Review: DIE RÜCKKEHR DES DR. PHIBES - Eine Oper aus Orgeln, Schrauben und Killertierchen



Fakten:
Die Rückkehr des Dr. Phibes (Dr. Phibes Rises Again)
GB, USA, 1972. Regie: Robert Fuest. Buch: Robert Fuest, Robert Bless. Mit: Vincent Price, Robert Quarry, Peter Jeffrey, John Cater, Valli Kemp, Fiona Lewis, Hugh Griffith, Beryl Reid, Terry Thomas, Peter Cushing u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach drei Jahren erhebt sich Dr. Phibes aus seinem selbsterschaffenen, künstlichen Grab. Diesmal geht es ihm nicht um Rache. Er will seine geliebte Frau wieder zum Leben erwecken. Dazu muss er nach Ägypten zum Grab der Pharaonen, wo der geheime Fluss des Lebens verborgen liegt. Jedoch wurde ihm die Karte zu diesem magischen Ort entwendet. Abenteurer Biederbeck hat sie nun in seinem Besitz und selbst entschlossen, den Fluss zu finden. Dr. Phibes heftet sich an seine Fersen, was wieder einige, markante Todesfälle heraufbeschwört. Inspector Trout von Scotland Yard, dem Phibes einest entwischt, muss sich erneut mit dem Fall befassen.





Meinung:
Der skurrile Serienkiller Dr. Phibes ist wieder da. Ein Jahr nach „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ inszeniert Regisseur Robert Fuest die Genreikone Vincent Price erneut als verrückten Wissenschaftler, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat. Wieder müssen einige Menschen auf teils groteske Art und Weise sterben, diesmal steht allerdings nicht Rache im Vordergrund und das Setting verlegt sich von London nach Ägypten.


Vitamine sind bei der Gesichtsfarbe mehr als angebracht.
Im Land der Pyramiden ist das Latexgesicht auf der Suche nach dem Fluss des Lebens, durch den er seine Ehefrau von den Toten auferstehen lassen will. Dafür benötigt er jedoch seine Karte, die nach seinem Untertauchen den Besitzer gewechselt hat. Phibes und seine getreue Dienerin mit dem klangvollen Namen Vulnavia verstehen da recht wenig Spaß und lassen sich wieder allerhand einfallen, um die ihnen im Wege stehenden Personen sehr individuell zu entsorgen. Wie schon der Vorgänger besticht auch „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ nicht gerade durch hohe Spannung oder gar Grusel, als Horrorfilm kann der Streifen wirklich nur sehr bedingt bezeichnet werden. Umso einzigartiger wie charmant sind dafür die eigenwilligen Sets und die kunterbunte, ziemlich abgefahrene Ausstattung. Eine Trash-Oper mit ganz eigener Note. Wie ein Jahrmarkt der Absurditäten oder ein altes Hammer-Studio Set, in dem eine 70er Jahre-Deko-Granate explodiert ist. Äußert extrovertiert und bewusst kitschig, wie schon der Vorgänger. Höhepunkte sind selbstverständlich die kuriosen Morde, bei denen Dr. Phibes auf noch mehr tierische Unterstützung als vorher bauen kann. Einige Tötungen fallen sogar recht brutal aus (alles noch im Rahmen), was wohl für die höhere FSK-Einstufung (Teil 1 war noch ab 12, dieser hier jetzt ab 16 freigegeben) sorgte. Besonders „schön“: Die Schraube.


Q-Tips aus Edelstahl, nach der Testphase gleich wieder vom Markt.
Neben Vincent Price als Dr. Phibes sind auch Peter Jeffrey und John Cater als enorm unterhaltsames Ermittlerduo von Scotland Yard wieder dabei, leider mit etwas weniger Spielraum als im Original. Wie ein altes Ehepaar führen die zum Teil herrliche Dialoge (-„Dieser Mann war in einer Flasche. Ungefähr zwei Meter hoch!“ – „Verkorkt?“). Schade, dass sie nicht mehr so entscheidend in den Plot eingebunden werden, die Show gehört hier noch deutlicher Vincent Price als zuvor. Der wirkt dann doch etwas steif, was natürlich auch an den Eigenheiten seiner Rolle liegt, trotzdem war der Mann auch schon mal besser drauf. Aber mal ganz ehrlich: Selbst ein etwas fader Vincent Price bleibt Vincent Price, da können wenige in Sachen Charisma mithalten. Außer natürlich der überlebensgroße Peter Cushing, welcher allerdings nur in einem kurzen Cameo als Kapitän vorbeischaut. Hat man von den damals schon klammen Hammer-Studios wohl noch als Zugabe für die alten Kulissen bekommen. Kauf die Reste von „She – Herrscherin der Wüste“ und oben drauf zwei Minuten Cushing gratis. Möglich, wer weiß. Trotz all dieser Vorzüge muss dabei klar gesagt werden, „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ dürfte definitiv nicht jedermanns Sache sein. Wie schon erwähnt, spannend ist das alles nicht gerade, die Story nicht besonders toll, alles ziemlich überdreht und reichlich schräg. Wer mit so einem Unfug nicht viel anfangen kann, wird über das mitunter eher alberne Treiben wahrscheinlich nur den Kopf schütteln. Man sollte den Film mit einem nostalgischen Auge betrachten, sich an seinem urigen Stil erfreuen, dann lassen sich damit durchaus amüsante 85 Minuten verbringen.


Wem „Saw“ zu heftig und grausam ist, die Fallen des Dr. Phibes kommen meist ohne viel Blutvergießen aus und sind mindestens genauso kreativ. Ein netter Film. Muss man – wie den Vorgänger – nicht gesehen haben, ist dennoch einen Blick wert. Für Fans von so was.

6 von 10 mechanischen Schlangen

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