Review: FOUND – MEIN BRUDER IST EIN SERIENKILLER – Der deutsche Zusatztitel ist Programm...


Fakten:
Found – Mein Bruder ist ein Serienkiller (Found)
US, 2012. Regie & Buch: Scott Schirmer. Mit: Gavin Brown, Ethan Philbeck, Phyllis Munro, Louie Lawless, Alex Kogin, Andy Alphonse, Shane Beasley u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der 12-jährige Marty ist ein junger Heranwachsender, der mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Er ist schüchtern, eher der typische Außenseiter und in der Schule wird er öfters gemobbt. In seiner Freizeit flüchtet er sich daher in brutale Horrorfilme oder zeichnet Comics, in denen die frei erfundenen Helden ebenfalls recht heftig agieren. Das Leben von Marty ändert sich allerdings schlagartig, als er in einer Bowling-Tasche im Schrank seines großen Bruders einen abgetrennten Kopf entdeckt...



Meinung:
Filme über Serienmörder üben auf zahlreiche Zuschauer eine ungemeine Faszination aus. Wie sieht es in der Psyche eines gestörten Killers aus, was treibt Menschen dazu an, andere Menschen in hoher Zahl umzubringen und was hat dieses Verhalten auf das persönliche Umfeld für Auswirkungen? In der bisherigen Filmgeschichte gab es viele Werke, die sich mit den Hintergründen teilweise realer Vorbilder beschäftigten und bekannte Vertreter wie beispielsweise der äußerst unangenehme "Henry: Portrait of a Serial Killer" haben bei der Zielgruppe mehr als nachbleibende Eindrücke hinterlassen. 


Nein, der will nicht nur spielen
"My brother keeps a human head in his closet." Wenn ein Film bereits mit solch einem Satz beginnt, ist ihm ungeteilte Aufmerksamkeit natürlich gewiss. "Found – Mein Bruder ist ein Serienkiller" hat ebenfalls einen Serienmörder als Figur in der Handlung, doch der Film nähert sich der Thematik mit einer sehr ungewöhnlichen Herangehensweise. Im Mittelpunkt des Geschehens steht nämlich nicht der Killer, sondern dessen kleiner Bruder. Die gesamte Geschichte des Films wird ausschließlich aus der Perspektive des 12-jährigen Marty erzählt, der mit begleitendem Off-Kommentar anfangs die Situation schildert, in der er in der Bowling-Tasche im Schrank seines Bruders den abgetrennten Kopf eines Menschen vorfindet. Aus dieser reichlich skurrilen, zutiefst beunruhigenden Eröffnungsszene formt Regisseur Scott Schirmer einen Film, der sich zwischen den Genres bewegt und dabei zaghafte Coming-of-Age-Stilistiken ebenso bedient wie reißerischen Killer-Thrill. Über weite Strecken entsteht somit ein ruhig erzählter Handlungsfluss, in dem es um den problembehafteten Alltag eines Jungen geht, dessen regelmäßige Unterdrückung durch Mobbing von Mitschülern und der exzessive Konsum extremer Horrorfilme in seiner Freizeit zusätzlich durch den Umstand verschärft wird, dass sein größerer Bruder ganz offensichtlich ein gestörter Killer ist.


Ein Siegesjubel mit sichtlich erschütterndem Hintergrund
Die Wahl der Motive, mit denen der Regisseur seinen Film bestückt, ist hierbei allerdings mitunter arg plakativ ausgefallen und für die Hintergründe des Geschehens wird allzu gerne in die psychologische Klischee-Kiste gegriffen. Wilde Heavy-Metal-Musik, reißerische Horrorfilme, ein mobbendes Umfeld in der Schule sowie das augenscheinlich zerrüttete Familienleben sind denkbar banale Elemente, mit denen hier eine höchst plumpe und keineswegs subtile Charakterisierung der Figuren stattfindet. Seine angestrebte Wirkung verfehlt der Streifen dadurch allerdings zu keinem Zeitpunkt. Immer wieder kommt es zu Szenen, die in ihrer intensiven Härte, welche gelegentlich nicht einmal durch besonders explizite Zeigefreudigkeit entsteht, derart unbequem und knüppelhart erscheinen, dass das Hinschauen zur reinen Mutprobe wird. Mit nicht einmal 10.000 Dollar Budget ist "Found – Mein Bruder ist ein Serienkiller" ein Low-Budget-Film, dem man die begrenzten Mittel inszenatorisch kaum ansieht und der sowohl auf der optischen Ebene mit sauberen Einstellungen überzeugt sowie auf der akustischen Ebene mit einem wirklich eindringlichen Sound-Design mitsamt heftigem Score aufwartet. Bei der Schauspielführung hingegen macht sich die Wahl von Laiendarstellern stellenweise bemerkbar, was dazu führt, dass einige Schauspieler manchmal zu hilflos wirkendem, planlosem Overacting neigen.


So mutiert "Found – Mein Bruder ist ein Serienkiller" insgesamt zu einem mehr als beklemmenden, stellenweise fast schon unerträglich anzusehenden Werk, das aufgrund der unkonventionellen Erzählweise in Verbindung mit den beschränkten Mitteln mindestens so gewöhnungsbedürftig wie sehenswert ausgefallen ist. Ob der Film einem aufgrund der zu keinem Zeitpunkt subtilen Methoden und gleichzeitig unglaublich extremen Szenenfolgen zusagen wird, lässt sich nicht eindeutig beantworten, doch kalt lassen wird er garantiert niemanden.

7 von 10 gestohlene Videokassetten



von Pat

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