Review: HAWKING – Trockene Doku-Biographie über den Popstar der Wissenschaft



Fakten:
Hawking
UK. 2013. Regie: Stephen Finnigan. Buch: Stephen Hawking, Stephen Finnigan, Ben Bowie. Mit: Stephen Hawking, Buzz Aldrin, Gordon Berry, Richard Branson, Bernard J. Carr, Jim Carrey, Nathan Chapple, Benedict Cumberbatch u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Ohne Altersbeschränkung verfügbar. Ab morgen auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Regisseur Stephen Finnigan erzählt in seiner Dokumentation die Lebensgeschichte des Physikers und Wissenschaftsgenies Stephen Hawking nach, seine Erfolge und Errungenschaften als Wissenschaftler sowie den Verlauf seiner schweren Erkrankung, die ihn beinahe komplett gelähmt hat. Dafür kommen nicht nur zahlreiche Weggefährten zu Wort, Hawking selbst erzählt ebenfalls weite Teile seiner Geschichte nach. Dazu wird auch ein Blick in seinen Alltag geworfen, der aufzeigt, vor welche Probleme Hawking durch seine Erkrankung gestellt wird, aber auch mit welch großer Lebensfreude er diese Einschränkungen übersteht und weiter an seiner Leidenschaft, den schwarzen Löchern im Weltall, Forscht.




Meinung:
Stephen Hawking gehört wahrscheinlich zu den klügsten Köpfen dieser Welt, zumindest von den Köpfen, die man in der Öffentlichkeit kennt. Am 8.1.1942 geboren, exakt 300 Jahre nach Galileo Galileis Todestag, werden in „Hawking“ die wichtigsten Stationen im Leben von diesem genialen Physiker und mittlerweile auch popkulturellen Phänomen nacherzählt. In der Dokumentation plaudert Hawking selbst aus dem Nähkästchen. Naja, zumindest tut er das, was man plaudern nennen kann. Denn Sprechen funktioniert aufgrund seiner Erkrankung an Amyotropher Lateralsklerose (kurz: ALS) genau so wenig wie jegliche Bewegung. Lediglich mit dem Gesicht, besonders mit den Augen ist Hawking, ist Bewegung überhaupt noch möglich. Und damit steuert er auch seinen berühmten Sprachcomputer.


Körperlich gezeichnet, aber geistig topfit: Stephen Hawking
Auf der Reise durch seine Welt lernen wir verschiedenste Personen kennen, die ihn auf seinem Lebensweg in irgendeiner Form begleitet haben. Ob das nun Prominente wie Jim Carey, Benedict Cumberbatch, der Hawking in einem TV-Biopic verkörperte, oder Buzz Aldrin sind, seine Ex-Ehefrau Jane, seine Pflegerinnen oder verschiedene Wissenschaftler, die mit ihm im Lauf der Jahre zu tun hatten. Sie alle berichten von kleinen, mehr oder weniger privaten und oft unterhaltsamen Geschichten, die Stephen Hawking viel menschlicher erscheinen lassen, als er sonst, wenn man ihn irgendwo in den Medien sieht. Dass er einen Gastauftritt bei den Simpsons hatte, das wissen die meisten wahrscheinlich. Dass er auch bei Star Trek als einzige reale Person für ein Pokerspiel auftrat sicher schon weniger. Die kurzen Anekdoten abseits von Krankheit oder Wissenschaft sind es, die die Dokumentation am Leben halten.


Sein großer Traum: Eines Tages in den Weltraum fliegen
Seine wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnisse werden zwar nicht unbedingt unverständlich präsentiert, jedoch muss man schon großes Interesse an der Materie haben, um hier nicht gelangweilt zu sein. Das kann nämlich sehr schnell passieren, dafür erscheint das Thema einfach zu trocken. Zudem denke ich nicht, dass die Informationen für einen zumindest oberflächlichen Kenner Hawkings wirklich neu sind. Ähnlich verhält es sich mit seiner Krankheit. Zwar ist man durchaus schockiert, wenn man den körperlichen Verfall dieses Genies noch einmal nacherzählt bekommt, eben auch durch Familienmitglieder, allerdings greift die Dokumentation auch hier nicht tief genug. Die emotionale Bindung an die Geschichte Hawkings bleibt daher nur immer kurz erhalten und lässt einen danach in der Langeweile zurück. Beispielsweise nimmt man zwar wahr, dass Hawking mehrmals kurz vor dem Tod steht, aber es geht nie wirklich nahe und so verpasst es die Dokumentation, die Zuschauer wenigstens auf dieser Ebene zu fesseln.


Da hilft es auch nicht, dass man eine ziemlich abwechslungsreiche Erzählweise integriert hat. Die Lebensgeschichte Hawkings wird mit Hilfe von nachgespielten Szenen, authentischen Originalaufnahmen, Zeitzeugen, Wegbegleitern und interessanten Dokumenten und Grafiken rekonstruiert. Unterbrochen wird sie immer wieder, um den heutigen Alltag des Wissenschaftlers darzustellen, was den einigermaßen trockenen Rückblick zumindest ein bisschen auflockert. Dennoch bleibt „Hawking“ eine zwar interessante, aber dennoch über weite Strecken sehr zähe Dokumentation über den titelgebenden Physiker Stephen Hawking, die zwar viele Stationen und Details seines Lebens abklappert, insgesamt aber einfach nicht spannend genug ist, als dass sie wirklich Freude machen würde. Lediglich Fans oder Bewunderer Hawkings werden hier wohl ihren Spaß haben, da sie ihr Idol von einer bisher (vielleicht) unbekannten Seite erleben können.


5 von 10 High-Tech-Rollstühle

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