Fakten:
X-Men
USA, 2000. Regie: Bryan Singer.
Buch: David Hayter, Tom DeSanto, Bryan Singer. Mit: Hugh Jackman, Patrick
Stewart, Ian McKellen, Halle Berry, Famke Janssen, James Marsden, Anna Paquin,
Rebecca Romijn, Bruce Davison, Tyler Mane, Ray Park, Matthew Sharp, Shawn
Ashmore u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und
Blu-ray erhältlich.
Story:
Mutanten leben unter uns. Menschen,
die über individuelle, außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Es ist längst
kein Geheimnis mehr, doch verbergen sie ihr wahres Ich, um nicht ausgegrenzt zu
werden. Senator Kelly kämpft für eine Meldepflicht, damit Mutanten
identifiziert werden können, schürt die Angst der Bevölkerung vor dem Feind in
den eigenen Reihen. Einer von ihnen ist Logan/Wolverine, ein Herumtreiber, der
unter Gedächtnisverlust leidet. Zusammen mit Teenager Marie, ebenfalls eine
Mutantin, trifft er auf eine Gruppe Artgenossen, angeführt von Dr. Charles X.
Xavier. Er betreibt eine Schule für junge Mutanten, in der sie im Geheimen
lernen, mit ihren Kräften umzugehen und sie nicht für das Bösen zu
missbrauchen. Doch es gibt auch Mutanten, die den Menschen weniger friedlich
gesinnt sind. Ihr Anführer ist Magneto, verbittert durch das, was er durch die
Menschen erleiden musste. Er hat einen Plan für seinen Krieg, in dem Logan
scheinbar eine wichtige Rolle spielen soll.
Meinung:
Mit „X-Men“ sorgte Bryan Singer vor
nun fast 15 Jahren für einen Boom. Seitdem flattert in schöner Regelmäßigkeit
ein Superheldenfilm nach dem anderen herein, nur noch nicht ganz so hoch frequentiert
wie seit dem Start der „The Avengers“-Serie. Auch wenn hier Marvel noch nicht
selbst als produzierendes Studio die Fäden in der Hand hatte, sie können
wirklich stolz auf das sein, was Singer geleistet hat.
Hat immer Besteck griffbereit: Wolverine. |
„X-Men“ zählt nach wie vor zu den
wenigen Filmen seiner Art, der den Spagat zwischen Blockbuster-tauglicher
Unterhaltung, gut entwickelter Geschichte und ansprechender Figurenzeichnung
vorzüglich durchführt. Speziell die erste Stunde besticht durch eine geduldige,
behutsame, dabei niemals langatmige Einführung in das „X-Men“-Universum und den
immer im Fokus stehenden Konflikt. Wie können Mutanten und Menschen in einer
friedliche Co-Existenz leben? Sind sie aufgrund ihrer Fähigkeiten eine
Bedrohung für uns oder sind in Wirklichkeit wir es, die durch Furcht vor dem
Unbekannten, dem Andersartigen einen möglichen Krieg anzetteln? Mutanten
stellvertretend für alle möglichen Randgruppen, die wir nicht verstehen
(wollen?), die uns Angst machen, die es klein zu halten und wenn nötig zu
bekämpfen gilt. Nicht zufällig wird uns in der ersten Szene ein kurzer Einblick
in die Vergangenheit von Magneto gegeben der aufzeigt, was ihn und seine
Verbitterung geprägt hat, seinen Hass ein Stück weit verständlich macht. Die
große Stärke der Serie generell. Keine Superschurken, die von Natur aus böse
oder verrückt sind. Sie haben Gründe. Sie haben Angst. Sie wollen leben.
Erst Schach, dann Mutanten-versenken. |
Den Kern der Sache erfasst der
erste „X-Men“ hervorragend, baut ein starkes Fundament, hat aber genau ein
großes, nicht unbekanntes Problem, oder eher muss sich eine Frage stellen: Als
was definiere ich mich? Will ich ein in sich abgeschlossener Film sein oder „nur“
die ausführliche Einleitung, um als großes Ganzes zu funktionieren? Man
entschied sich eindeutig für letztere Variante, konsequent. Das ist für die Serie
insgesamt eine gute Wahl, für den Film isoliert betrachtet natürlich eine „Schwäche“,
wenn man es so formulieren will. Es werden interessante Hintergründe
angerissen, u.a. die gemeinsame Vergangenheit von Charles und Eric, das
Geheimnis um Logan und seine Existenz, aber natürlich nicht beantwortet. Nach
der ausführlichen und tollen Exposition muss der Film trotzdem
irgendeinen eigenen Höhepunkt, sprich ein Action-Finale bieten, was
verhältnismäßig hastig und unspektakulär wirkt, einfach nur Mittel zum Zweck.
An sich sind 100 Minuten viel zu kurz für den Film, er hätte locker 30 Minuten
mehr vertragen können, um als unabhängiges Werk besser zu wirken. Man merkt,
dass die eigentliche Handlung erst noch richtig starten wird, dass dies noch
nicht das ist, worauf man sich wirklich freuen darf.
Gut, das nimmt man bewusst in Kauf,
ein Einzelner opfert sich fürs Team. Muss man anerkennen und im Gesamtbild
betrachtet ist das auch voll in Ordnung. Schöpft halt seine Möglichkeiten nicht
komplett aus, ist aber unverzichtbarer Baustein, der Mut beweist, mal anders zu
sein als der übliche Krach-Bum-Unfug. 1A inszeniert, hervorragend besetzt,
super aufgebaut, mit leichtem Tiefgang, nur zu zügig und blass zu einem Ende
geführt, welches eigentlich erst der Anfang ist. Machte es dadurch natürlich
einfacher für Teil 2, was dann entsprechend genutzt wurde.
7 von 10 Eliteschulen.
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