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Review: BLOOD FEAST – Die Geburtsstunde des Splatterfilms

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Fakten:
Blood Feast
US, 1963. Regie: Herschell Gordon Lewis. Buch: Allison Louise Downe. Mit: Mal Arnold, William Kerwin, Connie Mason, Lyn Bolton, Scott H. Hall, Christy Foushee, Ashlyn Martin u.a. Länge: 67 Minuten. FSK: Ungeprüft. Nicht im freien Handel erhältlich.


Story:
Fuad Ramses ist der Besitzer eines Catering-Services, welcher auf ägyptische Spezialitäten ausgelegt ist. Hinter der Fassade des Mannes verbirgt sich allerdings ein geisteskranker Psychopath, der sich das Ziel gesetzt hat, eine ägyptische Göttin wieder auferstehen lassen. Hierfür tötet er junge Frauen, denen er Körperteile abtrennt oder Organe entnimmt, um diese für ein Ritual zu kochen. Als er für die Tochter einer Kundin ein ägyptisches Dinner organisieren soll, sieht er seine Chance gekommen, das Ritual endlich zu vervollständigen.





Meinung:
Im Laufe der Filmgeschichte hat sich das Genre des Horrorfilms in vielfältige Subgenres unterteilt. Eines davon ist der Splatterfilm, der zunächst als verpönt galt und weitestgehend abgelehnt wurde. Diese besonders explizite Gattung zeigt das Abtrennen von Körperteilen und Vergießen von Blut in besonders exzessiven Dimensionen. Spätestens in den 80er-Jahren hat das Splatter-Kino allerdings auch langsam im Mainstream Anklang gefunden. Vertreter wie "Braindead", "Tanz der Teufel" oder "Dawn of the Dead" genießen heutzutage einen gewissen Kultstatus und sind unlängst fester Bestandteil der Popkultur geworden.


Die
Gleich wird lecker gekocht!
Geburtsstunde des Splatterfilms lässt sich hingegen auf das Jahr 1963 zurückverfolgen, in dem Regisseur Herschell Gordon Lewis seinen billigen Low-Budget-Schocker "Blood Feast" veröffentlichte. Oberfläclich betrachtet ist der Streifen ein Reinfall auf diversen Ebenen, der für viele mittlerweile nur noch als unfreiwillig komischer Trashfilm funktioniert. Die Inszenierung ist in vielen Momenten wirklich dilettantisch, Szenenübergänge wirken abgehakt, es gibt Tag- und Nachtwechsel innerhalb einer Szene und während der sehr kurzen Laufzeit von gerade einmal 67 Minuten bleibt wenig Zeit für eine ansatzweise packende Dramaturgie. Dazu kommen Schauspieler, von denen man meint, sie wären wegen vielen Eigenschaften gecastet worden, nur nicht wegen ihrer Schauspielkünste. Die Dialoge wirken lachhaft und werden ebenso unbeholfen vorgetragen. Und doch hat dieser Film eine ganz eigenartige Faszination und besondere Ausstrahlung, die erahnen, wenn nicht sogar komplett verstehen lässt, weshalb er auf krude Weise ein Meilenstein wurde. Die Geschichte ist denkbar simpel: Ein geisteskranker Besitzer eines ägyptischen Catering-Services ermordet junge, schöne Frauen und erleichtert sie um ihre Körperteile oder Organe, um ein Ritual durchzuführen, mit dem er eine ägyptische Göttin wiederauferstehen lassen will. Auch wenn der Handlungsverlauf auf das absolute Slasher-Grundgerüst heruntergenagt wurde, versprüht bereits diese Komponente, in der man den Plot mit etwas ägyptischer Mythologie sowie okkulten Ritualmorden unterfüttert hat, eine ungemein krude und seltsame Aura.


Hinzu kommen die Mordszenen, die von einem abnormalen Sound-Design mitsamt herausragendem Score und bestialischen Grausamkeiten begleitet werden. Auch wenn der eigentliche Gewaltakt aufgrund des kaum vorhandenen Budgets nie wirklich explizit gezeigt wird, sondern eher die direkten Folgen in Form matschiger Sauereien, strahlen diese eine wirklich verstörende Atmosphäre aus und haben sichtbare Spuren in nachfolgenden Vertretern des (Sub-)Genres wie beispielsweise den Gialli von Dario Argento hinterlassen. Für die Hauptrolle des gestörten Serienkillers hat man mit Mal Arnold zudem einen echten Besetzungscoup gelandet, denn dieser sticht aus den ansonsten blassen oder hölzernen Leistungen der übrigen Darsteller durch seine wahnhafte Performance wirklich heraus. Letztendlich ist es diese dreiste Unbekümmertheit und das krude Missachten filmtechnischer Konventionen, durch das sich "Blood Feast" seinen Status als eigenwilliger Meilenstein sowie Geburtsstunde des Splatterfilms verdient hat. Der Film mag objektiv auf vielen Ebenen ungenügend erscheinen, doch gerade die unangepasste Machart, mit den verstörenden Zwischentönen, der bizarren Mythologie und den derben Gewalteinlagen machen aus ihm ein faszinierendes Relikt, das für jeden eine kleine Entdeckung darstellen dürfte, der sich gerne und leidenschaftlich mit dem Horror-Genre auseinandersetzt.


7 von 10 im Ofen gebackene Beine


von Pat

Review: THE GREEN INFERNO – Welcome to the Jungle!

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Fakten:
The Green Inferno
USA. 2014. Regie: Eli roth.
Buch: Eli Roth, Guillermp Amoedo. Mit: Lorenza Izzo, Ariel Levy, Daryl Sabara, Richard Burgi, Sky Ferreira, Kirby Bliss Blanton, Magda Apanowicz, Nicolás Martinez, Aaron Burns, Ramón Llao u.a. Länge: 100 Minute. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Eine Gruppe von Friedensaktivisten stürzt über den südamerikanischen Regenwald ab. Die meisten Passagier sterben bei dem Crash, doch die, die überleben gehören nicht zur den Glücklichen, denn sie geraten in die Fänge eines Eingeborenenstammes, die ihren kannibalistischen Genüssen freien Lauf lassen.




Meinung:
„The Green Inferno“ ist ein weiterer Beleg dahingehend, dass Eli Roth schlicht nicht in der Lage scheint, einen ernsthaft misslungenen Film abzudrehen – vor allem dann nicht, wenn man als Zuschauer über eine ersichtliche Portion Genreaffinität in seinem Herzen verfügt. Eli Roth jedenfalls ist einer von den Regisseuren, die ihr Leben dem Horrorfilm verschrieben haben und ihre Liebe zu genau diesem in ihren Werken so exzessiv ausstellen, dass es eine wahre Freude ist. Mit „The Green Inferno“ gibt sich Vollblutgeek Roth nun dem italienischen Exploitationskino der experimentellen 1970er Jahre hin und – der Titel wurzelt ja bereits unverkennbar in diesen gefräßigen Subgenre-Gefilden – lässt sie endlich wieder mit einem Bärenhunger über den Bildschirm wüten: Kannibalen! Sicherlich kann man über „The Green Inferno“, wie schon über „Cabin Fever“ und „Hostel“, gehörig die Nase rümpfen, das Ganze spekulativ und infantil schimpfen, allerdings zeigt Eli Roth mit dieser herrlichen Ruggero-Deodate-Replik, wie man dem Kannibalen-Film standesgemäß Tribut zollt.

 
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Im Mittelpunkt steht die Studentin Justine (Lorenza Izzo), die sich einer Gruppe Umweltaktivisten anschließt, um im peruanischen Amazonsgebiet gegen das Dschungel-Roden zu protestieren. Lorenzas Entscheidung keimt allerdings nicht aus einer persönlichen Überzeugung heraus, in Wahrheit hat sie sich nur in den Anführer der Bewegung, Alejandro (Ariel Levy), verguckt und akzeptiert im milden Hormontaumel gerne mal so manch lebensbedrohliche Umstand. Schon anhand dieser Ausgangslage lässt Eli Roth durchschimmern, dass es um die Menschen in „The Green Inferno“ mit ziemlicher Sicherheit nicht allzu gut bestellt sein wird: Die Bredouille, in die sich unsere Hauptfiguren manövrieren, ist im Prinzip nicht nur selbst verschuldet, viel schlimmer noch wiegt die Tatsache, dass sich diese hier versammelten Pseudo-Gutmenschen so krampfhaft hinter weltgewandten Fassaden verschließen, dass es als einzig logische Konsequenz gewertet werden kann, wenn sie schlussendlich an ihrem eigenen Narzissmus verenden. Da lassen sich die Kannibalen natürlich auch als Symbole werten, die die kulturelle Selbstüberschätzung in archaischer Dringlichkeit dekonstruieren.


Eli Roth indes hat sichtlich Spaß daran, die jugendlichen Körper in bestialischen Gewaltspitzen zu deformieren: Wer sich wirklich daran stoßen möchte, dass es in „The Green Inferno“ durchaus explizit ans Eingemachte geht, scheint wohl nicht so richtig verstanden zu haben, auf welche Art von Film Roth sich hier bezieht und in den höchsten Tönen huldigt. Sicherlich ist „The Green Inferno“ kein zweiter „Nackt und zerfleischt“ geworden, den Eli Roth ein ums andere Mal einstellungsgetreu emuliert, dafür scheitert das Unterfangen an seiner zu reinlichen Digitaloptik. Diese zum Teil unfassbar zynische Zerlegung von prahlerischen Weltverbessertum aus der Großstadt, die den Kontakt mit fremden Völkern letzten Endes aber keinesfalls ohne Desinfektionsmittel angehen können, zaubert dem Zuschauer in ihrem bitterbösen Gebaren nicht nur ein schelmisches Grinsen auf die Lippen; „The Green Inferno“ ist generell kein dummer Film, weil er eine Sache verstanden hat: Die Grenzen zwischen Gut und Böse lösen sich im unverwüstlich majestätischen Urwald zwangsläufig auf, weil hier Kräfte walten, die über derlei banale Kategorisierung hinausgehen.


6,5 von 10 blutigen Oberschenkeln


von souli

Review: SCOUTS VS. ZOMBIES - HANDBUCH ZUR ZOMBIE-APOKALYPSE – Solides Zielgruppenfutter

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Fakten:
Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse (Scouts Guide to the Zombie Apocalypse)
USA. 2015. Regie: Christopher Landon. Buch: Carrie Evans, Christopher Landon, Emir Mochizuki. Mit: Tye Sheridan, Logan Miller, Joe Morgan, Sarah Dumont, David Koechner, Cloris Leachman, Halston Sage, Luke Gage, Drew Droege, Blake Anderson, Patrick Schwarzenegger, Elle Evans, Cameron Elmore u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 16Jahren. Ab12. November 2015 im Kino.


Story:
„Jeden Tag eine gute Tat!“ ist das Motto des jungen Augie, der sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit seinen zwei besten Freunden ein Pfadfinderabzeichen nach dem anderen auf die Kluft zu nähen. Doch Carter und Ben haben genug von Lagerfeuer, Latrinen graben und Dosenbohnen. Als Teenager sollte man sich schließlich seinen tobenden Hormonen hingeben und nicht als verkleideter Loser im Unterholz herumstolpern. Ungünstig, dass die angesagteste Party der Stadt ausgerechnet am gleichen Abend stattfinden soll. Als sie sich heimlich davonschleichen, begegnen sie in einem verlassenen Stripclub echter Fleischeslust: alle Bewohner der Stadt wurden in Zombies verwandelt! Zusammen mit der Handfeuerwaffen-geübten Bardame Denise begeben sich die drei Pfadfinder auf eine blutige Hetzjagd durch die Kleinstadt und beweisen, dass sie auch im Angesicht Britney Spears-liebender Zombies und mutierten Killer-Katzen keine Pussys sind.




Meinung:
Zombies. Überall Zombies. Zwar war, bzw. ist die TV-Serie „The Walking Dead“ nicht der Anstoß für die aktuell grassierende Zombiewelle, aber gewiss ihr bislang größter Erfolg. Doch letztlich war es vielleicht kein bierernster Film rund um die wandelnden Toten, sondern die britische Kultkomödie „Shaun of the Dead“, die den Untoten den Weg zum heutigen, popkulturellen Erfolg ebnete. So oder so, Zombiecomedys haben Hochkonjunktur, egal ob auf dem Direct-to-DVD-Markt (z.B. „Wasting Away“ oder „Cooties“) oder eben im Kino (z.B. „Warm Bodies“ oder „Zombieland“). Mit „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ ist es nun mal wieder an der Zeit, dass die Untoten nicht als reinrassige Bedrohung oder gar Metapher fungieren (was sie seit ewigen Zeiten ja nicht mehr tun), sondern als Part einer möglichst absurden Ausgangssituation, in der – wer hätte es gedacht – Pfadfinder gegen Zombies kämpfen.


Der Selfie-Wah kennt kein Halten. Zombies hin oder her.
Was einem bei diesem scheinbar ungleichen Kampf erwartet ist nicht mehr als eine zielgruppenorientierte Pflichterfüllung, mit allem was für laute Lacher adoleszenter Zuschauer notwendig ist, inklusive Blut und Brüsten. Das ist natürlich alles andere als clever, kreativ oder gar frisch – eher im Gegenteil. „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ ist sogar ein richtiger Stinker, der ohne große Mühen einfachste Formeln befolgt. Doch der Film von „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“-Regisseur Christopher Landon besitzt dafür bulligen, recht ungelenken Charme und nutzt sein geringes Potenzial voll aus. Das heißt im Klartext, dass der titelgebende Kampf zwischen Pfadfindern und Zombies als kurzweiliger wie dümmlicher Partyfilm recht gut funktioniert und sogar einige nette, wenn auch deutlich zu CGI-lastige, Splatterszenen auffährt, die durchaus gekoppelt sind, an die eine oder andere brauchbare Idee. Der große Wurf ist das alles mit Sicherheit nicht und der recht ungezügelte Sexismus tut „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ auch nicht sonderlich gut. Aber wie gesagt, die angepeilte Zielgruppe sollte ihren Spaß haben und wird dank FSK16-Freigabe auch den Weg ins Kino finden.


Was bleibt sonst noch zu sagen über „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse„? Eigentlich nicht viel. Die actionreiche Horrorkomödie bietet einfachste und aber effiziente Unterhaltung und fährt genau dass auf, was man von solch einem Film erwarten kann. Die Rezepturen sind nicht alle wirklich überzeugend und die Quote von wirklich erinnerungswürdigen Momenten ist auch nicht sonderlich hoch. Dafür funktioniert „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ im Hier und Jetzt ganz solide und besitzt durchaus die kleine Chance zu einem Kulthit zu avancieren, wenn auch nur für das junge Zielpublikum, die wahrscheinlich glauben „The Walking Dead“ hätte die Zombies erfunden.


6 von 10 Zombiezungen im Intimbereich

Review: DEATHGASM - Der Partyfilm des Jahres

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Fakten:
Deathgasm
NZ. 2015. Buch und Regie: Jason Lei Howden.
Mit: Milo Cawthorne, James Blake, Kimberley Crossman, Sam Berkley, Daniel Cresswell, Stephen Ure, Tim Foley u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: keine Jugendfreigabe. Ab dem 4. Februar 2016 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Mit ihrer neuen Metal-Band spielen Brodie und Zakk ein paar Noten von einer legendäre Band - und beschwören mit ihrer Teufelsmusik aus Versehen allerlei Kreaturen aus der Hölle. Auf einmal müssen die beiden Musikfans sich und ihre Lieben verteidigen. 




Meinung:
Neuseeland ist für allerlei Dinge bekannt. Schöne Landschaften, Auslandsjahr-Ziel Nummer 1 von Jugendlichen, das Auenland und (ebenfalls dank Peter Jackson) saftigen Splatter und derbe Komödien. „Deathgasm“, der im Zuge des diesjährigen Fantasy Filmfests einige Aufmerksamkeit generieren konnte, weil er so unterhaltsam ist, kann innerhalb von Sekunden als Spaßprojekt identifiziert werden, wenn man sich nur einmal die Synopsis des Films auf der Zunge zergehen lässt. Und so gelingt es dem Verantwortlichen für den Film mit dem Mini-Budget (das meiste Geld wurde mit Sicherheit für die blutigen Effekte verprasst) Jason Lei Howden, den Spaß, den er an seiner Arbeit hatte, auf den Zuschauer zu übertragen. Der Film ist mächtig überdreht und kann es sich in der Kategorie „Partyfilm“ sehr gern gemütlich machen. Irgendwo zwischen „Tucker and Dale vs Evil“ und Neuseelands eigenem „Braindead“.


Typischer Metal-Dämon: Volle Hörkraft, kein Durchblick
Dabei ist der Film ganz bewusst in dem „Wir haben ein paar geile Ideen und verfilmen sie einfach mal“-Schema gehalten; Kritzeleien, Vorurteile, die Pop-Kultur, Slapstick und die Handlungsorte  werden hier stets humorvoll verwertet, sodass in inszenatorischer Hinsicht wenig bis gar kein Leerlauf entsteht. Das wichtigste, was man im Zusammenhang mit diesem Film wohl erwähnen kann, ist die Tatsache, dass er keineswegs ausschließlich für Metal-Fans gemacht ist. Die werden zwar sicherlich mindestens ebenso viel Spaß haben, wie Filmfans, die sich einfach nur mal wieder an lustigem Gore laben wollen, aber letztere werden ebenfalls enorm viel Spaß haben. Die musikalischen Metal-Einlagen sind zwar vorhanden, aber nicht so abschreckend, wie Vorurteile über Metal und ihre Zuhörer es gerne wirken lassen. Stattdessen bricht der Film mit Klischees über  die Metal-Kultur, deckt jene humorvoll auf, ohne sie dabei lächerlich zu machen. Vor allem letzterer Part ist immens wichtig und wurde, so scheint es, oft genug falsch gemacht. Leider spielt der Film hin und wieder zu etwas zu sehr mit den Vorurteilen von Strebern, Losern und Lehrern, was zwar lustig gemeint ist, hin und wieder jedoch etwas störend auffällt. Sobald der Film sich aber keine Grenzen auferlegen lässt, geht das Werk ab wie eine Rakete und macht genau so viel Spaß, wie die Storyline es verspricht.


Echte Metalheads genießen ihr Eis stilecht in der Waffel
Denn sobald Brodie auf Zakk trifft - ebenfalls ein Metalhead - dann beginnt das Leben von Brodie so richtig. Sie gründen eine Band, brennen mit Napalm „Hail Satan“ in die ruralen Felder, spielen Musik in der Garage von Brodies christusliebenden Adoptivvaters und nennen ihre Musik-Gruppe „Deathgasm“ - denn kleine Buchstaben sind was für Pussys. Und wenn dann kurz darauf aus Versehen die Tore zur Hölle geöffnet werden und die Untoten die Erde bevölkern, dann wird es für die Helden des Films immer wieder ziemlich brenzlig, aber vor allem auch grenzenlos unterhaltsam. Das ist in Ausnahmefällen zwar nicht ganz stilsicher, aber stets überaus lustig und erinnert an „Edward mit den Scherenhänden“, wenn Tim Burton keinen Kinderfilm draus gemacht hätte, sondern das genaue Gegenteil. Die Metalheads sind hier die Außenseiter, aber gleichzeitig die Sympathieträger, die Retter in Not und (gewissermaßen) die Verursacher der Apokalypse. Leider erliegt der Film teilweise an seiner Schematik und begeht ironischerweise den gleichen Fehler, den Tim Burtons Film mit Johnny Depp beging; er heißt die Rachephantatsie gut, die seine Charaktere ausleben. Das stört etwas, hier jedoch weniger als in einem Kinderfilm und vor allem nicht in einem so großen Ausmaß, dass der Film darunter zu leiden hätte.


Für nur 120.000 Euro hat Jason Lei Howden „Deathgasm“ erschaffen. Dieses geringe Budget kaschiert der Film dabei so großartig, dass es eine wahre Freude ist, den Typen zuzuschauen, wie sie sämtliche Extremitäten abtrennen, mit Blut von oben bis unten bespritzt werden und einfach nur die Hölle von Erden verscheuchen wollen. Die Beteiligten hatten richtig Bock an ihrem Job und das merkt man am großen Ganzen und an den Kleinigkeiten, wie der Form des Hauses, das aussieht wie die im Metal-Bereich beliebte SS-Rune, und natürlich den over-the-top Gore-Einlagen. Metal. Für die einen sind es nur ein paar Typen die brüllen, für die anderen vereint sich darin die Empathie der Welt, die sie sonst nicht bekommen würden. Wer Spaß an übermäßigem Splatter, Onelinern und Slapstick findet, der wird hier einen Heidenspaß haben.


6 von 10 Satansbeschwörungen


von Smooli

Review: ZOMBIE – DAWN OF THE DEAD – George A. Romero auf dem Zenit seiner Kunst

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Fakten:
Zombie – Dawn of the Dead
USA, Italien. 1978. Regie und Buch: George A. Romero. Mit: Ken Foree, Gaylen Ross, David Emge, Scott H. Reiniger, David Early, Richard France, Fred Baker, Rod Stouffer, James A. Baffico, Tom Savini, Daniel Dietrich u.a. Länge: 118 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die kürzlich Verstorbenen erheben sich aus Ihren Gräbern und kehren als lebende Tote zurück, um die Menschen zu jagen und zu fressen. In dem allgemeinen Chaos droht die Zivilisation zusammenzubrechen. Es werden Räumungskommandos organisiert, welche von Haus zu Haus ziehen, um die Infizierten zu töten. Zu einem dieser Kommandos gehören auch Peter und Roger, die von dieser Aufgabe aber die Nase voll haben. Zur gleichen Zeit versucht ein Fernsehsender, für den auch Stephen und Francine arbeiten, so lange wie möglich zu senden, um die restliche Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten. Als der Ansturm der Zombies immer weiter zunimmt schlägt Stephen vor, mit dem Firmenhelikopter vom Dach des Senders zu flüchten. Auf der Landeplattform stoßen noch Peter und Roger dazu. Als der Sprit des Helikopters zur Neige geht landen sie auf dem Dach einer Shopping-Mall in welcher sie alles finden, was sie brauchen um lange überleben zu können. Zunächst müssen sie das Einkaufscenter aber noch von den Zombies befreien...




Meinung:
Man wird sie nie vergessen, die letzten Bilder, die George A Romero dem Zuschauer in „Die Nacht der lebenden Toten“ voller zynischer Kälte serviert hat: Alles schien verloren, nicht wegen der Allgegenwart der Zombies, sondern wegen den Menschen, unter dem Banner einer Bürgerwehr verkehrend, die in einem exorbitanten Blutrausch durch das Land gewütet sind. Die Apokalypse schien nicht mehr verhinderbar, sie hat unlängst begonnen – und das wahrscheinlich schon vor dem Ausbruch der Epidemie. Ganze zehn Jahre mussten sodann in Kauf genommen werden, bis George A. Romero endlich die finanziellen Mittel zur Verfügung standen (ein gewisser Italiener namens Dario Argento hat freundliche Unterstützungsarbeit geleistet), sein heute zum Klassiker avanciertes Debüt endlich fortzusetzen. Das Ergebnis ging erneut in die Annalen Filmgeschichte ein: Mit „Zombie – Dawn of the Dead“ erreichte George A. Romero nicht nur den Zenit seiner Kunst; „Zombie – Dawn of the Dead“ ist ein echter Segen für das Horror-Genre, weil er geistreich weiterführt, was „Die Nacht der lebenden Toten“ schon kongenial losgetreten hat.

 
Zombies? Oder doch nur die 1970er?
Im Klartext bedeutet das: „Zombie – Dawn of the Dead“ ist herausragendes Genre-Kino, weil es permanent in der Lage ist, die Grenzen des Genres zu durchbrechen und somit in Richtung Ewigkeit durchzustarten. Das Bedrohungsszenario, in welches „Die Nacht der lebenden Toten“ den Zuschauer von jetzt auf gleich gestoßen hat, wird konsequent weiterentwickelt. Die untote Übermacht breitet sich exponentiell aus, die Menschheit steht vor dem Ende und die letzten Übriggebliebenen müssen sich an einen deprimierenden Restbestand ihrer Existenz gewöhnen, in dem es keinen Raum mehr für die freie Entfaltung gibt, sondern nur noch der Kampf um das bloße Überleben verbleibt. Zusammen mit Stephen (David Emge), Peter (Ken Foree), Roger (Scott H. Reiniger) und Fran (Gaylen Ross) versuchen wir als Zuschauer, irgendwie einen Platz in diesem heillosen Chaos zu finden, der für kurze Zeit eine gewisse Sicherheit und Ruhe verspricht, denn nicht nur die Zombies sind auf wankender Jagd nach Menschenfleisch, der sich selbst als gesetzlos glaubende Teil der Gesellschaft marodiert durch die Städte.

 
Eindeutig die  1970er.
Mit dem Hubschrauber gelangt unser Protagonistenquartett zu einem Einkaufszentrum (die Monroeville Mall, nunmehr ein regelrechtes Nerd-Mekka), in dem sich zwar auch reichlich Untote herumtummeln, allerdings bieten die Lagerräume doch ein geräumiges Refugium, in dem eine verlängerte Verschnaufpause im Bereich des Möglichen scheint. Wie schon in „Die Nacht der lebenden Toten“ baut George A. Romero in seiner Settingwahl auf einen begrenzten Sektor, wenn auch sicherlich nicht so beengt wie das Landhaus inmitten der Provinz. Wo man in „Die Nacht der lebenden Toten“ im „intimen“ Rahmen miterleben konnte, wie Romero innerfamiliäre Kernstrukturen dekonstruierte, schreit die Mall in „Zombie – Dawn of the Dead“ natürlich nach klaffender Konsumkritik mit dem Holzhammer: Die Zombies selbst taumeln wie zu Lebzeiten durch die Gänge, wollen ohne Unterlass fressen, konsumieren, verbrauchen. Selbstverständlich lässt sich „Zombie – Dawn of the Dead“ in diese Richtung interpretieren, das Ambiente schreit ja geradezu danach. Allerdings geht Romero tiefer, ihm liegt es nicht daran, den beinahe schon auf Automatismen basierenden Kaufrausch der amerikanischen Gesellschaft aus- und bloßzustellen.

 
Made my day
Das Einkaufszentrum, die Konsumhölle, das Schlaraffenland, die Kathedrale des Kapitalismus, wird vielmehr zur psychologische Projektionsfläche, auf der Romero bisweilen satirisch demonstriert, wie sich die menschliche Psyche im Angesicht ihres tendenziellen Untergangs verhält. Zuerst einmal muss nicht alles verloren sein, wenn der gleichberechtigte Gemeinschaftssinn weiterhin Bestand hat. Es bilden sich Freundschaften, Entscheidungen werden im gesunden Plenum getroffen, das Schwelgen im Materialismus, in einer Zeit, in dem das Materielle keinen Wert mehr besitzt, bringt für einige Momente etwas Spaß in den trüben Alltag, wenn die Regale geplündert werden und einem am Ende sogar noch das Geld aus der Kasse entgegenspringt. „Zombie – Dawn of the Dead“ besitzt dabei immer wieder ein pointiertes Händchen für Humor, schildert das Leben im Einkaufszentrum als intensive Bestandsaufnahme, in der die vier Akteure auf die harte Tour lernen müssen, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen. Das temporäre Verdrängen von Sorgen und Grauen aber birgt im Anschluss nur noch schwerwiegenderen Kummer in sich.


Für Liebe ist in dieser Zeit kein Platz mehr, das werden Fran und Stephen in einer regelrechten Ohnmacht lernen, und wer die Chance hat, alles besitzen zu können, wird für nichts mehr Verwendung finden. „Zombie – Dawn of the Dead“ ist als humanistisches Manifest, welches an Nächstenliebe, an Verbundenheit und auch an Hoffnung glaubt, deswegen so effizient, weil es auch folgerichtig offenbart, dass sich all die Menschlichkeit nicht immer als Schlüssel für eine echte Perspektive zeigt – Aber es macht vieles, auch in derart düsteren Zeiten, erträglicher. Und all die unterschiedlichen Charaktertypen, die „Zombie – Dawn of the Dead“ interagieren lässt, studiert George A. Romero, um sie den schlurfenden Wiedergängern adäquat gegenüberzustellen. Stephen, Fran, Peter und Roger müssen realisieren, dass die Zombie ein Teil von ihnen sind und eine Zukunft nur dann gewährleistet scheint, wenn dem Morden der Menschen endlich Einhalt geboten wird. Da keimt aus der Essenz des „Zombie – Dawn of the Dead“ auch ein zutiefst pazifistisches Plädoyer: Gesellschaften werden nicht auf Blut errichtet, sie versinken zwangsläufig darin.


8,5 von 10 abgetrennte Schädeldecken


von souli