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VALERIAN - DIE STADT DER TAUSEND PLANETEN - Luc Besson entführt uns wieder ins Weltall

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Fakten:
Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten (Valerian and the City of Thousand Planets)
Frankreich, USA, China, BRD. 2017. Regie und Buch: Luc Besson. Mit: Cara Delevingne, Dane DeHaan, Elizabeth Debicki, John Goodman, Ethan Hawke, Clive Owen, Rihanna, Rutger Hauer, Mathieu Kassovitz, Kris Wu, Aymeline Valade, Sam Spruell, Emilie Livingston, Diva Cam, Alexandre Willaume, Gavin Drea u.a. Länge: 132 Minuten. FSK: freigegeben ab12 Jahren. Ab 20. Juli 2017 im Kino.


Story:
Valerian und Laureline sind Spezialagenten der Regierung und mit der Aufrechterhaltung der Ordnung im gesamten Universum beauftragt. Während der verwegene Frauenheld Valerian es auf mehr als nur eine berufliche Beziehung mit seiner schönen Partnerin abgesehen hat, zeigt ihm die selbstbewusste Laureline jedoch die kalte Schulter. Auf Anordnung ihres Kommandanten begeben sich Valerian und Laureline auf eine Sondermission in die atemberaubende, intergalaktische Stadt Alpha: einer Mega-Metropole, die Tausende verschiedener Spezies aus den entlegensten Winkeln des Universums beheimatet. Die siebzehn Millionen Einwohner von Alpha haben sich über die Zeiten einander angenähert und ihre Talente, Technologien und Ressourcen zum Vorteil aller vereint. Doch nicht jeder auf Alpha verfolgt dieselben Ziele - tatsächlich sind im Verborgenen Kräfte am Werk, die alle Bewohner der Galaxie in große Gefahr stürzen könnten...




Meinung:
Der Legende nach entwarf Luc Besson sein Sci-Fi-Werk Das Fünfte Element, als er noch ein Kind war. Eben in jener Zeit, als man noch offen für Überschwänglichkeiten und Absurditäten war und etwas auch dann cool war, wenn es von der Masse ignoriert wurde. Irgendwie hat sich Besson diese Eigenschaft immer behalten, auch wenn er und seine Film-Manufraktur Europa Corp. Für einige wirklich schreckliche Genre-Filme der letzten Zeit vernatowrtlich war. Besson war und ist ein hochprofessioneller Filmemacher, der sich die Liebe zur Naivität nie wegnehmen lassen hat. Das war nicht immer von Vorteil, aber mit Valerian – Die Stadt der tausend Planeten gelang dem Franzosen endlich wieder ein Film, der zu begeistern weiß, auch wenn er haufenweise Makel aufweist.


Zu denen zählen u.a. ein Schurke ohne Profil oder eine Szene, in der uns Besson Popstar Rihanna, die hier ein Alien spielt, ohne Wenn und Aber als Ausnahmekünstlerin verkaufen möchte. Sei's drum. Valerian punktet dafür mit anderen Stärken. Das Sci-Fi-Märchen kombiniert keck und ohne Raffinesse – dafür aber mit Elan und Kraft – Spionage-Action, Ethno-Märchen und Sci-Fi-Gigantismus. Ein Cocktail, dessen unterschiedliche Geschmackssorten ungewohnt wirkt. Genau das ist aber so wunderbar daran. Der Film ist klar eine Spektakel, aber eines mit dem Herz am rechten Fleck. Die ganzen herrlich bescheuerten Ideen und Detaisl, die Besson hier walten lässt, bringen nicht nur eine funktionelle Faszination mit, sondern auch einem wunderbaren Esprit.


Klare Sache: Valerian ist Trash! Trash mit moderner Optik und Techniken, aber die Geschichte und dargestellte Welt ist in alten Sci-Fi-Zeiten beheimatet, als Perry Rhodan noch neu war und Flash Gordon ein bekannter Held. So erlaubt sich Valerian zum Teil Ideen, die so herrlich bizarr wirken, dass Freude aufkommt. Da fischen Aliens nach Menschen, werden Riesenquallen als Hüte getragen und bläulicher Schleim dient dazu Feinde dingfest zu machen. Kurios, albern, schräg. Ein buntes, poppiges und durch und durch naives Filmerlebnis, dass sich nicht darum schert cool oder trendy zu wirken. Das wird gewiss auch dazu führen, dass Valerian am Box Office untergehen wird. Das ist schade, aber der Film dürfte von seiner Handschrift her dann doch zu speziell, eigenartig und nonkonform sein, um die breite Masse zu unterhalten.


Wer sich für Bessons Valerian öffnen kann, der erlebt einen Film mit Seele, Detailliebe und vor allem mit Charme. Etwas was diese Produktionen von anderen, ähnlichen Werken wie etwa John Carter oder Jupiter Ascending klar und deutlich unterscheidet. Valerian ist ein verfilmter Groschenroman des Genres: trivial, direkt und voller Begeisterung für die Möglichkeiten der Phantasie.

7,5 von 10 virtuellen Märkten

Review: 96 HOURS - TAKEN 3 - Bryan Mills gerät ins Fadenkreuz des LAPD

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Fakten:
96 Hours - Taken 3 (Taken 3)
USA, Frankreich. 2014. Regie: Olivier Megaton. Buch:  Luc Besson, Robert Mark Kamen. Mit: Liam Neeson, Forest Whitaker, Maggie Grace, Famke Janssen, Leland Orser, Dougary Scott, Sam Spruell, Dylan Bruno, Jon Gries, Jonny Weston u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 29. Mai 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
EX-CIA-Agent Bryan Mills kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem seine Tochter und dann sogar er entführt wurden, wird er nun verdächtig seine Ex-Frau ermordet zu haben. Während die Polizei hinter ihm her ist, versucht Mills auf eigene Faust den Täter zu finden.





Meinung:
Aus heutiger Sicht lässt sich „96 Hours“ vor allem mit zwiespältigen Gefühlen betrachten: Einerseits hat Regisseur Pierre Morel mit dem Rache-Thriller von 2008 ein Genre-Brett abgeliefert, welches man in dieser gnadenlosen Schroffheit viel zu lange vermissen musste. „96 Hours“ aber hat auch eine neue Welle Vergeltungsgurken in die Welt gerufen, die alle zwanghaft versuchten, den Amoklauf von Liam Neeson nachzuahmen und in ähnlich physische Bahnen zu lenken – Grauenhaft, dieser klaffende Überdruss. Inzwischen aber sind überschwemmen nicht nur „96 Hours“-Epigonen den internationalen Filmmarkt, der famose Reißer selbst hat sich unlängst zum Franchise entwickelt und darf sich nun über die kommerziellen Erfolge den dritten Teils erfreuen. Waren die Hoffnungen auf „96 Hours – Taken 2“ noch durchaus gegeben, so euphorisierend Pierre Morel den reaktionären Gestus der 1980er Jahre mit seinem fauchenden Ausflug in die französische Hauptstadt reanimierte, hat Pfeifenheini Olivier Megaton vier Jahre darauf unter Beweis gestellt, wie man einen solchen Streifen NICHT handhabt.


Forest Whitaker jagt Liam Neeson
„96 Hours – Taken 2“ besudelte die energetischen Potenz von „96 Hours“ nachhaltig, war so derart ideologisch geprägt, dass das Pläsier am bunten Dezimieren von lachhaften Albanerhorden bereits nach 15 Minuten auf dem Tiefpunkt angekommen war. Nun also hat es „96 Hours – Taken 3“ in die Multiplex-Kinos geschafft und rollt flächendeckend über die Lande. Man muss dazu aber auch immer wieder sagen, dass in Filmen dieser Couleur prinzipiell das Potenzial schlummert, als nach klaren Genre-Maßstäben ausgerichteter Glücksgriff in die filmgeschichtlichen Annalen einzugehen. Erneut mit dem Franzosen Olivier Megaton auf dem Regiestuhl, versucht sich „96 Hours – Taken 3“ - auf Anraten seines prominenten Zugpferdes an vorderster Front – an einem handlungsorientierten Kurswechsel. Liam Neeson nämlich hatte keinen Bock mehr darauf, Familienmitglieder aus irgendwelchen Ländern retten zu müssen und stellte direkt klar (nachdem er die felsenfeste Überzeugung vertrat, keinen neuen „96 Hours“-Teil zu drehen), dass er sich nur an dem Projekt beteiligen würde, wenn eine ersichtliche Konzeptänderung erfolgen würde – Die 20 Millionen Dollar Gage taten wohl ihr übriges.


Wenn „96 Hours – Taken 3“ etwas ist, dann ein sonderbarer Dummbatz. Anstatt in Paris oder Istanbul zu wüten, gerät Bryan Mills, der angeblich seine Frau umgebracht haben soll, selbst in das Fadenkreuz des LAPD. Als treuer Fan der Reihe weiß man natürlich, dass Bryan Mills nur Menschen umbringt, die keine näheren Verwandten in seinem Stammbaum darstellen – Außer sie haben die leere Milchtüte nach den Frühstückscornflakes wieder in den Kühlschrank gestellt. So dürfen wir dann beobachten, wie „96 Hours – Taken 3“ gleich doppelten Etikettenschwindel betreibt und unseren Superagenten durch die überstilisierten Bilder Los Angeles' hetzt. Olivier Megaton bestätigt seinen Ruf als inkompetenter Action-Regisseur dabei auch in vollem inkohärenten Umfang: Theroetisch wuchtige Set Pieces verkommen durch die unübersichtliche Kamera sowie den epileptischen Schnitt zur reinen Luftnummer. Vom fiebrigen Wadenbeißer, den „96 Hours“ noch darstellte, ist in diesem so stereotypisierten wie irritierend braven EuropaCorp-Dilemma nichts mehr vorzufinden, dafür gibt es einen Forest Whitaker, der Schachfiguren streichelt und sich Gummibänder am liebsten um die Hände wickelt. Na schau an.


3,5 von 10 missglückten Flugzeugstarts


von souli

Review: LUCY - "The Tree of Life" von den "Taken"-Machern

1 Kommentar:


Fakten:
Lucy
Frankreich, USA. 2014. Regie und Buch: Luc Besson.
Mit: Scarlett Johansson, Min-sik Choi, Morgan Freeman, Amr Waked, Analeigh Tipton, Pilou Asbaek, Claire Tran, Mason Lee u.a. Länge: 89 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren.Ab 12. Januar 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Lucy wird von ihrem Freund gezwungen einen zwielichtigen Botenjob auszuführen, an dessen Ende sie von Gangsterboss Mr. Jang gefangen genommen wird. Lucy soll eine neuartige Droge, die man ihr in den Bauch implantiert, transportieren. Als die Droge jedoch in Lucy Blutbahn gelangt, sieht sie die Welt mit ganz anderen Augen, denn der Wirkstoff befähigt Lucys Gehirn zu ganz neuen Prozessen.





Meinung stu:
So sähe also „The Tree of Life“ aus, wenn ihn die Macher von „Taken“ und „The Transporter“ inszeniert hätten. Damit ist diese Wissenslücke nun auch geschlossen. Der Rest, der bleibt, ist bräsiges Palavern über das menschliche Hirn, Actionszene ohne Rhythmik, Kraft sowie Dynamik und ein verkrüppelter Anspruch an die eigene Geschichte und Aussage (welche letztlich nur ein hohles Möchtegern-Mindfuck Gewichse ist), die mehr zum Schmunzeln als zum Philosophieren einlädt. Ansonsten: Morgan Freeman spielt Morgan Freeman, Min-sik Choi zeigt uns, wie man einen begnadeten Ausnahmedarsteller rigoros unter Wert verkauft und Scarlett Johansson darf als taktisch ausgewähltes Eye Candy vom lamentierenden Opfer zum technologischen USB-Gottwesen aufsteigen. Filmisch so redundant wie relevanzlos. Teilweise aber, wenn Luc Besson seinen Film ungehemmt in der naiven Ersatzflüssigkeit des hypothetischen Tiefsinns schwimmen lässt, kommt die Frage auf, was das bitte alles soll. Das ist doch schon mal recht nah an der Frage nach dem Sinn des Lebens .


3,5 von 10 todgeweihten Tumorpatienten


Selbstdiagnose? Kein Problem mehr für Lucy


Meinung souli:
Früher dann und wann tatsächlich dazu befähigt gewesen, gute bis halbwegs akzeptable Filme auf die Welt loszulassen, ist der Glanz des Namen Luc Besson inzwischen doch längst schon abgeperlt. Dass die (Selbst-)Demontage des Franzosen aber noch nicht in allen Köpfen angekommen scheint, erklärt vielleicht auch, warum es dem Mann tatsächlich noch gestattet wird, (s)ein Drehbuch wie das zu „Lucy“ mit durchaus ansehnlicher Starpower verfilmen zu dürfen. Es mutet schon irgendwie befremdlich an, wie Besson die Prämisse von „Lucy“ auf hypothetischen, aber theoretisch durchaus effektiven Schwachsinn türmt, daraus aber nicht das rotzedoofe B-Movie schält, was ratsam gewesen wäre, sondern auch einen philosophischen Anspruch hegt. Scarlett Johansson wächst durch eine ominöse Wunderdroge, die die Wirkung freisetzt, die zerebrale Kapazität vollends auszuschöpfen, heran zur omnipotenten Erlöserin unseres armseligen Daseins. Luc Besson verkauft „Lucy“ als eine Art unangenehm flirrend-wichtigtuerische Collage, zusammengeklaubt aus Motiven, Symbolen und idiotischen Assoziationen, die von der saftlosen Mise en Scène abermals akzentuiert werden. Stilistisch total überfrachtet und orientierungslos, besitzt „Lucy“ nicht den Funken einer dramaturgischen Fallhöhe, weil sich der humanoide USB-Stick letztlich keinerlei echter Gefahr ausgesetzt sieht. Dabei lassen sich durchaus interessante Ansätze finden, wenn die progressive Intelligenzsteigerung zur Entmenschlichung führt, oder die Erkenntnis, das Zeit immer Wahrheit bedeutet, weil sie die Existenz von Materie bekundet und damit Sein oder Nichtsein bestätigt. Aber das ist „Lucy“ nicht affig genug, um darauf einzugehen.


3 von 10 Reisen in die Vergangenheit

Review: BRICK MANSIONS – Ein Vermächtnis zum Davonlaufen

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Fakten:
Brick Mansions
Frankreich, Kanada.2013. Regie: Camille Delamarre. Buch: Robert Mark Kamen, Luc Besson, Bibi Naceri.
Mit: Paul Walker, David Belle, RZA, Carlo Rota, Catalina Denis, Robert Maillet, Kwasi Songui, Ayisha Issa, Bruce Ramsey, Gouchy Boy, Ryan Trudeau, Kalinka Petrie u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 21. November 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Detroit, 2018: Teile der Stadt gehören ganz und gar den Kriminellen. Polizei und Politik kann nur noch machtlos mitansehen, wie Gangster und Dealer ihre Macht immer weiter ausbauen. Undercover-Cop Damien ist einer der wenigen, der noch etwas unternimmt. Aber auch innerhalb der gefährdeten Bezirke gibt es Menschen die sich für ein besseres Leben ohne Kriminalität einsetzen. Einer von ihnen ist Lino und eben dieser Lino muss mit Damien zusammen arbeiten, den Kingpin Tremaine hatLinos Freundin entführt. Als wäre das noch nicht genug plant die Regierung die kriminellen Bezirke mit einer Bombe endgültig zu beseitigen.





Meinung:
Es war ein Eindruck dessen, welch tragische Kraft die Ironie des Schicksals doch imstande ist zu entfalten: Sunnyboy Paul Walker, Held der bisher sechsteiligen „Fast & Furious“-Reihe, musste sein Leben ausgerechnet in einem roten Sportflitzer lassen, nachdem dieser im kalifornischen Valencia mit 160 km/h erst einen Laternenmast, dann einen Baum rammte und schließlich in lodernden Flammen aufging. Sein Tod löste einen medialen Sturm der Bestürzung aus, der Walker posthum zu einem Star erklärte, der er zu Lebzeiten in Wahrheit nie war. Während die Diskussionen um die gewaltig gestauten Dreharbeiten zu „Fast & Furious 7“ momentan immer noch auf Hochtouren laufen, wurde Paul Walkers letzten, vollends abgedrehten Film „Brick Mansions“ kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Das Remake der französischen EuroCorp-Produktion „Ghettogangz – Die Hölle vor Paris“ sorgt, ganz im Gegensatz zu seiner Vorlage, allerdings nur für wenig Pläsier und schließt die Karriere Walkers, auch wenn es gemein klingt, aus filmhistorischer Sicht wohl absolut adäquat ab.


Lino halt Tremaine in Schach
Paul Walker war nie ein besonders guter Schauspieler. Es war vielmehr seine naturgegebene sympathische Ausstrahlung, die das blonde Teilzeitmodel beliebt machte, konnte Walker selbst doch als Zugpferd aufgrund seines Namens nie große kommerzielle Erfolge feiern. Dass „Brick Mansions“ nun als Vermächtnis von Paul Walker gilt, ist dahingehend passend, als dass der Film dem qualitativ äußerst mäßigen Œuvre seiner Person nun mal einen qualitativ äußerst mäßigen Schlusspunkt setzt. Der Kreis schließt sich also, wenn auch viel zu früh. Aber genug von Paul Walker an dieser Stelle. Erinnern wir uns doch noch einmal zurück an „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“, mit der „96 Hours“-Regisseur Pierre Morel sein sicheres Händchen in Sachen Action-Inszenierung bewies und den Parkour-Kracher ohne jeden unnötigen Ballast ganz straight durch den grauen Vorort von Paris scheuchte. Heute wird „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“ aufgrund seiner Dynamik in Genrekreisen zu Recht geliebt, denn wenn man sich zum Ziel setzt, einen Film nicht über seine Narrative zu entfalten, sondern über seine Kinetik, dann muss das nun mal ohne Umschweife so gemacht wer den.


"Hey, du warst super in 'Running Scared'"
Regisseur Camille Delamarre aber hat das in seinem Debüt nicht verstanden. Als Cutter für Filme wie „Colombiana“, „Lockout“ und „96 Hours“ hat er schon bewiesen, gerade bei Letzterem, dass er sein Handwerk nicht unbedingt beherrscht. „Brick Mansions“ ist keine adrenalingeladene Sause, wie es „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“ war, „Brick Mansions“ negiert sich in seiner fragmentarischen Struktur freiweg jede Möglichkeit auf energetischen Temporeichtum. Dass der Handlungsort von Paris nach Detroit verlegt wurde, ist ein aufgrund des dort vorherrschenden industriellen Abbaus nur logisch, jedoch hat das Drehbuch in diesem Fall keinerlei Sinn für den sozial-kulturellen Subtext, der noch in „Ghettoganz – Die Hölle vor Paris“ immer wieder mal durchschimmern durfte. Aber wenn es um die Action geht, versagt „Brick Mansions“ ebenfalls kläglich: Retorten-Charakter trifft auf zuweilen höchstgradig unübersichtliches Handkameragewirr, während der Schnitt, wie könnte es bei Delamarre anders sein, dem spaßhemmenden Chaos treu-doof huldigt. Da ist es dann nur passend, dass er Damien (Paul Walker) einen familiären Background anheftet, während Lino (David Belle) seine Ex-Freundin aus den Fängen des Fieslings Tremaine (RZA) befreien möchte.


Brick Mansions“ wäre selbst für den Direct-to-DVD-Markt ein uninteressanter Vertreter des ominösen Einheitsbreis. Wenn man sich mal wieder gepflegte Parkour-Action zu Gemüte führen möchte, dann sind die ersten Anlaufstellen gewiss „Ghettoganz – Die Hölle vor Paris“ wie auch die Fortsetzung „Ghettoganz – Ultimatum“ von 2009. Mit „Brick Mansions“ hat sich letztlich niemand einen Gefallen getan, und dass ein Film, der gerade durch seine vigoröse Inszenierung punkten sollte, sich schlussendlich wie ein zusammengeklaubtes Plagiat anfühlt, dem eben jede kinetische Triebkraft abhanden gekommen ist, sprich für sich und für den Remakewahn im Allgemeinen.


3 von 10 doppelten Spielen auf politischer Ebene


von souli

Review: UNLEASHED - ENTFESSELT - Keine Angst, der will nur spielen

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Fakten:
Unleashed – Entfesselt (Unleashed/Danny, the Dog)
FR, USA, GB, 2004. Regie: Louis Leterrier. Buch: Luc Besson. Mit: Jet Li, Morgan Freeman, Bob Hoskins, Kerry Condon, Vincent Regan, Dylan Brown, Tamer Hassan, Michael Jenn, Phyllida Law, Carole Ann Wilson, Mike Lambert, Jaclyn Tze Wey u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Danny wird von Gangster Bart wie ein Hund gehalten. In einem Käfig, verwildert wie ein Tier. Nur zu illegalen Hinterhofkämpfen wird den kleinen Chinesen sein Halsband abgenommen, dann jedoch mit ungeahnten Folgen: Der verschüchterte Zwerg wird urplötzlich zu einer Kampfmaschine und zerlegt alles, was ihm im Weg steht. Bei einem Autounfall kann er entkommen und findet Zuflucht bei dem blinden Klavierstimmer Sam und dessen Steiftochter Victoria. Erstmals wird Danny wie ein Mensch behandelt und merkt, dass es abseits von Käfig und Kämpfen noch mehr gibt. Dann taucht Bart wieder auf der Bildfläche auf und fordert seinen „Besitz“ zurück.





Meinung:
- "Der Trick mit dem Halsband, wie haben sie das angestellt?"
- "Wie meine selige Mutter immer sagte, hol sie dir, wenn sie jung sind."


Hund entlaufen, bitte melden.
Luc Besson war mal ein interessanter, sehr talentierter Regisseur, vielleicht einer der besten europäischen Mainstreamregisseure der späten 80er und gesamten 90er Jahre. Mit "Nikita", "Léon - Der Profi" und "Das 5. Element" hat er bemerkenswerte Filme ihrer Zeit geschaffen, doch seit der Jahrtausendwende hat er sich fast ausschließlich als Produzent betätigt. Viele Filme durften sich seit dem mit seinem Namen schmücken, die Qualität seiner Regiearbeiten haben sie nie erreicht. "Unleashed" kann sich auch nicht mit seinen "aktiven" Filmen messen, aber aus dem Brei aus Blödsinn und seelenlosem Actiongegurke hebt sich sein Kaspar-Hauser-Martial-Arts-Filmchen dennoch befriedigend ab.


Die eigentlich ziemlich blödsinnigen Idee um einen wie einen Hund gehaltenen Kämpfer, der bei Abnahme seines Halsbandes wie ein tollwütiger Pitbull alles in Grund und Boden prügelt, hat ein sehr charmantes, tragisches Potenzial. Danny, der mehr wie ein kleines Kind als ein erwachsener Mann wirkt, ist eine konditionierte Kampfmaschine (wie das funktionieren soll darf man nicht wirklich hinterfragen), der wie ein Tier behandelt wird. Als er sich zufällig aus den Fängen seinen "Herrchens" (großartig bösartig: Bob Hoskins) befreien kann, lernt er das Leben abseits seines Käfigs kennen. Das ist natürlich unglaublich naiv und simpel gestrickt, dennoch auf seine Art bewegend. Das liegt ohne Frage auch an der erstaunlichen Leistung von Jet Li. Diese Rolle, so grobkörnig sie auch gezeichnet ist, kann ihm voll abgenommen werden. Er erscheint wirklich mehr wie ein kleines, liebebedürftiges Kind, das endlich in dem Schoß einer Familie gelandet ist
.

Der Hundeprofi wäre entsetzt.
Das sollte nicht überbewertet werden, in erster Linie ist "Unleashed" natürlich ein Luc Besson Action-Knall-Bonbon, aber mit mehr Seele und Empathie als alles andere, was der geschäftstüchtige Franzose in den letzten Jahren zu verantworten hat. Wie seine Hauptfigur ist die gesamte Handlung etwas kindlich und einfach gebastelt, aber immerhin gibt es hier so was wie eine Charakterisierung, Sympathiewerte, mehr als nur pure Schauwerte. Letztere sind zudem, das lässt sich auch erwarten, nicht schlecht. Rein handwerklich ist "Unleashed" gut gemacht. Die Optik ist zusagend, die Actionsequenzen gut und hart umgesetzt, der Cast prominent und anständig agierend.


"Unleashed" ist so ein Film, der nicht zu Höherem bestimmt ist, aber viel besser durchgeht als die blassen 08/15 Actionkracher, die es sonst am Fließband gibt. Immer mal wieder nett und an und für sich so gut gemacht, dass mehr als eine einmalige Sichtung durchaus drin ist.

6,5 von 10 Klavierstunden für einen Hund.