Fakten:
Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs
BRD. 1955. Regie: Helmut Käutner. Buch: Georg Hurdalek. Mit: O.W. Fischer, Marianne Koch, Ruth Leuwerik, Paul Bildt, Friedrich Domin, Rolf Kutschera, Robert Meyn, Klaus Kinski, Rudolf Fernau, Fritz Odemar, Horst Hächler, Walter Regelsberger, Hans Quest u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegebe ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs
BRD. 1955. Regie: Helmut Käutner. Buch: Georg Hurdalek. Mit: O.W. Fischer, Marianne Koch, Ruth Leuwerik, Paul Bildt, Friedrich Domin, Rolf Kutschera, Robert Meyn, Klaus Kinski, Rudolf Fernau, Fritz Odemar, Horst Hächler, Walter Regelsberger, Hans Quest u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegebe ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Die Geschichte des weltbekannten bayrischen Königs Ludwig, dem Zweiten, der 1864, am Todestag seines Vaters, mit gerade einmal 18 Jahren zum König gekrönt wurde.
Meinung:
Helmut Käutners Interpretation des Lebens vom König Ludwig II. ist sein 'CITIZEN KANE'. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es sein bester Film ist, sondern dass er sich gut und gerne an Orson Welles' BioEpic orientiert hat, sprich an dessen im Grunde fragmentarischen, aber wesentlichen Rise-&-Fall-Dramaturgie vom aufstrebenden Regenten hin zum exzentrischen Einzelgänger und Ausgestoßenen. Die Wirksamkeit eines derartigen Aufbaus wirkt aber auch hier vorzüglich und zeichnet ein packendes Portrait historischer Individualität und schlussendlicher Manie. Stets ist man dabei auf Ludwigs (O.W. Fischer) Seite, der als junger, unbedarfter, bayrischer Monarch zunächst im glitzernden Pomp & Prunk des goldenen Ambientes daran ansetzt, seinem Volk die Schönheit der Kunst nahe zu bringen und einen progressiven, geistigen Fortschritt einzuleiten. Zu diesem Zwecke ersucht er dann auch den Kontakt zu seinem musischen Idol Richard Wagner (dessen Kompositionen quasi als Best-Of den gesamten Soundtrack des Films ausmachen) - eine Begegnung, die beide Herren nicht nur in pathetische und tränenreiche Höhen treibt (da sich beider Drang nach dem Kunstverständnis endlich erfüllen darf), sondern auch starke Konsequenten für das Wesen des Königreichs hat:
Helmut Käutners Interpretation des Lebens vom König Ludwig II. ist sein 'CITIZEN KANE'. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es sein bester Film ist, sondern dass er sich gut und gerne an Orson Welles' BioEpic orientiert hat, sprich an dessen im Grunde fragmentarischen, aber wesentlichen Rise-&-Fall-Dramaturgie vom aufstrebenden Regenten hin zum exzentrischen Einzelgänger und Ausgestoßenen. Die Wirksamkeit eines derartigen Aufbaus wirkt aber auch hier vorzüglich und zeichnet ein packendes Portrait historischer Individualität und schlussendlicher Manie. Stets ist man dabei auf Ludwigs (O.W. Fischer) Seite, der als junger, unbedarfter, bayrischer Monarch zunächst im glitzernden Pomp & Prunk des goldenen Ambientes daran ansetzt, seinem Volk die Schönheit der Kunst nahe zu bringen und einen progressiven, geistigen Fortschritt einzuleiten. Zu diesem Zwecke ersucht er dann auch den Kontakt zu seinem musischen Idol Richard Wagner (dessen Kompositionen quasi als Best-Of den gesamten Soundtrack des Films ausmachen) - eine Begegnung, die beide Herren nicht nur in pathetische und tränenreiche Höhen treibt (da sich beider Drang nach dem Kunstverständnis endlich erfüllen darf), sondern auch starke Konsequenten für das Wesen des Königreichs hat:
Zwei Größen: Kinski und Fischer |
Selbst der Versuch einer Ablenkung dieser Pein, in Form von Prinzessin Sophie (Marianne Koch), erweist sich für Ludwig als vergebens. Zu sehr ist das junge Frauenzimmer, trotz aller Ehrerbietung für ihren König, von dessen innerem, emotionalen Kern des Abgeschiedenen und Esoterischen bedrückt - kongenial aufgelöst in jener Szene, worin Ludwig sie in einen leeren Opernsaal hineinführt und dort die beschwörenden Anfangsmomente von Wagners 'Rheingold' erklingen lässt. Die Furcht vor dem strahlenden Nirvana - da ist eine Einigung unmöglich. Selbiges gilt sodann in der Politik, welche von Ludwig den Anschluss ans Deutsche Reich verlangt - eine glatte Disharmonie gegen das Wesen des Königs, erst recht, da der eigene Bruder Otto (Klaus Kinski) momentan schwerste Schizophrenie erleidet. Emotionen haben auch dort für Ludwig klaren Vorrang. Jene Entwicklungen zwingen ihn schließlich, äußerlich ein verbrauchtes Wrack, zum inneren Rückzug, fern von den gesellschaftlichen Bestimmungen, hin zur Konstruktion des Himmels auf Erden. Zwischen zahlreichen, atemberaubenden Schlössern, schimmernden Kathedralen ähnlich, dämmert Ludwig seinem eigenen, ekstatischen Seelenheil entgegen, möchte Sissi auf diese Reise mitnehmen, doch auch sie will sich aufgrund ihrer innewohnenden demütigen Bescheidenheit letztendlich nicht so stark von der Erde und den Menschen abheben - weshalb man es auch den stellvertretenden Machthabern nicht ganz übel nehmen kann, dass sie Ludwig absetzen wollen, so wenig er in Sachen Politik noch voranbringen dürfte.
Und dennoch ist sein körperlicher Zerfall in die architektonische Manie der Schönheit hinein (= eine erstrebte Entsprechung zum Körper Sissis) die berauschendste Einheit des gesamten Films, den metaphysischen Höhenflügen eines 'LETZTES JAHR IN MARIENBAD' nicht unähnlich, zieht uns ebenfalls in einen Bann einer Genuss-Romantik, die mit geschickt vermittelter Gewissheit die Folgerichtigkeit der Paranoia nachvollziehbar macht. Jenen geistigen Zustand attestiert man dem Ludwig dann auch, woraufhin er natürlich dementsprechend wutentbrannt reagiert, schließlich bleibt ihm dennoch nur die Aufgabe seiner selbst, nicht aber ohne die Befreiung der Seele vom Irdischen endlich herbeizuführen - natürlich mit der Destination der ursprünglichen Schönheit, dem See, im Sinn. Die Verbindung mit seiner urältesten Liebe, seiner Sissi, erfüllt sich doch noch, wenn auch wie geplant nur auf geistigem Wege. Mit Wagners Tönen dankt er ab, herauf zum Himmel, das Glück ist da, in Blau & Weiß von der Leinwand herabstrahlend.
Ludwig plant sein Schloß... oder eine Schnitzeljagd |
Natürlich steckt darin eine gewisse Verklärung der Realität, aber auch eine entschiedene Ablehnung gegenüber deren Härte (hinsichtlich der Entstehungszeit ohnehin ein Zeichen gegen die militärische Wiederaufrüstung der BRD) - die Überdosis davon rafft den König schlussendlich dahin, aber immerhin hat er seinen Traum ausleben dürfen und fand darin auch ein poetisches, orgasmisches Ende, zumindest im Sinne des hier entfalteten Technicolor-Zelluloids. Im wahren Leben wäre so eine Person an der Macht mehr oder weniger unbrauchbar, aber vielleicht wäre solch eine Unbedarftheit und Nähe zum Zauber, zur Fantasie gar nicht mal unbedingt der falsche Weg - zumindest im Ansatz. Bis dahin darf man sich mit diesem Welles-artigen Exzess zufriedengeben, da bietet Käutner uns dementsprechenden psychologisch-rauschhaften, romantischen Spaß allerfeinster Sorte.
7,5 von 10 prunkvollen Schlössern
vom Witte
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