Review: DAS ENDE - ASSAULT ON PRECINCT 13 - Wenn es denn sein muss, eher so...




Fakten:
Das Ende – Assault on Precinct 13 (Assault on Precinct 13)
USA, FR, 2005. Regie: Jean-François Richet. Buch: James DeMonaco, John Carpenter (Vorlage). Mit: Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Byrne, Maria Bello, Drea de Matteo, John Leguizamo, Brian Dennehy, Ja Rule, Currie Graham, Aisha Hinds, Matt Craven, Kim Coates u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sgt. Jake Roenick war einst ein Undercover-Ermittler, nach dem Tod seines Partners während eines Einsatzes ist er dem Alkohol verfallen und ist im ruhigen Dienst hinter dem Schreibtisch eines kleinen Reviers gelandet. Am Silvesterabend soll dieses endgültig dicht gemacht werden, er und eine Notbesetzung sind lediglich anwesend. Ausgerechnet jetzt lässt ein Schneesturm einen Gefangenentransport dort notlanden. Neben unbedeutenden Kleinkriminellen ist auch Gangster Bishop an Bord, der als Kronzeuge in dem größten Fall von Polizeikorruption der Stadt Detroit aussagen soll. Die perfekte Gelegenheit für eine Armee von Bad Cops, ihre Haut zu retten. Sie umstellen das schwach bewaffnete Revier und blasen zum Angriff. Gesetzeshüter und Gefangene müssen sich zusammenschließen, um das neue Jahr doch noch zu erleben.





Meinung:
„Assault on Precinct 13“ war 1976 nach „Dark Star“ (welcher eigentlich nur eine verlängerte Version seines Abschlussfilms der Filmhochschule war) der zweite Spielfilm von John Carpenter und gleich sein erstes von – im unglaublich dichten Takt kreierten – vielen Meisterwerken. Mit selbst damals absurd lächerlichen Mitteln huldigte Carpenter einem seiner Lieblingsfilme (dem Westernklassiker „Rio Bravo“) und erschuf ganz nebenbei einen Klassiker des Low-Budget-Kinos, der in seiner Form und Wirkung absolut nicht kopierbar ist. Heute gilt dieser vernichtende Ghetto-Western, mehr als berechtigt, als Meilenstein. Daraus ein Remake zu machen ist einerseits eine undankbare und extrem schwierig zu nehmende Hürde, andererseits logisch, denn was damals aus den Umständen geboren sehr kostengünstig produziert werden musste, könnte aufgrund seiner simpel-packenden Ausgangslage heute noch die Grundlage für einen tollen Film sein, angepasst an ein neues Publikum. Warum nicht?


Eierschaukeln war so schön, jetzt droht Arbeit.
In Anbetracht dessen, wird bei der neuen Version erfreulich ein halbwegs gesunder Mittelweg gefunden. Statt sich dogmatisch an die Vorlage zu halten (was nie und nimmer funktioniert hätte) wird nur das Szenario übernommen, mit reichlichen Änderungen zum Original. Der Film von Carpenter war ein ruppiges, nihilistisches Dreckstück, mit gesichtslosen Attentätern und einer einfach runtergebrochenen, dabei ungemein effektiven Handlung. Der neue Assault bastelt sich seine eigene Geschichte. Er gibt den Angreifern ein Gesicht und ein nachvollziehbareres Motiv, macht sie dadurch natürlich weniger dämonisch. Damals war es fast eine Dystopie, die endgültige Kapitulation der Gesellschaft, von Recht und Gesetz vor dem, was sich in der Gosse zusammenrottete. Die Gosse spielt hier keine Rolle, die Gegner kommen aus den eigenen Reihen, die Partner wider Willen sind nicht nur zu falschen Zeit am falschen Ort, sie sind der Grund für das drohende Ende. Man könnte dem Film genau wegen dieser Änderungen und den komplett ausgetauschten Kontext, seinem im Prinzip auf Mainstream-taugliche Umsetzung gebürsteten Wesen einen tödlichen Strick drehen, aber mal ehrlich, nur dadurch funktioniert er.


OGs bei der Bestandsaufnahme.
Packend und kurzweilig ist der Streifen ohne Zweifel, geht flott rein und raus, ist toll besetzt und durchaus souverän inszeniert. Gerade weil er so respektvoll (und schlau genug) ist, sich nicht als 1:1 Kopie des Originals zu verstehen, macht er grundsätzlich nichts verkehrt. Kein Mensch braucht Remakes wie z.B. von „Das Omen“, der dir fast exakt den gleichen Film nochmal auftischt, warum auch immer. Diese Version weiß immerhin wo sie steht und verwirklicht sich als halbwegs eigenständiger Reißer, der niemals an der Klasse von Carpenter andockt, aber durch seine Neuinterpretation seine Daseinsberechtigung hat. Genau das ist das Ding: Hier wird neu gebastelt, aber im Kern eigentlich nicht verglichen. Konnte nur in die Hose gehen, bekommt gezielt die Kurve um sich zu retten. 


Ein durchaus guter, in sich funktionierender Film, der sogar für Kenner und Liebhaber des Originals passt, selbstverständlich nicht auf dessen wüsten Niveau. Aber das ist ja schon mal was. Unter den unzähligen Denkmalschändungen eine mit so viel Sachverstand und eigener Idee, wenn das immer so wäre. 

6 von 10 ruhigen Arbeitsplätzen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen