Fakten:
Poltergeist II – Die andere Seite
(Poltergeist II: The Other Side)
USA, 1986. Regie: Brian Gibson.
Buch: Michael Grais, Mark Victor. Mit: JoBeth Williams, Craig T. Nelson,
Heather O´Rourke, Oliver Robins, Zelda Rubinstein, Will Sampson, Julian Beck
u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Nach den Vorkommnissen in Cuesta
Verde ist die Familie Freeling bei der Großmutter untergekommen. Der Fluch holt
sie ein, in Form eines schauderhaften Predigers. Der Albtraum beginnt erneut,
da kann nur noch Manitu helfen…
Meinung:
Ohne Tobe Hooper und Steven
Spielberg geht der Spuk weiter. Obwohl der Fernseher wohlweißlich aus dem Kreis
der Familie Freeling verbannt wurde, das Böse kann auch anders. Diesmal
besonders repräsentiert durch einen extrem gespenstisch auftretenden Prediger
von der anderen Seite, der einem zugegeben nur mit seine Physis schon
schlaflose Nächte garantieren kann. Makabrer Beigeschmack dabei: Darsteller
Julian Beck war beim Dreh schon schwer vom Krebs gezeichnet und erlebte den
Release vom Film auch nicht mehr. Der Fluch der „Poltergeist“-Serie fand ein
neues Opfer, nur diesmal sehr offensichtlich, bald schon berechnend. Wenn Beck
nicht so ausgemergelt von seiner heimtückischen Krankheit gewesen wäre, wer
weiß wie er sonst gewirkt hätte.
Der nette Onkel aus dem Jenseits |
„Poltergeist II – Die andere Seite“
kopiert mehr schlecht als recht und ist deutlich zusammengewürfelt, hat aber
auch seine Höhepunkte. Top und Flop Schulter an Schulter. Einige Szenen, in
denen besonders die klassischen Effekte ihre Muskeln spielen lassen, sind toll.
Die durchdrehende Zahnspange macht den Anfang. Das Highlight: Bei Craig T.
Nelson ist deutlich der Wurm drin.
Feinstes Overacting – Nicolas Cage würde blass vor Neid werden – und dann kotzt
er sogar noch eine Clive-Barker-Kreatur aus, sagenhafte Momentaufnahme. Das und
der arme Tropf Julian Beck macht den Film partiell echt reizvoll, allgemein
ist das recht dürftig. Nicht schlecht umgesetzt, eher lasch im Vorfeld
konzipiert. Der Eyecatcher ist dann auch (wahrscheinlich) unfreiwilliger Natur:
Was JoBeth Williams hier (selbst für 80er-Verhältnisse) an Klamotten auftragen
muss, echter Gänsehaut-Faktor. Allein der weiße Strickpulli mit bunten
Männekieken drauf war schon damals mutig. Wahrhaftig von der anderen Seite.
5 von 10 Anrufen aus dem Jenseits
Poltergeist III – Die dunkle Seite des
Bösen (Poltergeist III)
USA, 1988. Regie: Gary Sherman.
Buch: Gary Sherman, Brian Taggert. Mit: Tom Skerritt, Nancy Allen, Heather O’Rourke,
Zelda Rubinstein, Lara Flynn Boyle, Kipley Wentz, Richard Fire, Nathan Davis
u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Carol Anne ist seit einiger Zeit zu
Besuch bei ihrer Tante Pat und ihrem neuen Mann Bruce, die in einem von ihrem
Onkel errichteten, hochmodernen Wolkenkratzer leben. Der Geist von Reverend
Kane hat sie dort aufgespürt. Das übernatürlich begabte Mädchen soll ihn und
seine Anhänger „ins Licht“ führen. Über die zahlreichen Spiegel im Gebäude
versucht Kane, Carol Anne auf die dunkle Seite zu locken. Medium Tangina spürt
die Präsenz des Bösen und eilt zu Hilfe.
Meinung:
Beim dritten und letzten Teil der „Poltergeist“-Reihe
(das Remake aus dem letzten Jahr ausgenommen) wird der Serie versucht durch ein
brandneues Szenario frischen Wind einzuhauchen. Weg aus der Beschaulichkeit der
Vororte in einen hochmodernen Turm aus Glas und Stahl, mitten in Chicago. Der
schützende Schoß der Familie wurde direkt aufgelöst, Carol Anne ist nun bei
der bisher spuklosen Verwandtschaft, die der merkwürdigen Vergangenheit des
kleinen Mädchens mit logischer Skepsis begegnet. Somit nicht nur ein
Szenenwechsel, auch die Cast-Karten werden neu gemischt. Statt JoBeth Williams
und Craig T. Nelson übernehmen nun Nancy Allen und Tom Skerritt den schwierigen
Erziehungsauftrag, dazu gibt Lara Flynn Boyle als große Cousine ihr
Spielfilmdebüt. Gute Voraussetzungen, um nicht schon wieder das Original mehr
oder weniger zu wiederholen und neben dem deutlich düsterer angelegten Grundton
ist das auch einer der wenigen, positiven Aspekte von „Poltergeist III – Die dunkle
Seite des Bösen“. Wirklich gelungen ist das Ganze weniger.
Backe, backe Kuchen... |
Die Idee mit einer dämonischen
Parallelwelt hinter den Spiegeln – von denen es in einem 80er-Jahre-Hightechklotz
wie diesem mehr als genug gibt – ist gar nicht schlecht, bis auf einige recht
müde Jumpscares weiß man daraus aber nicht viel zu machen. Atmosphärisch
ähnlich steril wie das Setting, mit (im Vergleich zu den Vorgängern) eher
bescheidenen Effekten und keiner einzigen Szene, die sich nachhaltig im
Gedächtnis festsetzen dürfte. Der Ton wird merklich rauer, mit der braven
Ende-gut-alles-gut-Methodik wird endlich mal gebrochen, daraus resultiert nur
grundsätzlich keine größere Spannung. Im direkten Duell mit anderen
Horrorfilmen seiner Zeit ist auch die dunkle Seite des Bösen noch relativ artig
gehalten, geht nicht mehr ganz in die Richtung einer aufwändigen
Studio-Geisterbahn, richtig bösartig ist das trotzdem noch lange nicht. Es
fehlt deutlich am richtigen Schwung, an der effektvollen Inszenierung,die
besonders Teil 1 und zumindest ansatzweise Teil 2 noch auszeichneten. Auch das
erneute Auftauchen von Schreckgespenst Reverend Kane hat an Effet verloren, da
Julian Beck inzwischen wirklich nicht mehr unter den Lebenden weilte und sein
Ersatzmann Nathan Davis unter Make-Up vergraben werden muss, um eine ähnlich
befremdliches Äußeres vorzugaukeln. Man kann ja nicht immer direkt aus dem
Hospiz casten.
Damit wären wir auch wieder beim
Fluch der Reihe gelandet. Diesmal erwischte es ausgerechnet die erst
zwölfjährige Heather O’Rourke, die noch während der Postproduktion an den
Komplikationen einer Operation verstarb. Eine filmhistorisch einmalige,
tragische „Pechsträhne“, die – so widerlich das klingen mag – natürlich auch
zur Legendbildung rund um die Filme beitrug. Hätte man kaum besser planen
können. Damit hatte es sich endgültig ausgepoltert und die Geister durften endlich
in ihre Gräber zurückkehren. Wie so oft mit einem unrühmlichen Finale, das
immerhin über einen leicht neuen Ansatz verfügt.
4 von 10 Rissen im Spiegel
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