Review: THE AMAZING SPIDER-MAN 2: RISE OF ELECTRO - Spider-Man hat gute Karten in der Hand



Fakten:
The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro
USA. 2014.
Regie: Mark Webb. Buch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Jeff Pinkner, James Vanderbilt. Mit: Andrew Garfield, Emma Stone, Jaime Foxx, Dane DeHaan, Sally Field, Paul Giamatti, Chris Cooper, Colm Feore,, Felicity Jones, Embeth Davidtz, Marton Csokas, Max Charles, B.J. Novak, Denis Leary, Michael Massee, Adrian Martinez u.a. Länge: 144 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 4. September 2014 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
Obwohl er es dem Vater von Gwen versprochen hat, ist Peter immer noch mit ihr zusammen. Doch damit kann er nicht mehr leben und trennt sich von Gwen. Als wäre das nicht schon schlimm genug für ihn, verwandelt sich der Ingenieur Max Dillon nach einem Unfall bei Oscorp in den energieverschlingenden Electro. Spider-Man bekommt also eine Menge zu tun.





Meinung:
Die freundliche Spinne ist zurück. Erneut unter der Regie von Marc Webb (immer noch ein verdammt passender Nachname für’s Franchise) sowie angeführt von Andrew Garfield ("The Social Network") als Peter Parker und Spider-Man in Personalunion. Das Sequel zum ersten „The Amazing Spider-Man“, der nicht ganz so amazing war und dennoch unterhaltsame Minuten bot, bekam nun mit seiner Fortsetzung „Rise of Electro“ ein Sequel spendiert, welches die durchaus gerechtfertigten Spottrufe, die das Konzept des Reboots hervor rief, vergessen lässt. Webbs zweite Superheldenprüfung ist als bestanden anzusehen. Mit „The Amazing Spider-Man 2“ hat die Reihe – ja, alle Filme – ihren bisherigen Höhepunkt gefunden.



"Sag noch einmal Tobey Maguire!"
Beginnen wir doch nach der Einleitung direkt einmal mit einer klaren Aussage, die gewiss die Leserschaft spalten wird: Andrew Garfield ist der bessere Peter Parker. Seine schlaksige Art kommt dem originalem Comichelden wesentlich näher als Tobey Maguires Darstellung. Das ist natürlich ein Streitpunkt, der zu nimmer endenden Diskussionen einlädt. Vielleicht kann man die Frage, ob „Rise of Electro“ uneingeschränkt für alle Spidey-Fans zu empfehlen ist, ganz einfach damit beantworten, dass es vor allem darauf ankommt, mit welchem Peter-Darsteller man mehr anfangen kann. Während Maguire außerhalb seines Spinnenkostüms immer der etwas verschlossener Streber war, macht Garfield auf leicht großmäuligen, liebenswert Nerd und erfüllt die Anforderung an die Rolle somit fast perfekt, auch wenn Maguire-Anhänger dies ganz gewiss anders sehen werden.




Was „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ wirklich phantastisch macht ist zum einen seine Actionszenen und zum anderen sein Soundtrack. Beides ist wahrlich stimmungsvoll miteinander verwoben. Manchmal stellt sich die Frage ob der Score wirklich für die Actionszenen komponiert wurde, oder ob Regisseur Marc Webb die Spektakel nachträglich erst einfügte und sich beim Design des destruktiven Krawalls an der Musik des Komponistenverbundes The Magnificent Six orientierte. Besonders schön: die Musik gestaltet sich abwechslungs- und facettenreich. Statt die üblichen Brummtöne, wie man sie seit „Inception“ gefühlt in jedem Blockbuster hört, gönnt sich „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ einen abwechslungsreichen Soundtrack (und das obwohl Hans Zimmer hier seine Finger im Spiel hatte), der gewisse zum größtenteils auch nur Retorte ist, dafür aber perfekt mit dem zu sehenden Erlebnis auf der Leinwand harmoniert und – so fühlt es sich manchmal auch an – interagiert. Endlich wieder eine große Hollywood-Produktion mit musikalischem Spirit. Nur der exklusive, deutsche Schlusssong „Ohne zurück zu sehen“ von Tim Bendzko ist verzichtbar, aber keine Sorge, der ertönt erst nachdem exklusive Szenen von „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ im Abspann zu sehen waren (die übrigens nicht mehr sind als ein viel zu kurz geratener Trailer ohne wirkliche Substanz).



Ähnlich lobenswert wie die Akustik von „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ sind auch seine optischen Aspekte. Zum einen ist der Film immer noch einer der wenigen Vertreter, deren Sichtung sich in 3D lohnen, zum anderen sind die Special Effects wirklich erstklassig, genau wie die Actionszenen. Diese kombinieren die visuellen Stärken des Films zu einem beeindruckenden Gesamtpaket, die dazu noch von Spider-Mans liebenswert-großmäuliger Art aufgeheitert wird. Ein knalliges Spektakel im Stile eines comic relief, das zum Staunen und Schmunzeln einlädt. Dem gegenüber steht natürlich eine Geschichte, die leider zu oft auf verlorenem Posten steht, vor allem bei der Charakterisierung der restlichen Figuren. Gwen Stacey (Emma Stone, „Gangster Squad“, „Crazy, Stupid, Love“) bleibt trotz Emanzipierungsversuchen immer ein wenig zu sehr im Puppy-Stadium hängen und der titelgebende Electro alias Max Dillon (Jaime Foxx, „Django Unchained“,“White House Down“) wird mit dem guten, alten Holzhammer eingeführt, charakterlich definiert und grobschlächtig weiterentwickelt.



Zugegeben, in den Comics ist das nicht viel anders und „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ ist sich seiner Herkunft auch stets bewusst und versucht nicht etwas aus seinem Universum zu machen, was diesem nicht steht (Gruß an „Man of Steel“). Doch leider sind es Charakterisierungsszenen- und Momente, bei dem Webbs Inszenierung durchaus das eine oder andere Mal ins Stocken gerät und einige etwas zähere Minuten beschwert. Dass es auch besser geht zeigt „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ mit Harry Osborn. Dane DeHaan („Lawless“, „The Place beyond the Pines“) spielt den Jugendfreund von Peter Parker und obwohl seine Figur ähnlich plump ausfällt wie die des Electro, wirkt seine Wandlung wesentlich runder. Vermutlich auch deshalb, weil DeHaan ein exquisiter Schauspieler ist und selbst mit einer eher zweitklassigen Rollen darstellerisch etwas Beeindruckendes erzeugen kann. Wirklich schade, dass DeHaan im schurkischen Kosmos von „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ letztlich doch nur die zweite Geige spielt, auch wenn es sich am Ende ankündigt, dass Harry Osborne alias Green Groblin spätestens im nächsten Teil zu einem sehr gefährlichen Feind für Spider-Man werden wird.


„The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ ist ein spaßiges Vergnügen. Narrativ nicht immer aus einem Guss und so ganz vergessen macht er die Sam Raimi-Version von Spider-Man auch nicht (was nicht schlimm war, den Raimi lieferte zwei wirklich gute Filme ab), aber im Zeitalter in dem so viel liebenswert Phantastisches auf dark & gritty umgeformt wird (noch mal Gruß an „Man of Steel“) tut solch eine Blockbusterproduktion wie „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ wahrlich immer noch gut. Denn auch wenn der Film letztlich nicht mehr ist, wie eine Vorbereitung für den dritten Teil, so löste Regisseur Marc Webb doch das Versprechen ein, welches er mit dem Ende des ersten Teils gab, nämlich dass es nur der Anfang war und sie noch viele Asse im Ärmel haben. Nun wurden die ersten davon wirklich ausgespielt und es zeigt sich, dass „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ verdammte gute Karten hat. Die bisher besten im cineastischen Universum der freundlichen Spinne von nebenan.


7,5 von 10 erkälteten Superhelden

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen