GHOST IN THE SHELL - Anime in real aus Hollywood

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Fakten:
Ghost in the Shell
USA, Japan. 2017. Regie: Rupert Sanders: Buch: Ehren Kruger, William Wheeler, Jamie Moss, Masamune Shirow (Vorlage). Mit: Scarlett Johansson, Pilou Asbæk, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt, Chin Han, Danusia Samal, Lasarus Ratuere, Yutaka Izumihara, Tawanda Manyimo, Peter Ferdinando, Anamaria Marinca, Daniel Henshall u.a. Länge: 124 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab 30. März im Kino.


Story:
Agentin Kusangi, genannt Major, ist halb Mensch, halb Androide. Sie ist auf der Jagd nach dem mysteriösen "Puppet-Master", der sich in die Gehirne ahnungsloser Menschen einhackt und deren Gedächtnis manipuliert. Als sie ihn, gemeinsam mit einem (fast gänzlich) menschlichen Mitstreiter, schon fast in den Fingern hat, entkommt er mit Hilfe eines Tarnmantels, der ihn fast unsichtbar macht. Nach einer längeren Verfolgungsjagd stellen sie den vermeintlichen Gegner doch noch, finden aber heraus, dass er gar nicht der eigentliche Feind ist, der nämlich hat auch ihren Gefangenen unter seiner Kontrolle.




Meinung:
Realverfilmungen von Animes könnten bald ein neuer Trend aus Hollywood werden und es könnte Ghost in the Shell, die Fleisch-und-Blut-Version des japanischen Trickfilm-Originals aus dem Jahre, sein, der die Tür aufstößt, denn mit dieser Produktion versucht sich die Traumfabrik auf diesem Terrain. Zwar erwartet uns demnächst von Netflix noch Adam Wingards Death Note-Adaption, mit der Budgetgröße und Promotion-Maschinerie eines Ghost in the Shell, wird es dieser aber es wohl kaum aufnehmen können.


Unter der Regie von Rupert Sanders, der mit seinem Action-Märchen Snow White and the Huntsman vor einigen Jahren sein am Box Office äußerst erfolgreiches Regiedebüt gab, nimmt die Vorlage und versucht sie so zu Dompremieren, dass vor allem ihr philosophischer Unterbau nicht zu sehr die Oberhand übernimmt, der Film zeitgleich aber nicht nur zu einem reinrassigen Sci-Fi-Actioner wird. Dabei ist es durch und durch spürbar, dass Sanders die Vorlage kennt, schätzt und respektiert. Dennoch, wenn Scarlett Johannson als Major sich mit Waffengewalt ihrer Gegner erwehrt, ist dies der eigentliche Kern der Verfilmung. Die Frage nach Menschlichkeit, die im Original teils durchaus auch esoterisch, stets aber auch intelligent, angegangen wurde, ist in der Hollywood-Version Beiwerk. Ein Beiwerk das von den Autoren zwar gerne in den Spotlight gerückt wird, dort aber nur so lange verweilt, bis Johannson wieder agil gegen ihre Widersacher agieren darf.


Das sieht in gewohnter Style-over-Substance-Manier superb aus, das wahre Highlight des Films ist allerdings seine dargestellte Welt. Die ist immer dann vollends persuasiv, wenn die Macher nicht versuchen mit aller Gewalt zu beeindrucken, sondern wenn im Hintergrund der Neo-Alltag stattfindet. Immer dann funktioniert die Immersion des Films perfekt. Anders sieht das vor allem zu Beginn aus, wenn Ghost in the Shell breitbeinig mit seinen Spezialeffekten protzt und aussieht wie die Grafikdemo eines Videospieleherstellers. Insgesamt gelingt Sanders und seinem Team aber das World Building. Dafür wirken die Figuren meist leer und eher zweckmäßig. Auch der emotionale Aspekt, der an die Frage gekoppelt ist, wann beginn Menschlichkeit, wird eher stumpf behandelt. Ganz anders wie im japanischen Original, der damit einige unvergessliche Szenen genierte.


Dieser Ghost in the Shell ist weit davon entfernt dem Original die Butter vom Brot zu nehmen. Gleichsam wird hier aber mit gutem Willen versucht mehr zu bieten als nur Eye Candy für die große Leinwand. Das Ergebnis wirkt etwas unkonzentriert und trotz einiger Bemühungen werden die wirklich wichtigen, spannenden und interessanten Facetten des Animes nur sehr grob behandelt - für die schnelle Konsumierung, die nicht weiter in den Erinnerungen haften bleibt. Das ist bedauerlich und dennoch, der Versuch sich mit der Thematik auch abseits der Blockbuster-Codierung auseinandersetzen wurde hier unternommen und dies mit gehörigem Respekt gegenüber der Vorlage. Keine Selbstverständlichkeit und ein guter, erster Schritt für die kommenden Realverfilmungen von japanischen Kulttrickfilmen.

6 von 10 Einverständniserklärungen

FREE FIRE - Schuss und Treffer

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Fakten:
Free Fire
USA, UK. 2017. Regie: Ben Wheatley. Buch: Amy Jump, Ben Wheatley. Mit: Brie Larson, Cillian Murphy, Armie Hammer, Sharlto Copley, Babou Ceesay, Noah Taylor, Jack Reynor, Enzo Cilenti, Sam Riley, Michael Smiley, Mark Monero, Patrick Bergin u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: noch nicht bekann. Ab 6. April 2017 im Kino.


Story:
Eine verlassene Lagerhalle in Boston, 1978: Chris trifft sich dank Zwischenhändler Ord und Justine mit Waffenhändler Vernon eine große Ladung Waffen soll verkauft werden. Ein simpler Handel, der allerdings durch einen dummen Zwischenfall schnell in einen blutigen Überlebenskampf ausartet!




Meinung:
Der britische Regisseur und Autor Ben Wheatley gehört zweifellos zu den interessantesten Filmemachern dieser Zeit. Sein Œuvre zeichnet sich durch einen gute Dosis Radikalität und Varianz aus. Egal ob sein brutaler Mindfuck Kill List, der schwarzweiße A Field in England, die böse Couple-Komödie Sightseers oder seine offensive Gesellschaftskritik High-Rise. Wheatley wusste bislang immer zu überraschen und bei jedem seiner Werke war es stets erkennbar, dass sich hier ein Kreativling ordentlich ausgetobt hat. Auch Free Fire, dessen Script er erneut mit Amy Jump verfasste, ist das wieder der Fall.


Free Fire ist zum einen eine Verbeugung vorm Action- und Gangster-Kino vergangener Zeiten, zum anderen aber auch eine herrliche Dekonstruierung des Genres. Limitiert auf eine verfallene Lagerhalle als Location entfacht der Regisseur hier im Grunde ein überlanges Feuergefecht, zwischen zwei Gruppen von Kriminellen, die doch eigentlich nur einen Waffendeal abwickeln wollten. Nach einigen Diskrepanzen und persönlichen Konflikten artet der Coup doch recht schnell zu einer bleihaltigen Angelegenheit aus, in der die Projektile nicht nur den Beton des Gebäudes massiven Schaden zu fügen. Genüsslich zelebriert Wheatley die relativ schnell aufkommende Patt-Situation zwischen den Parteien, die aus einer Reihe cartoonesker Figuren besteht. Überspitzung ist hier Trumpf und dennoch verfügt Free Fire auch über eine pessimistische und vor allem zynische Grundaussage. Alle Probanden sind verdammt, es gibt keine Helden und auch der selbstsicherste und coolste Gangster robbt bald nur noch, wie ein angeschossenes Reh, verletzt und frei von jeglichen Versprechungen auf ein gutes Ende durch den Bauschutt.


Wer ein Faible für rabenschwarzen Humor, Zynismus und Darsteller hat, die mit sichtbarer Freunde an der Übertreibung zu Werke gehen, bekommt mit Free Fire einen kurzweiligen, amüsanten Snack spendiert, in dem die Schusswaffen nicht nur auf die Figuren, sondern auch auf das Genre selbst gerichtet sind. Zugegeben, das hat auch einige anstrengende und zähe Momente, in seiner Gesamtheit bietet der Film aber eine bleihaltige Komödie, die aus ihrer verdichteten Reduzierung ein gutes Stück Unterhaltung generiert.

7 von 10 läutenden Telefonen

LIFE - Im Weltraum hört dich niemand seufzen

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Fakten:
Life
USA. 2017. Regie: Daniel Espinosa. Buch: Rhett Reese, Paul Wernick. Mit: Rebecca Ferguson, Jake Gyllenhaal, Hiroyuki Sanada, Ryan Reynolds, Ariyon Bakare, Olga Dykhovichnaya, Naoko Mori, Alexandre Nguyen, Camiel Warren-Taylor u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 23. März 2017 im Kino.


Story:
Die Forschungsmission einer Gruppe Wissenschaftler auf einer internationalen Raumstation wird zu einem Trip in schlimmste Urängste: Eines Tages entdeckt das sechsköpfige Team einen sich rapide entwickelnden Organismus, der für die Auslöschung allen Lebens auf dem Mars verantwortlich ist und bald nicht nur die Crew, sondern auch den gesamten Planeten Erde bedroht.




Meinung:
Ein Raumschiff, bzw. Raumstation und eine Crew die von einem außerirdischen, fremden Wesen im Ten Little Indians-Stil dezimiert wird. Klare Sache, der Filmklassiker Alien ist gemeint, aber eben auch andere Genre-Beiträge, die sich auf ein sehr ähnliches Konzept verlassen. Einer davon ist nun Life von Safe House-Regisseur Daniel Espinosa. Der gebürtige Schwede inszenierte mit seiner dritten Hollywood-Arbeit ein Werk, dass sich vor dem direkten Vergleich nicht verbergen kann. Das ist aber nicht die einzige Offensichtlichkeit, mit der sich der Horrorfilm plagt.


Life erinnert von der ersten bis zur letzten Minuten an einen Sammelkasten. Aus dem Zitateschrank des Genres wird sich ebenso eifrig bedient, wie aus aktuellen Sci-Fi-Filmen. Denn auch wenn die Geschichte an Ridley Scotts großen Durchbruch von 1979 erinnert, so wirkt Life visuell mehr wie eine Melange aus Gravity und Der Marsianer - Rettet Mark Watney (hello again, Mr. Scott). Espinosa vermischt also das eher auf Realität statt auf Used-Future geeichte Setting dieser beiden Filme und lässt darin nun ein Alien agieren, dass nach und nach die Besatzung der ISS tötet. Diese Mixtur aus altehrwürdiger und moderner Architektur ist nicht uninteressant und gehört zur größten Stärke des Films. Doch gleichsam wirkt das Ganze auch irgendwie zu konzipiert und das Ryan Reynolds Rolle im Film im Prinzip die selbe ist, die er in Deadpool spielte – wohl gemerkt ohne Waffen, Anzug und dem ewigen durchbrechen der vierten Wand – macht den unschönen Eindruck, dass Life eigentlich nur der Versuch einer Best-of-Sammlung ist, komplett.


Selbst wenn man Life einzig und alleine auf seine Eigenschaft als Unterhaltungsvehikel reduziert, kann der Film nicht durchgängig überzeugen. Nach einer durchaus ansprechenden Eröffnung (ein an Gravity erinnernde One-Take der allerdings innerhalb der ISS stattfindet) und ersten Momenten mit der fremden Lebensform, gerät der Thriller zunehmend in einen stagnierenden Zustand. Die Bedrohung wird von ihm oft nicht ansprechend genug eingefangen, die Regeln die diese mit sich bringt, werden nur halbherzig ausformuliert und manches wirkt sogar unfreiwillig komisch. Das schlimmste Übel des Films ist aber seine Spannungslosigkeit. Diese versucht Life oft genug mit Spektakel zu verdecken, aber es nutzt nur wenig. Auch wenn die großen Effektmomente imposant und einige Weltraum-Shots wirken majestätisch wirken (vor allem auf der großen Leinwand), so stellt sich einfach kein konstantes Spannungslevel ein.


Life kann, wenn man sich im Genre nicht wirklich auskennt, gewiss das ein oder andere Mal punkten. Aber wer hat nicht schon einmal Alien oder ähnliche Filme gesehen? Durch sein Setting und den Versuch etwas Realität sowie – trotz seiner Beheimatung in der Zukunft - Gegenwart im Genre zu implementieren ist Daniel Espinosas Film nicht frei von Reizen und es gelingt ihm auch immer wieder die Größe und Schönheit des Weltraums einzufangen, aber ihm ist es versagt, etwas wirklich Eigenes oder gar Neues zu erschaffen. So ist Life eine hübsch anzusehende Zitatesammlung ohne eigenes Leben und den Willen dieses zu erschaffen. Im Weltall hört dich niemand seufzen, im Kino schon.

4 von 10 Geburten via Skype

Review: BEDEVILED - DAS BÖSE GEHT ONLINE - Eine App, sie allte zu knechten

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Fakten:
Bedeviled – Das Böse geht online (Bedeviled)
USA, 2016. Regie & Buch: Abel Vang, Burlee Vang. Mit: Saxon Sharbino, Mitchell Edwards, Brandon Soo Hoo, Kate Orsini, Victory Van Tuyl, Alexis G. Zall, Bonnie Morgan u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 24.3.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nikki’s Freunde sind geschockt, als die Schülerin urplötzlich an einem aus einer Panikattacke resultierenden Herzinfarkt stirbt. Kurz darauf erhalten sie von Nikki’s Handy die Einladung, sich die neuartige App Mr. Bedevil runterzuladen. Eine KI mit erstaunlichen Funktionen, allerdings auch äußerst unangenehmen Nebenwirkungen…

                                                                                 
Meinung:
„Diese App…sie kennt uns!“

Das Böse lauernd im Alltäglichen, im Selbstverständlichen, worüber man sich inzwischen keine Gedanken mehr macht. Für die Teens und Twens von heute ist es ganz natürlich Stunden vor dem Smartphone zu hocken und sich oft gedankenlos jeden (Gratis-)Schrott auf den portablen Nabel zur Welt herunterzuladen, unabhängig davon ob es a) für den Endverbraucher auch nur ansatzweise sinnvoll ist oder b) dahinter eventuell (und meistens) eine Form von legaler Spionage steckt. Gläsern sind wir inzwischen alle und haben uns mehr oder weniger damit abgefunden. Aber was, wenn eine App mehr will als nur deine längst nicht mehr sensiblen Daten? Unheimlich, oder?


Wo geht's zum Abschminken?
Naja, eher klingt die Story von Bedeviled  - gelinde gesagt – wahnsinnig doof, aber richtig angepackt könnte daraus vielleicht ein reflektiert-spitzfindiger Horrorfilm entstehen, der der Generation Smartphone geschickt den Nackenhaare-Emotie gepaart mit dem zwinkernden Stinkefinger sendet. Romantisches Wunschdenken, wie sich schnell herausstellt. Stattdessen gibt es furchtbar öde und mehr als einmal peinliche DTV-Teenie-Horror-Ware, die selbst zum Gratis-Download nicht die „Mühe“ wert wäre. Eine Gruppe anstehender Highschool-Absolventen (die so knifflige Mathe-Kopfnüsse wie x2 = 81 lösen müssen, da wächst eine Elite heran) bekommt von ihrer überraschend abgenippelten Freundin post mortem eine superduper App-Empfehlung geschickt, die auf den subversiv-smarten Namen Mr. Bedevil hört. Kann man ja mal machen. Mr. Bedevil kann einfach alles: Das Licht an- und ausschalten, selbst auf sehr konkrete Fragen antworten wie ein echter Mensch und seinen Usern nach kurzer Zeit das Fürchten lehren, da er ihre geheimsten Ängste kennt und diese mit Wonne zur Realität werden lässt. Passt prima, dass von unserer Clique jeder ein frühkindliches Beinah-Trauma mit sich rumschleppt, da muss die Teufels-App gar nicht so lange googeln und rumprobieren. Sei es die verstorbene Grusel-Oma, die schrullige Asia-Tante aus dem Brunnen, der muffige Teddybär vom Jahrmarkt, der Klassiker Clowns oder…weiße Menschen. Wovor sich der typische Afro-Amerikaner naturgemäß fürchtet, obwohl er sich nur mit ihnen umgibt. Na denn mal los…


Hübsche Fliege schützt nicht vorm Zähneputzen
Fast witzig (aber viel mehr armselig) ist es ja, dass bis auf das unfassbar dämliche Finale es praktisch egal wäre, wie und warum ein böser Dämon, Poltergeist oder was auch immer die unsympathischen Soap-Darsteller heimsucht. Ersetzte die App durch Tarot-Karten, eine Hexenbrett (hatten wir ja neulich erst) oder eine überfahrende Zigeunerin, völlig egal. Dann würde man allerdings auf sensationelle Zitate wie „Apps töten keine Menschen. Menschen töten Menschen“ oder „Wenn dieses Ding in unsere Welt kommen will, muss es sich an die Hardware des Telefons koppeln“ verzichten müssen, wäre sehr bedauerlich. Wenn der Film es schon nicht versteht, seine „moderne“ Thematik clever oder ironisch zu nutzen, sollte er sich und seinen Unsinn doch bitte nicht so verkrampft ernst nehmen. Offenbar merkt hier niemand, wie lächerlich das Ganze rüberkommt, selbst wenn ein lumpiger Dachboden-Stoffteddy ungelenk auf sein panisches Opfer zuwackelt. Auch die billigsten Schockmomente werden dadurch ihrer kurzlebigen Wirkung beraubt, unabhängig davon wie beliebig sie sind und wie oft man sowas speziell in letzter Zeit über sich ergehen lassen musste. Stoisch zieht Bedeviled seine Linie durch, ohne sich auch nur kurzfristig bewusst zu sein, wie unfassbar albern und – was wirklich tragisch ist – mit unglaublich wenig Unterhaltungswert versehen ist, trotz zahlreicher, unfreiwilliger Spontan-Lacher.


Jeder Generation den Horrorfilm, den sie verdient…nein, das wäre echt unfair. Selbst die abgestumpftesten Smartphone-Junkies dürften sich bei diesem Quatsch nicht großartig gruseln oder gar wiedererkennen, selbst da versagt Bedeviled auf ganzer Linie. Lieber ein Jahr das JAMBA-Knebel-Abo mit dem Crazy Frog (die Älteren werden sich vielleicht erinnern) als nochmal fast 100 Minuten mit Bedeviled. Das war wesentlich gruseliger und echter Terror. 

2 von 10 unfreiwillig hochgeladenen Sextapes

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - Pompöse Kopie des Originals

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Fakten:
Die Schöne und das Biest (The Beauty and the Beast)
USA. 2017. Regie: Bill Condon. Buch: Evan Spiliotopoulos, Stephen Chbosky, Jean Cocteau (Vorlage). Mit: Emma Watson, Dan Stevens, Kevin Kline, Luke Evans, Josh Gad, Ewan McGregor, Ian McKellen, Emma Thompson, Nathan Mack, Audra McDonald, Stanley Tucci, Gugu Mbatha-Raw, Hattie Morahan, Haydn Gwynne, Gerard Horan, Ray Fearon u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab dem 16. März 2016 im Kino.


Story:
Die kluge und anmutige Belle lebt mit ihrem leicht exzentrischen Vater Maurice ein beschauliches Leben, das nur durch die Avancen des Dorfschönlings Gaston gestört wird. Doch als Maurice auf einer Reise in die Fänge eines Ungeheuers gerät, bietet die mutige junge Frau ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben ihres Vaters an. Trotz ihrer Furcht freundet sich Belle mit den verzauberten Bediensteten im verwunschenen Schloss des Biests an. Mit der Zeit lernt sie hinter dessen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt seine wahre Schönheit…





Kritik:
Star Wars, das Marvel Cinematic Universe und die Animationswerke aus dem eigenen Hause sowie von Pixar. Es ist zweifellos so, dass das Mickey-Mouse-Imperium sich Marken geschaffen oder erstanden hat, die dem Konzern quasi die Befugnis zum Gelddrucken ausgestellt haben. Doch es gibt noch etwas, mit dem Disney seit einiger Zeit große Erfolge an der Kinokasse feiert. Gemeint sind die Realverfilmungen von hauseigenen Trickfilmklassikern. Alice im Wunderland, Cinderella und The Jungle Book erwiesen sich als echte Geldeintreiber und auch das Spin-off Maleficent -Die dunkle Fee war ein großer Hit. Nun soll mit Die Schöne und das Biest der nächste Film dafür sorgen, dass Disneys Girokonto Purzelbäume vor Freude schlägt.


Die Chancen stehen dafür stehen gut. Der Trickfilm aus dem Jahre 1991 gilt als echtes Meisterwerk, war durch seine Nominierung in der Kategorie Bester Film mit ein Grund dafür, warum die Oscar-Academy die Rubrik Best Animated Pictures einführte und der Soundtrack gilt als echter Evergreen. Aus rein wirtschaftlicher Sicht, ist es also das ideale Projekt. Aus künstlerischer Sicht würde sich der klassische Stoff von der schönen Bell (hier gespielt von Emma Watson), die durch einen Fehler ihres Vaters (Kevin Kline) in die Fänge eines namenloses Ungeheuers gerät und in diesem nicht nur die Lebenslust, sondern auch auch Güte und Wärme weckt, sehr dafür anbieten, ihn weiterzuentwickeln. Nicht nur erzählerisch, sondern auch stilistisch. Doch diesen Wagemut sucht man hier vergebens. Regisseur Bill Condon (Twilight: Breaking Dawn) und seine Autoren erweitern zwar die Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren, dies aber so marginal und vor allem frei von wirklicher Relevanz, dass diese Zusätze nur mit dafür sorgen, dass Die Schöne und das Biest deutlich zu lang geraten ist.


Ansonsten werden die liebgewonnen Bilder von 1991 oftmals 1:1, mit großem Effektaufwand, nachgestellt. Alles versehen mit viel Schwulst, gigantischem Pomp und einer überaus ansprechenden Detailliebe, die für eine durchaus stimmige und funktionelle Immersion sorgt, die allerdings immer wieder zerstört wird, wenn das bullige Biest plötzlich wie ein federleichtes Objekt über die Dächer seines Schlosses schwingt und springt. Dennoch, die dargestellte Märchenwelt wurde mit Überzeugung und viel Dampf im Kessel aufgebaut und auf Hochglanz poliert. Das Ergebnis ist purer Edelkitsch, der hin und wieder zu sehr von sich selbst eingelullt wird, seine eigentliche Prämisse aber stets souverän erfüllt und Freunden von glanzvollen und märchenhaften Musicals wohl eine wunderbare Zeit bescheren wird. Wer sich hingegen eine wirkliche Neuinterpretation des Originals erhofft hatte, wird eher enttäuscht und könnte dennoch eine gute Zeit im Kinosaal verbringen, auch weil die Produktion der Diversität mit ihren Figuren huldigt, was in einigen Ländern der Welt ja für peinliche Skandale sorgte.


5 von 10 Schotten, die versuchen einen französischen Akzent zu imitieren

Review: DOCTOR STRANGE – Kommt ein Arzt ins Multiversum...

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Fakten:
Doctor Strange
USA. 2016. Regie: Scott Derrickson. Buch: C. Robert Cargill, Jon Spaihts,Scottt Derrickson. Mit: Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Rachel McAdams, Benedict Wong, Mads Mikkelsen, Tilda Swinton, Michael Stuhlbarg, Benjamin Bratt, Scott Adkins, Zara Phythian, Alaa Safi, Katrina Durden, Topo Wresniwiro, Umit Ulgen, Linda Louise Duan, Mark Anthony Brighton u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 9. März 2017 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
„Doctor Strange“ erzählt von dem egozentrischen Neurochirurgen Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch), der nach einem Autounfall nicht mehr operieren kann, da seine Hände verletzt wurden. Verzweifelt begibt er sich nach Tibet zu der Einsiedlerin The Ancient One (Tilda Swinton), von der er sich Heilung verspricht. The Ancient One verwehrt ihm jedoch seinen Wunsch und ist zudem nicht nur eine Eremitin, sondern auch die magische Verteidigerin der Welt. Sie unterrichtet Doctor Strange in den mythischen Zauberkräften und bildet ihn zum Obersten Zauberer, zum Sorcerer Supreme, aus. Doch ein weiterer Schützling von The Ancient One, Baron Mordo (Chiwetel Ejiofor), könnte für Doctor Strange zu einer großen Gefahr werden.





Kritik:
Marvel wird endlich ehrlich! Oder zumindest teilweise, vor allem in zweierlei Hinsicht, wenn es um Neuling „Doctor Strange“ geht. So ist zum Einen im Presseheft weniger von einem Film, denn von einem Event die Rede, was die nicht allzu großen Anstrengungen in Sachen abgewetzter Dramaturgie im Vergleich zu den spektakulären Spezialeffekten motiviert. Zum Anderen gerät der Bösewicht des magischen Helden dadurch in die Bredouille, dass Strange ihn zum Gefangenen der Zeit macht, in welcher sich das Prozedere vom Erscheinen jenes Doktors bis ins Unendliche wiederholt, weil dieser zur Rettung der Erde schlicht nicht locker lassen kann. Die ungefähre Bewusstwerdung des Wiederkäuer-Franchise ist Scott Derrickson zu verdanken – sonst immer auf Horrorfilme („Sinister“) und den gelegentlichen Blockbuster-Gau („Der Tag, an dem die Erde stillstand“, 2008) abonniert, versucht er nun, den mystischen Touch im Superhelden-Genre zu etablieren, was er in vielerlei Hinsicht aus der Multiversums-These zu gründen versteht. Es wird da schon bezeichnend, dass dauernd von minimal variierten Dimensionen an parallelen Welten die Rede ist, wo hier doch das geläufige Narrativ der Heldensage/Origin-Topoi in gewohnter Manier das Abenteuer der Weltenrettung anvisiert, welches Derrickson jedoch seinem Metier gemäß schon früh mit Profundem wie „Orlac's Hände“ zu verbandeln scheint.

 
Mit Tapetenmuster der  1970er zur inneren Erleuchtung
Der talentierte und (sporadisch) gewitzte Chirurg Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) wacht nämlich nach einem folgenschwer computeranimierten Autounfall ohne Gefühl in seinen arg verunglückten Händen auf, welche bis dahin eben seine gesamte Behandlungskunst ausmachten. So sehr Regisseur Derrickson via jenem Milieu blutige Eindrücke des klinischen Horrors - auch mal mit suggestiver Dimensionsverschachtelung per Röntgenbild - in die Disney-Produktion einzuschmuggeln versucht, werden dem Stranger leider keine mörderischen Spenderhände angenäht. Stattdessen muss ein anderer Weg jenseits westlicher Medizin herhalten, welcher unseren Stephen auf eine Reise nach „Batman Begins“-Manier zusteuern lässt, die sich fortan zwischen Versatzstücken aus „Matrix“, „Inception“, „Casper“ und „Duell der Magier“ einzupegeln versucht. Jene Etablierung ist gewiss kein Kinderspiel, schließlich gibt sich Derrickson in seiner Inszenierung zwar geerdeter als manch anderer Kollege aus dem näheren Umfeld, flacht anhand dessen allerdings des Öfteren in der Dynamik ab. Diese will sich grundsätzlich im Kanon der „Avengers“-Bande wissen, beißt in krampfhaft konstruierten Charaktermomenten aber erst recht auf Granit, wenn der Dialog mit eingebauten Witzen aufzutrumpfen vermag, die man eben wortwörtlich nur als eingebaut bezeichnen kann - tolle Leistung, Dan Harmon...

 
Doctor Strange setzt auf Stil und Innenarchitektur
Eine Schande bei dem Ensemble, möchte man meinen, doch selbst wenn sich potenziell illustre Figuren wie Strange-Kollegin/Ex Christine Palmer (Rachel McAdams), der mysteriöse Zauberkrieger Mordo (Chiwetel Ejiofor) oder Die Älteste (Tilda Swinton) auf des verzweifelten Doktors Pfad der Erkenntnis versammeln, bleiben diese stets der umfassenden Mythologie unterworfen sowie teilweise ungenutzt zurück. Immerhin hat der Film seine thematischen Grundpfeiler sicher im Griff, wenn so oft auf Stranges Verhältnis zur Zeit hingewiesen wird, bis er eben Stück für Stück zum Meister eben dieser avanciert und somit ein gewisses Kurzweil aus Lernprozessen inklusive dimensional biegsamer Action schöpfen kann. Die Zeit drängt ohnehin, da der abtrünnige Magierscherge Kaecilius (Mads Mikkelsen - eindimensional, wenn auch ein bisschen sarkastisch) mit seinen Lakaien finstere Mächte heraufbeschwört, doch bis dahin dürfen trotzdem noch vielerlei Sparten der Zauberei ebenso ihr Showcase darbieten. Die Älteste z.B. lehrt das Geheimnis der Astralprojektion, damit jene außerkörperlichen Erfahrungen nicht als Geister bezeichnet werden müssen und der Film somit Regularien umschifft, die eine Aufführung im Box-Office-Mekka China verhindern könnten. Daneben verstehen es unsere deftigen Druiden ohnehin, global zu operieren, wenn sie Portale in jede unsichtbare Wand der Gegenwart einbrennen können, die Gegenseite im Zwischenraum der Dimensionen sodann willkürlich an der irdischen Architektur formt und expandiert. 

 
Frisbee spielen mit dem Multiversum
Ganz viele Gimmicks im Kaleidoskop der Effekte also am Start, die sich in ein stimmiges Paket schnüren lassen, wenn es auf die Zielgerade unter Übernatürlichen zugeht. Ben Davis' Kamera kann da auch noch so unbeholfen in der Kampfchoreographie wackeln und einen Kampfsport-erprobten Widersacher wie Scott Adkins verwässern: Was hier alles metaphysisch bewegt wird, darf sich als Bombast des Psychedelischen konzentriert hochjubeln. Tiefer gestapelt sind dagegen so manche Running Gags mit dem stoischen Zaubersprüche-Bibliothekar Wong (Benedict Wong). Ganz zu schweigen von diesem merkwürdigen Fetisch, Strange (als eine Art Charakterentwicklung?) mehrmals beim Rasieren zu zeigen. Unter jenem Merkmal männlichen Wachstums hat auch seine Beziehung zu Christine zu leiden, die der Film im Verlauf höchstens noch an die zwei Mal besucht, um an sein Ursprungsszenario der Chirurgie zu erinnern, sich danach aber mit einem Kuss von ihr verabschiedet, da er das alles jetzt allein unter Magiern regeln muss, babe. Manchmal erfüllt der Film eben Erwartungen, die einem wie aus der Steinzeit des Mediums scheinen (siehe z.B. den archetypischen Hinterhalt in einer düsteren Gasse), manchmal macht er aber auch Laune, wenn Morpheus Swinton der Skepsis des selbstunterschätzenden Strange zum kontinuierlichen Learning-by-Doing verhilft, ehe der Master mit den gebrochenen Händen sein ihn auswählendes Relikt zur Rettung der Menschheit erhält.


Der Simplizissismus der Marvel-Filme macht sich hier eben nicht allzu viel vor, aus ihrer Formel noch eine Aufregung fürs Oberflächliche zu schöpfen, so entschleunigt Derrickson menschliche Interaktionen durchkaut, erst im Strudel der Farben und magischen Möglichkeiten wirklich aufwacht und sogar Jumpscares anwendet, um Strange das eine oder andere Mal aus dem Herzstillstand aufspringen zu lassen. Natürlich kann ein Film nicht nur aus Höhepunkten bestehen und auch wenn ein Genre-affiner Zuschauer das meiste am Prozedere für sich vorkalkulieren könnte, ist wie gehabt für solide Unterhaltung im Sinne eines Mainstream-Konsens gesorgt. Wenn man ganz nett sein will, kann man sogar Sympathie für das Schicksal des Doktors empfinden, auch wenn es jenseits wahrer Verinnerlichung ausschließlich auf eskapistische Impulse der potenziell abgefahrenen Superkräfte trifft. Im Endeffekt wird so oder so ein Film hinterlassen, der gerne noch weiter nach allen Seiten ausschlagen, mehr noch, ein Event sein will (eine Fortsetzung im „Highlander“-Format kündigt sich dazu an), aber an jene Houdini-Zwangsjacken der Monetenzugänglichkeit gebunden ist, die insbesondere ein Scott Derrickson nimmer hätte lösen können – selbst mit Pink Floyd auf dem kultverdächtig zusammengestellten Soundtrack.


5,5 von 10 Rasierklingen


vom Witte

KONG: SKULL ISLAND - ...auch bekannt als „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“

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Fakten:
Kong: Skull Island
USA. 2017. Regie: Jordan Vogt-Roberts. Buch: John Gatins, Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly. Mit: Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, Brie Larson, John C. Reilly, John Goodman, Corey Hawkins, John Ortiz, Tian Jing, Toby Kebbell, Jason Mitchell, Shea Whigham, Thomas Mann, Eugene Cordero, Marc Evan Jackson, Will Brittain, Takamasa Ishihara u.a. Länge: 118 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 9. März 2017 im Kino.


Story:
12°S 78°E - Hinter diesen ominösen Koordinaten und vor der Küste Sumatras verbirgt sich eine ständig im Nebel befindliche Insel mit dem treffenden Namen Skull Island, wirkt doch die Topographie auf den Betrachter wie ein gewaltiger petrifizierter Monsterschädel. Doch viele Zeugen dieses Spektakels gibt es nicht, die davon Kunde geben könnten, was die Insel sprichwörtlich gefangen hält. Umso größer ist also der Reiz, der von den wenigen kryptischen Informationen über diesen Hort des Schrecklichen befeuert wird: Skull Island – eine Insel, die außerhalb der Zeit zu liegen scheint, bewohnt von überdimensionalen Kreaturen, die jeder Beschreibung spotten. Eine Expedition (angeführt von Tom Hiddleston und mit Brie Larson im Schlepptau) findet auf obskuren Wegen endlich wieder einmal zu Skull Island. Doch was sie dort vorfindet, ist jenseits allem Vorgestellten…




Kritik:
Träumt ihr in der Erwartung großangelegter Hollywood-Spektakel nicht auch öfters davon, dass sich alles genauso abspielt, wie ihr es euch vorstellt? Dream bigger kann ich da nur sagen, denn das einzige, was Produktionsfirma Legendary Pictures mit „Kong: Skull Island“ (erneut) gelungen unter Beweis stellt, ist der zurzeit unbedingte Zwang zur Erfüllung jener Erwartungen, bei der sich das Herzstück des Filmemachens aus im Vornherein abgesegneten Storyboards und Crossovers herausbildet. Das ist natürlich kein neuer Kritikpunkt in deren Werk Fanboy-konformer Genreware, doch in glücklicheren Fällen hat die Stimme des Regisseurs immer noch genügend Input, um die Vorgaben vom Schema M wie Monstergulasch mit distinktiver Sensibilität und Schlagkraft zu balancieren – siehe „Pacific Rim“, „Krampus“, selbst Gareth Edwards' „Godzilla“. Bei Jordan Vogt-Roberts hat man sich jedoch anscheinend einen äußert gefügigen Ja-Sager als Regisseur angeleiert, wenn man denn davon ausgehen möchte, dass der Newcomer mit seinen „Kings of Summer“ als einzige vorherige Spielfilmreferenz nicht sowieso schon eine Austauschbarkeit sondergleichen vermittelt hatte. So jedenfalls weiß er nur bedingt neues Blut in die Kinolegende King Kongs zu injizieren, wenn das Abenteuer unter Giganten lediglich auf seine Topoi zurückgeschraubt, mit dem gewohnten Blockbuster-Wachs geglättet und auf besagte Skull Island binnen des Vietnam-Krieges versetzt wird, um eine Armada an Terrorviechern oben drauf übers Bongophon herbeirufen zu lassen. Das sieht im Endeffekt dann so aus, als hätte David Ayer beim Kong-Kintopp von Toho angeheuert, aber wie muss man diesen Vergleich verstehen?


Nun, die japanischen Abenteuer mit der Lizenz zur Affigkeit hatten ja wie ihre US-Vorgänger/Nachfolger durchaus simplistische Menschen-Charaktere inmitten des Trubels zugegen, gleichsam einen Überschwang zum Effektspektakel bar jeder dramaturgischen Substanz, welche innerhalb der amerikanischen Verfilmungen von 1933-2005 ja noch insofern an Empathie verstärkt war, dass der große Affe eben u.a. von seiner Heimat entwurzelt für die Liebe zur weißen Frau auf die Barrikaden ging. Was bei Toho in der Hinsicht nach hinten rückte, wurde durch den Charme tricktechnischer Urigkeit wieder wettgemacht - ein bisschen zwischen diesen Ansätzen pendelt Skull Island sodann auch hin und her, wobei er allerdings die erzählerische Kompetenz der „Suicide Squad“ anleiert, um sich zu alledem noch größer darzustellen, als es ihm seine unentschlossenen Impulse zur Konvention hin erlauben. Da gibt es erneut den ungelenken Etablierungssprint eines Figurenensembles, welches hauptsächlich Funktion und Wortwitz bereitstellt; dazu eine Erfassung handlungsspezifischer Umstände in willkürlichen Schauplatzwechseln und Soundtrackfetzen (Black Sabbath und CCR sind erneut dabei), welche im Eiltempo kanonische wie emotionale Oberflächlichkeiten ihrer Ära, rudimentär das Prinzip einer Szene bedienen. Mal abgesehen von der ergänzend blassen Musik Henry Jackmans sowie der Routine-Arbeit von Zack Snyders Stamm-Kinematograph Larry Fong (der dem hiesigen Vogt-Roberts reichlich visuelles Flair für lau unterjubelt) mangelt es dem Film eben auch an Stringenz, seine Themen Mensch gegen Krieg, Mensch gegen Monster, Monster gegen Monster, ebenso die vage Heimats- und Familiensehnsucht (bekannt aus „Jurassic World“) zur Involvierung des Zuschauers anzuwenden.


Bitte nicht falsch verstehen: Sie ist als Kurzweil vorhanden und im Schatten der Kong-Filmographie berechtigterweise auf geradlinige Unterhaltung eingestellt, doch weshalb muss der Film darin trotzdem den Pathos zu seinem Überangebot an Entbehrlichen anstrengen, wenn er deren Ressourcen genauso gut in ein zentralisierteres Narrativ münden könnte? Stattdessen greift man im Zuge aufgedunsener Aufregung wieder ins Franchise-Worldbuilding sowie in zig unausgegorene Einzelschicksale, die nur bedingt mit der Gewalt des Digitalen um sich herum mithalten können. Ein Gareth Edwards z.B. wusste ähnlich triviale Verhältnisse für eine Sinnlichkeit der Größenordnungen, Machtlosigkeit und Penetration per Subversion im Kleinen zu nutzen. Sobald jedoch Vogt-Roberts jene Prozesse manifestierter Urangst darstellen soll, scheitert er bereits ab der ersten Szene an halbgar montierten Stimmungen, die ihr Gefühl zum Gewicht an der Renderfarm abgespeckt haben oder das altbekannte Duell an Augenpartien mit dementsprechenden Mordsakkorden unterlegen. Trotzdem glaubt der Film an seine Vernetzung von Soldaten, Wissenschaftlern, einem Fährtenleser, einer Fotografin sowie einer Handvoll Zugaben für den asiatischen Filmmarkt (Tian Jing), welche er zudem durch echte Locations gen Hawaii und Vietnam schleust, im Zweifelsfall aber von der Immersion abkoppelt, wenn er sie von Unmengen vorhersehbarer Klischees abhängig macht. Weil man diese aber auch noch so schnell wie möglich einlöst, streift man als Zuschauer umso mehr an der Belanglosigkeit aller austauschbaren Mythologien ab - u.a. solche vom geheimen Inselvolk, von Urzeitviechern vergangener Jahrtausende aus dem Untergrund sowie der törichten Einmischung des Menschen in die Natur, was als Parabel so platt ausformuliert wird, wie sich der zwischenmenschliche Umgang auch ausschließlich aus Exposition und eingeworfenen Gags der Marke Marvel zusammensetzt.


Legendary weiß aber ebenso, dass die Prämisse daran funktioniert und so lässt man sich eben mehr oder weniger vom Strom an Action, Angriff und affenstarker Begegnung fremder Welten mitziehen, doch wer in jener Fantasie nach Momenten wahrer Lebendigkeit Ausschau hält, zieht deutlich den Kürzeren. Wie süß das doch eigentlich nach „Nordsee ist Mordsee“ riechen müsste, wenn man den Bootsbau (und soviel mehr) der unverhofften Freundschaft zwischen dem abgestürzten Army-Piloten Hank Marlow (John C. Reilly) und Kamikaze-Flieger Gunpei Ikari (Miyavi) nachfühlen könnte, nicht wahr? Dann würde sich der Film auch bestimmt mal die Zeit gönnen, mehr Szenen wie jene ausspielen zu lassen, in denen King Kong seine Wunden abtastet und daraufhin eine Krake verspeist – mächtig drollig! Stattdessen kriegt man Variationen von „Oh man, ich kann's kaum erwarten, nach Hause zu kommen!“, „Time to say goodbye“, „Habt ihr das auch gehört?“ und „Geht ohne mich weiter!“ um die Ohren gehauen, welche weder als ernsthaftes Sentiment noch als unbefangener Eskapismus ankommen. Na gut, der Hinweis zum Elternersatz für Kong ist immerhin ziemlich witzig, im Kontext allerdings so magisch wie direkt aus dem „BFG“ gemeint. Vielleicht soll man sich auch eher anhand der stilistischen Pseudo-Referenzen zu „Apocalypse Now“ unterhalten fühlen, wenn sich Oberbefehlshaber Preston Packard (Jackson) aus Rache für ein Bündel Dog Tags (= visuelles Erzählen ohne Feeling) den Geruch von Napalm am Abend wünscht. Oder man identifiziert sich mit dem gewissenhaften Heldentum des Gefreiten Slivko (Thomas Mann), na? Eher mit der Selbstbewährung des Forschungsassistenten Houston Brooks (Corey Hawkins)?


Vielleicht bringt's die Connection mit den Protagonisten, eben Mason Weavers (Brie Larson) Jagd nach dem Pulitzer-Preis oder dem „Wir müssen dann und dort ankommen“ von James Conrad (Tom Hiddleston)? Die traurige Wahrheit ist leider, dass nichts davon wirklich bockt. Egal wie viele Pfade sich öffnen: Alle bleiben im Konsens gefangen, dass es geradezu erstaunlich ist, wie erheblich sich der Film darin verkalkuliert, Leitmotive oder charakterliche Entwicklungen zum Mitfühlen errichten zu können, ansonsten zielgenau in die Schauwerte des Fan-Service überinszeniert. Man kann's auch beim Namen nennen und „Skull Island“ ein Konzept der Überkompensation attestieren. Das zeigt sich nicht nur an der aufgestockten Menge an stetig hässlicheren Biestern, sondern schon an der bloßen Feststellung der Inselgeographie anhand seismischer Druckwellen (= Explosionen!), an Kamerafahrten vom Format einer Disneyland-Attraktion, an der Vertonung derer sowie brutaler Monster-Matches per Voiceover, an der Ballung des Ensembles mit Star-Visagen und markanten Charakterdarstellern bis zum Abwinken, am redundanten Ausprobieren von Jumpscare-Taktiken, am Lager offensichtlicher Twists, und und und. In der Menge ist einem das beinahe schon sympathisch, gleiches lässt sich über den nicht gerade unblutigen Bodycount sagen, welcher zerflossene Schädel auskotzt und jeden zweiten Menschen vom Boden weg auffrisst bzw. platt stampft, im dritten Akt sowieso den faustdicken Showdown auspackt. Auf die Show hat der Film auch hingearbeitet, aber sie stellt weder im Rahmen des heutigen Kinos noch im Ehrenkreis aller vorherigen Kong-Sagen ein Novum dar. Was bleibt dann noch übrig, außer eine Reihe melodramatischer (bedingt cooler) Einsilber? Noch mehr Monsterkloppe für die Kids im Publikum! Muss man ja auch nicht unbedingt schlecht finden – ginge aber auch mit Herz und Seele.


4,5 von 10 nicht gezeigten Riesenameisen


vom Witte