Review: 72 STUNDEN - THE NEXT THREE DAYS - Gefängnisausbruch von der falschen Seite

                                                                                      
 
Fakten:
72 Stunden - The Next Three Days (The Next Three Days)
USA, FR, 2010. Regie & Buch: Paul Haggis. Mit: Russell Crowe, Elizabeth Banks, Aisha Hinds, Liam Neeson, Brian Dennehy, Helen Carey, Daniel Stern, Olivia Wilde, Jonathan Tucker u.a. Länge: 133 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
 
 
Story:
Aus heiterem Himmel zerbricht die heile Familienwelt von College-Professor John Brennan: Die Polizei stürmt sein Haus und nimmt seine Frau Lara fest. Sie soll ihre Chefin, mit der sie am Abend streit hatte, kaltblütig umgebracht haben. John muss sich nun allein um ihren kleinen Sohn Luke kümmern und kämpft gleichzeitig verzweifelt um die Freilassung seiner Frau, die ihre Unschuld beteuert. Die Beweislast ist jedoch erdrückend. Das muss auch John irgendwann feststellen. Um seine Familie doch nicht aufgeben zu müssen sieht, er nur einen Ausweg: Lara aus dem Gefängnis zu befreien.
 
 
                                                                              

Meinung:
Nach seinen mit Lob überschütteten Erfolgen "Im Tal von Elah" und "L.A. Crash" galt Paul Haggis schon als einer der Durchstarter in Hollywood. Mit "The Next Three Days" machte er anschließend das, was in Hollywood gang und gäbe ist: Eine erfolgreichen Film aus Übersee nehmen, die dort sowieso kein Mensch sich ansehen würde, und den für das heimische Publikum zu adaptieren. Klappt für die Amis super, aber für uns Europäer, die das Original auch so sehen können, muss das sein? In dem Fall ein klares Nein.
 
 
Ein Professor sieht rot.
"The Next Three Days" ist die sehr weggetreue Umsetzung des französischen Films "Ohne Schuld" ("Pour Elle") aus dem Jahr 2008, also gerade mal zwei Jahre vor der US-Version erschienen. Haggis, der auch das Skript schrieb bzw. eher umschrieb, wagt keine großen Experimente und hält sich bis auf einige Detailveränderungen strikt an die Vorlage. Die Schwächen des (guten) Originals übernimmt er folgerichtig mit. Die waren in erster Linie auf die schon grenzwertige Glaubwürdigkeit zurück zuführen. Da war "Ohne Schuld" an sich nicht viel besser. Nur: Die US-Version lässt leider auch bei den positiven Aspekten deutlich Feder und schafft es zudem, noch einen Hauch unglaubwürdiger zu erscheinen. Das liegt doch tatsächlich an der Besetzung. Ja, obwohl hier mit Russell Crowe ein oft gelobter Oscarpreisträger als Zugpferd vor den Karren gespannt wurde. Das ist ja gerade das Ding: Warum Russell Crowe, mal abgesehen von seiner Popularität? Im Original verkörperte Vincent Lindon um ein vielfaches glaubhafter einen 08/15 Bürger aus der gehobenen Mittelschicht, der durch das Schicksal zu einem komplett anderen Menschen wurde. Der bullige Crowe scheint sich eher in der ersten Hälfte verstellen zu müssen, um schlussendlich in der gewohnten Rolle zu landen. Das passt leider nicht. Auch Elizabeth Banks als seine Ehefrau bleibt äußerst blass. Liegt jedoch nur zum Teil an ihr, der Part ist insgesamt viel uninteressanter gestaltet als in der Vorlage. Wer spielte die dort? Diane Kruger. Oh je...sollte man denken. Kruger war selten besser und durfte da sogar was zeigen. Dies bleibt Banks kaum vergönnt.
 
 
Auf zum Spiel. Go, Pittsburgh!
Der tragische erste Part in "Ohne Schuld" wird beim Remake nur sehr oberflächlich und deutlich weniger berührend aufgekocht, die Figuren gehen einem nicht so nah, es wirkt schlicht alles zu glatt und zweckmäßig verkauft. Ließen diese Stärken im Original noch über so manche Fehler sehr wohlwollend hinwegsehen, funktioniert das hier kaum. Das klingt jetzt alles nach der klassischen Original Vs. Remake Schelte, nur wer beide Filme (in der richtigen Reihenfolge) gesehen hat, kann kaum zu einem anderen Urteil kommen. Die Handlung ist sehr ähnlich, nur kann einen dieser Film unter den Voraussetzungen nicht mehr recht überzeugen. So ist das eben, Pech gehabt. Dieser Version lässt sich angucken, keine Frage, nur brauchen sie eigentlich nur die Menschen, die alles gerne aus Hollywood haben. Der Rest greife zu "Ohne Schuld".


5 von 10 vorzeitigen Haftentlassungen.

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