Fakten:
Tarantula
USA, 1955. Regie: Jack Arnold. Buch: Robert M. Fresco, Martin Berkeley, Jack Arnold. Mit: John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott, Edwin Rand, Raymond Bailey, Hank Patterson, Bert Holland, Steve Darrell, Clint Eastwood u.a. Länge: 77 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Tarantula
USA, 1955. Regie: Jack Arnold. Buch: Robert M. Fresco, Martin Berkeley, Jack Arnold. Mit: John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott, Edwin Rand, Raymond Bailey, Hank Patterson, Bert Holland, Steve Darrell, Clint Eastwood u.a. Länge: 77 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Aus einem Labor, in dem mit einem
neuartigen Nährstoff experimentiert wird, entkommt eine Tarantel. Während
Kleinstadtarzt Dr. Matt Hastings, die Studentin „Steve“ und der Sheriff noch
rätseln, wer oder was für die merkwürdigen Todesfälle rund um das Wüstenkaff
verantwortlich ist, wächst das Tierchen immer weiter. Erst als der achtbeinige
Gigant nicht mehr zu übersehen ist und sein Hunger kaum noch gestillt werden
kann, fällt der Groschen. Was kann es bloß noch aufhalten?
Meinung:
Herrlich antike, vollkommen
berechtigt zum Kult erhobene B-Movie-Spinnerei von Monster -und Mutations-König
Jack Arnold. Wirkt aus heutiger Sicht natürlich reichlich angestaubt – um nicht
zu sagen voller Spinnenweben -, allerdings auf eine wohltuend naive, enorm
charmante und engagierte Art. Ein Film, wie sie heute nur noch lieblos aus dem
Rechner gerotzt werden, wenn überhaupt damit vergleichbar. Den urigen Flair und
unnachahmlichen Zeitgeist der 50er können und wollen diese Negativbeispiele gar
nicht mehr aufleben lassen.
Verdauungsprobleme? |
Mit einfachen, dennoch erstaunlich
effektiven Tricks und Montagen aus dem filmischen Zauberkasten spielt Jack
Arnold seine große Stärke aus, die ihn zur Legende gemacht hat. Die Kunst der
großen, kleinen Dinge, narrativ simpel, dabei stets unterhaltsam, mit Witz und kreativen
Herzblut vorgetragen. Trotz anfangs etwas sehr schleppenden Spannungsaufbau und
einem (aufgrund der knappen Laufzeit) dann leicht überhastet wirkenden Finale
reißt das Interesse des geneigten Liebhabers niemals ab, wie könnte es auch?
Was hier an erzählerischen Qualitäten fehlt, wird durch seine liebevolle
Inszenierung und dem Willen zum großen Spektakel auf verhältnismäßig geringem Niveau
wunderbar aufgefangen. Es wird sich nicht den begrenzten Möglichkeiten
geschlagen gegeben, es wird an die Fantasie und Bereitschaft des Zuschauers
appelliert, sich dem Treiben hinzugeben und verdammt, das funktioniert immer
noch sensationell. Wenn das überlebensgroße Krabbeltier für Unruhe auf der
Pferdekoppel, Stromausfälle durch gefällte Hochspannungsleitungen oder Angst
und Schrecken vor dem Schlafzimmerfenster sorgt, schlägt das
B-Movie-Monster-Herz auf Hochtouren.
"Ich wiederhole: Wir brauchen ihren größten Hausschuh." |
Neben dieser schlichten (und deshalb
immer wieder effizienten) Zutaten enthält „Tarantula“ jedoch noch weit
mehr. Es werden typische Themen seiner Generation aufgegriffen. Damals, als
Wissenschaftler noch alle wirkten wie Dr. Frankenstein, fast emanzipierte
Studentinnen namens „Steve“ ihnen die Gläser zumachen durften und kernige
Landärzte noch eine breite Brust zum Festhalten hatten. Die Furcht vor
Radioaktivität und anderen Formen von Verstrahlungen, der drohenden
Überbevölkerung und dem wissenschaftlichen Fortschritt, der den Menschen zu
sehr in die Natur eingreifen lässt. Wenn die Grenzen zwischen Gott und Mensch
verschwimmen, was kommt dabei heraus? Ein mahnender Subtext, der heute gerne
belächelt wird, damals allerdings den Puls der Zeit traf. Die Urangst vor den
unbekannten Folgen vom Experimentieren mit der Evolution. Dann hat man den
Salat. Den schlauen Wissenschaftlern mit den guten Vorsätzen und der geringen
Ethik hängen ganz schnell die Augen auf neun Uhr, die Landbevölkerung wird aufgefuttert,
MGs und Dynamit sind wirkungslos, da hilft nur noch einer: Der kommt hier noch
nicht mit Gaul, Poncho und Revolver in die Stadt, dafür mit reichlich
Brennstoff. Wer das ist, muss ja nicht zwingend verraten werden. Es war sein
Spielfilmdebüt und erkennen ist er nur an der markanten Augenpartie, einfach
mal drauf achten.
Ein würdevoll gealterter Klassiker
von einem Fachmann des Genres, mit viel Zeitkolorit, wunderschön altmodischen
Effekten und durchaus bewusster, aber nicht aufdringlicher Botschaft. Ein
kleines Fest, kann man doch nur lieb haben.
7,5 von 10 alternativen
Nährstoffen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen