Review: BAD NEIGHBORS – Lautstarker Kleinkrieg am Gartenzaun



Fakten:
Bad Neighbors (Neighbors)
USA. 2014.
Regie: Nicholas Stoller. Buch: Brenda O’Brien, Andrew J. Cohen. Mit: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron, Dave Franco, Lisa Kudrow, Christopher Mintz-Plasse, Jake Johnson, Craig Roberts, Ike Barinholtz, Hannibal Buress, Halston Sage, Ali Corbin u.a. Länge 97 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 16. September 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mac und Kelly führen eine glückliche Ehe, die durch ihr Baby Stella vervollständigt wird. Als im Nachbarhaus eine Studentenverbindung einzieht, versucht das Paar zunächst im Guten mit dem wilden Sauhaufen auszukommen, doch die lautstarken Partys zwingen Mac und Kelly dazu, die Polizei einzuschalten, was einen äußerst harten Nachbarschaftskrieg zur Folge hat.





Meinung:
Würde man die Baustellenwarnung „Betreten auf eigene Gefahr“ vom Metallzaun entfernen und etwas modifizieren, könnte man mit einer Deklaration wie „Konsumierung auf eigene Gefahr“ problemlos das DVD- oder Blu-ray-Cover eine beliebigen Adam Sandler-, Will Ferrell- oder Seth Rogen-Komödie verzieren. Der cineastische Kanon erklärt diese drei Schauspieler gerne mal zu unfähigen Knallchargen, die sich in ihrem repetitiven Donnerwetter aus Plattitüden schon vor Jahren eigenständig ins Aus geschossen haben. Es gilt daher oftmals die Maxime zu befolgen: Wenn man gegen diese Herren eine (womögliche) Antipathie hegt, sollte man sich von ihrem Output tunlichst fernhalten. Jedoch lässt sich ihr Schaffen nicht allein an den dort enthaltenden Peniswitzen messen, denn a ch wenn man der individuelle Humor die etwas infantile Gang präferiert und in diesen Regionen durchaus fündig wird, muss man in der Lage, wenigstens ein Stück weit zu differenzieren. Differenzieren? Bei einer Sache, die in Sachen Subjektivität konkurrenzlos erscheint, wie der eigene Humor? Oh ja!


Echte DeNiro-Fans: Zac Efron und Dave Franco
Es muss abgewogen werden, welche Zielgruppe der Film mit seinem mehr oder weniger aufdringlichen Klamauk ansprechen möchte. Genau so ist es sinnvoll, einen Blick hinter den Gag zu wagen und einen möglicherweise durchaus existente subversiven Hintergedanken zu erspähen. „Bad Neighbors“, bei dem Seth Rogen nicht nur als Hauptdarsteller zu gegen ist, sondern auch als Produzent, ist wieder so ein Fall, der es einem wahrscheinlich leicht machen könnte, ihn frei von der Leber weg zu verdammen und in den Wind zu schießen. Dabei verbirgt sich im Inneren von Nicholas Stollers anarchistisch-orgiastischen Nachbarschaftskrieg ein Film, der das Herz ohne Zweifel auf der rechten Seite trägt – Es wird nur immer wieder durch seine grölend-feierwütige Attitüde entmutigt, weiterzupochen. „Bad Neighbors“ ist sicher kein Highlight am kontemporären Comedy-Firmament, kann sich aber immerhin damit brüsten, nicht nur einen einzigen funktionierenden komödiantischen Volltreffer im Repertoire zu haben, sondern eigentlich durchweg unterhaltsam daherzukommen.


Das Baby von Kelly und Mac gerät mit in den Krieg
Im Zentrum finden wir den Kampf zwischen den gesellschaftlichen Polen: Auf der einen Seite unsere frischgebackenen Eltern Mac (Seth Rogen) und Kelly (Rose Byrne), die sich im Vorstadtidyll einleben wollen und sich damit analog eben auch eingestehen müssen, nicht mehr länger zum impulsiven Partyvolk zu gehören. Was ihnen natürlich noch deutlicher gemacht wird, nachdem eine die Studentenverbindung Delta Psi Beta (Alpahtiere: Zac Efron und Dave Franco) das Haus nebenan bezieht. Die akzeptable Dezibelzahl wird von dort an mit Wonne permanent übertreten, Neon-Lichter flackern im Stakkato aus allen Fenstern und die Meute kreischt im Chor um die Wette. Und natürlich zieht „Bad Neighbors„ aus dem Clinch der Generationen einen Großteil seiner Komik, in dem er die „Alten“ in ein für sie vollkommen überforderndes Umfeld eskortiert, um anschließend einen perfide ausgeführten Schlagabtausch hinterfotziger Fasson abzufeuern wie abzufeiern. Dass dabei auch einige Rohrkrepierer auf die Beine gestellt werden – Stichwort: Gummidildos – ist selbstverständlich und bremst „Bad Neighbors“ dann dahingehend aus, ihn in seinem sommerlichen Gemüt ohne Einschränkungen liebzuhaben.


Zwischen seinen ulkigen Referenzen auf die moderne Popkultur, den treffenden und schwächelnden Gags, darf „Bad Neighbors“ seiner Jugendtruppe ganz leicht in ihr Innenleben folgen, in dem er Zac Efrons Zukunftsängste manifestiert und die wüsten Partys als letzte Verbindung zur naiven Unbekümmertheit sieht. Dass dieser Aspekt nicht grundiert wird, versteht sich von selbst, aber immerhin erlaubt sich das Drehbuch einen Subtext, der seine Charaktere etwas greifbarer, etwas menschlicher, als in anderen Vertretern dieser kunterbunten Gattung zeichnet. So lässt sich „Bad Neighbors“ am Ende nicht als der große Wurf festhalten, doch als eine luftige, spritzige und keinesfalls nervtötende Angelegenheit. Da gab es schon weitaus Schlimmeres zu ertragen.


5 von 10 gerammelten Buchsbäume


von souli

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