Review: SADOR - HERRSCHER IM WELTRAUM - Weltall-Western ohne Hemmungen




Fakten:
Sador – Herrscher im Weltraum (Battle Beyond the Stars)
USA, 1980. Regie: Jimmy T. Murakami, Roger Corman. Buch: John Sayles, Anne Dyer. Mit: Richard Thomas, Robert Vaughn, John Saxon, George Peppard, Darlanne Fluegel, Sybil Danning, Sam Jaffe, Morgan Woodward, Earl Boen, John Gowans, Steve Davis, Larry Meyers, Lara Cody u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Weltraumtyrann Sador hat mit seinem Stellarkonverter schon etliche Planeten ausgelöscht und unterjocht, nun ist das friedliche Bauernvolk der kleinen Sterns Akir an der Reihe. Der junge Heißsporn Shad stemmt sich gegen die Vernichtung und nimmt mit dem einzigen Raumschiff die Reise ins All auf, um Söldner für den Kampf gegen den Despoten zu rekrutieren. Glorreiche Sieben sollen es sein…






Meinung:
„Wie heißt es in der Varda: Wer flieht, holt sich selber nicht mehr ein.“

Ach was? Diese unschlagbare Weisheit sollte noch ergänzt werden: Wer vor „Sador – Herrscher im Weltraum“ flieht, verpasst echt was. Kein cineastisches Meisterwerk, ganz sicher jedoch einen denkwürdigen Auswurf der kreativ-dreisten Rip-Off-Schmiede von Roger Corman, dem kein Copyright zu heilig war und stets wusste, wie man mit wenig Drehzeit um kaum Geld sich an großen Vorbildern labt, daraus kaum einen Hehl macht und gerade dadurch sogar punktet.


Sador, Herrscher des blauen Auges
Nach seinem unverblümt-billigen, mordmäßig unterhaltsamen Star Wars-Raubbau „Star Crash“ hatte der Budget-Jongleur wohl entweder noch zu viel Kulisse, zu wenig Eigenkapital oder einfach (und im Endeffekt ist es wohl die clevere Mischung aus allem) ein zu gutes Gespür, wie er wohl erneut einen kuriosen Unsinn massentauglich, absurd und effektiv verschachern konnte. Corman (und der eigentlich betitelte Regisseur Jimmy T. Murakami, was der genau zu sagen hatte, reine Spekulation) reitet auf der immer noch heißen Welle von George Lucas und verlegt seine „Adaption“ von „Die sieben Samurai“ bzw. John Sturges Western-Remake „Die glorreichen Sieben“ in den Weltraum. Ein grimmig dreinschauender John Saxon (Der Nancy-Papa aus „Nightmare on Elm Street“) hat seinen unglaublich gruseligen Stellarkonverter scharf gestellt und auf das arg beschauliche Planetchen Akir (Akiro Kurosawa, Regisseur von „Die sieben Samurai“, nur eins von etlichen Details) gerichtet. Die sind alle so unterwürfig und langweilig, schon verloren, wenn nicht der blinde Großvater-Krieger Zed und sein kuhäugiger und nur dezent Muttermal-geschädigter Azubi Shad wären. Da Opi nicht mehr ganz frisch auf der Linse ist, steigt Shad (Richard „John-Boy Walton“ Thomas) in das einzige Raumschiff des Waldorf-Planeten ohne Eier, die ihm auch nicht gerade in voller Pracht aus der Hose baumeln. Wenn er welche hätte, die künstliche (wen wundert es) weibliche Intelligenz – Nell – würde sie ihm eh gnadenlos abquetschen.


Das Ding aus dem Aquarium
Die schnippische Schwester von HAL 9000 ist offenbar in der Menopause und nicht gerade auf die Kontakte gefallen, sagt dem viel zu pazifistisch eingestelltem Lappen auch gerne mal, wann er denn bitte mal feuern möge, aber das geht nicht, weil John-Boy es nicht gerne „von hinten“ macht. Schade. Nach der Enttäuschung gibt es dafür viel zu entdecken, besonders die Mitstreiter, Karneval im Weltall. Ganz vorne natürlich nicht der Ü-Ei-Wissenschaftler mit dem inzestuösen Fortpflanzungsplan, sondern der Sohn von der Creature from the Black Lagoon und dem Ding aus dem Sumpf, hier mit dem Namen Cayman versehen, und seinem Harpunen-Lustknaben im schicken Swinger-Club-Outfit. Wer war nicht schon im All unterwegs und hat die Harpune vergessen? Weltraum-Wale, die unterschätze Gefahr. Das ist noch lange nicht alles, da gibt es auch das Kollektiv Nestor, die zufällig sehr freizügig-bekleidete Porno-Walküre Saint-Exmin, der Han Solo-Verschnitt „Cowboy“ (so heißt der wirklich!) – gespielt von „Hannibal Smith“ George Peppard – und besonders Robert Vaughn als intergalaktischer Kopfgeldjäger „Geld“.


Twenty Years later...
Ja, der Robert Vaughn, der auch in „Die glorreichen Sieben“ spielte, hier halt in den komischen Sieben. Entweder ist das die ultimative Selbstironie oder traurige Realität, beides denkbar. Für Corman ein Glücksfall, für Vaughn…das muss er selber wissen. Sobald die Intention vom Diebstahl-Künstler komplett offensichtlich ist, gibt es kein Halten mehr. Da wird ungeniert kopiert, mit selbstironischen Momenten nicht gegeizt, mit Absurditäten um sich geworfen. Ob das Raumschiff um Trottel Shaun und Zicke Nell wirklich aussehen sollte wie ein fliegendes Skrotum, die Schergen von Sador wie Frankensteins Schweine und deren Armee (genau drei) von Angriffsschiffen wie große Mistkäfer, keine Ahnung. Möglich ist hier fast alles. An ulkigen Einfällen mangelt es grundsätzlich nicht. Hannibal Solo zapft sich Scotch und Eiswürfel aus der Gürtelschnalle, ein buntes Xylophon-Spiel kitzelt einen Kristall zum Gräberausheben, und es werden sehr aufklärende Gespräche geführt („Wie macht ihr es?“ „Männer und Frauen tun sich zusammen.“ „Nur zwei Geschlechter?“), dabei ist wohl jedem bewusst, was hier gerade abgeht. Corman sowieso und Vaughn zwangsweise, beim Rest, wer weiß…? Dazu gibt es eines der schrägsten, dabei tatsächlich witzigsten Attentatsversuche auf politische Oberhäupter.


Alles ist so drastisch verwurstet, bewusst Banane und gerade in seiner Dreistigkeit fast schon brillant. Ein schräges, zwinkerndes  Panoptikum voller Zitate und Kopien, satirisch, billig, bemüht, sich immer seiner Rolle glasklar. Schon cool.

6 von 10 Stellarkonvertern-Irgendwas-Dingsbums

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen