Review: DIE HORDE - Unsympathen gegen Zombies



Fakten:
Die Horde (La Horde)
Frankreich. 2009. Regie: Yannick Dahan, Benjamin Rocher. Buch: Arnaud Bordas, Yannick Dahan, Stéphane Moissakis, Benjamin Rocher. Mit: Claude Perron, Eriq Ebouaney, Aurélien Recoing, Jo Prestia, Yves Pignot, Jean-Pierre Martins, Doudou Mastas u.a. Länge: 98 Minuten (ungekürzt). FSK: freigegeben ab 18 Jahren (gekürzt), keine Freigabe (ungekürzt). Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Noch vor ein paar Stunden haben sie sich von ihrem ermordeten Freund und Kollegen verabschiedet, doch trauern haben die Cops nicht im Sinn, als sie das Wohngebäude, in dem die Mörder leben, infiltrieren. Sie wollen Rache. Doch durch einen Fehler werden sie entdeckt und es beginnt ein Blutbad. Doch schnell müssen die Cops und Gangster zusammen arbeiten, denn draußen beginnt die Apokalypse und die Toten kehren zurück und machen Jagd auf die Lebenden.





Meinung:
Freunde der härteren Horrorgangart kamen in den letzten Jahren nicht um Frankreich herum. Mit Filmen wie „High Tension“, „Inside“ oder „Martyrs“ wurden Horrorfans regelmäßig verzückt, während die Zensoren neues Futter für ihre Scheren fanden. Auch „Die Horde“ von Yannick Dahan und Benjamin Rocher kam hierzulande nur stark verstümmelt in den Handel. Ganze sieben Minuten fehlen der deutschen Fassung, während die Uncut-Version mittlerweile sogar bundesweit beschlagnahmt ist. Damit sollte klar sein, dass der Genre-Kreuzung aus Cop-Thriller, Gangster-Action und Zombie-Splatter wirklich absolut nichts für zartbesaitete Zuschauer ist.


Ziemlich miesgelaunte Freunde
Jede Menge Blut macht natürlich noch lange keinen guten Film und „Die Horde“ ist auch keiner. Der düstere Kampf zwischen Untoten und zwei rivalisierenden Gruppen ist trotz seines Mischmaschs aus diversen Versatzstücken des bloody cinema eher kompakt geraten: fast keinerlei Exposition, null Entwicklung bei den Figuren und eine Location in der Enge, Tristesse und künstliches Licht die Optik bestimmt. Letzteres ist die klare Stärke von „Die Horde“. Dahan und Rocher inszenieren, ähnlich wie Gareth Evans in „The Raid“, die Betonflure des siffigen Wohnblocks als eine Art Todeslabyrinth. Es gibt nur einen wirklichen Ausweg: den Kampf. Dabei erweist sich das bleihaltige Gefecht gegen die Zombies als Kampf gegen Windmühlen. „Die Horde“ macht schnell klar, dass es für die Überlebenden keinerlei Hoffnung gibt. Das ist wenig überraschend und bringt auch nicht viel, denn durchgängig jeder Charakter ist hier ein geborener Sadist und Unsympath. Wer stirbt und überlebt ist pure Zweitrangigkeit. Das Geplärre nach Empathie, das Verlangen nach einer Identifikationsfigur in Filmen, es ist oft schon eher lächerlich und infantil, doch dem blutigen Reigen fehlt genau das. Ohne zumindest einen Charakter mit dem man als Zuschauer mitfühlen und mitleiden kann sind alle Überlebenden genau so leer und egal wie die keifenden Untoten, die versuchen in den Wohnblock einzudringen und nach Menschenfleisch gieren.


Gestatten, die einzige Frau des Films
Die Intention von Dahan und Rocher liegt ganz klar im stilistischen Bereich. Die kalte Ästhetik von Beton und Neonröhren trifft auf bluttriefende Zombie-Action, deren Härtegrad von Beginn an äußerst hoch angelegt ist und immer wieder noch eine Schippe drauf legt. Ernst zu nehmen ist das alles zu keiner Zeit, auch wenn „Die Horde“ wenig tut, um sich selbst als Humbug zu offenbaren. Aber spätestens dann wenn der Hausmeister sein Waffenlager präsentiert gibt es kein Halten mehr. Problem dabei: das ist alles nicht sonderlich unterhaltsam. Die Action ist zwar heftig und laut, aber durch die uninteressanten bis durch und durch unsympathischen Figuren kommt eben keinerlei Spannung auf. Das ist bedauerlich, vor allem weil Dahan und Rocher die Zombie-Apokalypse ohne größere Vorwarnung und Erklärung über den Wohnblock preschen lassen und anstrengungslos eine Art Mythos entwerfen, doch dieser wird, wie so vieles im Film, einfach niedergewalzt und zur bloßen Nebensächlichkeit degradiert und nach und nach komplett vergessen. Es geht hier halt doch nur um eines: filmische Gewalt zu feiern.


„Die Horde“ beweist erneut dass aus Frankreich wirklich verdammt harte Horrorfilme kommen, doch Abseits seines Gewaltlevels bietet das Massaker zwischen Cops, Gangstern und Untoten relativ wenig und auch wenig Neues. Dabei erweist sich das Regie-Duo zumindest in ästhetischen Sektor als durchaus begabt, aber das hilft alles nichts gegen die teils heftigen Mängel.


3 von 10 dummen Nachbarn

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