Fakten:
[REC]
ES, 2007. Regie: Jaume Balagueró,
Paco Plaza. Buch: Jaume Balagueró, Luis Berdejo, Paco Plaza. Mit: Manuela
Velasco, Ferran Terraza, Jorge-Yamam Serrano, Pablo Rosso, David Vert, Vicente
Gil, Martha Carbonell, Carlos Vicente, Maria Teresa Ortega, Manuel Brochud u.a.
Länge: 78 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Reporterin Ángela und ihr
Kameramann Manu drehen einen Beitrag über die Nachtschicht in einer
Feuerwehrzentrale, dürfen sogar bei einem Einsatz in einem Mietshaus dabei
sein. Aus der Wohnung einer alten, einsamen Frau wurden Schreie gehört. Als
Polizei und Feuerwehr die Wohnung betreten werden sie von der hysterischen Frau
angegriffen, ein Polizist durch einen Biss schwer verletzt. Plötzlich wird das
Haus abgeriegelt, die Bewohner, Rettungskräfte und das Filmteam darin unter
Quarantäne gestellt. Warum, erfahren die Eingeschlossenen bald am eigenen Leib…
Meinung:
Die cineastische Modedroge Found
Footage scheint immer dann aus dem Ärmel gezaubert zu werden, wenn ein Film mit
dem Budget haushalten muss oder ein generell eher uninteressantes Skript doch
noch auf den Markt geschummelt werden soll. Die sich dadurch einstellenden
Ermüdungserscheinungen haben das Genre in kein gutes Licht gerückt. Dabei kann
das Stilmittel durchaus einen Sinn verfolgen und – richtig eingesetzt – eine
echte Waffe sein. Wie das geht demonstrierten Jaume Balagueró und Paco Plaza
bei ihrem packenden Infizierten-Schocker [REC], welcher kurz darauf (natürlich)
für den US-Markt kopiert wurde („Quarantäne“) und gleichzeitig für eine neue
Welle eher mäßiger Wackelkandidaten sorgte. Würden die nur annährend so
geschickt und effizient mit der Methodik hantieren…
Kinder kommen immer gut, nur in die Maske muss sie noch. |
[REC] bezieht seine Wirkung und
Stärke gerade aus dem „Reality“-Prinzip. Eine längere Einleitung wird nicht
benötigt, flink wechselt das Geschehen zum eigentlichen Schauplatz der
Handlung. Die ist dabei relativ überschaubar, anders inszeniert wäre das nicht
unbedingt bemerkenswert. Für eine gute Handvoll Menschen wird ein Wohnkomplex
zur klaustrophobischen Todesfalle, eingesperrt als „Sicherheitsmaßnahme“ oder
vielmehr als hilfloser Akt der Schadenregulierung. Genre-bedingte Bilder und
Ton-Arrangements nerven dabei nicht nach zehn Minuten, sie sind erst das
abrundende Salz in der Blutsuppe. Die durch den begrenzten Fokus eindringlich
dargestellte, bedrückende Enge und bedrohliches Poltern unterstützen die
panische Atmosphäre enorm, verpuffen nicht als lähmendes Unschärfen-Gezappel
und ätzende Lärmbelästigung. Statt planlos wirkender Effekthascherei nutzt
[REC] seine Möglichkeiten vorbildlich und – was in dem Sub-Genre leider
ebenfalls eher selten ist – findet das exakt richtige Timing, um von eher
ruhigen Passagen im Mittelpart das Tempo knüppelhart anzuziehen. Man schwitzt
förmlich mit, Panik und blanker Survival-Terror übertragen sich auf das
Nervenkostüm des Zuschauers, der durch den nun rabiaten Druck des Films an die
Wand geklatscht wird. Grundsätzlich wird zwar nichts erzählt, was dem
erfahrenen Fan nicht schon mehrfach untergekommen ist, das WIE ist allerdings
höchst gekonnt.
Was tut man nicht alles für eine gute Story. |
Auf Grund seiner kompakten
Spielzeit erlaubt sich [REC] nicht den Hauch von Längen, auch wenn sie kurz drohen. Die kurze Verschnaufpause
zwischendurch ist nichts anderes als die Ruhe vor dem Sturm, wodurch die Hektik
der letzten Minuten nicht seinen Effekt verliert, was bei einem durchgehenden
Run & Die Szenario durchaus möglich wäre. So wird der Schlussspurt ein
kleiner Höhepunkt des eher angekauten „Zombie“-(oder was auch immer)Films,
dessen Taktik präzise aufgeht. Mitfiebern und das Gefühl der direkten
Partizipation ist unumgänglich, da braucht es keine großen Innovationen im
Ablauf. Handwerklich (die tollen Effekte und Masken seien auch mal erwähnt) wie
inszenatorisch ist das auf brettstarkem Niveau, würde jeder Found Footage
Schlaftablette mehr als gut tun.
Klein, sehr fein und äußert
treibend. [REC] zeigt eindrucksvoll, was aus der unruhigen Kamera mit dem
begrenzten Sichtfeld und der beschissenen Beleuchtung so rauszuholen ist. Sieht
man viel zu selten. Nur wenn das Standard wäre, würde dieser Film auch nicht
mehr rausstechen. Von daher, ganz gut für ihn.
7,5 von 10 investigativen
Reportagen.
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