Fakten:
Trumbo
US,
2015. Regie: Jay Roach. Buch: John McNamara. Mit: Bryan Cranston,
Helen Mirren, Elle Fanning, John Goodman, Michael Stuhlbarg, Peter
Mackenzie, Diane Lane, Louis C.K. u.a. Länge: 124 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 6 Jahren. Ab 10. März 2016 im Kino.
Story:
Im
Amerika der 40er Jahre ist Dalton Trumbo ein erfolgreicher,
intelligenter Drehbuchautor. Aufgrund der damaligen politischen
Umstände sieht er sich allerdings mit drastischen Konsequenzen
bedroht, denn Trumbo ist Mitglied der Kommunistischen Partei und wird
somit auf die schwarze Liste Hollywoods gesetzt.
Meinung:
Im
Amerika der 40er Jahre fand ein politischer sowie gesellschaftlicher
Umschwung statt. Prominente Mitglieder der Kommunistischen Partei
wurden vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HCUA) geladen
und sahen Bestrafungen entgegen, sollten sie ihre Aussage verweigern.
Eine dieser bekannten Persönlichkeiten war Dalton Trumbo, ein
erfolreicher Hollywood-Autor, der auf der sogenannten "Black
List" von Hollywood landete. Für Menschen, ob Schauspieler,
Regisseure, Autoren oder Musiker, deren Namen auf dieser Liste
standen, war es nahezu unmöglich, noch Arbeit zu finden. Fortan musste Trumbo unter Pseudonymen Drehbücher schreiben, um weiterhin Anstellung zu finden. Dabei gab er nie auf, sich weiterhin dafür einzusetzen, dass sein richtiger Name womöglich irgendwann wieder in den Credits gelistet werden würde.
Statt Chrystal Meth bleibt es diesmal nur bei der Zigarette |
Regisseur
Jay Roach hat mit "Trumbo" nun einen Film über die
gleichnamige Persönlichkeit gedreht und zeichnet anhand dessen
Schicksal die damaligen gesellschaftlichen sowie politischen
Zustände nach. Das Drehbuch von John McNamara vermischt hierfür
reale Fakten und fiktiv eingefügte Figuren zu einem vielschichtigen
Erzählkomplex, welcher über viele Jahre hinweg verschiedene
Themen und Handlungsstränge balanciert. "Trumbo" ist daher
zeitweise faktenbasierte Geschichtsstunde, persönliches
Charakterdrama und unterhaltsame Satire auf das alte Studio-System
von Hollywood in einem. Dabei ist es nicht immer gelungen, all diese
Ansätze stimmig zu vereinen und die Handlung, welche in
unterschiedlichste Richtungen drängt, wirkt mitunter unkoordiniert
und überladen. Die Vergangenheit hat allerdings bereits mehrfach
bewiesen, dass das Kino bestens dafür geeignet ist, den trockenen
Geschichtsunterricht zu ersetzen und so ist "Trumbo" trotz
der inhaltlichen Mängel ein gelungenes Werk geworden. Für die
zahlreichen Situationen und Begebenheiten, welche meist viele
historische Fakten und Informationen beeinhalten, hat McNamara
gewitzte, spritzige Dialoge in sein Drehbuch geschrieben, die dem
Film einen flüssigen Esprit verleihen, der ihn wohltuend von
glatten, zähflüssigen Biopics abhebt.
Inszenatorisch
ist der Film relativ unauffällig ausgefallen und Roach hat einen
Film gedreht, welcher ebenfalls als schicker TV-Film durchgehen
könnte. Bei der hohen Qualität, die beispielsweise hauseigene
Produktionen des Pay-TV-Senders HBO aufweisen, ist dies keineswegs
negativ zu verstehen. Herz und Charme erhält "Trumbo" aber
in erster Linie durch sein tolles Ensemble. Bryan Cranston, der seit
dem Ende der Hit-Serie "Breaking Bad" endlich wieder als
Hauptdarsteller für einen Film verpflichtet wurde, verleiht dem
Menschen Dalton Trumbo viel Charisma und Witz und bringt als
talentierter Autor in existenziellen Nöten dabei sowohl die
ehrgeizige, kluge Seite dieser Figur zum Vorschein wie auch die
vorhandenen charakterlichen Defizite, welche sich im überzogenen
Arbeitseifer und dezenten Alkoholmissbrauch zu Lasten seiner Familie
niederschlagen. Die diesjährige Oscar-Nominierung für Cranston als
bester Hauptdarsteller kommt somit nicht von ungefähr und der
Schauspieler zeigt nach dem kriminellen Mastermind Walter White neue
Facetten, ohne seine gewohnten Qualitäten abzulegen. Unterstützt
wird er zudem von einigen tollen Nebendarstellern, darunter
beispielsweise John Goodman als überdrehter B-Movie-Produzent, Helen
Mirren als hinterlistige Kolumnistin oder Elle Fanning in der Rolle der späteren, älteren Tochter Trumbos, die ein gespanntes Verhältnis
zu ihrem Vater pflegt.
"Trumbo"
ist aufgrund seiner vielen Themenkomplexe hin und wieder überladen,
doch als schwungvoll geschriebene und toll gespielte Geschichtsstunde
überzeugt der Film trotz seiner inhaltlichen Mängel immer noch. Wer
sich für die früheren Hollywood-Zeiten interessiert und wem das
Herz aufgeht, wenn Personen wie Otto Preminger oder Kirk Douglas
auftreten oder Namen wie Stanley Kubrick bezüglich der Entstehung
von "Spartacus" fallen, darf sich von "Trumbo"
mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen lassen.
6,5
von 10 in der Badewanne arbeitende Drehbuchschreiber
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