Posts mit dem Label Liam Neeson werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Liam Neeson werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: TED 2 – Eine unwillkommene Rückkehr der Donner-Buddys

Keine Kommentare:


Fakten:
Ted 2
USA. 2015. Regie: Seth MacFarlane. Buch: Alec Sulkin, Wellesley Wild, Seth MacFarlane. Mit: Mark Wahlberg, Seth MacFarlane, Amanda Seyfried, Giovanni Ribisi, John Carol Lynch, Morgan Freeman, Jessica Barth, Bill Smitrovich, Sam L. Jones, Richard Schiff, Patrick Wartburton, Michael Dorn, Dennis Haysbert, Tom Brady, David Hasselhoff, Liam Neeson u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Ted und Tami-Lynn sind frisch verheiratet und wollen ein Baby, doch dafür muss Ted beweisen, dass er eine richtige Person ist. Da er aber kein Mensch, sondern ein Teddybär ist, zieht er mit seinem Kumpel John vor Gericht, um so seine Rechte durchzusetzen.





Meinung:
Ob filmisch wohl irgendwann nochmal etwas Brauchbares von Seth MacFarlane kommt? „Ted“ als auch „A Million Ways to Die in the West“ ließen die komödiantischen Qualitäten des Mannes, der mit „Family Guy“ wohl einen Evergreen unter den Zeichentrickserien entworfen hat, schmerzhaft vermissen. Dass es mit „Ted 2“ nun auch nicht besser wird (ganz im Gegenteil, Seth MacFarlane erreicht einen neuen Tiefpunkt - Respekt), hat der künstlerische Abwärtstrend ohnehin schon vorweggenommen. Das Problem an „Ted 2“ ist, dass MacFarlane versucht, einen Witz aufzuwärmen, der schon beim ersten Mal nur leidlich funktioniert hat. „Ted“ war einer der Filme, die auf dem Papier noch eine herrliche Sause versprachen, sich in der Umsetzung dann aber doch in Windeseile abnutzten. Da hat „Ted 2“ natürlich schon einen schwerwiegenden Nachteil, sind das Konzept und der Schauwert inzwischen bekannt und Seth MacFarlane kaum erkennbar daran interessiert, sein Sujet in irgendeiner Weise ersprießlich weiterzuentwickeln. Stattdessen wird „Ted 2“ nun mit einer philosophischen Dimension verknüpft und die Frage mäandert durch den Raum, ob wir es bei Ted denn nun mit einer Sache oder doch mit einer Person zu tun bekommen. Wer aber glaubt, dass dies das Hauptmotiv von „Ted 2“ sei und sich darauf dementsprechend konzentriert wird, der hat MacFarlanes Schludrigkeit in Sachen Storytelling vergessen: Wieder und wieder werden Handlungsstränge übereinander geschichtet, um dann in ihren erzwungen-dramatischen Zuspitzungen doch keinerlei dramaturgischen Ertrag vorzuweisen – Ganz zu schweigen vom forcierten Pennälerhumor, der nicht anarchisch, sondern einzig penetrant auf den Zuschauer einwirkt.


3 von 10 kiffenden Junganwältinnen


von souli




Meinung:
Seth MacFarlane ist ein sehr talentierter Mann, der mit „Family Guy“ eben nicht nur einen Abklatsch von den „Simpsons“ auf die Beine gestellt hat, sondern eine Serie ins Leben rief, die mit ihrem Charme und ihrem Humor (von grenzdebil bis erleuchtend geistreich) zu überzeugen weiß. Bei MacFarlanes Langfilmen jedoch gibt es einen deutlichen Abwärtstrend. War „Ted“ schon kein Brüller, aber noch solide, wurde mit der Western-Komödie „A Million Ways To Die In The West“ schon eine peinliche Bumsen-Kaka-Gestalt auf den Markt gelassen, die jedoch von „Ted 2“ in ihrer Irrelevanz unterboten wird. Denn während die (politischen) Metaphern und Motive hier so überdeutlich ins Bild rezitiert werden, dass sie schon nicht mehr gut gemeint, sondern penetrant herüberkommen, sind die Witze zum Großteil derart krampfhaft auf geschmacklos und kontrovers getrimmt, dass Fremdscham vorprogrammiert ist. Es scheint, als hätte MacFarlane vergessen, wie man einen Witz strukturiert und in die Situation ordentlich eingliedert. Witze per Vorschlaghammer. Witze ohne Sinn und Witze ohne Geschmack. Die minutenlangen Gaga- und Nonsens-Dialoge, die in der früheren Arbeit des Regisseurs ihren Charme hatten, haben ihren Glanz verloren und existieren nur noch weil wegen. Und wenn man der Meinung ist, dass MacFarlane seine Filmkarriere nicht noch deutlicher zu Grabe tragen kann, fällt auf, dass nach gefühlten 40 Minuten die einzigen Lacher von den Figuren selbst kommen. Nein, „Ted 2“ ist ein herzloses Stück Fließbandarbeit, voller Szenen ohne Grund, dafür mit Nichtig- und Peinlichkeiten, das versucht die Laufzeit von 110 Minuten irgendwie zu rechtfertigen - und dabei kläglich scheitert. Da helfen auch die Cameo-Auftritte nicht weiter.


3 von 10 Bukkake-Bädern


von Smooli

Review: RUN ALL NIGHT - Blut ist dicker als Wasser

Keine Kommentare:


Fakten:
Run All Night
USA. 2015. Regie: Jaume Collet-Serra. Buch: Brad Inglsby Mit: Liam Neeson, Joel Kinnaman, Ed Harris, Vincent D’Onofrio, Genesis Rodriguez, Bruce McGill, Lois Smith, Boyd Holbrook, Common, Beau Knapp u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 3. September 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Brooklyn-Gangster und erfahrene Profi-Killer Jimmy Conlon war einst unter dem Namen Totengräber bekannt - aber das ist lange her. Inzwischen nützt ihm seine enge Freundschaft mit dem Paten Shawn Maguire nicht mehr viel: Von seinem Sohn Mike hat Jimmy schon lange nichts mehr gehört. Doch als Mike auf die Abschussliste gerät, muss sich Jimmy für eine Seite entscheiden: Entweder er bleibt der Gangsterfamilie treu, der er sich angeschlossen hat, oder er steht zu seiner eigentlichen Familie, die er vor Jahren im Stich gelassen hat. Mike ist auf der Flucht, und vielleicht muss Jimmy die Fehler der Vergangenheit wettmachen, indem er seinen Sohn vor dem Schicksal bewahrt, das ihm selbst auf jeden Fall bevorsteht: das Rendezvous mit einer Kugel.





Meinung:
Wie viel Glauben man dem Wort von Liam Neeson nun wirklich schenken darf, sei an dieser Stelle erst einmal so dahingestellt, sagte der irische Schauspieler schließlich eins in einem Interview, dass es niemals zu einem dritten Teil der „96 Hours – Taken“-Reihe kommen würde. Dass Neeson sich im März in einem US-Interview nun auch hat hinreißen lassen, kundzugeben, dass er in zwei Jahren vollständig aufhören möchte, in Action-Filmen mitzuwirken, kam nun wirklich keine Hiobsbotschaft gleich, hat sich „96 Hours – Taken 3“ doch als durchgängiges Fiasko erwiesen, welches den adrenalingeladenen Erstling in ein unübersichtliches Schnittmassaker ummünzte. Doch in Anbetracht stimmungsvoller Genre-Flics wie etwa „The Grey – Unter Wölfen“ oder auch „Ruhet in Frieden – A Walk Amog the Tombstones“ könnte einen dann doch eine gewisse Wehmut bei der Vorstellung befallen, Liam Neeson nie wieder als altersmüden Hau-Drauf-Recken über die Leinwand poltern zu sehen. Dass Neeson nun mit „Run All Night“ einen weiteren Volltreffer gelandet hat, passt da ohnehin wunderbar ins Bild.


Vincent D'Onofrio jagt Liam Neeson mit vollem Einsatz
Nach den bereits drehbuchbasierten „Unknown Identity“ und „Non-Stop“ stellt „Run All Night“ nun das dritte Zusammenwirken zwischen Regisseur Jaume Collet-Serra und Liam Neeson dar. Und der erfreuliche Positivtrend, der sich nach und nach aus dieser Kooperation herausgeschält hat, fasst nun mit „Run All Night“ in wahrlich erquickenden Höhenlagen Fuß. Was sofort auffällt, ist Collet-Serra ungemeines inszenatorisches Talent dafür, ein urbanes Milieu organisch zu etablieren, ohne dafür sonderlich viel Zeit zu verschwenden. In „Unknown Identity“ war es bereits ein in ein tristes Kolorit getränktes Berlin, in dem sich ein karrieretechnisch reanimierter Liam Neeson auf die verschwurbelte Suche nach seiner wahren Identität gemacht hat. „Run All Night“ tüncht seine geradlinige Geschichte in eine noch trübseligere Farbpalette, um New York City vor allem als durchweg verwurzelte Metropole zu kennzeichnen, in der wir vielleicht nicht gänzlich auf uns allein gestellt sind, den einzigen Ausweg aus diesem fatalistischen Geflecht aber ausschließlich in der Stunde unseres Todes finden können.


Hat nur Ärger mit dem Nachwuchs: Liam Neeson
Jimmy Conlon (Liam Neeson) hat seiner Familie vor Jahren den Rücken zugekehrt, um sich in die delinquenten Dienste des Mafia-Paten Shawn Maguire (Ed Harris) zu stellen, den Jimmy seit jeher als Vorbild gesehen hatte. Die Jahre aber verstrichen nicht unbemerkt, Jimmy hängt an der Flasche, ist kaum noch fähig zur sozialen Interaktion und trägt die emotionale Last mit sich herum, das Wertvollste im Leben einfach aufgegeben zu haben: Seinen Sohn Mike (Joel Kinnaman). Wie das Schicksal es so will, wird Mike Zeuge eines Mordes, für den sich Shawns Sohn Danny (Boyd Holbrook) verantwortlich zeigt. Als es Mike selbst an den Kragen gehen sollte, ist Jimmy plötzlich zur Stelle und versucht auf den letzten Metern seines irdischen Daseins noch einmal dort präsent zu sein, wo er am meisten gescheitert ist: In der Vaterrolle. „Run All Night“ nimmt sich diese greifbar-erhitzte (Figuren-)Konstellation, um zum Genre-Streich zu laden, den man fälschlicherweise als klischeeverseucht deuten könnte, in Wahrheit aber liefert Jaume Collet-Serra im besten Sinne altmodisches Kino.


Um den Frieden in dieser zerrütteten amerikanischen Familie wieder herstellen zu können, benötigt es einen langen Atem und viel Waffengewalt, die „Run All Night“ entsprechend dynamisch und ohne großen Schnickschnack von der Leine lässt: Wenn abgedrückt wird, hallt der Schuss in tiefschwarzer Nacht noch lange nach. Narrativ aber ist „Run All Night“ nicht nur auf den reinen Überlebenskampf vor verregneter Großstadtkulisse interessiert, der gefühlvolle Unterbau erzählt von der Suche nach Vergebung und von mystifizierter Gangster-Loyalität, die dort endet und ernüchtert wird, wo die Familie ins Spiel kommt. Jimmy hat zu viel Scheiße gebaut, die es ihm heute unmöglich macht, einen Blick in den Spiegel zu werfen, doch vielleicht gibt es da ja doch noch eine winzige Möglichkeit, nicht gänzlich als Versager und wandelnde Enttäuschung in die ewigen Jagdgründe entlassen zu werden. Liam Neeson und Joel Kinnaman harmonieren blendend, ihre Szenen sind fernab jeder Theatralik, während Ed Harris eine Leere in den Augen trägt, wie sie nur ein Vater besitzen kann, der sein Kind verloren hat. Es ist den durchweg nuancierten Leistungen der Darstellern zu verdanken, dass „Run All Night“ niemals ins Larmoyante abrutscht.


6,5 von 10 Sprüngen vom Balkon


von souli

Review: 96 HOURS - TAKEN 3 - Bryan Mills gerät ins Fadenkreuz des LAPD

Keine Kommentare:


Fakten:
96 Hours - Taken 3 (Taken 3)
USA, Frankreich. 2014. Regie: Olivier Megaton. Buch:  Luc Besson, Robert Mark Kamen. Mit: Liam Neeson, Forest Whitaker, Maggie Grace, Famke Janssen, Leland Orser, Dougary Scott, Sam Spruell, Dylan Bruno, Jon Gries, Jonny Weston u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 29. Mai 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
EX-CIA-Agent Bryan Mills kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem seine Tochter und dann sogar er entführt wurden, wird er nun verdächtig seine Ex-Frau ermordet zu haben. Während die Polizei hinter ihm her ist, versucht Mills auf eigene Faust den Täter zu finden.





Meinung:
Aus heutiger Sicht lässt sich „96 Hours“ vor allem mit zwiespältigen Gefühlen betrachten: Einerseits hat Regisseur Pierre Morel mit dem Rache-Thriller von 2008 ein Genre-Brett abgeliefert, welches man in dieser gnadenlosen Schroffheit viel zu lange vermissen musste. „96 Hours“ aber hat auch eine neue Welle Vergeltungsgurken in die Welt gerufen, die alle zwanghaft versuchten, den Amoklauf von Liam Neeson nachzuahmen und in ähnlich physische Bahnen zu lenken – Grauenhaft, dieser klaffende Überdruss. Inzwischen aber sind überschwemmen nicht nur „96 Hours“-Epigonen den internationalen Filmmarkt, der famose Reißer selbst hat sich unlängst zum Franchise entwickelt und darf sich nun über die kommerziellen Erfolge den dritten Teils erfreuen. Waren die Hoffnungen auf „96 Hours – Taken 2“ noch durchaus gegeben, so euphorisierend Pierre Morel den reaktionären Gestus der 1980er Jahre mit seinem fauchenden Ausflug in die französische Hauptstadt reanimierte, hat Pfeifenheini Olivier Megaton vier Jahre darauf unter Beweis gestellt, wie man einen solchen Streifen NICHT handhabt.


Forest Whitaker jagt Liam Neeson
„96 Hours – Taken 2“ besudelte die energetischen Potenz von „96 Hours“ nachhaltig, war so derart ideologisch geprägt, dass das Pläsier am bunten Dezimieren von lachhaften Albanerhorden bereits nach 15 Minuten auf dem Tiefpunkt angekommen war. Nun also hat es „96 Hours – Taken 3“ in die Multiplex-Kinos geschafft und rollt flächendeckend über die Lande. Man muss dazu aber auch immer wieder sagen, dass in Filmen dieser Couleur prinzipiell das Potenzial schlummert, als nach klaren Genre-Maßstäben ausgerichteter Glücksgriff in die filmgeschichtlichen Annalen einzugehen. Erneut mit dem Franzosen Olivier Megaton auf dem Regiestuhl, versucht sich „96 Hours – Taken 3“ - auf Anraten seines prominenten Zugpferdes an vorderster Front – an einem handlungsorientierten Kurswechsel. Liam Neeson nämlich hatte keinen Bock mehr darauf, Familienmitglieder aus irgendwelchen Ländern retten zu müssen und stellte direkt klar (nachdem er die felsenfeste Überzeugung vertrat, keinen neuen „96 Hours“-Teil zu drehen), dass er sich nur an dem Projekt beteiligen würde, wenn eine ersichtliche Konzeptänderung erfolgen würde – Die 20 Millionen Dollar Gage taten wohl ihr übriges.


Wenn „96 Hours – Taken 3“ etwas ist, dann ein sonderbarer Dummbatz. Anstatt in Paris oder Istanbul zu wüten, gerät Bryan Mills, der angeblich seine Frau umgebracht haben soll, selbst in das Fadenkreuz des LAPD. Als treuer Fan der Reihe weiß man natürlich, dass Bryan Mills nur Menschen umbringt, die keine näheren Verwandten in seinem Stammbaum darstellen – Außer sie haben die leere Milchtüte nach den Frühstückscornflakes wieder in den Kühlschrank gestellt. So dürfen wir dann beobachten, wie „96 Hours – Taken 3“ gleich doppelten Etikettenschwindel betreibt und unseren Superagenten durch die überstilisierten Bilder Los Angeles' hetzt. Olivier Megaton bestätigt seinen Ruf als inkompetenter Action-Regisseur dabei auch in vollem inkohärenten Umfang: Theroetisch wuchtige Set Pieces verkommen durch die unübersichtliche Kamera sowie den epileptischen Schnitt zur reinen Luftnummer. Vom fiebrigen Wadenbeißer, den „96 Hours“ noch darstellte, ist in diesem so stereotypisierten wie irritierend braven EuropaCorp-Dilemma nichts mehr vorzufinden, dafür gibt es einen Forest Whitaker, der Schachfiguren streichelt und sich Gummibänder am liebsten um die Hände wickelt. Na schau an.


3,5 von 10 missglückten Flugzeugstarts


von souli

Review: RUHET IN FRIEDEN - A WALK AMONG THE TOMBSTONES - Die Suche nach Vergebung

Keine Kommentare:


Fakten:
Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones (A Walk Among the Tombstones)
USA. 2014. Regie: Scott Frank. Buch: Scott Frank, Lawrence Block (Vorlage). Mit: Liam Neeson, Brian Bradley, Dan Stevens, David Harbour, Sebastian Roché, Adam David Thompson, Eric Nelsen, Noyd Holbrook, Whitney Able u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren.
Ab 27. März 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem er bei einer Schießerei einen Unschuldigen getötet hat, quittiert Matt Scudder den Polizeidienst und gibt das Trinken auf. Als Privatdetektiv ohne Lizenz nimmt er seitdem besondere Fälle auf. Für einen Drogendealer soll er nun herausfinden, wer dessen Freundin entführt und brutal ermordet hat. Hilfe erhält er vom Waisenjunge T.J., den Scudder unter seine Fittiche nimmt.





Meinung:
Wohl kein anderer Schauspieler hat in den letzten Jahren solch einen Imagewandel hingelegt wie Liam Neeson. Der ehemalige Charakterdarsteller wurde mit nur einem Film, dem Action-Thriller „Taken“ aus Luc Bessons Film-Manufaktur Eurocorp förmlich über Nacht zu dem neuen Actionstar. Ein Ruf, der Neeson seitdem anhaftet, auch wenn er mit Filmen wie „Chloe“ oder „Five Minutes of Heaven“ immer noch in seine alten Gefilde zurückkehrt – im Gegensatz dazu sein neues Image auch mit den „Taken“-Sequel und anderen Actionfilmen noch einmal verfestigt. Mit der Buchverfilmung „Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“ scheint Neeson nun wieder auf Actionheld zu machen, doch der Thriller von Scott Frank erweist sich erfreulicherweise als recht stringenter wie knorriger (Psycho-)Thriller, der von seinem Hauptdarsteller zwar eine bullige Präsenz verlangt, diese jedoch nicht ausschließlich für Actionszenen missbraucht. „Ruhet in Frieden“ ist mehr eine angenehm altmodische Mörderjagd geworden mit allem, was diesbezüglich so in der Genre-Schublade zu finden ist.


Scudder sucht nach Antworten
Dazu gehört zu aller erste einmal die genre-typischen Ermittlungen. Als Privatdetektiv ohne Lizenz folgt Liam Neeson den obligatorischen Spuren und hat dabei selbstverständlich recht schnell Erfolg. Diese klare Struktur des Thrillers kommt ihm aber zugute, nicht zuletzt weil Regisseur Frank ohne Zeitdruck aber dennoch ohne größere Langwierigkeiten die Geschichte erzählt, die weder auf überraschende Plottwists noch sonderlich spektakulärer Entwicklungen setzt, sondern in klassischer Art und Weise den roten Handlungsfaden folgt. Das Herausstechende von „Ruhet in Frieden“ ist zum einen seine Optik: so klar und dennoch rau sahen die Straßen New Yorks schon lange nicht mehr aus. Dies ist der Verdienst von Kameramann Mihai Malaimare Junior, der zuletzt auch Paul Thomas Andersons „The Master“ in herausragende Bilder kleidete. Das Visuelle passt dabei perfekt zu Neesons Figur, diesem kargen, klar denkenden Mann, der natürlich auch aus dramaturgischer Sicht einiges an Ballast mit sich herum schleppt. Warum ausgerechnet er einem Dealer hilft, ist eine unausgesprochene Frage, die der Film am Ende mit einem fast schon sphärischen Spiel aus Off-Kommentar, Freeze Frames und Aktionen beantwortet. Es geht letztlich um Wiedergutmachung, die Chance mit der eigenen Opferbereitschaft eine Missetat der Vergangenheit auszugleichen und sich so zu befreien, von der Last der eigenen Geißelungen.


Dieses Rotkäppchen wird von zwei bösen Wölfen beobachtet
Dem gegenüber stehen die beiden Killer. Frank inszenierte diese so abgebrüht, sadistisch und fratzenhaft, dass jede Szenen mit ihnen unangenehm und mephistophelisch wirkt. Es sind Dämonen, Kreaturen des Bösen, die unerkannt unter uns verweilen. Innerhalb einer Szenen nimmt ihnen „Ruhet in Frieden“ auch noch den letzten Rest Menschlichkeit, in dem sie wie zwei böse Wölfe ein junges Mädchen beobachten, welches im roten Mantel die Straße überquert, alles unterlegt mit Popmusik der 1960er Jahre. Dieser Kontrast ist selbstredend wenig subtil und schon gar nicht elegant, funktioniert aber äußerst effektiv. Spätestens jetzt ist Franks Thriller am Höhepunkt seines symbolischen Schaulaufens angekommen. Der simple Plot verdichtet sich endgültig zu einer Bühne für den Kampf Gut gegen Böse: der gefallene, vergebungssuchende Held gegen die exzessiven Widerlinge, die ihre Taten hinnehmen als reinen Genuss an der Macht gegenüber anderen. Diese Gegensätzlichkeit ist letztlich der eigentliche Plot von „Ruhet in Frieden“. Leider setzt Regisseur Frank aber noch einen jungen Waisen in die Handlung ein. Dieser erweist sich zwar nicht unbedingt als übersättigendes Element, dafür spricht er zu sehr das Samaritäre von Neesons Figur an, doch irgendwie will sich die Figur niemals so ganz ins System des Films einfügen. Vielleicht weil diese Figur etwas Hoffnungsvolles hat, etwas das konträr zum Pessimum des Thrillers steht.


„Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“ ist ein schnörkelloser Thriller, in dem weitaus mehr zu lesen ist, als eine typischen Mörderjagd nach genre-Rezept. Aber selbst, wenn man sich dem Sub-Plot verweigert, erhält man immer noch einen toll inszenierten Thriller der die Luft der alten Schule atmet und zwei Bösewichte in Petto hat, die wahrlich zum Fürchten sind. Auch Liam Neeson überzeugt und besitzt für die Rolle des Ex-Cops und Ex-Trinkers genau das richtige Profi.


7,5 von 10 Taubenschlägen auf dem Dach