Fakten:
Spotlight
US,
2015. Regie: Tom McCarthy. Buch: Tom McCarthy, Josh Singer. Mit: Mark
Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John
Slattery, Stanley Tucci, Brian d´Arcy James u.a. Länge: 128
Minuten. FSK: Noch nicht bekannt. Ab dem 28. März 2016 im Kino.
Story:
Das
Spotlight-Team, eine kleine Gruppe besonders hartnäckiger,
investigativer Journalisten, der Zeitung "The Boston Globe"
hat eine neue Aufgabe. Aufgrund der Anweisung ihres neuen
Chefredakteurs wirft das Team einen genaueren Blick auf einen Fall,
in dem ein katholischer Priester mehrere Kinder sexuell missbraucht
hat. Die Journalisten ahnen schon früh, dass dieses Verbrechen
weitaus größere Ausmaße annehmen wird, doch schon bald sind die
folgenden Enthüllungen derartig schockierend, dass sich ein
landesweiter Skandal anbahnt.
Meinung:
Im
Jahr 2002 sorgte eine amerikanische Zeitung für massives Aufsehen.
"The Boston Globe" veröffentlichte einen Artikel, in dem
der Kardinal von Los Angeles beschuldigt wurde, unzählige
Missbräuche vertuscht zu haben, die von Priestern der katholischen
Kirche begangen wurden. Im gesamten Land herrschte Aufruhr,
zahlreiche Opfer meldeten sich daraufhin zu Wort, damit ihre
Geschichten Gehör finden und die Täter endlich zur Rechenschaft
gezogen werden. Dieser US-Kirchenskandal hatte weitreichende Folgen
und Einzelfälle von Missbräuchen durch die katholische Kirche
konnten schließlich über die ganze Welt verteilt zurückverfolgt
werden.
Ob er sich gerade an alte "Batman"-Zeiten erinnert? |
"Spotlight"
von Regisseur Tom McCarthy beruht auf dieser wahren Begebenheit und
ist gänzlich denjenigen gewidmet, die daran beteiligt waren, diesen
Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen und weitläufig zu
verbreiten. Der Film ist ein Ensemble-Drama, wie man es sich kaum
hochkarätiger besetzt vorstellen könnte. Stars wie Mark Ruffalo,
Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber oder Stanley Tucci
sorgen hier durch ihre unglaublich konzentrierten, vielschichtigen
Performances dafür, dass dem investigativen Qualitätsjournalismus,
welchem vor allem in unseren heutigen Zeiten ein immer
zwiespältigerer Ruf anhaftet, ein Gesicht verliehen wird. Neben der
eigentlichen Enthüllungsgeschichte, die immer schockierendere Ausmaße
nach sich zieht, sind es vor allem die Menschen, um die es McCarthy
in seinem Werk geht. Ob dies nun Journalisten, Opfer, Täter,
Mitschuldige oder Staatsangehörige sind, die in den jeweiligen
Szenen aufeinandertreffen, spielt gar keine große Rolle, denn das
feinfühlige Drehbuch von Josh Singer und McCarthy ist gut darin,
Klischees zu umschiffen und moralische Grenzen ambivalent zu streuen.
Entspannte Mitarbeiterkonferenzen sehen anders aus |
Die
überaus geradlinig verlaufende Handlung konzentriert sich dabei fast
ausschließlich auf die investigative Arbeit des Spotlight-Teams und
der Zuschauer wird daher viel mit Recherche, Interviews, Verknüpfung
von Fakten und Schlussfolgerungen konfrontiert. Der Blick für die
zwischenmenschlichen Aspekte gehen dem Regisseur dabei allerdings nie
komplett verloren. Auch wenn einige Passagen vermutlich etwas trocken
erscheinen, falls man nicht wirklich vollends an dieser Thematik
interessiert ist, sind es die kleinen Errungenschaften sowie
Etappensiege des Teams oder schockierende Schilderungen der Opfer,
die haften bleiben. Im Grunde genommen ist "Spotlight" nur
ein Film, in dem man Journalisten zwei Stunden lang bei ihrer Arbeit
zusieht. Viel mehr hat der Streifen inhaltlich nicht zu bieten, doch
genau in eben dieser konsequenten Erzählweise lässt sich ebenfalls
ein positiver Faktor ausmachen. Der Film ist dadurch in erster Linie
ein Denkmal für dieses Berufsfeld, das ohnehin seit Jahren merklich
in der Krise steckt und es sind Werke wie dieses, das
leidenschaftliche, sich aufopfernde Menschen zeigt, die für ihren
Beruf alles (auf)geben, welche die Fackel für investigativen
Qualitätsjournalismus neu entfachen und ihren dringenden Wert in
unserer Gesellschaft ganz dick unterstreichen.
John
McCarthy ist mit "Spotlight" ein Drama gelungen, das nicht
durchgehend einfach konsumierbar ist und aufgrund der stringenten
Erzählweise dramaturgisches Potential der auf wahren Begebenheiten
beruhenden Geschichte nicht immer voll ausschöpft. Ein fantastisches
Ensemble, welches den Figuren emotional fühlbaren Feinschliff
verleiht, ein vielschichtig-ambivalenter Tonfall und die konsequente
Würdigung der Menschen hinter der Arbeit führt am Ende trotzdem zu
einem wirklich gelungenen Film, der zeigt, was diejenigen für unsere Gesellschaft bewirken können, die für ihre Berufung förmlich
brennen.
7,5
von 10 vertuschte Straftaten
von
Pat
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