Review: BUTTERFLY ROOM - VOM BÖSEN BESESSEN - Madame Butterfly mag kleine Mädchen



Fakten:
Butterfly Room – Vom Bösen besessen (The Butterfly Room/La Stanza delle Farfalle)
IT, USA, 2012. Regie: Jonathan Zarantello. Buch: Jonathan Zarantonello, Paolo Guerrier, Luigi Sardiello. Mit: Barbara Steele, Ray Wise, Erica Leerhsen, Heather Langenkamp, Ellery Sprayberry, Julia Putnam, Camille Keaton, P.J. Soles, Adrienne King, James Kean, Elea Oberon, Joseph H. Johnson Jr. u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 10. Juni 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ann, eine Dame im reiferen Alter, kümmert sich fürsorglich um Nachbarstochter Julie, während ihre Mutter lieber Zeit mit ihrem neuen Liebhaber verbringt. Die scheinbar hilfsbereite Frau hat nicht nur ein Zimmer für ihre Schmetterlingssammlung, sondern auch eine beunruhigende Vergangenheit, besonders in Bezug auf kleine Mädchen. Zufällig begegnet sie ihrer entfremdeten, inzwischen erwachsenen, leiblichen Tochter Dorothy wieder. Die ahnt die Gefahr für Julie, kennt sie doch das wahre Gesicht ihrer Mutter.







Meinung:
„The Butterfly Room“ beruht auf dem Roman „Alice dalle 4 alla 5“ von Jonathan Zarantonello, der diesen gleich selbst als Regisseur umsetzt. Der Amerikaner italienischer Abstammung musste sich hier offensichtlich mit sehr geringen Mitteln arrangieren und hat was Inszenierung angeht auch sicher noch das ein oder andere zu lernen, dennoch kann sein B-Psychothriller mit dem Charme von 80er Jahre VHS-Reißern und dem italienischen Genrefilm vergangener Tage als Grundlage in vielen Punkten erstaunlich überzeugen, wenn sich nicht zu sehr an deren typischen Defiziten gestört wird.


Zuckersüß und so durchtrieben.
Der Film trieft förmlich vor gängigen Klischees und Stereotypen, ist psychologisch natürlich eher pulpig veranlagt und tangiert mehr als einmal das oft ambivalent zu gebrauchende Wörtchen Trash. Kritisch gesehen eher Schund, allerdings mit deutlich Herzblut inszeniert, schön garstigem Inhalt, einem exploitativen Wesen, sichtbaren Referenzen und stets auf einem Level, der dem Befürworter solcher Werke durchaus positiv auffallen dürfte. Allein der Cast lässt aufhorchen: Barbara Steele („Die Stunde wenn Dracula kommt“, „Shivers“), Ray Wise („Das Ding aus dem Sumpf“, „Twin Peaks“), Heather Langenkamp („Nightmare on Elm Street“), Adrianne King („Freitag, der 13.“)…wie ein Generations-übergreifendes Klassentreffen (fast) vergessener Genre-Namen, die heute oft eher auf einschlägigen Fan-Veranstaltungen zu finden sind, als am Set eines Films (auch wenn Wise da leicht raussticht, aber solche Gehaltsaufbesserungen sind ihm auch nicht fremd). Für ein großes Comeback spielen die hier alle nicht vor und war sicherlich auch nicht die Intention, man merkt schon speziell bei Langenkamp, dass da viel mehr nicht mehr kommen wird. Doch die Steele, die trägt den Streifen tatsächlich auf ihren betagten Schultern.


Wer die Schmetterlinge anguckt, bekommt Haue.
Ihre Performance ist zwar nicht nur gering überzogen, als heftig geschädigte Schmetterlingssammlerin und Tagesmutter mit Pubertäts-Komplex (in Gedenken an Carrie White) strahlt sie dennoch – und zu gewissen Teilen sogar deshalb – die Aura einer teuflischen Hexe aus, beeindruckt durch eine Spielfreunde und Präsenz, dass ihr Gesamtbild perfekt in den Charme des Films passt. Relativ geschickt erzählt, sehr bösartig, mal cheesy und dann wieder fast elegant, eine sehr interessante Mischung, die man von heute oft glattgebügelten Vertretern – selbst aus dem B-Bereich – gar nicht mehr gewohnt ist. Wo selbst klar billige DTV-Produktionen sich noch mutlos und uninspiriert an großen Vorbildern langhangeln und nicht zu ihrer eigenen Identität stehen, wirkt „The Butterfly Room“ sehr authentisch in seiner offensiv vorgetragenen Genre- und Klassenzugehörigkeit. Ecken und Kanten sind unübersichtlich, gerade die machen den Film rund, in dem ja auch einiges funktioniert. Manche Einfälle können sich sehen lassen und zeigen Wirkung, die wenigen Gewaltspitzen sitzen punktgenau, Spannung wird durchgehend generiert und die kleine Schlusspointe sorgt für ein leichtes Grinsen. Ein netter Abschluss für einen netten Film.


Kein großer Wurf und doch auf seine Art so schön retro, in seinen Mängeln immer entschuldbar und gleichzeitig mit ungeahnten Qualitäten fast überraschend, eine ganz kleine Empfehlung für Genrefans, die sich an bemühten und hingebungsvollen B-Movies erfreuen können.

6 von 10 Ersatzpuppen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen