Fakten:
Blood Feast
US, 1963. Regie: Herschell Gordon
Lewis. Buch: Allison Louise Downe. Mit: Mal Arnold, William Kerwin,
Connie Mason, Lyn Bolton, Scott H. Hall, Christy Foushee, Ashlyn
Martin u.a. Länge: 67 Minuten. FSK: Ungeprüft. Nicht im freien
Handel erhältlich.
Story:
Story:
Fuad Ramses ist der Besitzer eines
Catering-Services, welcher auf ägyptische Spezialitäten ausgelegt
ist. Hinter der Fassade des Mannes verbirgt sich allerdings ein
geisteskranker Psychopath, der sich das Ziel gesetzt hat, eine
ägyptische Göttin wieder auferstehen lassen. Hierfür tötet er
junge Frauen, denen er Körperteile abtrennt oder Organe entnimmt, um
diese für ein Ritual zu kochen. Als er für die Tochter einer Kundin
ein ägyptisches Dinner organisieren soll, sieht er seine Chance
gekommen, das Ritual endlich zu vervollständigen.
Meinung:
Im Laufe der Filmgeschichte hat sich
das Genre des Horrorfilms in vielfältige Subgenres unterteilt. Eines
davon ist der Splatterfilm, der zunächst als verpönt galt und
weitestgehend abgelehnt wurde. Diese besonders explizite Gattung
zeigt das Abtrennen von Körperteilen und Vergießen von Blut in
besonders exzessiven Dimensionen. Spätestens in den 80er-Jahren hat
das Splatter-Kino allerdings auch langsam im Mainstream Anklang
gefunden. Vertreter wie "Braindead", "Tanz der
Teufel" oder "Dawn of the Dead" genießen heutzutage
einen gewissen Kultstatus und sind unlängst fester Bestandteil der
Popkultur geworden.
Die
Geburtsstunde des Splatterfilms lässt sich hingegen auf das Jahr 1963 zurückverfolgen, in dem
Regisseur Herschell Gordon Lewis seinen billigen Low-Budget-Schocker "Blood Feast" veröffentlichte. Oberfläclich betrachtet
ist der Streifen ein Reinfall auf diversen Ebenen, der für viele
mittlerweile nur noch als unfreiwillig komischer Trashfilm
funktioniert. Die Inszenierung ist in vielen Momenten wirklich
dilettantisch, Szenenübergänge wirken abgehakt, es gibt Tag- und
Nachtwechsel innerhalb einer Szene und während der sehr kurzen
Laufzeit von gerade einmal 67 Minuten bleibt wenig Zeit für eine
ansatzweise packende Dramaturgie. Dazu kommen Schauspieler, von denen
man meint, sie wären wegen vielen Eigenschaften gecastet worden, nur
nicht wegen ihrer Schauspielkünste. Die Dialoge wirken lachhaft und
werden ebenso unbeholfen vorgetragen. Und doch hat dieser Film eine
ganz eigenartige Faszination und besondere Ausstrahlung, die erahnen,
wenn nicht sogar komplett verstehen lässt, weshalb er auf krude
Weise ein Meilenstein wurde. Die Geschichte ist denkbar simpel: Ein
geisteskranker Besitzer eines ägyptischen Catering-Services ermordet
junge, schöne Frauen und erleichtert sie um ihre Körperteile oder
Organe, um ein Ritual durchzuführen, mit dem er eine ägyptische
Göttin wiederauferstehen lassen will. Auch wenn der Handlungsverlauf
auf das absolute Slasher-Grundgerüst heruntergenagt wurde,
versprüht bereits diese Komponente, in der man den Plot mit etwas
ägyptischer Mythologie sowie okkulten Ritualmorden unterfüttert
hat, eine ungemein krude und seltsame Aura.
Gleich wird lecker gekocht! |
Hinzu kommen die Mordszenen, die von
einem abnormalen Sound-Design mitsamt herausragendem Score und
bestialischen Grausamkeiten begleitet werden. Auch wenn der
eigentliche Gewaltakt aufgrund des kaum vorhandenen Budgets nie wirklich explizit gezeigt wird, sondern eher die direkten Folgen in Form
matschiger Sauereien, strahlen diese eine wirklich verstörende
Atmosphäre aus und haben sichtbare Spuren in nachfolgenden
Vertretern des (Sub-)Genres wie beispielsweise den Gialli von Dario
Argento hinterlassen. Für die Hauptrolle des gestörten
Serienkillers hat man mit Mal Arnold zudem einen echten
Besetzungscoup gelandet, denn dieser sticht aus den ansonsten blassen
oder hölzernen Leistungen der übrigen Darsteller durch seine
wahnhafte Performance wirklich heraus. Letztendlich ist es diese
dreiste Unbekümmertheit und das krude Missachten filmtechnischer
Konventionen, durch das sich "Blood Feast" seinen Status
als eigenwilliger Meilenstein sowie Geburtsstunde des Splatterfilms
verdient hat. Der Film mag objektiv auf vielen Ebenen ungenügend
erscheinen, doch gerade die unangepasste Machart, mit den
verstörenden Zwischentönen, der bizarren Mythologie und den derben
Gewalteinlagen machen aus ihm ein faszinierendes Relikt, das für
jeden eine kleine Entdeckung darstellen dürfte, der sich gerne und leidenschaftlich mit dem Horror-Genre auseinandersetzt.
7 von 10 im Ofen gebackene Beine
von Pat
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen