübsche Schnuckel Uschi Glas können den Film trotz diverser Unzulänglichkeiten tragen, der echte Pluspunkt ist die wirklich gute Inszenierung. Egal, wie doof und eigentlich nebensächlich sich die Story am Ende präsentiert, der Weg bis dahin ist den Blick wert. Ohne die unnötigen Hänger im Mittelpart wäre das sogar ein richtig guter Genrevertreter, der offenbar die Stärken und Schwächen seines Terrains deutlich kennt und leider trotzdem  nicht alles auf eine Karte setzt. Sobald der Film auf die Geschichte offensichtlich scheißt und nur auf den Momente hinarbeitet, ist er voll im Soll. Sonst wird es eng. Es hätte nicht geschadet, noch mehr in die Vollen zu gehen, die Qualitäten deutlicher auszureizen, ruhig das Stammpublikum (Marke Wallace) komplett zu ignorieren. Wenn „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ überzeugt, dann auf einem recht gutem Niveau. Bremst sich selbst aus, kann dafür durchaus etwas und ist eher für Giallo-Freunde als für Wallace-Anhänger geeignet. 

6 von 10 leeren Särgen