Fakten:
Unleashed – Entfesselt (Unleashed/Danny, the Dog)
FR, USA, GB, 2004. Regie: Louis
Leterrier. Buch: Luc Besson. Mit: Jet Li, Morgan Freeman, Bob Hoskins, Kerry
Condon, Vincent Regan, Dylan Brown, Tamer Hassan, Michael Jenn, Phyllida Law,
Carole Ann Wilson, Mike Lambert, Jaclyn Tze Wey u.a. Länge: 98 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Danny wird von Gangster Bart wie
ein Hund gehalten. In einem Käfig, verwildert wie ein Tier. Nur zu illegalen
Hinterhofkämpfen wird den kleinen Chinesen sein Halsband abgenommen, dann
jedoch mit ungeahnten Folgen: Der verschüchterte Zwerg wird urplötzlich zu
einer Kampfmaschine und zerlegt alles, was ihm im Weg steht. Bei einem
Autounfall kann er entkommen und findet Zuflucht bei dem blinden Klavierstimmer
Sam und dessen Steiftochter Victoria. Erstmals wird Danny wie ein Mensch
behandelt und merkt, dass es abseits von Käfig und Kämpfen noch mehr gibt. Dann
taucht Bart wieder auf der Bildfläche auf und fordert seinen „Besitz“ zurück.
Meinung:
- "Der Trick mit dem Halsband,
wie haben sie das angestellt?"
- "Wie meine selige Mutter
immer sagte, hol sie dir, wenn sie jung sind."
Hund entlaufen, bitte melden. |
Luc Besson war mal ein
interessanter, sehr talentierter Regisseur, vielleicht einer der besten europäischen
Mainstreamregisseure der späten 80er und gesamten 90er Jahre. Mit
"Nikita", "Léon - Der Profi" und "Das 5. Element"
hat er bemerkenswerte Filme ihrer Zeit geschaffen, doch seit der
Jahrtausendwende hat er sich fast ausschließlich als Produzent betätigt. Viele
Filme durften sich seit dem mit seinem Namen schmücken, die Qualität seiner
Regiearbeiten haben sie nie erreicht. "Unleashed" kann sich auch
nicht mit seinen "aktiven" Filmen messen, aber aus dem Brei aus
Blödsinn und seelenlosem Actiongegurke hebt sich sein
Kaspar-Hauser-Martial-Arts-Filmchen dennoch befriedigend ab.
Die eigentlich ziemlich
blödsinnigen Idee um einen wie einen Hund gehaltenen Kämpfer, der bei Abnahme
seines Halsbandes wie ein tollwütiger Pitbull alles in Grund und Boden prügelt,
hat ein sehr charmantes, tragisches Potenzial. Danny, der mehr wie ein kleines
Kind als ein erwachsener Mann wirkt, ist eine konditionierte Kampfmaschine (wie
das funktionieren soll darf man nicht wirklich hinterfragen), der wie ein Tier
behandelt wird. Als er sich zufällig aus den Fängen seinen
"Herrchens" (großartig bösartig: Bob Hoskins) befreien kann, lernt er
das Leben abseits seines Käfigs kennen. Das ist natürlich unglaublich naiv und
simpel gestrickt, dennoch auf seine Art bewegend. Das liegt ohne Frage auch an
der erstaunlichen Leistung von Jet Li. Diese Rolle, so grobkörnig sie auch
gezeichnet ist, kann ihm voll abgenommen werden. Er erscheint wirklich mehr wie
ein kleines, liebebedürftiges Kind, das endlich in dem Schoß einer Familie
gelandet ist
.
Der Hundeprofi wäre entsetzt. |
Das sollte nicht überbewertet
werden, in erster Linie ist "Unleashed" natürlich ein Luc Besson
Action-Knall-Bonbon, aber mit mehr Seele und Empathie als alles andere, was der
geschäftstüchtige Franzose in den letzten Jahren zu verantworten hat. Wie seine
Hauptfigur ist die gesamte Handlung etwas kindlich und einfach gebastelt, aber
immerhin gibt es hier so was wie eine Charakterisierung, Sympathiewerte, mehr
als nur pure Schauwerte. Letztere sind zudem, das lässt sich auch erwarten,
nicht schlecht. Rein handwerklich ist "Unleashed" gut gemacht. Die
Optik ist zusagend, die Actionsequenzen gut und hart umgesetzt, der Cast
prominent und anständig agierend.
"Unleashed" ist so ein
Film, der nicht zu Höherem bestimmt ist, aber viel besser durchgeht als die
blassen 08/15 Actionkracher, die es sonst am Fließband gibt. Immer mal wieder
nett und an und für sich so gut gemacht, dass mehr als eine einmalige Sichtung
durchaus drin ist.
6,5 von 10 Klavierstunden für einen Hund.
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