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HACKSAW RIDGE - Mel Gibsons „pazifistische“ Horrorshow

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Fakten:
Hacksaw Ridge
USA. 2016. Regie: Mel Gibson. Buch: Andrew Knight, Robert Schenkkan. Mit: Andrew Garfield, Richard Pyros, Jacob Warner, Milo Gibson, Darcy Bryce, Roman Guerriero, James Lugton, Kasia Stelmach, Hugo Weaving, Rachel Griffiths, Jarin Towney, Tim McGarry, Tyler Coppin, Teresa Palmer, Richard Pratt, Nathaniel Buzolic uvm. Läng: 133 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 26. Januar 2016 im Kino.


Story:
Hacksaw Ridge spielt zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Die Vereinigten Staaten kämpfen nicht nur an der europäischen Front, sondern auch im Pazifik rund um Japan. Unter den jungen eingezogenen Männern, die auf den nördlichen Teil der japanischen Insel geschickt werden, ist auch Desmond T. Doss (Andrew Garfield). Er macht sich während der Kämpfe als Sanitäter im 77. Regiment der 307. Infanterie als einer von vielen Soldaten verdient. Doch eines macht Doss zu etwas Besonderem: Er trägt keine Waffe bei sich. Auch wenn sein eigenes Leben bedroht ist, weigert er sich, das Leben eines anderen Menschen zu nehmen.




Meinung:
Nun ja, ist ja nichts Neues, dass die Filmfestspiele in Venedig auf blutgeile Propaganda stehen. Als es in jüngsten Kritikerzirkeln oder eben auch auf Seiten wie Rottentomatoes hieß, dass Mel Gibson mit seiner aktuellen Regiearbeit „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ ein Jahrzehnt nach „Apocalypto“ eine mordsmäßige Rehabilitierung einheimsen würde, war zumindest das Mordsmäßige daran nicht gelogen. Seit jeher geblieben sind bei ihm nämlich vor allem der unverbesserliche Hang zum Pathos und zur katholischen Allegorie im Blutvergießen, gebettet in ein Weltbild vom Dasein im Schlachten, stets energisch zwischen Gut und Böse aufgeteilt, bei denen die vagen Grauzonen nur noch für extrem verzweifelte Apologeten Gewicht haben können, während mindestens eine Gesellschaftsgruppe wieder verprellt wird. Interessant ist dabei, dass Gibsons neuer Film in einer Zeit spielt, die Extreme für selbstverständlicher hielt, eben im zweiten Weltkrieg vom guten Amerika aus die Werte der freien Welt gegen das Grauen der Achsenmächte verteidigte, in der Natur des Krieges daher auch für Widersprüche bereit war, die dem Töten im demokratischen Auftrag einen Freifahrtschein ausgaben. Genau diesem Widerspruch versucht der Film anhand von Desmond Doss (Andrew Garfield) einen potenziellen Diskurs zu bescheren, im Endeffekt formiert sich die Gestaltung zum Narrativ selbst jedoch zum vollkommenen Widerspruch. Er schwärmt vom Pazifismus und dem Gebot „Du sollst nicht töten“, scheint diese ethischen Grundpfeiler aber nur als Vorwand aufzuspannen, ehe er seine wahre Dynamik im aufgegeilten Gemetzel der Militärmaschinerie ausspielt. Das Prozedere dorthin zeigt zumindest insofern noch einen anpassungsfähigen Mel, da seine Einleitung schon so formelhaft und austauschbar wie das Gros ähnlicher Filme ausfällt, von Look und Sound her ebenso mühelos als kontemporärer Standard vom Schlage „Unbroken“ gewertet werden kann. Selbst die unsäglich offensichtlichen Greenscreen-Kulissen dieser Tage sind vertreten, wenn Drehort Australien als Vereinigte Staaten oder später auch Japan herhalten soll.


Die technische Routine darin ist allenfalls noch solide genug wegzugucken, schließlich war ein Gibson nie so virtuos wie es sein Fokus auf Schlachtengemälde manchmal erscheinen lässt. Deshalb ist der Biopic-Baukasten vom Einzelnen für die große Sache schnell gebastelt, um gleichsam fix wie möglich zum Blut zu gelangen – und dafür muss nicht mal Krieg herrschen. Die unmissverständliche Ader des Filmemachers Gibson spritzt sich zeitgleich dazu aus, direkt auf den Grabstein des Heldenfriedhofs, wo Blut und Boden zum Veteranenschmerz gemoddet wird. Symbolik wird ohnehin ein großes wie aufgeblähtes Stichwort in der Sprache des Films, mit der Gibson Patrioten und Christen zugleich erreichen will, demnach sind die einschneidenden Lebensmomente von Desmond Doss auch vom Charakteraufbau mehr Momente als Leben, ein durch und durch versimpeltes Melodram, das die Abneigung vor der Gewalt im vom ersten Weltkrieg frustriert-traumatisierten Vater Tom (Hugo Weaving) begründet, währenddessen aber auch wortwörtlich auf die ausgestellten Gebote blickt. Das Drehbuch von Robert Schenkkan und Andrew Knight (Autor des ähnlichen „Das Versprechen eines Lebens“) bietet von den Dialogen her zumindest die Fähigkeit, auf den Punkt zu kommen und im Rahmen der Umstände auch ambitioniertes Schauspiel zu ermöglichen, doch authentisch ist es nur insofern, wenn die Einfachheit des damaligen Zeitgeists mit einberechnet, innerhalb des Schlachtfelds erst recht fortgeführt wird. Vorher aber probiert der Film noch wie gehabt fürs amerikanische Herzblut die Romantik zur Krankenschwester Dorothy (Teresa Palmer), die Desmond ausgerechnet dann trifft, nachdem er einem Verunglückten beim Ausbluten seiner Arterie nicht mehr zusehen konnte, den Flirt mit ihr sodann mit Blutspenden kombiniert und jenes Gespendete keck zurückverlangt, weil die gute Miss Schutte sein Herz ja so verrückt spielen lässt. Ist er nicht ein drolliger Naivling auf den Spuren von Forrest Gump? Oder eher: Romantisiert Gibson einen Fetisch zum Aderlass?


Letzteres ist eine der spannenderen Fragen im Zuge einer prekären Verantwortung, die der zweite Weltkrieg bei Eintritt in die Handlung zur Debatte stellt, im Call to Arms schon die Doss-Familie zu zersprengen droht, wenn der Vater seine Söhne wegsterben zu sehen glaubt. Die Ängste sind rechtens, die historische Relevanz des Kämpfens aber unbestritten, so kriegt Gibson den Zuschauer ohne Weiteres auf seine Seite, was natürlich dann streitbar wird, wenn der Kontext zur Gegenwart im Grunde daraus interpretieren lässt: Wer eine PTBS aus Irak hinüber getragen hat, muss dennoch einsehen, dass der IS mit allen Mitteln und Opfern besiegt gehört. Gibsons Film bereitet uns (auch gemessen am positiven Echo) vermutlich mehr auf die Zukunft der USA vor, als manch objektiver Kritiker es wahrhaben will, wenn dieser auf die Distanz im historischen Schauplatz hinweist. Gibson selbst baut jedoch noch weitere, mehr oder weniger effektive Schutzmechanismen ein, wenn sein Held humanitär agieren will und dafür hart gegen die Riten des geläufigen Soldatenlebens anzukämpfen hat. Jenes Segment darf sich als „Full Metal Jacket“-Faktor des Films behaupten, endlich auch für längere Zeit die Musik von Rupert Gregson-Williams abschalten, wenn mal nicht nach Art des Veit-Harlan-Rührstücks „Immensee“ die Sehnsucht zur Versprochenen aus der geschenkten Mini-Bibel heraus gekramt wird. Ziemlich direkt wird daher die Brutalität im zwischenmenschlichen Umgang präsentiert, wenn Drill Sergeant Howell (Vince Vaughn!) schon bei der Auswahl der Spitznamen seiner Rekruten (u.a.: Ghoul, Private Idiot, Chief) Hass, Machtspiele und Rassismus ausruft, zudem gegen die religiösen Belange Desmonds konspiriert, keine Waffe anfassen zu wollen. Dessen permanente Stärke zum Erhalt der Werte - im Angesicht zur Bürokratie sowie drangsalierenden Mitstreitern, welche ungefragt den Regeln des Krieges ergeben sind - bietet einen Kontrast, der eine ideelle Plattform für Grauzonen der human condition lanciert hätte, in Mindestmaßen auch erfüllt zu werden scheint. Stattdessen aber kommen externe Faktoren wie Soldatenehre und Glaube ins Spiel, um von der Deus Ex Machina et Deus direkt ins Blutbad zu springen.


Dort scheint Gibson dann mit David Ayer um die reißerischsten Körperzerfetzungen (u.a. am absichtsvoll genannten Gefreiten Hollywood) zu konkurrieren, wenn die Kamera vollends den Schock lebt, sogar repetitiv durchlebt. Er malt den Krieg darin schließlich so schwarz-weiß („We're not in kansas anymore“, heißt es ironischerweise), wie es vorhersehbarer und räudiger nicht sein könnte, besetzt mit einer Gegnerfront an Japanern, die im Kamikaze wie aus einem modernen Horrorfilm scheinen - einmal sind sie sogar regelrechtes Jumpscare-Futter. Wie bei „Passion Christis“ singulären „Not all jews were bad“-Momenten versucht Gibson den xenophoben Eindruck noch durch genau zwei Momente zu kippen, wenn Desmond neben seinen verletzten Kameraden auch Japanern medizinische Unterstützung zukommen lässt, doch das Gleichgewicht zu blutrünstigen Eindrücken des gegnerischen Menschenschlages ist alles andere als Zen. Klar, es ist Krieg, keine Zeit für politische Korrektheit, ist angekommen. Das Auskosten des blutigen Treibens jedoch - in Zeitlupe gebettet, permanent am Schreien, Verbrennen und Durchsieben - wirkt in einem Film über die Entsagung direkter Gewalt mehr als befremdlich und heuchlerisch. Besser wird es dann auch nicht, wenn Gibson noch um die Empathie zum Heldentum von Doss bettelt und nach Superhelden-Manier inszeniert, darin aber nur die Spitze des Eisbergs seiner größtenteils von Subtilität befreiten Signale als Regisseur aufzeigt. Das wahre Ungetüm zeigt sich nämlich im Schlussakkord, welcher in seiner Bestialität und Plattitüde für lange Zeit ungeschlagen bleiben wird, im Alleingang alles niederballert und die Japaner im Angesicht der Heiligkeit Harakiri begehen lässt – schließlich ist der Glauben kompromissbereit, wenn den guten Jungs geholfen wird, die auch nur aus Pflichtbewusstsein am Krieg teilnehmen. So kann man sich das wohl zurechtlegen und ganz von der Wahrheit weg lässt sich das Ganze ebenso nicht positionieren. Aber das ist dann doch zu wenig im Vergleich zur Kontroverse dieses Films, um dessen War-Gore als pazifistisches Heldendenkmal vermitteln zu können. Streitbarkeit an sich ist gewiss kein Widerspruch zu Qualität, zudem ist Gibsons Film beileibe auch kein Paradebeispiel für lückenlosen Jingoismus, doch eine sichere Bank ergibt sich daraus noch lange nicht. Außer offenbar in Venedig und im Herzen Amerikas.

3,5 von 10 Blutflecken

vom Witte

Review: BLOODSPORT - Biopic auf Cannon-Art

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Fakten:
Bloodsport
USA, 1988. Regie: Newt Arnold. Buch: Sheldon Lettich, Christopher Cosby, Mel Friedman. Mit: Jean-Claude Van Damme, Donald Gibb, Leah Ayres, Norman Burton, Forest Whitaker, Bolo Yeung, Roy Chiao u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
US-Soldat Frank Dux büxt aus, um in Hong Kong an dem geheimen Kumite-Vollkontakt-Turnier teilzunehmen. Sein härtester Gegner steht schnell fest: Die rücksichtslose Kampfmaschine Chong Li, der auch vor Totschlag nicht zurückschreckt.

                                                                               
Meinung:
Zum ersten Mal machte Jean-Claude Van Damme zwar mit der Nebenrolle als eiskalter Endgegner in Karate Tiger das US-Publikum auf sich aufmerksam, der große Durchbruch gelang ihm jedoch mit der CANNON-Produktion Bloodsport. Für das Studio wurde die sehr grob zusammengestanzte Umsetzung der (auch nur angeblich) wahren Geschichte der Martial-Arts-Legende Frank W. Dux einer seiner größten Erfolge und die Muscles from Brussels durften selbige erstmals so richtig heldenhaft zur Geltung bringen. In den VHS-80ern ein Hit, was heute oft nicht viel bedeuten mag. Gerade für einen Film, der unbestreitbar und ausschließlich als Kind seiner Zeit funktionierte, einen Trend bediente (was CANNON damals einfach drauf hatte) und selbst damals auch nur die primitivsten Bedürfnisse sehr bewusst triggerte.


Manchmal ist er selbst noch von seiner Power verblüfft...
JCVD, im Gesicht noch wie aus dem Ei geschlüpft und mit einem Körper zum Gemüseraspeln, gibt den desertierten Soldaten Frank Dux, der mächtigen Ärger mit seinem wenig Spaß verstehenden Arbeitgeber in Kauf nimmt, um an dem angeblich sehr geheimen und trotzdem von jedem registrierten Kumite-Turnier teilzunehmen. In der dunklen Grauzonen-Gasse zwischen China und dem noch britischen Hong Kong, einer Art rechtsfreien Spielwiese für Testosteron-Junkies, die sich gerne für nicht mehr als den Ruhm (wie gesagt, eigentlich darf da keiner drüber sprechen) zu Klump dreschen. Klaro, unser Held hat viel edlere Motive, will er doch seinem im Sterben liegenden Trainer und beinah-Ziehvater beweisen, dass das blinde Teeservieren und sich schmerzhaft von Tauen dehnen lassen nicht umsonst war. Für die Ehre, für den Sensei, für dessen toten Sohn (oder so), Militärgericht am Arsch. Naja, für seinen Sport muss man Opfer bringen, ist manchmal nicht so einfach.


...aber öfter die Anderen.
Das Bloodsport gar keine richtige Geschichte besitzt dürfte anhand der Voraussetzungen wenig überraschend und ehrlich betrachtet auch nicht unbedingt erwünscht sein, dass er in der ersten halben Stunden dennoch so tut kommt für ihn unvorteilhaft daher. Da gibt es keine (sehenswerte) Action, nur einen mit dem „Schauspiel-Part“ sichtlich überforderten Van Damme, der zu allem Überfluss in den Rückblenden durch den wohl dödeligsten Teenie-Stöpsel verkörpert wird, der beim Clearasil-Casting den vorletzten Platz belegt hat. Hat man das überlebt, gibt es jetzt endlich ordentlich aufs Maul, in allen möglichen Kampfkünsten, wenn man das Dargestellte teilweise denn so nennen mag. Straff choreographierte, knackige Fights wechseln sich ab mit dem latent rassistisch angehauchten Auftritt eines an Kokosnüssen trainierten Capoeira-Äffchens, das wie von der wilden Bimbo-Tarantel gestochen durch den Ring hopst und natürlich dem Best-Buddy von JCVD, einem schielenden Harley-Davidson-Grizzley namens Ray. Der bewegt sich so behände wie ein Kühlschrank, schlägt dafür eine Dampfhammer-Pranke wie Bud Spencer, nur in blutig. Außer gegen Chong Li, das skrupellose Kraftpaket aus Fernost, der selbstverständlich der einzige, echte Gegner für Dux sein darf.


Um notdürftig den Rest aus der Film-Checkliste zu bewerkstelligen und nicht nur die Agilität des Hauptdarstellers herhalten muss (was als einziges das Ansehen rechtfertigt), gibt es eine äußerst deplatzierte Fast-Slapstick-Verfolgungsjagd (freiwilliger Humor: Abgehakt) und die nicht zu vermeidende Love-Story mit einer investigativen Journalistin, die anfangs noch Moralpredigten über das Blutvergießen hält, aber am Ende sich bis kurz vorm Eissprung jubelt. Wie auch die Feldjäger der Army, warum auch nicht? Alles unterlegt mit heroisch-pathetischer Pop-Musik, während Van Damme über den Dächern von Hong Kong die Gräten breit macht. Diese Formel hat damals einwandfrei funktioniert, heute sieht das extrem dünn aus. Hohler geht kaum, aber selbst jetzt hat Bloodsport auch dank dieses naiven Charmes und diesem schlichten Selbstverständnisses noch einen – deutlich geminderten – Quasi-Unterhaltungswert, allerdings mehr beiläufig. Es fehlt – neben den offensichtlichen und nicht anzudichtenden Qualitäten – an diesem Kick Extra-Trash, der z.b. einen Best of the Best (Karate Tiger IV) heute noch so amüsant macht. Obwohl – oder eventuell auch – der über die deutlich schwächeren Kampfszenen verfügt. Aber da muss auch Chris Penn den Fettschenkel schwingen und nicht ein Van Damme auf seinem körperlichen Höhepunkt. Dafür kann er Eins-A-Grimassen schneiden.

4,5 von 10 Weltrekorden im Umkloppen

Review: 13 HOURS: THE SECRET SOLDIERS OF BENGHAZI – Michael Bays “Black Hawk Down”

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Fakten:
13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
USA. 2016.
Regie: Michael Bay. Buch: Chuck Hogan. Mit: John Krasinski, James Badge Dale, Pablo Schreiber, Max Martini, David Denam, Toby Stephens, David Costabile, Matt Letscher u.a.  Länge: 140 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 3. März 2016 im Kino.


Story:
Es ist die Nacht des 11. Septembers 2012 - genau 11 Jahre nach den verheerenden Anschlägen auf das World Trade Center - als das US-General-Konsulat in Bengasi, Libyen, überraschend mit schwerem Geschütz angegriffen wird. Als ein eindeutiger militärischer Rettungsbefehl aus Washington ausbleibt, entscheidet sich ein Team privater Sicherheitskräfte für den Alleingang. Sie, die in einem geheimen CIA Stützpunkt in der Nähe stationiert sind, wollen die Botschaft den Angreifern nicht kampflos überlassen. Dabei riskieren die ehemaligen Soldaten Jack, Rone, Tanto, Boon, Oz und Glen nicht nur ihr Leben, sondern setzen sich auch über einen Befehl hinweg. Denn um die Existenz des geheimen CIA Stützpunkts zu sichern, wird ihnen ein Eingreifen strengstens von oberster Stelle untersagt. Ein 13-stündiger, selbstloser Einsatz gegen Befehl und Gehorsam und für das Leben ihrer Landsleute beginnt...




Meinung:
Er ist wie Kümmel oder Karneval dieser Michael Bay. Entweder man fiebert seinen neuen Filmen begierig entgegen oder der Tag ist schon durch die Nennung seines Namens gelaufen.  Fakt ist aber, dass er zu den erfolgreichsten Regisseuren aller Zeiten zählt. Alleine seine „Transformers“-Filme spülen alle drei bis vier Jahre enorme Summen in die Kassen der Studios, kein Wunder also, dass Bay neben diesen Franchise-Produktionen eine gewisse Narrenfreiheit genießt. Erstmalig genutzt hat er diese mit „Pain & Gain“, einer schwarzhumorigen wie überspitzten Satire auf das Männlichkeitsbild welches Bay ansonsten in seinen Filmen anwendet. Genau dieses, mit Pathos und Courage übersättigte Modell eines (männlichen) Helden kommt auch in seinem neuesten Film „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ zum Einsatz. Diesmal wird es aber nicht mit bösem Witz der Lächerlichkeit ausgesetzt, sondern mit stolz geschwellter Brust zelebriert. Ist Bays neuster Film also wieder ein patriotisches Pathosfest, basierend auf einer wahren Begebenheit, welches einem die Schamesröte ins Gesicht treibt, so wie einst bei „Pearl Harbor“? Nein, ist es nicht.


Im Einsatz auf feindlichem Gebiet
Um eines ganz klar zu machen, der Patriotismus ist allgegenwärtig und auch die typische Helden-Philosophie „Einer muss es ja machen“ wird gnadenlos benutzt und dennoch gelingt es Bay und seinem Autor Chuck Hogan so etwas wie eine differenzierte Sicht zu entwerfen. Denn abweichend zu anderen Bay-Werken äußern sich die Soldaten hier auch mal kritisch zu ihrem Einsatz, stellen die Bürokratie des Krieges in Frage und haben keinerlei Scheu ihre Bedenken kund zu tun. Damit gibt Bay nicht nur seinen Figuren ein (recht zweckmäßiges) Profil, sondern auch den politischen Umständen. Amerika wird hier nicht einzig und alleine als heroische Nation der Befreier und Verbesserer gezeigt, sondern auch als kalt taktierende Weltmacht, unter deren Entscheidungen auch die eigenen Männer und Frauen zu leiden haben. Gewiss, man kann das alles auch als Trickserei ansehen, um„13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ relevanter und vor allem cleverer erscheinen zu lassen, als er tatsächlich ist, aber dennoch verfehlen diese Ausbrüche aus der Patrioten-Routine nicht ihre Aussage. Aber keine Sorge, Bay versteht es immer noch die US-Flagge ins rechte Licht zu rücken, egal ob sie in Stücke geschossen wird oder schmutzig und rußbedeckt in einer Pfütze liegt.


Einer von vielen mit schniekem Vollbart
Noch besser als zerstörte Flaggen kann Bay aber Action inszenieren. Normalerweise ist er ja bekannt für ausufernde Materialschlachten, gigantomanische Explosionen und tosenden Krawall, bei dem man als Zuschauer bereits nach ein paar Sekunden den Überblick über das Geschehen verliert. Letzteres, so scheint es zu Beginn von „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“, trifft auch hier zu, denn die erste größere Actionszene, eine Verfolgungsjagd per Auto, erweist sich als Paradeexemplar dafür, wie Stakkato-Schnitte dynamische Situationen ordentlich verhunzen. Kein wirklich guter Start, doch wenn das Konsulat letztlich attackiert wird, die anwesenden Soldaten und Ranger auf ihre Verteidigungspositionen gehen und die Lage sich immer weiter zuspitzt, gelingen Bay fulminante-feurige Gefechtsszenen, die dank technischer Perfektion und einer energiegeladenen wie schematischen Kamera- und Schnittarbeit wirklich herausragende  Action bietet. Natürlich ist das keine Action im Maße der „Transformers“. Bei „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ steckt wirkliche Kinetik hinter den Einschlägen der Granatsplitter und Sturmgewehrprojektilen. Es geht rauer, erdiger und vor allem wesentlich fatalistischer zu.


Es wird mehr als nur brenzlig
Als reinrassiger Actionfilm weiß „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ also durchaus zu gefallen und auch dass der Patriotismus nicht ohne Hinterfragungen betrieben wird, bringt Michael Bays zwölftem Spielfilm einige Pluspunkte. Mag sein, dass der Film fast schon zu sicher mit dem üblichen Klischees des modernen Kriegsfilm hantiert, aber das Übelkeit verursachende Gefühl, dass Bay hier ohne Wenn und Aber ein überlanges Commercial für die US-Streitkräfte abliefert, stellt sich nicht wirklich ein. Gewiss hätte „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ noch gerne etwas kritischer und ausgefeilter sein können, aber wenn man bedenkt, dass Michael Bay hier einen Kriegs-Actioner inszeniert hat, bei dem man durchaus das Gehirn auch einmal anlassen kann (oder zumindest im Stromsparmodus) ohne das man auf krachende Situationen im Überfluss verzichten muss, erweckt durchaus positive Gefühle.


Quasi als Entschuldigung für seine satirische Dekonstruktion des männlich-heroischen Ideals in „Pain & Gain“ inszeniert Michael Bay mit „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ einen, auf den ersten Blick, einfachen wie tobenden Kriegs-Actionfilm, der auf wahren Begebenheiten beruht und wohl versuchen will Ridley Scotts „Black Hawn Down“ zu beerben. Ob er diesen von seinem morschen Thron stürzen kann bleibt abzuwarten, verdient hätte er es allerdings! Michael Bay ist ein intensiver Ritt mitten hinein in einen schwelenden Konflikt gelungen. Das hätte alles noch viel differenzierter und vor allem ambivalenter ausfallen können und vermutlich sogar müssen, aber dennoch erweist sich „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ als seriöser Beitrag zur Kriegsthematik, der die wahren Vorfälle vom 11. September 2012 in Libyen nicht nur für die eigenen Zwecke instrumentalisiert, sondern durchaus auch eine kritische Stellung vertritt. Dass dieser im donnernden Kugelhagel oftmals zur reinen Staffage verkommt ist durchaus ärgerlich, ändert aber nichts daran, dass hier mehr getan wird als die Sinnlosigkeit des Krieges zu romantisieren.



6 von 10 Vollbärte

Review: SPOTLIGHT – Dem großen Skandal auf der Spur

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Fakten:
Spotlight
US, 2015. Regie: Tom McCarthy. Buch: Tom McCarthy, Josh Singer. Mit: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John Slattery, Stanley Tucci, Brian d´Arcy James u.a. Länge: 128 Minuten. FSK: Noch nicht bekannt. Ab dem 28. März 2016 im Kino.

Story:
Das Spotlight-Team, eine kleine Gruppe besonders hartnäckiger, investigativer Journalisten, der Zeitung "The Boston Globe" hat eine neue Aufgabe. Aufgrund der Anweisung ihres neuen Chefredakteurs wirft das Team einen genaueren Blick auf einen Fall, in dem ein katholischer Priester mehrere Kinder sexuell missbraucht hat. Die Journalisten ahnen schon früh, dass dieses Verbrechen weitaus größere Ausmaße annehmen wird, doch schon bald sind die folgenden Enthüllungen derartig schockierend, dass sich ein landesweiter Skandal anbahnt.





Meinung:
Im Jahr 2002 sorgte eine amerikanische Zeitung für massives Aufsehen. "The Boston Globe" veröffentlichte einen Artikel, in dem der Kardinal von Los Angeles beschuldigt wurde, unzählige Missbräuche vertuscht zu haben, die von Priestern der katholischen Kirche begangen wurden. Im gesamten Land herrschte Aufruhr, zahlreiche Opfer meldeten sich daraufhin zu Wort, damit ihre Geschichten Gehör finden und die Täter endlich zur Rechenschaft gezogen werden. Dieser US-Kirchenskandal hatte weitreichende Folgen und Einzelfälle von Missbräuchen durch die katholische Kirche konnten schließlich über die ganze Welt verteilt zurückverfolgt werden.


Ob er sich gerade an alte "Batman"-Zeiten erinnert?
"Spotlight" von Regisseur Tom McCarthy beruht auf dieser wahren Begebenheit und ist gänzlich denjenigen gewidmet, die daran beteiligt waren, diesen Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen und weitläufig zu verbreiten. Der Film ist ein Ensemble-Drama, wie man es sich kaum hochkarätiger besetzt vorstellen könnte. Stars wie Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber oder Stanley Tucci sorgen hier durch ihre unglaublich konzentrierten, vielschichtigen Performances dafür, dass dem investigativen Qualitätsjournalismus, welchem vor allem in unseren heutigen Zeiten ein immer zwiespältigerer Ruf anhaftet, ein Gesicht verliehen wird. Neben der eigentlichen Enthüllungsgeschichte, die immer schockierendere Ausmaße nach sich zieht, sind es vor allem die Menschen, um die es McCarthy in seinem Werk geht. Ob dies nun Journalisten, Opfer, Täter, Mitschuldige oder Staatsangehörige sind, die in den jeweiligen Szenen aufeinandertreffen, spielt gar keine große Rolle, denn das feinfühlige Drehbuch von Josh Singer und McCarthy ist gut darin, Klischees zu umschiffen und moralische Grenzen ambivalent zu streuen.

Entspannte Mitarbeiterkonferenzen sehen anders aus
Die überaus geradlinig verlaufende Handlung konzentriert sich dabei fast ausschließlich auf die investigative Arbeit des Spotlight-Teams und der Zuschauer wird daher viel mit Recherche, Interviews, Verknüpfung von Fakten und Schlussfolgerungen konfrontiert. Der Blick für die zwischenmenschlichen Aspekte gehen dem Regisseur dabei allerdings nie komplett verloren. Auch wenn einige Passagen vermutlich etwas trocken erscheinen, falls man nicht wirklich vollends an dieser Thematik interessiert ist, sind es die kleinen Errungenschaften sowie Etappensiege des Teams oder schockierende Schilderungen der Opfer, die haften bleiben. Im Grunde genommen ist "Spotlight" nur ein Film, in dem man Journalisten zwei Stunden lang bei ihrer Arbeit zusieht. Viel mehr hat der Streifen inhaltlich nicht zu bieten, doch genau in eben dieser konsequenten Erzählweise lässt sich ebenfalls ein positiver Faktor ausmachen. Der Film ist dadurch in erster Linie ein Denkmal für dieses Berufsfeld, das ohnehin seit Jahren merklich in der Krise steckt und es sind Werke wie dieses, das leidenschaftliche, sich aufopfernde Menschen zeigt, die für ihren Beruf alles (auf)geben, welche die Fackel für investigativen Qualitätsjournalismus neu entfachen und ihren dringenden Wert in unserer Gesellschaft ganz dick unterstreichen.

John McCarthy ist mit "Spotlight" ein Drama gelungen, das nicht durchgehend einfach konsumierbar ist und aufgrund der stringenten Erzählweise dramaturgisches Potential der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte nicht immer voll ausschöpft. Ein fantastisches Ensemble, welches den Figuren emotional fühlbaren Feinschliff verleiht, ein vielschichtig-ambivalenter Tonfall und die konsequente Würdigung der Menschen hinter der Arbeit führt am Ende trotzdem zu einem wirklich gelungenen Film, der zeigt, was diejenigen für unsere Gesellschaft bewirken können, die für ihre Berufung förmlich brennen.

7,5 von 10 vertuschte Straftaten


von Pat

Review: TRUMBO – Wenn die Kunst ihrer Freiheit beraubt wird

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Fakten:
Trumbo
US, 2015. Regie: Jay Roach. Buch: John McNamara. Mit: Bryan Cranston, Helen Mirren, Elle Fanning, John Goodman, Michael Stuhlbarg, Peter Mackenzie, Diane Lane, Louis C.K. u.a. Länge: 124 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. Ab 10. März 2016 im Kino.


Story:
Im Amerika der 40er Jahre ist Dalton Trumbo ein erfolgreicher, intelligenter Drehbuchautor. Aufgrund der damaligen politischen Umstände sieht er sich allerdings mit drastischen Konsequenzen bedroht, denn Trumbo ist Mitglied der Kommunistischen Partei und wird somit auf die schwarze Liste Hollywoods gesetzt.







Meinung:
Im Amerika der 40er Jahre fand ein politischer sowie gesellschaftlicher Umschwung statt. Prominente Mitglieder der Kommunistischen Partei wurden vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HCUA) geladen und sahen Bestrafungen entgegen, sollten sie ihre Aussage verweigern. Eine dieser bekannten Persönlichkeiten war Dalton Trumbo, ein erfolreicher Hollywood-Autor, der auf der sogenannten "Black List" von Hollywood landete. Für Menschen, ob Schauspieler, Regisseure, Autoren oder Musiker, deren Namen auf dieser Liste standen, war es nahezu unmöglich, noch Arbeit zu finden. Fortan musste Trumbo unter Pseudonymen Drehbücher schreiben, um weiterhin Anstellung zu finden. Dabei gab er nie auf, sich weiterhin dafür einzusetzen, dass sein richtiger Name womöglich irgendwann wieder in den Credits gelistet werden würde.


Statt Chrystal Meth bleibt es diesmal nur bei der Zigarette
Regisseur Jay Roach hat mit "Trumbo" nun einen Film über die gleichnamige Persönlichkeit gedreht und zeichnet anhand dessen Schicksal die damaligen gesellschaftlichen sowie politischen Zustände nach. Das Drehbuch von John McNamara vermischt hierfür reale Fakten und fiktiv eingefügte Figuren zu einem vielschichtigen Erzählkomplex, welcher über viele Jahre hinweg verschiedene Themen und Handlungsstränge balanciert. "Trumbo" ist daher zeitweise faktenbasierte Geschichtsstunde, persönliches Charakterdrama und unterhaltsame Satire auf das alte Studio-System von Hollywood in einem. Dabei ist es nicht immer gelungen, all diese Ansätze stimmig zu vereinen und die Handlung, welche in unterschiedlichste Richtungen drängt, wirkt mitunter unkoordiniert und überladen. Die Vergangenheit hat allerdings bereits mehrfach bewiesen, dass das Kino bestens dafür geeignet ist, den trockenen Geschichtsunterricht zu ersetzen und so ist "Trumbo" trotz der inhaltlichen Mängel ein gelungenes Werk geworden. Für die zahlreichen Situationen und Begebenheiten, welche meist viele historische Fakten und Informationen beeinhalten, hat McNamara gewitzte, spritzige Dialoge in sein Drehbuch geschrieben, die dem Film einen flüssigen Esprit verleihen, der ihn wohltuend von glatten, zähflüssigen Biopics abhebt.




Harmonische Zeiten wie diese gibt es nicht immer
Inszenatorisch ist der Film relativ unauffällig ausgefallen und Roach hat einen Film gedreht, welcher ebenfalls als schicker TV-Film durchgehen könnte. Bei der hohen Qualität, die beispielsweise hauseigene Produktionen des Pay-TV-Senders HBO aufweisen, ist dies keineswegs negativ zu verstehen. Herz und Charme erhält "Trumbo" aber in erster Linie durch sein tolles Ensemble. Bryan Cranston, der seit dem Ende der Hit-Serie "Breaking Bad" endlich wieder als Hauptdarsteller für einen Film verpflichtet wurde, verleiht dem Menschen Dalton Trumbo viel Charisma und Witz und bringt als talentierter Autor in existenziellen Nöten dabei sowohl die ehrgeizige, kluge Seite dieser Figur zum Vorschein wie auch die vorhandenen charakterlichen Defizite, welche sich im überzogenen Arbeitseifer und dezenten Alkoholmissbrauch zu Lasten seiner Familie niederschlagen. Die diesjährige Oscar-Nominierung für Cranston als bester Hauptdarsteller kommt somit nicht von ungefähr und der Schauspieler zeigt nach dem kriminellen Mastermind Walter White neue Facetten, ohne seine gewohnten Qualitäten abzulegen. Unterstützt wird er zudem von einigen tollen Nebendarstellern, darunter beispielsweise John Goodman als überdrehter B-Movie-Produzent, Helen Mirren als hinterlistige Kolumnistin oder Elle Fanning in der Rolle der späteren, älteren Tochter Trumbos, die ein gespanntes Verhältnis zu ihrem Vater pflegt.




"Trumbo" ist aufgrund seiner vielen Themenkomplexe hin und wieder überladen, doch als schwungvoll geschriebene und toll gespielte Geschichtsstunde überzeugt der Film trotz seiner inhaltlichen Mängel immer noch. Wer sich für die früheren Hollywood-Zeiten interessiert und wem das Herz aufgeht, wenn Personen wie Otto Preminger oder Kirk Douglas auftreten oder Namen wie Stanley Kubrick bezüglich der Entstehung von "Spartacus" fallen, darf sich von "Trumbo" mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen lassen.




6,5 von 10 in der Badewanne arbeitende Drehbuchschreiber