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Review: ARRIVAL – Interstellar 2.0?

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Fakten:
Arrival
US. 2016. Regie: Denis Villeneuve. Buch: Eric Heisserer, Ted Chiang (Vorlage). Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien, Tzi Ma u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Zwölf mysteriöse Raumschiffe landen zeitgleich in unterschiedlichen Regionen der Welt. Ihre Besatzung und deren Intension – ein Rätsel. Um globale Paranoia und einen potentiellen Krieg zu verhindern, soll ein Elite-Team um die Linguistin Louise Banks und den Mathematiker Ian Donnelly im Auftrag des Militärs Kontakt herstellen. Doch das unermüdliche Streben nach Antworten gerät bald zum Rennen gegen die Zeit – die eigene und die der gesamten Menschheit. 




Meinung:
Es scheint langsam zu einer jährlichen Tradition heranzureifen, dass man in den letzten Monaten des Jahres ins Kino pilgert um das neue Werk von Denis Villeneuve zu bestaunen. Überschwängliches Lob und eindrucksvolle Momente aus dem Trailer im Schlepptau erhofft man sich großes von dem Mann, der nächstes Jahr das Erbe von Blade Runner antreten darf und muss. Kam man in den letzten Jahren noch etwas ernüchternd aus dem Kino, weil unter der Fassade der Filme weit weniger schlummerte als zunächst vermutet, so darf man bei Arrival beruhigt aufatmen. Villeneuves bester Film seit Incendies lässt einiges für nächstes Jahr erwarten – und das obwohl auch gegen Ende wieder typische Probleme des Filmemachers auf den Plan treten.


Jemand Zuhause?
In Arrival geht es sogar in zweifacher Hinsicht um Kommunikation. Zunächst auf kleinerer Ebene um das reine Verstehen, um die Kontaktaufnahme und das Verständnis zweier Individuen – später um Diplomatie, Kompromisse und Vertrauen, um die Fähigkeit die eigenen Bedürfnisse in Hinblick eines übergeordneten Ziels zurückzustellen. Seinen Reiz entfacht der Film jedoch nicht nur dann, wenn beide Arten der Kommunikation letztlich an ihre Grenzen stoßen und diese nur durch die Leistung eines Einzelnen überschritten werden können, sondern auch in der denunzierten Betrachtung, die er der Herbeiführung dieser Prozesse entgegenbringt. Mit der Tradition des Science-Fiction-Films vor Augen ist es bemerkenswert wie Denis Villeneuve die Ankunft Außerirdischer nicht schleunigst in ein Kriegsszenario überführt, sondern vor allem den Konflikt unterhalb der Menschheit durch die mögliche Bedrohung des Ungewissen nährt. Im emotionalen Fahrwasser von Interstellar bindet auch Arrival das Schicksal der Menschheit an den inneren Konflikt seiner Hauptperson und findet so genreuntypische Regionen zum Verhandeln seiner Konflikte. In weitestgehend ruhigen Tönen fasziniert der Film vor allem dann, wenn er jedwede Hektik fallen lässt und sich mit ehrlicher Neugierde den Möglichkeiten von Kommunikation und dem Erforschen des Unbekannten widmet. Eine Zuspitzung der Ereignisse, wie sie uns Arrival gegen Ende präsentiert, hätte es in dieser expliziten Form zwar nicht gebraucht, aber die vorangegangene Begeisterung kann auch davon nur leicht gedämpft werden.


Leider krankt auch Arrival hier und da an kleineren Symptomen, die Hollywoodproduktionen beinahe zwangsweiße mit sich führen. Über ein klassisches Feindbild (Russland und China, also der böse Kommunismus) und etwaige ethnologische Klischees kann sich auch Villeneuve nicht erheben und so sind es vor allem Notlösungen wie die arg simplifizierte Konfliktauflösung gegen Ende, die zu kleineren Abstrichen führen. Nichtsdestotrotz ist Arrival Kino für die Sinne und das Herz, ein Film, der für grenzensprengenden Zusammenhalt plädiert und damit in unserer heutigen Zeit essentiell ist, obgleich sich hinter den bombastischen Bildern weniger verbirgt als dem Zuschauer zunächst vorgemacht wird.


7 von 10 Kontaktaufnahmen

ROGUE ONE: A STAR WARS STORY - Auf die Größe des Imperiums kommt es an

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Fakten:
Rogue One – A Star Wars Story
USA. 2016. Regie: Gareth Edwards. Buch: Tony Gilroy, Chris Weitz, Gary Whitta, John Knoll. Mit: Felicity Jones, Diego Luna, Alan Tudyk, Donnie Yen, Wen Jiang, Ben Mendelsohn, Forest Whitaker, Riz Ahmed, Mads Mikkelsen, Jimmy Smits, Alistair Petrie, Genevieve O'Reilly, Ben Daniels, Paul Kasey, Stephen Stanton, Ian McElhinney uvm. Länge: 133 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 15. Dezember 2016 im Kino.


Story:
Die Galaxie befindet sich im Wandel, und das Imperium bringt ein Sternensystem nach dem anderen unter seine Kontrolle. Der Todesstern fungiert dabei als unbesiegbares Symbol in einem Kampf, der bereits entschieden scheint. Doch die Rebellen-Allianz hat eine letzte Mission in die Wege geleitet, um das Schicksal der Galaxie zu ändern: Die Widerstandskämpfer, unter ihnen die zunächst widerwillige Halbwaise Jyn Erso (Felicity Jones), wollen die Pläne des Todesstern stehlen, um die Zerstörung weiterer Planeten, die sich nicht dem Machtarm des Imperators unterwerfen wollen, zu verhindern.




Kritik:
Die
Franchise-Ausschlachtung nach Marvel-Format, der entbehrliche Fanboy-Hype, die unausweichliche Skepsis gegenüber Spin-Offs, die Produktionsschwierigkeiten unter Beihilfe von Tony Gilroy, etc., etc. - auch wenn alle äußeren Faktoren dagegen sprechen, ergibt „Rogue One: A Star Wars Story“ letzten Endes dennoch eine angenehme Überraschung. Im Grunde bestätigt der Film aber auch nur die Qualitäten seines Regisseurs Gareth Edwards, dessen Leistungen innerhalb seiner zwei letzten Werke, „Monsters“ und „Godzilla“, im Verlauf der Jahre so kleingeredet wurden, dass man's beinahe schon glaubte. Dabei geht seine Autorenschaft hier erneut voll auf, wenn er den Krieg im Krieg der Sterne an die Front der Emotionen holt, von der Überwältigung Einzelner erzählt und dafür tief in die Mythologie der Space-Oper greift, um Gigantisches wie Fremdartiges als Sinnbild der menschlichen Probe zu ballen. Das schließt natürlich auch ein, dass er sein Ensemble an Charakteren nicht so eindeutig an Wiedererkennungswerte koppelt, wie sie Vorgänger J.J. Abrams konstruierte, doch wo dieser per bunter Retro-Pastiche ankam, sind die Funktionen von Jyn Erso (Felicity Jones), Cassian Andor (Diego Luna) oder Saw Gerrera (Forest Whitaker) diffuser, bewusst auf stets unsicherem Boden aufgeteilt. Das geht schon von der leichten Handkamera aus, die in ihrer Erdung gen Cast klaustrophobische Stellungen einnimmt, ehe der Blick zum Horizont, der Zerstörung dessen und darüber hinaus, die Massen des Imperiums offenbart, wie die Planetenzerstörer in stiller Kälte über den Köpfen schweben, von dort aus eine Zerstörung erwirken, die Edwards sinnlich durch die Dimensionen trägt, machtlos beobachtet.

 
Dieser Horror der Demut, der seine Perspektiven am Spektakel vorbei auf die Gewissenlosigkeit des Bösen richtet, wird oftmals der Fokus innerhalb der Bemühungen jener Rebellen, welche untereinander schon von Misstrauen gekennzeichnet sind, sowieso ohne das Selbstverständnis der Magie aus vorherigen Episoden auskommen müssen. Stattdessen begibt sich Edwards mit ihnen ins Peitschen der Elemente, schon im Intro auf karge Felder unter Wind und Regen, in denen die galaktische Fehde ihr Fieber der Gewalt ausstößt, zwischen Galen Erso (Mads Mikkelsen) und Orson Krennic (Ben Mendelsohn) die ideologische Bekehrung einprügelt, in der Uniformen alles von sich abperlen und der Karriere wegen in die Lumpen der Unfreiwilligen fallen lassen. Dieses Abbild an Macht-/Missbrauchs-Verhältnissen, mehrmals im Verlauf des Films variiert, löst virtuos die Vergleiche mit Akira Kurosawa ein, die man der Reihe seit jeher anrechnet und setzt die Gefälle des Wesens Krieg dann auch im Spiel von Licht und Schatten um, dass man für knapp 130 Minuten eine Liaison mit dem allzu gegenwärtigen Spektrum an Widerständen und Vertrauensfragen eingeht. In diesem Sinne bricht der Film oftmals mit dem Konsens an Eskapismus, den man allgemein mit der Marke „Star Wars“ verbindet (auch wenn er nur ein Teil derer ist), so wie sich die Geschichte ihrer selbst willen von der Title-Scroll-Pflicht löst, bei der Einführung aller wirkenden Parteien schon auf eine Desorientierung fern festgelegter Sympathien setzt und es insofern schwieriger macht, das ersehnte Quäntchen Hoffnung anzutreffen. Es passt ins Jahr 2016, dass wir auch in diesem Rahmen mit moralischen Grautönen zu hadern haben, Druckwellen an Pessimismus nachspüren und den Schluss der Aufopferung ziehen.

 
Der Fatalismus nimmt überhand und behält sich dafür auch ein Finale vor, das makaber wie ein Veit Harlan den Sieg ohne Sieger empathisiert - „Das Imperium schlägt zurück“ bekommt Konkurrenz. Edwards kommt zwar auch nicht vom Grundriss der Heldensage weg, doch selbst wenn der Wille zur Wiederwehr hochgeschaukelt wird, verkneift er sich naiven Pathos, lässt anstelle dessen die Verzweiflung aufschwellen, welche ihren Idealen nur schwer in die Augen sehen kann, während diese unbarmherzig getilgt werden. Deren (ewige) Präsenz lässt sich aber nicht leugnen und dafür holt die Regie ein Gesamtbild raus, das seine Mammuteffekte der Phantastik in verlebte Kulissen nach „Solaris“-Art einspannt, sich vermummt durch den Sand schleppt, mit hageren Haaren und klobiger Rüstung auf nasse Schluchten hievt, an dreckigen Schläuchen atmet, unter Freunden wie Feinden Kugeln und Granaten einschießt, ebenso Roboterhirne aufschraubt. Die taffe, sehr direkte Montage zu solchen Eindrücken sucht dieses Jahr ihresgleichen! Daran werden auch durchaus im Voraus vermutete Actionszenarien aufgearbeitet, doch die bringen eine kernige Spannung mit sich, weil Edwards in der Ratlosigkeit seiner Helden eine Spontanität aus diesen schöpft, die lediglich in geringsten Anteilen mit der Blockbuster-Standard-Anlaufstelle Humor reagiert – der angebliche Szenenstehler-Android K-2SO (Alan Tudyk) belässt es da dann auch mehr bei trockenen Bemerkungen. Kein Wunder also, dass der Fan-Service minimalen Einfluss hat, zwar trotzdem stört oder auch befremdet (Stichwort: digitale Verjüngung), sich jedoch nimmer in die Belange des charakterlichen Nukleus einmischt. Da muss man sich auch mal diese ungemein starke Jyn Erso reinziehen, welche von einem Trauma ermordeter Vertrauenspersonen ins nächste rutscht, permanent die Enttäuschung verlorener Zeit durchlebt und quasi im Schockzustand den Vorstoß gegen das Imperium mobilisiert, deren Gefahren ohnehin eine ermattende Grobheit vorleben.

 
Deren Todesstern erreicht in diesem Sinne auch ein Gewicht wie nie zuvor, das in der schlichten Bewegung der Schatten und Laser zum gnadenlosen Monster manifestiert, welches Obermotz Krennic seinem sterbenden „Publikumvorstellen will. Wenn der Mann redet, spuckt die Arroganz zudem so kurzatmig, dass sich selbst Darth Vader in Zurückhaltung übt, gerade in einer Subtilität, in der das rote Lichtschwert die alleinige Lichtquelle wird, einen Albtraum von der dunklen Seite der Macht aus evoziert – vom Gedanken lesenden Tentakelviech als Vorschau ganz zu schweigen. Edwards ist da wie gesagt geschickter als Abrams unterwegs, wenn es um die Kräfte des Schreckens geht, ironischerweise findet er sodann das meiste Licht, eben den unbedingten Glauben an die helle Seite der Macht, im Blinden, Chirrut Îmwe (Donnie Yen). Als Typ ist man ihm allerdings näher als manch Mitglied der an Jedi-/Sith-Kräften beerbten Skywalker-Sippe, so abgeklärt denen das Schicksal schon in die Wiege gelegt wird, er sich hingegen mit Vertrauen herantastet, nicht durch Ären an Backstory definiert ist und nimmer 100%-ig aufgeklärt wird, gerade darin aber greifbar bleibt, ohne rein kalkulierbare Rollenmodelle der knappen Emotionalisierung wegen zu bestätigen. Der Großteil an hier kontinuierlich erarbeiteten Sympathieträgern operiert in jener Erzählweise, braucht sich im Dialog dann auch nicht auf simplistisches Phrasendreschen einlassen, eher auf die Ambivalenz an taktischen Manövern reagieren und dort am Konkretesten wirken, wo die Allianzen zum Guten noch umstritten sind. Hallt da die Hoffnung nach, die man im Strudel an schweren Verlusten nicht aussprechen kann, aber in jeder potenziellen Chance festhält?


Sich in der Waage um Aufgabe und Fortschritt zum Optimismus einzufinden, wird da sowohl der stärkste Antrieb als auch die konzeptionelle Schwäche des Films, wenn er seine Gewichte aufs Bewusstmachen brutaler Größenverhältnisse verlagert, die Erlösung aus deren Willkür im Verstecken bzw. als trojanische Pferde erwirkt und zu guter Letzt für die gute Sache sterben muss. Jene (Selbst-)Zerstörung bedingt er sogar mit Ankündigung, solange ein Mann wie hundert gegen die Truppen des Terrors antreten kann/will. Ein Kriegsfilm, wie er leibt und lebt, inklusive „For Yadha!“ und „May the force be with us“ als Schlachtrufe der Rechtschaffenheit, ohne in die Falle des Jingoismus zu tappen, was eben nur anhand des Nihilismus im Imperium sowie der Hoffnungsverdrossenheit binnen der Rebellion gelingt. Das lässt sich als Produkt einer Disney-Unterhaltungsmaschinerie teilweise schwer schlucken und treibt manchmal deutlich in trüben Gefilden der Todessehnsucht herum, signalisiert aber auch den Wachstum für eine Serie, die ihre Differenzierungen von Gut und Böse wie Macht und Ehre inzwischen wieder hauptsächlich mit Knalleffekten zu verknüpfen drohte. Bei Edwards wird der Furcht wegen nicht chargiert, beim Glauben an die Macht aber erst recht nicht via Nerd-Zynismus ironisiert, sondern (selbst in vermeintlich gedämpften Phasen) auf die Kadrierungen, rauen Flächen und Natürlichkeiten eines Krieges vor langer, langer Zeit in einer weit entfernen Galaxis konzentriert. Fantasievoll, brutal und ehrlich nah dürfte die Enttäuschung unter Einbeziehung aller sorgfältigen filmtechnischen Qualitäten und Eigenarten also eher gering ausfallen.


7 von 10 Baller-Gnomen


vom Witte

Review: BLOODSPORT - Biopic auf Cannon-Art

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Fakten:
Bloodsport
USA, 1988. Regie: Newt Arnold. Buch: Sheldon Lettich, Christopher Cosby, Mel Friedman. Mit: Jean-Claude Van Damme, Donald Gibb, Leah Ayres, Norman Burton, Forest Whitaker, Bolo Yeung, Roy Chiao u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
US-Soldat Frank Dux büxt aus, um in Hong Kong an dem geheimen Kumite-Vollkontakt-Turnier teilzunehmen. Sein härtester Gegner steht schnell fest: Die rücksichtslose Kampfmaschine Chong Li, der auch vor Totschlag nicht zurückschreckt.

                                                                               
Meinung:
Zum ersten Mal machte Jean-Claude Van Damme zwar mit der Nebenrolle als eiskalter Endgegner in Karate Tiger das US-Publikum auf sich aufmerksam, der große Durchbruch gelang ihm jedoch mit der CANNON-Produktion Bloodsport. Für das Studio wurde die sehr grob zusammengestanzte Umsetzung der (auch nur angeblich) wahren Geschichte der Martial-Arts-Legende Frank W. Dux einer seiner größten Erfolge und die Muscles from Brussels durften selbige erstmals so richtig heldenhaft zur Geltung bringen. In den VHS-80ern ein Hit, was heute oft nicht viel bedeuten mag. Gerade für einen Film, der unbestreitbar und ausschließlich als Kind seiner Zeit funktionierte, einen Trend bediente (was CANNON damals einfach drauf hatte) und selbst damals auch nur die primitivsten Bedürfnisse sehr bewusst triggerte.


Manchmal ist er selbst noch von seiner Power verblüfft...
JCVD, im Gesicht noch wie aus dem Ei geschlüpft und mit einem Körper zum Gemüseraspeln, gibt den desertierten Soldaten Frank Dux, der mächtigen Ärger mit seinem wenig Spaß verstehenden Arbeitgeber in Kauf nimmt, um an dem angeblich sehr geheimen und trotzdem von jedem registrierten Kumite-Turnier teilzunehmen. In der dunklen Grauzonen-Gasse zwischen China und dem noch britischen Hong Kong, einer Art rechtsfreien Spielwiese für Testosteron-Junkies, die sich gerne für nicht mehr als den Ruhm (wie gesagt, eigentlich darf da keiner drüber sprechen) zu Klump dreschen. Klaro, unser Held hat viel edlere Motive, will er doch seinem im Sterben liegenden Trainer und beinah-Ziehvater beweisen, dass das blinde Teeservieren und sich schmerzhaft von Tauen dehnen lassen nicht umsonst war. Für die Ehre, für den Sensei, für dessen toten Sohn (oder so), Militärgericht am Arsch. Naja, für seinen Sport muss man Opfer bringen, ist manchmal nicht so einfach.


...aber öfter die Anderen.
Das Bloodsport gar keine richtige Geschichte besitzt dürfte anhand der Voraussetzungen wenig überraschend und ehrlich betrachtet auch nicht unbedingt erwünscht sein, dass er in der ersten halben Stunden dennoch so tut kommt für ihn unvorteilhaft daher. Da gibt es keine (sehenswerte) Action, nur einen mit dem „Schauspiel-Part“ sichtlich überforderten Van Damme, der zu allem Überfluss in den Rückblenden durch den wohl dödeligsten Teenie-Stöpsel verkörpert wird, der beim Clearasil-Casting den vorletzten Platz belegt hat. Hat man das überlebt, gibt es jetzt endlich ordentlich aufs Maul, in allen möglichen Kampfkünsten, wenn man das Dargestellte teilweise denn so nennen mag. Straff choreographierte, knackige Fights wechseln sich ab mit dem latent rassistisch angehauchten Auftritt eines an Kokosnüssen trainierten Capoeira-Äffchens, das wie von der wilden Bimbo-Tarantel gestochen durch den Ring hopst und natürlich dem Best-Buddy von JCVD, einem schielenden Harley-Davidson-Grizzley namens Ray. Der bewegt sich so behände wie ein Kühlschrank, schlägt dafür eine Dampfhammer-Pranke wie Bud Spencer, nur in blutig. Außer gegen Chong Li, das skrupellose Kraftpaket aus Fernost, der selbstverständlich der einzige, echte Gegner für Dux sein darf.


Um notdürftig den Rest aus der Film-Checkliste zu bewerkstelligen und nicht nur die Agilität des Hauptdarstellers herhalten muss (was als einziges das Ansehen rechtfertigt), gibt es eine äußerst deplatzierte Fast-Slapstick-Verfolgungsjagd (freiwilliger Humor: Abgehakt) und die nicht zu vermeidende Love-Story mit einer investigativen Journalistin, die anfangs noch Moralpredigten über das Blutvergießen hält, aber am Ende sich bis kurz vorm Eissprung jubelt. Wie auch die Feldjäger der Army, warum auch nicht? Alles unterlegt mit heroisch-pathetischer Pop-Musik, während Van Damme über den Dächern von Hong Kong die Gräten breit macht. Diese Formel hat damals einwandfrei funktioniert, heute sieht das extrem dünn aus. Hohler geht kaum, aber selbst jetzt hat Bloodsport auch dank dieses naiven Charmes und diesem schlichten Selbstverständnisses noch einen – deutlich geminderten – Quasi-Unterhaltungswert, allerdings mehr beiläufig. Es fehlt – neben den offensichtlichen und nicht anzudichtenden Qualitäten – an diesem Kick Extra-Trash, der z.b. einen Best of the Best (Karate Tiger IV) heute noch so amüsant macht. Obwohl – oder eventuell auch – der über die deutlich schwächeren Kampfszenen verfügt. Aber da muss auch Chris Penn den Fettschenkel schwingen und nicht ein Van Damme auf seinem körperlichen Höhepunkt. Dafür kann er Eins-A-Grimassen schneiden.

4,5 von 10 Weltrekorden im Umkloppen

Review: THE CRYING GAME – Ein Mann zwischen zwei Stühlen

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Fakten:
The Crying Game
USA, UK, Irland. 1992. Regie und Buch: Neil Jordan.
Mit: Stephen Rea, Forest Whitaker, Jaye Davidson, Miranda Richardson, Adrian Dunbar, Jim Broadbent, Tony Slattery, Birdy Sweeney, Ralph Brown u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In einem Vergnügungspark in Nordirland wird der britische Soldat Jody von der irischen Untergrundarmee IRA entführt. Der Mitverschwörer Fergus freundet sich jedoch schnell mit Jody an und die Situation beginnt schwierig zu werden. Als alles schief läuft verschwindet Fergus nach London um sich um Jodys Freundin Dil zu kümmern, eine verhängnisvolle Beziehung beginnt.




Meinung:
„The Crying Game“ ist ein Produkt seiner Zeit, das spürt man zu jeder Sekunde. Sei es der Soundtrack, die Inszenierung oder die Geschichte, alles schreit nach den späten 80er beziehungsweise frühen 90er Jahren. Es überrascht daher auch nicht weiter, dass die zugrundelegende Thematik perfekt in den damaligen Zeitgeist passt, problematisch wird es dann, wenn ebenjene Themen heute nicht mehr die selben Reaktionen hervorrufen oder sich schlichtweg die Haltung zu bestimmten Themen verändert hat. Fällt „Thy Crying Game“ in dieses Raster? Teilweise, denn manche Szenen waren vor 20 Jahren bestimmt wirkungsvoller. Gerade in Hinblick auf den damaligen Zeitgeist macht das den Film aber wiederum zu einer interessanten Erfahrung.


Femme Fatale?
In den ersten dreißig Minuten beweist „The Crying Game“ bereits seine größten Stärken. Kammerspielartig sehen wir, wie sich der Freiheitskämpfer Fergus mehr und mehr mit seiner Geißel Jody anfreundet. Angelehnt an das Stockholm-Syndrom entsteht schnell eine Männerfreundschaft, die bereits von Beginn an zum scheitern verurteilt ist. Mit simplen Mitteln gestaltet, funktioniert diese Geschichte, weil sie in gewisser Weise eine Grundhoffnung aller Menschen nährt, zwei Feinde, die zu Freunden werden, ungeachtet ihrer Herkunft und ihrer Tätigkeit. Inwiefern es sich nur um Freundschaft handelt kann man zumindest zu einem späteren Zeitpunkt des Films nochmal hinterfragen. Nach gut dreißig Minuten kommt es jedoch zu einem heftigen Bruch, die innere Ungewissheit von Fergus spiegelt sich in der Handlung wieder, die nicht wirklich weiß in welche Richtung es weiter gehen soll. Es dauert etwas, bis „The Crying Game“ zurück auf die Spur findet, so gut wie in den ersten dreißig Minuten wird er aber leider nicht mehr. Ab diesem Zeitpunkt wirkt alles etwas unbestimmt und orientierungslos.


Wer spoilert wird erschossen, klar?
Es ist gar nicht so leicht über „The Crying Game“ zu schreiben, denn seinen interessantesten Aspekt offenbart der Film erst nach einer überraschenden Wendung, die man an dieser Stelle jedoch unmöglich vorweg geben darf. Man muss sich wohl darauf beschränken, dass der Film ab einem gewissen Zeitpunkt eine bisher selten verfilmte Thematik in den Mittelpunkt rückt und dadurch auch wieder stärkere Momente generiert. Eine gute Idee reicht aber meistens nicht aus und so hat Jordan zwar interessante Ansätze, wirklich überzeugend setzt er diese jedoch nicht um. Das liegt auch daran, dass die zentrale Beziehung der Geschichte rein logisch nur bedingt funktioniert und damit auf der emotionalen Ebene komplett versagt. Letztendlich fehlt es dem Film an Konsequenz, denn auch wenn diese eigentlich nur zu deutlich gemacht wird, lässt das Geschehene den Zuschauer überraschend kalt und anteilslos. Die gezeigte Gewalt verpufft und nach der Sichtung bleibt ein kurzer Moment der Enttäuschung nicht aus, und das obwohl es sich unterm Strich um einen durchaus sehenswerten Film handelt.


Was bleibt also letztlich noch übrig? Nur ein Sprung 20 Jahre in die Vergangenheit oder doch mehr? Fakt ist, dass gewisse Szenen von „Thy Crying Game“ zwar an Brisanz und Wirkung verloren haben, es aber gerade die damalige Herangehensweise noch immer zu einer interessanten filmischen Erfahrung macht. Denn der Film greift Themen auf, die man auf dieser Weise nur selten oder gar nie zu sehen bekam und auch wenn er zu großen Teilen vergisst seine Zuschauer emotional mit einzubinden, so beweist Neil Jordan doch stellenweise immer wieder Gespür für die richtige Stimmung.


6 von 10 unerwarteten Wendungen


von Vitellone