Fakten:
Standoff – Die einzige Zeugin
(Standoff)
USA, CA, 2015. Regie & Buch:
Adam Alleca. Mit: Thomas Jane, Laurence Fishburne, Ella Ballentine, Joanna
Douglas, Jim Watson, John Tench, Ted Atherton u.a. Länge: 86 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 26.2.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Beim Besuch am Grab ihrer Eltern
wird die kleine Bird Zeugin eines Doppelmordes. Nicht nur das, sie kann den
Auftragskiller sogar unmaskiert fotografieren. Auf der Flucht landet sie in dem
nahegelegenen Farmhaus von Ex-Soldat Carter. Er verschanzt sich mit dem Mädchen
im ersten Stock, doch ihr Jäger hat nicht vor, die Sache unbereinigt zu lassen.
Meinung:
„Sie kennen mein Gesicht. Also sind
sie schon tot.“
Bei seinem Regiedebüt greift Adam
Alleca (Autor des Remakes von „The Last House on the Left“) auf Altbewährtes
zurück. Zumindest von der Ausgangssituation. Ein kleines Mädchen wird Zeugin eines
Auftragsmordes und gerät daraufhin selbst ins Visier des Hitmans. Ihr
Schutzengel in diesem ungleichen Duell wird durch Gevatter Zufall gewählt und
ist (natürlich #1) ein hochdekorierter, kampferprobter Ex-Soldat mit reichlich
Fronterfahrung, der (natürlich #2) nach dem Verlust seiner Familie nur noch ein
alkoholabhängiges Wrack ist. Feuer frei für einen DTV-Kugelhagel mit ehemaligen
oder nur noch teilzeitbeschäftigten Kinostars – in dem Fall Thomas Jane und
Laurence Fishburne -, doch schon der Titel des Films lässt erahnen, dass es bei
„Standoff – Die einzige Zeugin“ etwas ruhiger zu Werke geht.
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Ob der Schmollmund zum Erfolg führt? |
Nach einem schnörkellosen Auftakt,
der sich nicht lange mit Details aufhält und zügig in die Pötte kommt, befinden
wir uns schon in der titelgebenden Pattsituation. Der verwahrloste Trauerkloß -
der sein Gewehr gerade eigentlich nicht zur Selbstverteidigung bei sich trug - und
das hilflose Mädchen im ersten Stock, der skrupellose Killer eine Etage tiefer.
Beide bewaffnet und sich nach kurzer „Kennenlernphase“ der Fähigkeiten ihres
Kontrahenten durchaus bewusst; beide verwundet; beide nicht bereit ins offene
Schussfeld zu laufen oder von ihren Prinzipien abzuweichen. Der Eine
angetrieben von Beschützerinstinkt, der Andere von der Notwendigkeit lästige
Zeugen zu beseitigen. Viel Action kann und will der Plot dadurch gar nicht
generieren, es entwickelt sich ein zermürbender Belagerungszustand mit zwei
angeschlagenen, aber dadurch fast noch bissigeren Kampfhunden, die ihre gegenseitigen Situationen relativ gut
einschätzen können, so dass (zunächst) keiner den entscheidenden Schritt raus
aus seiner Sicherheitszone wagt. Ein Abtasten, ein Beschnüffeln, was in
Anbetracht ihrer körperlichen Verfassung aber logischerweise irgendwann dazu
führen muss, mehr Risiko zu gehen. Ewig kann es nicht so weiterlaufen und es
ist nur eine Frage der Zeit, wann entweder ein Ausreißerangriff oder der entsprechende
Konter das Szenario eskalieren lässt.
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Mein Haus, meine Knarre...verpiss dich! |
Sobald es sich die die Herren in
ihren Schützengräben „gemütlich“ gemacht haben, fehlt es „Standoff – Die einzige
Zeugin“ zeitweise deutlich an Schwung. Den redseligen Psychospielchen - in erster Linie betrieben von einem gut
aufgelegten Laurence Fishburne – haben nicht genug Pfeffer, um die angespannte
Intensität des Szenario konstant aufrecht zu erhalten bzw. im Idealfall
deutlich zu steigern. Wenn mal Bewegung in die festgefahrene Unruhe kommt, ist
das dafür durchaus in Ordnung. Besonders positiv fällt auf, dass Alleca in
seiner Funktion als Autor es vermeidet, in die üblichen Logiklöcher zu stapfen,
die manche vergleichbare Produktionen gar nicht erst bemerken. Das Handeln der
Figuren bleibt jederzeit relativ schlüssig und selbst wenn sich an gewissen
Punkten gefragt wird, warum jetzt nicht dieses oder jenes gemacht wird, das
vielleicht etwas behäbige Skript hat immer eine (halbwegs) nachvollziehbare
Erklärung dafür, was nicht selbstverständlich auf diesem Niveau ist. Der
Adrenalinpegel schießt nicht gerade durch die Decke, großartige Ermüdungserscheinungen
stellen sich dennoch nicht ein. Wann immer diese drohen, werden die Zügel
leicht angezogen, zum völligen Stillstand kommt der Plot nie, auch wenn etwas
mehr Drive zwischendurch nicht schaden würde.
„Standoff – Die einzige Zeugin“
wirkt nicht lieblos gemacht, die Hauptdarsteller motivierter als bei einigen
ihrer teilweise lethargischen Auftritten in größeren Filmen und von der
Inszenierung ist das rundum solide. Ohne großen Knalleffekt ergibt das einen
brauchbaren Film leicht über dem Genredurchschnitt, zum einmaligen Gebrauch
nicht gänzlich ungeeignet.
5,5 von 10 Glassplittern auf der
Treppe
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