Review: ATLANTIS INFERNO - Somewhere, beyond the Sea...




Fakten:
Atlantis Inferno (I predatori di Atlantide)
IT, 1983. Regie: Ruggero Deodato (Roger Franklin). Buch: Tito Carpi, Vincenzo Mannino. Mit: Christopher Connnelly, Tony King, Gioia Scola, Stefano Mingardo, Ivan Rassimov, Giancarlo Prati, Bruce Baron, George Hilton, Mike Monty, Michele Soavi, Adriana Giuffre, Maurizio Fardo u.a. Länge: ca. 89 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Durch den Unfall eines russischen Atom-U-Boots und die daraufhin austretenden Radioaktivität erhebt sich Atlantis vor der Küste Floridas aus dem Meer. Gott sei Dank sind die beiden Haudegen Mike und Wash vor Ort. Sie retten erst einige Wissenschaftler aus Seenot und bekämpfen im Anschluss eine Horde Punks, die unter dem Einfluss der Wächter von Atlantis um die Weltherrschaft kämpfen. Keine Chance bei den Gegnern…







Meinung:
„Wenn du eine Insel wärst, wo wärst du dann?“

Gute Frage. Nur eine von vielen bei „Atlantis Inferno“, dem spektakulären Sci-Fi-Action Knaller von „Nackt und zerfleischt“-Regisseur Ruggero Deodato, für die US-Credits (oder aus Selbstschutz?) in Roger Franklin umgetauft. Fängt schon damit an, warum die Geschichte in das ferne 1994 verlegt wurde, obwohl man rein gar nichts dafür tut, dass es nur annährend „futuristisch“ wirkt oder es für die Handlung auch nur den geringsten Sinn macht. Das erscheint keine Sekunde so, als würde es nicht in den frühen 80ern spielen, es gibt weder High-Tech-Geräte oder anderes Spielzeug, alles sieht genauso albern aus wie damals und ob es „realistischer“ ist, dass Atlantis in der Zukunft statt der Gegenwart nach einem nuklearen Unfall aus dem Meer aufsteigt, sei mal dahingestellt.


Die Maske ist schon scheiße...
Danach könnte man sich auch noch so einiges fragen (besonders was Deodato da geritten hat), macht man ehrlich gesagt aber nicht mehr, wozu auch? Spätestens wenn Pfeile-schießende Karneval-Punks auf gehörnten Motorrädern auf der Bildfläche erscheinen, ist das doch vollkommen schnuppe. Angeführt von dem finsteren „Crystal (eher Acryl) Skull“, mit einer sagenhaft beschissenen und höchstwahrscheinlich extrem unbequemen Maske vor der Fresse. Sieht in etwa so aus, als wollte er mal gucken wie das Goldfischglas von innen aussieht und nicht über die Konsequenzen nachgedacht hat. Passiert. Diese von „Mad Max 2“-Dreh übrig gebliebenen Lichtdouble metzeln eine ganze Insel platt und würden munter so mit der Welt weiter machen, wenn da nicht die beiden Helden wären. Die gut gebräunte Lederhaut Mike und sein schwarzer Bruder Washington/Mohammed (wie könnte er anders heißen?), der sich immer voll dolle freut, wenn er wieder wen abgeknallt oder in die Luft gesprengt hat (es sind die kleinen Freuden im Leben).


„Das sind Menschen. Die werden auf Argumente hören…Brüder, kein Blutvergießen mehr!“


Von wegen! Für verbale Argumente haben weder die Travestie-Biker noch Mike und Wash viel übrig, letzterer will ja auch seinen Spaß haben. Wie die Lemminge rennt das Pack unseren Krawallmeiern vor das Mündungsfeuer. Dabei drehen sie tolle Saltos und geben beim Abkratzen herrlich röhrende Laute von sich, ist wohl Brunftzeit in Atlantis. Dem coolen Duo reißt im schlimmsten Fall das Hemd kaputt, zum Sterben haben sie das unnütze Waschlappen-Personal. Frauen und Brillenträger zuerst, die können halt nicht kämpfen, nur lesen, klug aussehen und so Streber-Scheiß, das haben die nun davon. Dabei geht es mitunter recht deftig zu, wäre der Rest nicht so albern, könnte übel wirken. Die Gefahr läuft der Mumpitz nicht gerade, gibt dafür recht munter Gas. Die Action ist zahlreich, allerdings nicht ernsthaft gut. In der Hitze des Gefechts werden manche kurzen Sequenzen gleich dreimal reingeschnitten, wenn juckt es, Budget ist kostbar…wenn man welches hat.


...aber die Bräute fahren drauf ab.
Sparen kann man u.a. prima, in dem man bloß nicht zu viel in Kulissen oder ähnliches Gedöns investiert, obwohl man das bei dem Title eigentlich erwarten sollte. Das vorher Miniatur-Bauten wie anno 1955 in einem Waschbecken versenkt werden und das ein fürchterliche Mörderwelle darstellen soll, geschenkt. Das man erst 20 Minuten vor Schluss dann endlich auf das sagenumwobene Eiland kommt und vorher eine x-beliebige Insel in Schutt und Asche gelegt wird, nun gut. Aber bitte schön: Statt jetzt mal wenigstens so zu tun als hätte man da was in petto, das: Viele Bäume, Büsche, Felsen…Dschungel halt. Keine Tempel, Festungen, irgend so ein Firlefanz. Genau dort hätte (oder hat) man auch einen dieser billigen Italo-Vietnam-Klopper seiner Zeit drehen können, gar kein Unterschied. Dreist. Passt allerdings zum Gesamtbild und irgendwie stört das schon gar nicht mehr.


Denn mal unter uns Arthaus-Fetischisten: „Atlantis Inferno“ macht genau deshalb gerade so Spaß. Nicht im Übermaß – Gott bewahre -, gut ist das noch lange nicht, unterhaltsam durchaus.  Etwas Vorliebe für billige Euro-Heuler aus den 80ern ist zwingend erforderlich und Anspruch jeglicher Art wenn nötig operativ zu entfernen, nur erwarten kann man eh nix, dafür schön kurzweilig und saublöd. Wenn heute so ein lächerlicher Bullshit wie „Sharknado“ als Feuerwerk der guten Laune abgefeiert wird, dann ist „Atlantis Inferno“ wie Spring Break. Schon fast einen Blick wert, ohne Gewähr. 

5,5 von 10 aufgetauchten Naturschutzgebieten.

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