Review: THE HUMAN CENTIPEDE 1 & 2 - Die sich den Hintern küssen


                                                                         


Fakten:
The Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler (The Human Centipede - First Sequence)
NL, 2009. Regie & Buch: Tom Six. Mit: Dieter Laser, Ashley C. Williams, Ashlynn Yennie, Akihiro Kitamura, Andreas Leupold, Peter Blankenstein, Bernd Kostrau u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Zwei junge Amerikanerinnen touren durch Europa. In Deutschland verfahren sie sich im Wald und geraten zum Anwesen des Chirurgen Dr. Heiter. Dem kommen die jungen Damen gerade sehr gelegen, braucht er doch noch Material für sein Herzensprojekt: Das „Erstellen“ eines menschlichen Tausendfüßlers.


                                                                              


Meinung:
Wenn Tom Six mit seiner Low-Budget Farce eins geschafft hat, dann Aufmerksamkeit erregen. Das ist ja schon mal die halbe Miete. Als widerlich und abartig kann sein Werk bezeichnet werden, vielleicht auch als stellenweise lächerlich, doch wohl nicht ausversehen. Six macht Gott sei Dank nicht den Fehler, seine abstruse Idee als bierernsten Horrorfilm zu verkaufen, dann wäre das wohl eine Katastrophe geworden.


Der Chefarzt und seine Arschgesichter.
Natürlich ist es Quatsch mit Soße, dass sich amerikanische Studentinnen in Deutschlands undurchsichtigen Wäldern verlaufen (wie auch immer die das geschafft haben, wollten schließlich in einen Club in der Stadt) und dann beim schlimmsten Mad Scientist der Republik landen, den selbst Dr. Mengele noch als verrückt bezeichnet hätte. Dieter Laser spielt den Chirurg Dr. Heiter (!), der sich nichts mehr wünscht als drei Menschen zu einer einzigen Kreatur zusammenzunähen, einem menschlichen Tausendfüßler, Mund zu Anus. Du meine Fresse, ist das sick! Laser spielt das so überzogen böse und dabei doch erstaunlich furchterregend, eine groteske Karrikatur, wie der gesamte Film. Einiges ist schwer daneben und auf eine ekelhafte Art albern, anderes wieder unerwartet gelungen und auf so eine bittere Weise absurd, dass einem das Lachen im Anus stecken bleibt. In seinen besten Momenten kann „The Human Centipede“ durchaus eine verstörende Wirkung entfalten, fast schon als psychologischer Schocker funktionieren, bei dem Erniedrigung, Demütigung und hilflose Unterwerfung als bizarrer Body-Horror praktiziert werden. Wäre das eine Kurzgeschichte, beispielsweise bei „Tales from the Crypt“, und auf seine gelungenen, da völlig verstörenden und positiv-überdrehten Sequenzen reduziert, wahrscheinlich sogar recht gut. Wie ein geschmackloser Scherz.


Als Langfilm funktioniert das leider nicht durchgängig, dafür hat er zu wenig zu erzählen, ist nicht wirklich spannend und insgesamt dann doch eher ein provokanter Reißer, der sich zu gerne im Rampenlicht des Skandalfilms sonnt. Allerdings stets in dem Bewustsein, dass man ihn nie und nimmer ernst nehmen kann, egal wie ekelhaft er doch zur Sache geht. Im Kopf, denn so drastisch wie befürchtet wird die Gore-Keule gar nicht geschwungen, explizit blutig wird es nur selten. Viel mehr ist es seine kranke Idee, die ihn so widerwärtig erscheinen lässt. Das aber mit Volldampf. Richtig gut ist „The Human Centipede“ nicht, dennoch irgendwie reizvoll und gar nicht mal so schlecht, wie er oft und gerne hingestellt wird. Das kann man sicher problemlos ganz furchtbar finden, in Anbetracht so zahlreicher, schrecklich grimmiger Folterfilme ist dieser Ekel-Quatsch doch noch besser einzustufen.

5 von 10 Popo-Polonaisen.


                                                                       



Fakten:
The Human Centipede 2 - Full Sequence
USA, 2011. Regie & Buch: Tom Six. Mit: Laurence R. Harvey, Ashlynn Yennie, Maddi Black, Kandace Caine, Dominic Borrelli, Lucas Hansen, Lee Nicholas Harris, Dan Burman, Daniel Jude Gennis, Georgia Goodrick, Emma Lock, Peter Blankenstein, Vivien Bridson, Bill Hutchens u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der verstörte Parkhauswächter Martin, der mit seiner dominanten, nicht weniger gestörten Mutter zusammen lebt, ist fasziniert von dem Film „The Human Centipede“. Auch er will einen menschlichen Tausendfüßler kreiren, doch nicht nur mit drei Personen...



                                                                          



Meinung:
Zumindest eins ist Tom Six bei seinem Sequel nicht: Inkonsequent. Ganz im Gegenteil. Seinen schon grenzwertigen (wenn nicht überschreitenden) Vorgänger gnadenlos überbieten, das hat er geschafft. Glückwunsch. Damit lotet er jetzt endgültig die Grenzen des Ertragbaren aus, will noch absurder und abscheulicher sein und ja, da lässt sich die Full Sequence kaum toppen. Das ist echt zu viel.


"Dreht euch nicht um, der Plumssack geht rum..."
Stilistisch ganz anders und dadurch anfangs durchaus reizvoll präsentiert er seine Fortsetzung. In düsterem Schwarz-Weiß, mit einem verstörenden Score und einem wirklich beängstigend abstoßenden Laurence R. Harvey in der Hauptrolle. Als wäre man in „Eraserhead“ gelandet, nur in ganz eklig. Das hat zwar erst was, nur was dann abgeht, ist kaum noch auszuhalten. Die Intention ist klar: So obendrüber gehen, dass Teil 1 wie ein Kindergeburtstag wirkt. Das killt jedoch jegliche Art von kranker, augenzwinkender Unterhaltung, „The Human Centipede 2“ ist nurch noch ekelhaft. Und wie. Wer da nicht kurz vorm Brechreiz steht, hat wirklich einen starken (oder gar keinen) Magen. Klar, es ist absurd, sollte man nicht ernst nehmen, doch wen interessiert das, wenn man einfach nur noch kotzen möchte? Eine unerträgliche Freakshow, die viel zu sehr übers Ziel hinaus schießt. Tabus brechen und polarisieren ist immer erlaubt, aber bitte, es gibt Grenzen. Die muss sicher jeder für sich selber finden, meine persönliche hat der Film klar überschritten. Das haben bisher nur wenige geschafft, auch eine Kunst.


Selbst wenn der Film immer noch gewisse Vorzüge irgendwo hat und man dieses oder jenes noch positiv anrechnen könnte, der Zug ist aus meinem Bahnhof abgefahren, endgleist und im See von Kacke, Kotze, Blut und Sperma versunken. Wer da mitfahren will, viel Spaß, der ist mir gehörig vergangen.

1 von 10 Menschen am Arsch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen