Review: FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT - Der perfekte Mord läuft schief

                                                   
Fakten:
Fahrstuhl zum Schafott (Ascenseur pour l'échafaud)
FR, 1958. Regie & Buch: Louis Malle. Mit: Jeanne Moreau, Maurice Ronet, Georges Poujouly, Yori Bertin, Lino Ventura, Jean Wall, Iván Petrovich, Charles Denner, Elga Andersen u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Ex-Soldat Julien Tavernier hat eine Affäre mit Florence, der Frau seines Chefs. Geschickt bringt er ihm um die Ecke und inszeniert das als Selbstmord. Der perfekte Mord. Leider begeht er in der Hektik eine Unachtsamkeit, was in einer Eigendynamik endet, die so keiner voraus sehen könnte.

 
                                                          

Meinung:
"Fahrstuhl zum Schafott" hat wirklich alles Voraussetzungen, um als großer Klassiker der Thriller-Genres seiner Zeit glänzen zu können. Es scheitert nicht an der Idee, nicht an der technischen Umsetzung, leider an sehr störenden Details, die immer wieder auffällig nerven und aus der Stimmung reißen. Ganz großes Kino zwischen Top und geht so, schade.

 
"Hallo...hallo...scheiße!"
Die Idee: Toll. Erinnert unweigerlich an die Filme, die Alfred Hitchcock zu der Zeit groß und unsterblich gemacht haben. Ein perfektes Verbrechen, dem der Zufall und die Fahrlässigkeit Stöcker in die Beine werfen, die zu einem unerwarteten Ende führen. Dabei mit einem sarkastischen, doppelbödigen Witz gekrönt. Du planst alles durch, es kann wenig schief gehen, aber genau das geht schief. Was darauf entsteht, ist die Katastrophe hoch zehn und am Ende musst du einen Mord vertuschen, der dir als Alibi für einen Doppelmord dienen könnte. Wow, was für eine brillante, perfide Idee. Was machst du, das eine, gerade so durchgegangene Verbrechen (welches du begangen hast) gestehen, um die Unschuld an dem anderen Verbrechen (an dem du unschuldig bist) zu beweisen? Eine absurde, böse Zwickmühle, die "Fahrstuhl zum Schafott" leider erst kurz vor Schluss konsequent ausspielt und vorher viel liegen lässt.

 
So schön geplant, so blöd gelaufen.
Denn handwerklich ist das großartig gemacht. Exquisit in Bild und Ton (ein wunderschön jazziger Score) wird eine eigentlich hochspannende Situation aufgebaut, die lange Zeit nur so nebenher läuft und in nicht mal 90 Minuten mit Längen zu kämpfen hat. Allein der titelgebende Fahrstuhl hätte einem Hitchcock (ja, er muss wieder genannt werden) für den ganzen Film gereicht, man stelle sich das mal vor. Würde funktionieren, wenn man es kann. Das will Louis Malle nicht, ist auch okay, sein Film braucht auch die Nebenhandlung (wenn man es so nennen kann), nur gerade da liegen die Störfaktoren. Ganz schlimm sind die Darstellungen der strunz-doofen Halbstarken, die eine tragende Rolle spielen. Wie 8jährige in den Körpern von (grob) Erwachsenen, Naivität wäre akzeptabel, aber das ist viel zu viel. Die wirken so extrem verblödet und lebensunfähig, das zerstört jede Glaubwürdigkeit. Zu blöd. Zweiter Schwachpunkt: Jeanne Moreau werden so theatralische Monologe und Dialoge in den Mund geschrieben, oh je. Nicht immer, aber teilweise ist das Drama de Luxe, fast schon albern. Leider, da der Film an vielen Stellen voll überzeugt und richtig gut inszeniert ist. Die deutlichen Schwächen (was vermeidbar gewesen wäre) raus, die Story noch etwas besser ausgearbeitet, ein Knaller.

 
Hach, so ein Ärger. Grandiose Idee, an und für sich super umgesetzt, aber Skript und diverse Stolpersteine sind so groß, mehr als recht gut ist da kaum drin. Aber immerhin. Ansehen wird niemand bedauern, außer man sieht das verschenkte Potenzial. Da wäre richtig viel möglich gewesen. Trotzdem ein guter Film der französischen Thriller-Kinos, der besonders zum Ende sehr gefällt, nur mit zu deutlichen Defiziten.


6,5 von 10 vergessenen Seilen.

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