Review: X-MEN: DER LETZTE WIDERSTAND - Viel Lärm und relativ wenig




Fakten:
X-Men: Der letzte Widerstand (X-Men: The Last Stand)
USA, 2006. Regie: Brett Ratner. Buch: Simon Kinberg, Zak Penn. Mit: Hugh Jackman, Ian McKellen, Famke Janssen, Halle Berry, Patrick Stewart, Kelsey Grammer, Anna Paquin, Ellen Page, Aaron Stanford, Shawn Ashmore, Rebecca Romijn, Vinnie Jones, Ben Foster, James Marsden u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein Serum verspricht „Heilung“ für Mutanten, kann sie in „normale“ Menschen verwandeln. Für Magneto der endgültige Beweis, dass die Menschen die Mutanten vernichten wollen. Er schart eine Armee von Gleichgesinnten um sich, die der Menschheit endgültig den Krieg erklärt. Die stärkste Waffe in diesem Kampf soll ein bestimmter Mutant werden, der eigentlich für tot gehalten wurde und Professor Xavier zugetan war. Der warnt vor den Folgen, doch zu spät: Magneto kennt nur nach Vergeltung und übersieht dabei, was für eine Gefahr er heraufbeschwört.







Meinung:
Der große, fast apokalyptische Abschluss der Trilogie sollte „The Last Stand“ werden, ausgerechnet jetzt verabschiedete sich Erfolgsregisseur Bryan Singer von dem Projekt, zu Gunsten von „Superman Returns“ (was jetzt die schlimmere Entscheidung war, gehupft wie gesprungen). Dafür durfte nun Brett Ratner ran, der Mann ohne eigene Handschrift, doch nur an ihm den massiven Abstieg des (eigentlichen) Finales festzumachen, ist dann doch zu wenig. Hier stimmt so einiges nicht und verärgert extrem, wenn man sich die bisherige Qualität der Reihe vor Augen führt und besonders, worin diese lag.


Seite an Seite, aber nicht vereint.
Die Ansätze sehen gar nicht schlecht aus. Mit dem „Heilmittel“ für Mutanten wird eine interessante Gewissenfrage aufgeworfen: Will ich meine Existenz verleugnen, gleichgeschaltet werden, um ein „normales“, akzeptiertes Leben zu führen oder stehe ich zu dem, was ich bin? Fluch oder Segen, eine Chance für endgültigen Frieden oder der Funken am Pulverfass des Krieges, Ausrottung oder Verbrüderung? Gute Basis, die im weiteren Verlauf ebenso im Effekt- und Krawallgetümmel untergeht wie das Skript und zahlreiche seiner Figuren, die statt der gewohnten Tiefe zum Teil fast spurlos verschwinden, links liegen gelassen werden oder gar nicht erst die Chance erhalten, sich sinnvoll zu profilieren. Spätestens ab der Mitte des Films wird auf die bekannten Vorzüge der Serie getrost gepfiffen, interessante Fragen gänzlich ignoriert und kaum ein Gedanke zum Ende geführt. An neuen Mutanten und grundsätzlichen Konflikten mangelt es nicht, doch sie bleiben nur Randerscheinungen in einem zunehmend planlosen Dauerfeuer, was sich nie die nötige Zeit nimmt (da auch viel zu knapp bemessen, müsste mindestens 2 ½ Stunden gehen, um das alles vernünftig auf den Punkt zu bringen) und am Ende so platt ist, eine unglaubliche Enttäuschung.


Riesen Spannweite, wenig Screentime: Angel.
Klar, die Action kann sich durchaus sehen lassen und für Langeweile bleibt gar keine Zeit, berieseln lassen kann man sich von „The Last Stand“ mühelos. Befriedigend ist das jedoch ganz und gar nicht. Unendlich viel Potenzial wird liegen gelassen, allein die Einzelschicksale von Rogue, Mystique, Cyclops oder auch dem Neuling Angel, sie scheinen die Macher kein Stück zu interessieren, ganz im Gegensatz zum Zuschauer oder zumindest denen, die sich von einer bis dahin wunderbar aufgebauten Helden- und Antiheldengeschichte haben mitreißen lassen. Weder episch noch abschließend, eher hektisch, laut und statt alle Fragen zu beantworten stellen sich am Ende sogar noch welche, die so wohl gar nicht beabsichtigt waren. Theoretisch ist das schon eine Unverschämtheit. Hätte der Film nicht so unbestreitbare Schauwerte, eine gute Grundlage (sprich die Vorgänger), immer noch tolle Figuren (auch wenn mit ihnen respektlos umgegangen wird) und einige gelungene Momente, man müsste ihn eigentlich zum Teufel jagen.


Unterm Strich eine schwierige Kiste, denn ja, langweilig wird es nicht und sieht alles prächtig aus, nur war das denn jetzt bitte wirklich alles? Gott sei Dank nicht, damals musste man es aber erstmal annehmen. Als reines Futter für die Augen und flotter Zeitverbrenner immer noch mit einer gewissen Qualität, als runder, würdiger Schlusspunkt einer tollen Trilogie sehr vergeigt, ohne Not. Gnade vor Recht, kann man immer noch anschauen, nur bitte nicht mehr viel erwarten, das bereitet nur Kopfschmerzen.

5,5 von 10 Wunderheilungen.

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