Fakten:
Free Fire
USA, UK. 2017. Regie: Ben
Wheatley. Buch: Amy Jump, Ben Wheatley. Mit: Brie Larson, Cillian
Murphy, Armie Hammer, Sharlto Copley, Babou Ceesay, Noah Taylor, Jack
Reynor, Enzo Cilenti, Sam Riley, Michael Smiley, Mark Monero, Patrick
Bergin u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: noch nicht bekann. Ab 6. April
2017 im Kino.
Story:
Eine verlassene Lagerhalle
in Boston, 1978: Chris trifft sich dank Zwischenhändler Ord und
Justine mit Waffenhändler Vernon eine große Ladung Waffen soll
verkauft werden. Ein simpler Handel, der allerdings durch einen
dummen Zwischenfall schnell in einen blutigen Überlebenskampf
ausartet!
Meinung:
Der britische Regisseur und
Autor Ben Wheatley gehört zweifellos zu den interessantesten
Filmemachern dieser Zeit. Sein Œuvre zeichnet sich durch einen gute
Dosis Radikalität und Varianz aus. Egal ob sein brutaler Mindfuck
Kill List, der schwarzweiße A Field in England, die böse
Couple-Komödie Sightseers oder seine offensive Gesellschaftskritik
High-Rise. Wheatley wusste bislang immer zu überraschen und bei
jedem seiner Werke war es stets erkennbar, dass sich hier ein
Kreativling ordentlich ausgetobt hat. Auch Free Fire, dessen Script
er erneut mit Amy Jump verfasste, ist das wieder der Fall.
Free Fire ist zum einen eine
Verbeugung vorm Action- und Gangster-Kino vergangener Zeiten, zum
anderen aber auch eine herrliche Dekonstruierung des Genres.
Limitiert auf eine verfallene Lagerhalle als Location entfacht der
Regisseur hier im Grunde ein überlanges Feuergefecht, zwischen zwei
Gruppen von Kriminellen, die doch eigentlich nur einen Waffendeal
abwickeln wollten. Nach einigen Diskrepanzen und persönlichen
Konflikten artet der Coup doch recht schnell zu einer bleihaltigen
Angelegenheit aus, in der die Projektile nicht nur den Beton des
Gebäudes massiven Schaden zu fügen. Genüsslich zelebriert Wheatley
die relativ schnell aufkommende Patt-Situation zwischen den Parteien,
die aus einer Reihe cartoonesker Figuren besteht. Überspitzung ist
hier Trumpf und dennoch verfügt Free Fire auch über eine
pessimistische und vor allem zynische Grundaussage. Alle Probanden
sind verdammt, es gibt keine Helden und auch der selbstsicherste und
coolste Gangster robbt bald nur noch, wie ein angeschossenes Reh,
verletzt und frei von jeglichen Versprechungen auf ein gutes Ende
durch den Bauschutt.
Wer ein Faible für
rabenschwarzen Humor, Zynismus und Darsteller hat, die mit sichtbarer
Freunde an der Übertreibung zu Werke gehen, bekommt mit Free Fire
einen kurzweiligen, amüsanten Snack spendiert, in dem die
Schusswaffen nicht nur auf die Figuren, sondern auch auf das Genre
selbst gerichtet sind. Zugegeben, das hat auch einige anstrengende
und zähe Momente, in seiner Gesamtheit bietet der Film aber eine
bleihaltige Komödie, die aus ihrer verdichteten Reduzierung ein
gutes Stück Unterhaltung generiert.
7 von 10
läutenden Telefonen
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