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Review: SHAPE OF WATER - DAS FLÜSTERN DES WASSERS - Romanze ohne viele Worte

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© 20th CENTURY FOX

Fakten:
Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
USA, CA, 2017. Regie: Guillermo del Toro. Buch: Guillermo del Toro, Vanessa Taylor. Mit: Sally Hawkins, Michael Shannon, Michael Stuhlbarg, Richard Jenkins, Doug Jones, Octavia Spencer, David Hewlett, Nick Searcy, Nigel Bennett u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Im Kino.


Story:
In einer wissenschaftlichen Regierungseinrichtung wird ein sensationeller Fund von höchster Priorität eingeliefert: Ein Wesen, halb Mensch halb Amphibie, gefangen genommen irgendwo im Amazonasgebiet, bisher völlig unerforscht. Die stumme, einsame Reinigungskraft Elisa baut unbemerkt eine Beziehung zu der Kreatur auf. Mehr noch, es entwickelt sich eine verbotene Liebesgeschichte…

                                                                                 
Meinung:
Mit stattlichen 13 Oscar-Nominierungen im Gepäck geht Guillermo del Toro’s neuestes Werk Shape of Water – Das Flüstern des Wassers sicher für alle etwas überraschend – zumindest in dem Ausmaß – als nominell großer Favorit ins alljährliche Wettrennen um den begehrten wie in seiner künstlerischen Bedeutung unlängst auch arg überschätzten Goldjungen, aber wenn die Veranstaltung eins definitiv generiert, dann positive Publicity, internationale Aufmerksamkeit und somit in der Regel ein kommerzieller Erfolg. All das sei del Toro ohnehin und generell gegönnt, denn der gebürtige Mexikaner zählt schon seit langem zu den kreativsten und liebenswertesten (trotzdem und auch deswegen so wichtig) Mainstream-Regisseuren der Welt, dem selbst Ausrutscher wie zuletzt sein optisch gewohnt prächtiger, aber ansonsten sehr verzichtbare Crimson Peak bisher nicht ernsthaft schaden.


© 20th CENTURY FOX
Liebe auf den ersten Blick?
Angesiedelt in den USA der 1950er Jahre erzählt Shape of Water – Das Flüstern des Wassers die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der stummen, einsamen Putzfrau Elisa (enorm liebenswert ohne falsches Mitleid zu heucheln: Sally Hawkins) und einem sonderbaren Amphibien-Wesen (del Toro’s Creature-Buddy Doug Jones), das in einem Labor zu Regierungszwecken gefangen gehalten wird. Schließlich ist gerade Kalter Krieg und jede individuelle Entdeckung oder Entwicklung, von der der böse Ruski nichts mitbekommt, könnte entscheidend sein…auch wenn wir noch nicht mal ahnen, wie die in diesem speziellen Fall aussehen könnte oder ob hier einfach eine Laune der Natur für nichts und wieder nichts als streng geheime Staatssache behandelt wird. Haben ist besser als Brauchen, so viel steht schon mal fest. Trotz der ganzen Geheimniskrämerei hat Reinigungskraft Elisa mehr oder weniger uneingeschränkten Zugang zu der Kreatur und baut auf der Basis von gekochten Eiern und Musik vom Plattenspieler eine behutsame Beziehung zu ihr auf, die irgendwann in einer gewagten Rettungsaktion und schlussendlich sogar in einer „verbotenen“ Liebesbeziehung gipfelt, während Ost und West sich noch nicht ganz sicher sind, was sie genau gerade jagen und wofür das eventuell gut sein könnte. Ist ja auch wurscht, Hauptsache der andere bekommt es nicht.


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Glatzköpfe unter sich
Ein Film erbaut auf Gegensätzen, die sich beißen oder wunderbar ergänzen. Mal sind die unüberwindbar und Grund für Feindseligkeiten, mal fügen sie sich ineinander wie zwei kaputte Puzzleteile, die sich maximal insgeheim und nie bewusst gesucht, aber nun plötzlich passend gefunden haben. Einiges funktioniert (wie die sehr redselige und immer stumme Putz-Kombo), oder eben nicht (wie die Amis und die Russen beim Artenschutz aus Vernunftgründen), weil es logisch ist. Und einiges passt einfach, weil es dafür keine empirische Begründung gibt, nur ein Gefühl. Guillermo del Toro gelingt ein sehr schöner, fantasievoller Liebesfilm mit einem überdeutlichen Appell an Toleranz, der sowohl von Rassismus, gesellschaftlicher Klassendiskriminierung und natürlich der selten fundierten Angst vor dem „Fremden“ und „Andersartigen“ erzählt (womit nicht nur Fisch-Wesen, sondern auch Menschen mit anderer politischer Weltanschauung gemeint sind), technisch exzellent ohne CGI-Overkill und mit ganz viel investiertem Herzblut, das ist unverkennbares del-Toro-Kino, das ihn und seine Art des Filmemachens speziell heutzutage so unverzichtbar wie notwendig macht.


Dieser für US-Mainstream- und besonders potenzieller Oscar-Gewinner erstaunlich freizügige und ungezwungene Film (sei es die Darstellung von Masturbation als Morgenritual oder ausgewählter, aber nicht zurückhaltender Gewaltdarstellung, vor der die meisten Filme in der Position sicherlich zurückgeschreckt hätten) hat eigentlich nur ein Problem: Er ist gar nicht (mehr) so unkonventionell, wie er es wohl gerne sein möchte, wie man es erhofft hätte und wie es bei einem del Toro in Bestform schon war. An sein Premium-Stück Pan’s Labyrinth kommt er nicht heran, ist sogar relativ vergleichbar mit anderen Filmen, die heute noch unabhängig von ihrer Veröffentlichung noch eine größere Magie entfalten. Edward mit den Scherenhänden ist da ein gutes Beispiel. Dieser thematisiert praktisch das Gleiche, versteht es aber noch individueller zu verkaufen. Shape of Water – Das Flüstern des Wassers ist ein guter, sogar ein sehr guter Film, der aber den ganz Großen nicht das Wasser reichen kann, irgendwo sichtlich hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Aber trotzdem ist er so herzlich und liebevoll umgesetzt, dass er jedem ans Herz gelegt werden sollte. Allein del Toro’s unverkennbare Verneigung vor dem Kino an sich zeigt: Er ist immer noch einer von uns, mit Leib und Seele. Kein Meisterwerk, aber zu schön um einfach nur „gut“ zu sein.

7,5 von 10 schwarzen Fingern

DIE MUMIE - Totgeburt

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Fakten:
Die Mumie (The Mummy)
USA, UK. 2017. Regie: Alex Kurtzman. Buch: David Koepp, Alex Kurtzman, xxx. Mit: Tom Cruise, Annabelle Wallis, Sophie Boutella, Russell Crowe, Jake Johnson, Courtney B. Vance u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Eine einst mächtige Königin wird in unserer heutigen Zeit zu neuem Leben erweckt. Vor Jahrhunderten von Jahren wurde sie in einer Gruft tief unter der Wüste begraben. Damals wurde sie zu Unrecht ihrer Bestimmung beraubt – und nun übersteigen ihre unermesslich gewachsene Bosheit und zerstörerische Wut jede menschliche Vorstellungskraft…




Meinung:
Bereits mit I, Frankenstein sowie Dracula Untold wurde versucht die klassischen Universal Monster neu zu definieren und ein neues, eigenes cineastisches Universum zu beginnen. Beide Filme erlitten nicht nur bei der Kritik Schiffbruch. Nun soll es Die Mumie richten, die bereits Ende der 1990er in einem Reboot für volle Kassen sorgte. Statt Brendan Fraser und Rachel Weisz legen sich nun Tom Cruise und Annabelle Wallis mit ägyptischen Untoten an und wie in den 0ern bei Regisseur Stephen Sommers ist auch die aktuelle Neuauflage recht weit entfernt vom Originalfilm mit Boris Karloff, denn Horror sucht man in Die Mumie von Regisseur und Autor Alex Kurtzman mit der Lupe.


Nun gut, es gibt viele Szenen in denen Untote den Lebenden nachstellen, doch dank es Schnitts und der allgemeinen Fokussierung darauf Spektakel zu erschaffen, erweisen sich die finstere Angriffe höchstens als kleine Intermezzos, die zwar durchaus zum stärksten gehören, was der Film zu bieten hat, gleichsam stehen sie auf verlorenen Posten. Die Mumie ist so wenig daran interessiert Schauer tu evozieren, dass der Vorwurf berechtigt erscheint, dass die Macher wenig bis gar nichts mit der eigentlichen Vorlage anzufangen wussten. Viel mehr ist Kurtzmans Film ein algorithmischer Blockbuster, der mit dem Taschenrechner aber nicht mit dem Verstand und dem Herz entstanden ist: Hier nun etwas Action, dann kommt die Romantik gefolgt von etwas Witz und dann bleibt noch Zeit für den einen oder anderen halbherzigen Gruselmoment. So generisch, so vergessenswert – auch weil keiner dieser Teilaspekte wirklich befriedigend umgesetzt wird.


Die Romanze zwischen Cruise und Wallis ist z.B. so dermaßen seelenlos und verzichtbar, dass recht schnell die Frage aufkommt, ob es dem Film nicht gut getan hätte, wenn man diese ausgelassen hätte. Zwar dauert Die Mumie nicht einmal zwei Stunden, was für heutige Blockbuster durchaus ungewöhnlich ist, dadurch dass sich das Meiste aber nicht rund anfühlt zieht er sich in manchen Sektionen aber dennoch deutlich. Dafür zeigt die Produktion in den ersten zehn Minuten, wie ein Uncharted-Film aussehen könnte und auch ein komödiantischen Part aus John Landis American Werwolf leiht sich das Drehbuch, um Witz zu erzeugen. Allerdings werden diese Dinge plötzlich und wortlos fallen fallen gelassen und sorgen mit dafür, dass der Franchise-Start eine Totgeburt ist.

3 von 10 Spinnen im Ohr

Review: PIRATES OF THE CARIBBEAN: SALAZARS RACHE – Das beste Sequel der Reihe

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Fakten:
Pirates of the Caribbean: Salazars Rache (Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales)
USA. 2017. Regie:
Joachim Rønning, Espen Sandberg. Buch: Jeff Nathenson. Mit: Johnny Depp, Javier Bardem, Geoffrey Rush, Brenton Thwaites, Kaya Scodelario, Kevin McNally, Golshifteh Farahani, David Wenham, Stephen Graham, Angus Barnett, Martin Klebba, Adam Brown, Giles New, Orlando Bloom, Keira Knightley, Paul McCartney u.a. Länge: ca. 129 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 25. Mai 2017 im Kino.


Story:Ein vom Pech verfolgter Captain Jack Sparrow findet sich in einem völlig neuen Abenteuer wieder: Tödliche Geister-Piraten, angeführt von seinem alten Erzfeind, dem furchteinflößenden Captain Salazar, entkommen aus dem "Teufels-Dreieck" und sollen jeden Piraten auf See töten - einschließlich Jack Sparrow. Seine einzige Überlebenschance besteht darin, den legendären "Dreizack des Poseidon" zu finden, ein mächtiges Artefakt, das seinem Besitzer völlige Kontrolle über die Meere verleiht.






Kritik:Da ist er wieder. Johnny Depp als Kajal-Pirat Jack Sparrow. Vor allem er und seine aktuell festgefahrene Karriere brauchen dieses Comeback. Walt Disney hat mit Marvel, Star Wars und anderen Projekten genügend Moneymaker im Kader, aber für Depp heißt eine Rückkehr zum alten Seebeuter-Franchise auch eine große Chance wieder einen profitablen Hit zu landen. Die Chancen stehen gut. Zwar sind die drei Sequels des immer noch unerreichten Erstlings für viele Fans nicht mehr als eine unschöne Erinnerung, dennoch dürften sich wohl viele für den nun mehr fünften Teil interessieren.


Pirates of the Caribbean: Salazars Rache versucht, im Gegensatz zu vierten Teil, Fremde Gezeiten, nicht etwas komplett Neues in der Welt der Piraten und Geister zu etablieren. Stattdessen nutzt das Drehbuch von Jeff Natheson alte Storyseile und hängt sich an diese heran. Es wird versucht Vergangenheit und Zukunft des Franchise miteinander zu verknüpfen und das gelingt zu Beginn auch wirklich ganz gut. Als besonders aufwendig oder gewitzt erweist sich das Script dabei nicht. Genügsam beschreibt es wohl am besten, wenn hier die einzelnen Handlungsstränge und Figuren miteinander verbunden werden. Das ist durchaus effektiv und stellt dazu keine Stolpersteine her, die die Hauptattraktionen des Films, Depp und das Spektakel, aufhalten oder sogar gefährden. Pirates of the Caribbean: Salazars Rache ist im Großen und Ganzen grundsolide durchgeplant und so konstruiert, dass die Fans genau das bekommen, wofür sie ins Kinos gekommen sind.


Wer sich allerdings einen Dosis Frischwind erhofft hat, wird enttäuscht. Auch wenn Charakter eingeführt werden, die dem Franchise in Zukunft erhalten bleiben könnten (sollte Teil 5 ein Erfolg werden), so bringen diese nichts von Belang mit. Es bleibt ein Soloshow für Depp, der seine Revue auf Autopilot abspielt. Wer genau das will, erhält mit Pirates of the Caribbean: Salazars Rache wahrscheinlich den Sommer-Blockbuster schlechthin und wird sich wohl auch nicht daran stören, dass die Handlung des Films arg uninspiriert ist und im Laufe der Geschichte eine Enthüllung parat hält, die weder sonderlich gut vorbereitet noch umgesetzt wird, ganz zu schweigen von einem großen dramaturgischen Wendepunkt gen Ende, der nicht wirklich mitreißend ist. Zum einen weil das Franchise schon oft bewies, dass nichts wirklich endlich ist in der Welt von Jack Sparrow, zum anderen weil dieser, als Höhepunkt verkaufte Plotpoint, keine zufriedenstellende Vorbereitung genossen hat.


Wie bereits gesagt, wer Johnny Depp noch einmal in seiner Paraderolle erleben will, kommt um Pirates of the Caribbean: Salazars Rache nicht vorbei. Das Hollywood-Debüt der beiden skandinavischen Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg ist insgesamt sauber inszeniert, besitzt ein gutes Tempo und die Besetzung scheint mit Spaß an der Sache dabei gewesen zu sein. Nur Schurke Javier Bardem bleibt unschön blass, was dem Script geschuldet ist, welches es niemals wirklich schafft aus ihm mehr zu machen als ein weiteres Anhängsel für die Vita des Kajal-Piraten. Beim sechsten Teil wäre ein Widersacher mit mehr Verve und Kraft in den Segeln wünschenswert. Nach dem Abspann von Pirates of the Caribbean: Salazars Rache gibt es dazu übrigens einen ersten Hinweis.


6 von 10 Schläfchen im Tresor

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - Pompöse Kopie des Originals

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Fakten:
Die Schöne und das Biest (The Beauty and the Beast)
USA. 2017. Regie: Bill Condon. Buch: Evan Spiliotopoulos, Stephen Chbosky, Jean Cocteau (Vorlage). Mit: Emma Watson, Dan Stevens, Kevin Kline, Luke Evans, Josh Gad, Ewan McGregor, Ian McKellen, Emma Thompson, Nathan Mack, Audra McDonald, Stanley Tucci, Gugu Mbatha-Raw, Hattie Morahan, Haydn Gwynne, Gerard Horan, Ray Fearon u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab dem 16. März 2016 im Kino.


Story:
Die kluge und anmutige Belle lebt mit ihrem leicht exzentrischen Vater Maurice ein beschauliches Leben, das nur durch die Avancen des Dorfschönlings Gaston gestört wird. Doch als Maurice auf einer Reise in die Fänge eines Ungeheuers gerät, bietet die mutige junge Frau ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben ihres Vaters an. Trotz ihrer Furcht freundet sich Belle mit den verzauberten Bediensteten im verwunschenen Schloss des Biests an. Mit der Zeit lernt sie hinter dessen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt seine wahre Schönheit…





Kritik:
Star Wars, das Marvel Cinematic Universe und die Animationswerke aus dem eigenen Hause sowie von Pixar. Es ist zweifellos so, dass das Mickey-Mouse-Imperium sich Marken geschaffen oder erstanden hat, die dem Konzern quasi die Befugnis zum Gelddrucken ausgestellt haben. Doch es gibt noch etwas, mit dem Disney seit einiger Zeit große Erfolge an der Kinokasse feiert. Gemeint sind die Realverfilmungen von hauseigenen Trickfilmklassikern. Alice im Wunderland, Cinderella und The Jungle Book erwiesen sich als echte Geldeintreiber und auch das Spin-off Maleficent -Die dunkle Fee war ein großer Hit. Nun soll mit Die Schöne und das Biest der nächste Film dafür sorgen, dass Disneys Girokonto Purzelbäume vor Freude schlägt.


Die Chancen stehen dafür stehen gut. Der Trickfilm aus dem Jahre 1991 gilt als echtes Meisterwerk, war durch seine Nominierung in der Kategorie Bester Film mit ein Grund dafür, warum die Oscar-Academy die Rubrik Best Animated Pictures einführte und der Soundtrack gilt als echter Evergreen. Aus rein wirtschaftlicher Sicht, ist es also das ideale Projekt. Aus künstlerischer Sicht würde sich der klassische Stoff von der schönen Bell (hier gespielt von Emma Watson), die durch einen Fehler ihres Vaters (Kevin Kline) in die Fänge eines namenloses Ungeheuers gerät und in diesem nicht nur die Lebenslust, sondern auch auch Güte und Wärme weckt, sehr dafür anbieten, ihn weiterzuentwickeln. Nicht nur erzählerisch, sondern auch stilistisch. Doch diesen Wagemut sucht man hier vergebens. Regisseur Bill Condon (Twilight: Breaking Dawn) und seine Autoren erweitern zwar die Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren, dies aber so marginal und vor allem frei von wirklicher Relevanz, dass diese Zusätze nur mit dafür sorgen, dass Die Schöne und das Biest deutlich zu lang geraten ist.


Ansonsten werden die liebgewonnen Bilder von 1991 oftmals 1:1, mit großem Effektaufwand, nachgestellt. Alles versehen mit viel Schwulst, gigantischem Pomp und einer überaus ansprechenden Detailliebe, die für eine durchaus stimmige und funktionelle Immersion sorgt, die allerdings immer wieder zerstört wird, wenn das bullige Biest plötzlich wie ein federleichtes Objekt über die Dächer seines Schlosses schwingt und springt. Dennoch, die dargestellte Märchenwelt wurde mit Überzeugung und viel Dampf im Kessel aufgebaut und auf Hochglanz poliert. Das Ergebnis ist purer Edelkitsch, der hin und wieder zu sehr von sich selbst eingelullt wird, seine eigentliche Prämisse aber stets souverän erfüllt und Freunden von glanzvollen und märchenhaften Musicals wohl eine wunderbare Zeit bescheren wird. Wer sich hingegen eine wirkliche Neuinterpretation des Originals erhofft hatte, wird eher enttäuscht und könnte dennoch eine gute Zeit im Kinosaal verbringen, auch weil die Produktion der Diversität mit ihren Figuren huldigt, was in einigen Ländern der Welt ja für peinliche Skandale sorgte.


5 von 10 Schotten, die versuchen einen französischen Akzent zu imitieren

Review: DOCTOR STRANGE – Kommt ein Arzt ins Multiversum...

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Fakten:
Doctor Strange
USA. 2016. Regie: Scott Derrickson. Buch: C. Robert Cargill, Jon Spaihts,Scottt Derrickson. Mit: Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Rachel McAdams, Benedict Wong, Mads Mikkelsen, Tilda Swinton, Michael Stuhlbarg, Benjamin Bratt, Scott Adkins, Zara Phythian, Alaa Safi, Katrina Durden, Topo Wresniwiro, Umit Ulgen, Linda Louise Duan, Mark Anthony Brighton u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 9. März 2017 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
„Doctor Strange“ erzählt von dem egozentrischen Neurochirurgen Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch), der nach einem Autounfall nicht mehr operieren kann, da seine Hände verletzt wurden. Verzweifelt begibt er sich nach Tibet zu der Einsiedlerin The Ancient One (Tilda Swinton), von der er sich Heilung verspricht. The Ancient One verwehrt ihm jedoch seinen Wunsch und ist zudem nicht nur eine Eremitin, sondern auch die magische Verteidigerin der Welt. Sie unterrichtet Doctor Strange in den mythischen Zauberkräften und bildet ihn zum Obersten Zauberer, zum Sorcerer Supreme, aus. Doch ein weiterer Schützling von The Ancient One, Baron Mordo (Chiwetel Ejiofor), könnte für Doctor Strange zu einer großen Gefahr werden.





Kritik:
Marvel wird endlich ehrlich! Oder zumindest teilweise, vor allem in zweierlei Hinsicht, wenn es um Neuling „Doctor Strange“ geht. So ist zum Einen im Presseheft weniger von einem Film, denn von einem Event die Rede, was die nicht allzu großen Anstrengungen in Sachen abgewetzter Dramaturgie im Vergleich zu den spektakulären Spezialeffekten motiviert. Zum Anderen gerät der Bösewicht des magischen Helden dadurch in die Bredouille, dass Strange ihn zum Gefangenen der Zeit macht, in welcher sich das Prozedere vom Erscheinen jenes Doktors bis ins Unendliche wiederholt, weil dieser zur Rettung der Erde schlicht nicht locker lassen kann. Die ungefähre Bewusstwerdung des Wiederkäuer-Franchise ist Scott Derrickson zu verdanken – sonst immer auf Horrorfilme („Sinister“) und den gelegentlichen Blockbuster-Gau („Der Tag, an dem die Erde stillstand“, 2008) abonniert, versucht er nun, den mystischen Touch im Superhelden-Genre zu etablieren, was er in vielerlei Hinsicht aus der Multiversums-These zu gründen versteht. Es wird da schon bezeichnend, dass dauernd von minimal variierten Dimensionen an parallelen Welten die Rede ist, wo hier doch das geläufige Narrativ der Heldensage/Origin-Topoi in gewohnter Manier das Abenteuer der Weltenrettung anvisiert, welches Derrickson jedoch seinem Metier gemäß schon früh mit Profundem wie „Orlac's Hände“ zu verbandeln scheint.

 
Mit Tapetenmuster der  1970er zur inneren Erleuchtung
Der talentierte und (sporadisch) gewitzte Chirurg Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) wacht nämlich nach einem folgenschwer computeranimierten Autounfall ohne Gefühl in seinen arg verunglückten Händen auf, welche bis dahin eben seine gesamte Behandlungskunst ausmachten. So sehr Regisseur Derrickson via jenem Milieu blutige Eindrücke des klinischen Horrors - auch mal mit suggestiver Dimensionsverschachtelung per Röntgenbild - in die Disney-Produktion einzuschmuggeln versucht, werden dem Stranger leider keine mörderischen Spenderhände angenäht. Stattdessen muss ein anderer Weg jenseits westlicher Medizin herhalten, welcher unseren Stephen auf eine Reise nach „Batman Begins“-Manier zusteuern lässt, die sich fortan zwischen Versatzstücken aus „Matrix“, „Inception“, „Casper“ und „Duell der Magier“ einzupegeln versucht. Jene Etablierung ist gewiss kein Kinderspiel, schließlich gibt sich Derrickson in seiner Inszenierung zwar geerdeter als manch anderer Kollege aus dem näheren Umfeld, flacht anhand dessen allerdings des Öfteren in der Dynamik ab. Diese will sich grundsätzlich im Kanon der „Avengers“-Bande wissen, beißt in krampfhaft konstruierten Charaktermomenten aber erst recht auf Granit, wenn der Dialog mit eingebauten Witzen aufzutrumpfen vermag, die man eben wortwörtlich nur als eingebaut bezeichnen kann - tolle Leistung, Dan Harmon...

 
Doctor Strange setzt auf Stil und Innenarchitektur
Eine Schande bei dem Ensemble, möchte man meinen, doch selbst wenn sich potenziell illustre Figuren wie Strange-Kollegin/Ex Christine Palmer (Rachel McAdams), der mysteriöse Zauberkrieger Mordo (Chiwetel Ejiofor) oder Die Älteste (Tilda Swinton) auf des verzweifelten Doktors Pfad der Erkenntnis versammeln, bleiben diese stets der umfassenden Mythologie unterworfen sowie teilweise ungenutzt zurück. Immerhin hat der Film seine thematischen Grundpfeiler sicher im Griff, wenn so oft auf Stranges Verhältnis zur Zeit hingewiesen wird, bis er eben Stück für Stück zum Meister eben dieser avanciert und somit ein gewisses Kurzweil aus Lernprozessen inklusive dimensional biegsamer Action schöpfen kann. Die Zeit drängt ohnehin, da der abtrünnige Magierscherge Kaecilius (Mads Mikkelsen - eindimensional, wenn auch ein bisschen sarkastisch) mit seinen Lakaien finstere Mächte heraufbeschwört, doch bis dahin dürfen trotzdem noch vielerlei Sparten der Zauberei ebenso ihr Showcase darbieten. Die Älteste z.B. lehrt das Geheimnis der Astralprojektion, damit jene außerkörperlichen Erfahrungen nicht als Geister bezeichnet werden müssen und der Film somit Regularien umschifft, die eine Aufführung im Box-Office-Mekka China verhindern könnten. Daneben verstehen es unsere deftigen Druiden ohnehin, global zu operieren, wenn sie Portale in jede unsichtbare Wand der Gegenwart einbrennen können, die Gegenseite im Zwischenraum der Dimensionen sodann willkürlich an der irdischen Architektur formt und expandiert. 

 
Frisbee spielen mit dem Multiversum
Ganz viele Gimmicks im Kaleidoskop der Effekte also am Start, die sich in ein stimmiges Paket schnüren lassen, wenn es auf die Zielgerade unter Übernatürlichen zugeht. Ben Davis' Kamera kann da auch noch so unbeholfen in der Kampfchoreographie wackeln und einen Kampfsport-erprobten Widersacher wie Scott Adkins verwässern: Was hier alles metaphysisch bewegt wird, darf sich als Bombast des Psychedelischen konzentriert hochjubeln. Tiefer gestapelt sind dagegen so manche Running Gags mit dem stoischen Zaubersprüche-Bibliothekar Wong (Benedict Wong). Ganz zu schweigen von diesem merkwürdigen Fetisch, Strange (als eine Art Charakterentwicklung?) mehrmals beim Rasieren zu zeigen. Unter jenem Merkmal männlichen Wachstums hat auch seine Beziehung zu Christine zu leiden, die der Film im Verlauf höchstens noch an die zwei Mal besucht, um an sein Ursprungsszenario der Chirurgie zu erinnern, sich danach aber mit einem Kuss von ihr verabschiedet, da er das alles jetzt allein unter Magiern regeln muss, babe. Manchmal erfüllt der Film eben Erwartungen, die einem wie aus der Steinzeit des Mediums scheinen (siehe z.B. den archetypischen Hinterhalt in einer düsteren Gasse), manchmal macht er aber auch Laune, wenn Morpheus Swinton der Skepsis des selbstunterschätzenden Strange zum kontinuierlichen Learning-by-Doing verhilft, ehe der Master mit den gebrochenen Händen sein ihn auswählendes Relikt zur Rettung der Menschheit erhält.


Der Simplizissismus der Marvel-Filme macht sich hier eben nicht allzu viel vor, aus ihrer Formel noch eine Aufregung fürs Oberflächliche zu schöpfen, so entschleunigt Derrickson menschliche Interaktionen durchkaut, erst im Strudel der Farben und magischen Möglichkeiten wirklich aufwacht und sogar Jumpscares anwendet, um Strange das eine oder andere Mal aus dem Herzstillstand aufspringen zu lassen. Natürlich kann ein Film nicht nur aus Höhepunkten bestehen und auch wenn ein Genre-affiner Zuschauer das meiste am Prozedere für sich vorkalkulieren könnte, ist wie gehabt für solide Unterhaltung im Sinne eines Mainstream-Konsens gesorgt. Wenn man ganz nett sein will, kann man sogar Sympathie für das Schicksal des Doktors empfinden, auch wenn es jenseits wahrer Verinnerlichung ausschließlich auf eskapistische Impulse der potenziell abgefahrenen Superkräfte trifft. Im Endeffekt wird so oder so ein Film hinterlassen, der gerne noch weiter nach allen Seiten ausschlagen, mehr noch, ein Event sein will (eine Fortsetzung im „Highlander“-Format kündigt sich dazu an), aber an jene Houdini-Zwangsjacken der Monetenzugänglichkeit gebunden ist, die insbesondere ein Scott Derrickson nimmer hätte lösen können – selbst mit Pink Floyd auf dem kultverdächtig zusammengestellten Soundtrack.


5,5 von 10 Rasierklingen


vom Witte

Review: WARCRAFT: THE BEGINNING - Der Anfang vom Ende?

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Fakten:
Warcraft: The Beginning (Warcraft)
US. 2016. Regie: Duncan Jones. Buch: Duncan Jones & Charles Leavitt. Mit: Travis Fimmel, Paula Patton, Ben Foster, Dominic Cooper, Toby Kebbell, Ben Schnetzer, Robert Kazinsky, Clancy Brown, Daniel Wu, Ruth Negga, Callum Keith Rennie, Burkely Duffield u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Mithilfe eines magischen Portals und der Fel-Magie ihres Anführers Gul’dan verlassen die Orks ihre zerstörte Heimatwelt und finden sich im Königreich Azeroth wieder. Dieses wird von einem friedlichen Bündnis aus Menschen, Elfen und Zwergen regiert, doch als die gewalttätigen Orks eindringen steht ein Krieg unmittelbar bevor. Mithilfe des Wächters Medivh und des jungen Magiers Khadgar will der edle Ritter Lothar sein Reich beschützen.




Meinung:
An erster Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Autor dieser Kritik nahezu keine Beziehung zu Blizzards Spieleuniversum hat und den Film daher aus der Sicht eines Außenstehenden bewerten wird. Das zieht bei einem Film wie „Warcraft: The Beginning“ logischerweise einige Probleme mit sich und macht den Hauptteil des Textes wohl für Fans der Spiele relativ irrelevant. Inwiefern es dem Film gelingt Blizzards Welt stimmig einzufangen und ob der Film nur billigen Fanservice oder doch eine liebevolle Hommage liefert kann also nicht aus erster Hand berichtet werden und wird daher auch kein Teil dieser Kritik sein.


Auf in die Schlacht!
Streitpunkt vieler Zuschauer und eines der ersten Dinge, die einem ins Auge stechen ist sicherlich die visuelle Gestaltung des Films. Mit jeder Menge CGI erschafft „Warcraft: The Beginning“ eine sehr bunte, glänzende und strahlende Fantasywelt. Egal ob dieser Stil letztlich den persönlichen Vorlieben eines Zuschauers entspricht, muss man zumindest würdigen, dass die Optik zum einem sehr passend für das Videospieluniversum ist und zum anderen auch handwerklich sauber umgesetzt wurde. Problematisch wird es dann, wenn die darin agierenden Figuren nicht mehr wie plastische Lebewesen wirken, sondern sowohl durch Schauspiel und Dialoge zu hölzernen Attrappen verkommen. Mit diesem Umstand hat der Film über weite Strecken zu kämpfen und dabei hilft es auch nicht, dass die Handlung und ihre Figuren immer wieder in generische Stereotypen des Fantasygenres abdriften. Den allseits bekannten Angriff von Orks auf die Welt der Menschen bekommt man also ebenso geboten wie den kraftvollen Zauberer, der von Macht verführt wird oder den edlen und kampfesmutigen Ritter, der sich für sein Volk opfern will.


Halb Mensch, halb Ork
Was „Warcraft: The Beginning“ ebenfalls interessant macht, ist die Beteiligung von Duncan Jones als Regisseur und Drehbuchautor. Leider muss man an dieser Stelle berichten, dass von der Handschrift des britischen Regisseurs nur sehr wenig zu erkennen ist. Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, dass der Blockbuster an sich nur sehr wenig mit den früheren Filmen des Filmemachers zu tun hat und so gesehen auch nur schwerlich verglichen werden kann. Lediglich beim Drehbuch scheint man seinen Einfluss zu bemerken, so hält sich der Film in Sachen Oneliner und vermeintlich lustiger Sprüche angenehm zurück und bewahrt so den ernsten Grundtenor seiner Handlung. Auch wenn die bunte Optik und das gezielte Abdämpfen von Gewalt die Düsternis der Geschichte ein Stück weit hemmen, ist die zugrundeliegende Geschichte dennoch ein sehr brachialer Konflikt. Hier gelingt es dem Film sowohl die Lage der Orks, als auch die der Menschen glaubhaft zu schildern und die Motivation beider Fraktionen nachvollziehbar zu gestalten. Denn die Orks sind, obgleich eine brutale und kämpferische Spezies, nicht per se böse, sondern letztlich auch nur durch äußere Umstände dazu getrieben das Land der Menschen zu erobern.


„Warcraft: The Beginning“ ist ein Film für Fans. Das sollte jedem Zuschauer bewusst sein, denn wer sich auf den Film einlässt und bisher keinen oder nur wenig Zugang zu Blizzards Fantasy-Universum hatte, der wird über weite Strecken etwas verloren dastehen. Zu viele Hintergründe, Beziehungen und Regularien der Welt werden nicht erklärt, Vorwissen wird quasi vorausgesetzt. Das sperrt natürlich viele Zuschauer aus, macht das Werk aber auch ein Stück weit sympathisch. Es ist schön zu sehen, dass sich ein multi-millionen-Dollar-Blockbuster nicht bei der größtmöglichen Menge an Zuschauern anbiedert, sondern Fans der Reihe genau das bietet, was sie sehen wollen. Damit stellt „Warcraft: The Beginning“ wohl einen der seltenen Fälle unter den Videospielverfilmungen dar, in dem Fans nicht vor den Kopf gestoßen werden, sondern eine adäquate Umsetzung ihres geliebten Spieleuniversums bekommen.


5 von 10 magischen Portalen