Review: FREUNDE MIT GEWISSEN VORZÜGEN – Klischees in radikaler Form




Fakten:
Freunde mit gewissen Vorzügen (Friends with benefits)
USA. 2011. Regie: Will Gluck. Buch: Keith Merryman, Will Gluck, David A. Newman. Mit: Mila Kunis, Justin Timberlake, Woody Harrelson, Patricia Clarkson, Jenna Elfman, Bryan Greenberg, Richard Jenkins, Emma Stone, u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Dylan (Justin Timberlake) hat mit Beziehungen abgeschlossen. Jamie (Mila Kunis) hat den Glauben an das Hollywood-Klischee der wahren Liebe verloren. Als die beiden Freundschaft schließen, wollen sie etwas Neues wagen und ihre gegenseitige körperliche Anziehung auskosten – ganz ohne emotionale Bindung. Sex ohne Haken und Ösen. Klingt einfach für zwei rational denkende Erwachsene? Ist es aber nicht. Sie merken bald, dass so eine Sex-Beziehung nicht so einfach ist, wie sie sich das anfangs vorgestellt haben.




Meinung:
Zwar hört man öfter, dass „Freunde mit gewissen Vorzügen“ eine total andere und total originelle Liebeskomödie ist, die lustiger, liebevoller und verspielter als andere Genrevertreter ist. Ist sie aber nicht. Eigentlich ist es schlicht und einfach ein romantisches Komödchen nach dem 08/15-Schema. Lediglich die Eingangssequenz, in der in Parallelmontage zwei Beziehungen zerbrechen, ist wirklich originell. Danach aber ist alles vorhersehbar. Sobald sich Dylan (Justin Timberlake) und Jamie (Mila Kunis) kennen gelernt haben und ihren Deal abgeschlossen haben, da kennt man den ganzen Film. Erst körperlicher Sex, dann einseitige Liebe, dann merkt der andere Partner, dass er eigentlich verliebt ist, aber der andere Partner will nun nicht mehr. Kurz vor einer möglichen Beziehung läufts dann schief, Streit, vorbei. Oder doch nicht? Denn eigentlich lieben sie sich ja, oder?


Hosen sind sowieso total 90er
Wirklich, hier ist rein gar nichts anders als bei anderen Rom Coms. Es ist sogar vieles haargenau so wie bei jedem anderen Aniston-/Heigl-/Schlagmichtot-Filmchen. Ironisch eigentlich, dass die beiden Hauptfiguren selbst die Klischees aus romantischen Komödien aufdecken, um sie anschließend doch zu bedienen. Die Musik ist genauso nervig, wie es Mr. Timberlake mal erklärt. Die Figuren verhalten sich genauso, wie man es in einem Beispielfilm mit Jason Segal und Rashida Jones zu sehen bekommt. Und es gibt natürlich auch den von niemand sonst betretenen Rückzugsort, an dem sich die Liebenden dann wieder treffen können. Die Figuren im Film reihen sich ebenfalls in die zahlreichen Klischees ein. Die beiden gutaussehenden, aufgeschlossenen, witzigen Hauptfiguren sind zwar ganz sympathisch mit ihren flotten Sprüchen und ihren Problemchen und Eigenarten, aber so sind sie alle, die Hauptfiguren. In den meisten Indiekomödien und Rom Coms werden immer die gleichen Figuren bedient. Darüber hinaus wird mit dem schwulen, fast schon väterlichen Freund, der zwar durchgeknallt ist, aber auch immer wieder mal nen guten Rat gibt, und der coolen, lockeren Hippie-Mutter, mit der Jamie eine sehr wechselhafte Beziehung hat, auch in den Nebenfiguren ein Klischee nach dem anderen gezeigt.


Gesichter anmalen, Sex - was Freunde eben so machen.
Wirklich lustig ist der Film auch nicht. Wenn mancher hier aus de „Lachen nicht mehr herauskommt“, dann sollte er entweder seinen Sinn für Humor mal hinterfragen oder aber niemals wirklich lustige Filme ansehen. Klar, besonders die Szenen in und ums Bett sorgen immer wieder für Schmunzler und auch Dylans Komplexe sind durchaus nett, aber lustig ist da gar nichts, viel mehr wirken manche Gags einfach nur platt. Immerhin: Einige Sprüche sind radikaler, konsequenter, frecher als in den anderen Rom Coms. Es wird mehr geflucht und auch mehr Tacheles geredet. Ob das wirklich gut ist, das muss man für sich selbst entscheiden, aber wenigstens hier kann ein kleiner Unterschied zur normalen Rom Com-Sülze deutlich werden. Und außerdem ist Mila Kunis mit ihren Augen und ihrem Lächeln auch noch hübscher als 90% der übrigens Rom Com-Damen. Aber das ist ja auch Geschmackssache.


Insgesamt ist der Film ein Filmchen nach dem Schema F, das an grauen, verregneten Tagen sicher zur Stimmungsaufhellung beitragen wird. Aber er unterscheidet sich in keiner Weise von anderen Vertretern seines Genres. Im Gegenteil, obwohl oder vielleicht auch weil „Friends with benefits“ sich über die standardisierten Klischees romantischer Komödien lustig macht, ist diese Rom Com sogar ein sehr typischer Vertreter seiner Zunft. Denn gerade dadurch wird man als Zuschauer auf die unheimlich vielen Klischees aufmerksam gemacht. So beginnt man auch die Klischees zu bemerken, auf die man nicht explizit hingewiesen wurde. Gerade diese Diskrepanz, also dass man einerseits jedes RomCom-Klischee ins Lächerliche zieht, andererseits dann aber genau jene Klischees, ob bewusst oder unbewusst sei mal dahin gestellt, bedient, das macht den Film insgesamt ziemlich nervig. Mitdenken und Aufmerksamkeit ist zumindest nicht gerade hilfreich für diesen Film.


4 von 10 nervigen Flashmobs

4 Kommentare:

  1. Ach ich fand den Film wirklich ganz cool. Könnte natürlich auch daran liegen, dass ich eher zur Zielgruppe gehöre. Ich fand ihn am Anfang schon weniger schnulzig als andere Filme des Genres, wobei man am Ende mit dem Flashmob wirklich die volle Kitsch-Ladung abbekommen hat.
    Klar ist der Film vorhersehbar, aber unterhaltsam fand ich ihn schon und auch unterhaltsamer als so manch anderen Film aus dem Genre ;) Lag nicht zuletzt an den Hauptdarstellern^^

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    1. Die erste Hälfte war ja sogar noch ganz nett. Aber am Ende ist eben doch alles leider Punkt für Punkt abgearbeitet worden. Wahrscheinlich hilfts, wenn man Timberlake und seinen fiesen Sixpack mag.

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    2. Nix gegen Sixpacks! Nach der Erfindung des Fasses das beste was Bier passieren konnte ;)

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