Review: EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL - Genie und Unsinn




Fakten:
Ein Zombie hing am Glockenseil (Paura nella città dei morti viventi)
IT, 1980. Regie: Lucio Fulci. Buch: Lucio Fulci, Dardano Sacchetti. Mit: Christopher George, Katriona MacColl, Carlo De Mejo, Antonella Interlenghi, Giovanni Lombardo Radice, Daniela Doria, Fabrizio Jovine, Luca Paisner, Michele Soavi, Venantino Venantini, Enzo D‘ Ausilio u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In dem kleinen Dorf Dunwich erhängt sich ein Pfarrer auf dem Friedhof. Dadurch weckt er die dunklen Mächte, die ohnehin schon in dem verfluchten Ort lauern. In New York sieht ein Medium die Ereignisse in einer Vision, stirbt fast an dem Schock, wird erst sogar für tot erklärt. Ein Reporter rettet sie im letzten Moment davor, lebendig begraben zu werden. Gemeinsam begeben sie sich in das verdammte Dorf, wo bereits die Toten aus ihren Gräbern steigen.






Meinung:
„Ein Zombie hing am Glockenseil“ ist wohl der (zumindest namentlich) bekannteste Film von Horror-Fachmann Lucio Fulci, etablierte sich in den 80ern zum Kultstreifen. Eine leicht verwunderliche Tatsache, handelt es sich dabei eindeutig nicht um die beste Arbeit von Fulci und zeigt sehr deutlich auf, wo in praktisch allen seinen Filmen die Defizite liegen. Hier so markant und negativ belastet wie selten.


Method-Acting Marke Fulci, immer ein Foto wert.
Das Fulci – wie auch die meisten seiner italienischen Genrekollegen – kein großer Geschichtenerzähler ist und dementsprechend wenig Wert auf eine sinnvolle Narration, schlüssige Handlung oder überzeugende Darsteller legt, war schon hinlänglich bekannt, stört sonst eher nur rudimentär. All das kann oder könnte man auch an seinen besten Arbeiten mühelos kritisieren, wenn es einem in dem Kontext wirklich wichtig ist. Was ihm dort jedoch stets gelang: Die Schwächen entweder hinter seinen Qualitäten in die zweite Reihe zu degradieren oder sie gar in eine Form von Stärke umzuwandeln. Auch sein ein Jahr später veröffentlichtes Werk „Die Geisterstadt der Zombies“ war beispielsweise ein eher konfus erzähltes Schauermärchen, erschien dadurch jedoch noch mehr wie ein bizarrer, verstörender, albträumerischer Höllen-Tanz. Jegliche Form des Rationalen wurde komplett ignoriert, erzeugte so erst diese soghafte Wirkung. „Ein Zombie hing am Glockenseil“ versucht dagegen – verhältnismäßig – eher einem roten Faden zu folgen, in dem Fall grob vergleichbar mit dem „Vorgänger“ „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“, wirkt nicht nur zeitlich wie das Mittelstück, welches selbst seine Mitte nicht findet.

 

"Stillhalten, es könnte etwas zwicken."
Nicht abstrakt und jenseitig genug, gleichzeitig zu verwirrend, umständlich und fehlerhaft vorgetragen, holpert es streckenweise erheblich vor sich hin und erzeugt lange keinen rechten Fluss. Dann fallen logischerweise auch schwache, teils albern wirkende Darsteller und Dialoge mehr ins Gewicht. Fulci erreicht niemals die Bedrohung und Anspannung seiner Prunkstücke, wirft dafür immer wieder mit teils enorm ekelhafte Splatter-, Schleim- und Ungeziefereffekte um sich, vom Leichenwürmersturm, über zweckentfremdete Bohrmaschinen bis zu einem gerne wiederholten Ausquetschen menschlicher Schädel. Was Blut, Matsch und Gekröse angeht zeigt sich der Herr gewohnt hemmungslos und gerne auch schamlos übertrieben. Wem das reicht, kommt schon mal nicht zu kurz.


 

Blut, Schweiß und Tränen, notfalls auch alles in einem.
Bei aller Kritik erkennt man dankenswerter Weise trotzdem, was Fulci generell (sonst nur mehr) auszeichnet.  Die Atmosphäre ist punktuell, nur eben nicht durchgehend, seiner würdig. Einige Momente erreichen eine beklemmende, morbid-faszinierende Stimmung. Der dezent eingesetzte, dann allerdings enorm eindringliche Score ist klasse und hat Ohrwurmqualitäten, speziell zum Ende hin fängt sich der Film durchaus. In diesen Situationen mag man wohlwollend über unverkennbare Mängel hinwegsehen, wenn man dem guten Mann generell zugetan ist. Mehr oder durchgehend solche Sequenzen, es würde schon fast wieder egal sein, was hier zum Teil sehr unbeholfen und planlos wirkt.

 

Wer mit Fulci bis dahin nicht warm geworden ist, wird es hier ganz bestimmt nicht. Wer sich ran tasten will, sollte sich eher an seinen lineareren oder gänzlich unkonventionellen Filmen versuchen, mit dieser wenig homogenen Mischung beider Varianten könnte es schwierig werden. Auf Grund der unverwechselbaren Handschrift immer noch eine halbwegs ordentliche Veranstaltung, die sich dabei keinesfalls so stark präsentiert, wie sich sein Ruf über die Jahre gehalten hat. 

6 von 10 blutenden Augen.



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