Review: ARRIVAL – Interstellar 2.0?

Fakten:
Arrival
US. 2016. Regie: Denis Villeneuve. Buch: Eric Heisserer, Ted Chiang (Vorlage). Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien, Tzi Ma u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Zwölf mysteriöse Raumschiffe landen zeitgleich in unterschiedlichen Regionen der Welt. Ihre Besatzung und deren Intension – ein Rätsel. Um globale Paranoia und einen potentiellen Krieg zu verhindern, soll ein Elite-Team um die Linguistin Louise Banks und den Mathematiker Ian Donnelly im Auftrag des Militärs Kontakt herstellen. Doch das unermüdliche Streben nach Antworten gerät bald zum Rennen gegen die Zeit – die eigene und die der gesamten Menschheit. 




Meinung:
Es scheint langsam zu einer jährlichen Tradition heranzureifen, dass man in den letzten Monaten des Jahres ins Kino pilgert um das neue Werk von Denis Villeneuve zu bestaunen. Überschwängliches Lob und eindrucksvolle Momente aus dem Trailer im Schlepptau erhofft man sich großes von dem Mann, der nächstes Jahr das Erbe von Blade Runner antreten darf und muss. Kam man in den letzten Jahren noch etwas ernüchternd aus dem Kino, weil unter der Fassade der Filme weit weniger schlummerte als zunächst vermutet, so darf man bei Arrival beruhigt aufatmen. Villeneuves bester Film seit Incendies lässt einiges für nächstes Jahr erwarten – und das obwohl auch gegen Ende wieder typische Probleme des Filmemachers auf den Plan treten.


Jemand Zuhause?
In Arrival geht es sogar in zweifacher Hinsicht um Kommunikation. Zunächst auf kleinerer Ebene um das reine Verstehen, um die Kontaktaufnahme und das Verständnis zweier Individuen – später um Diplomatie, Kompromisse und Vertrauen, um die Fähigkeit die eigenen Bedürfnisse in Hinblick eines übergeordneten Ziels zurückzustellen. Seinen Reiz entfacht der Film jedoch nicht nur dann, wenn beide Arten der Kommunikation letztlich an ihre Grenzen stoßen und diese nur durch die Leistung eines Einzelnen überschritten werden können, sondern auch in der denunzierten Betrachtung, die er der Herbeiführung dieser Prozesse entgegenbringt. Mit der Tradition des Science-Fiction-Films vor Augen ist es bemerkenswert wie Denis Villeneuve die Ankunft Außerirdischer nicht schleunigst in ein Kriegsszenario überführt, sondern vor allem den Konflikt unterhalb der Menschheit durch die mögliche Bedrohung des Ungewissen nährt. Im emotionalen Fahrwasser von Interstellar bindet auch Arrival das Schicksal der Menschheit an den inneren Konflikt seiner Hauptperson und findet so genreuntypische Regionen zum Verhandeln seiner Konflikte. In weitestgehend ruhigen Tönen fasziniert der Film vor allem dann, wenn er jedwede Hektik fallen lässt und sich mit ehrlicher Neugierde den Möglichkeiten von Kommunikation und dem Erforschen des Unbekannten widmet. Eine Zuspitzung der Ereignisse, wie sie uns Arrival gegen Ende präsentiert, hätte es in dieser expliziten Form zwar nicht gebraucht, aber die vorangegangene Begeisterung kann auch davon nur leicht gedämpft werden.


Leider krankt auch Arrival hier und da an kleineren Symptomen, die Hollywoodproduktionen beinahe zwangsweiße mit sich führen. Über ein klassisches Feindbild (Russland und China, also der böse Kommunismus) und etwaige ethnologische Klischees kann sich auch Villeneuve nicht erheben und so sind es vor allem Notlösungen wie die arg simplifizierte Konfliktauflösung gegen Ende, die zu kleineren Abstrichen führen. Nichtsdestotrotz ist Arrival Kino für die Sinne und das Herz, ein Film, der für grenzensprengenden Zusammenhalt plädiert und damit in unserer heutigen Zeit essentiell ist, obgleich sich hinter den bombastischen Bildern weniger verbirgt als dem Zuschauer zunächst vorgemacht wird.


7 von 10 Kontaktaufnahmen

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