Fakten:
Schmeiß‘ die Mama aus dem Zug
(Throw Momma from the Train)
USA, 1987. Regie: Danny DeVito.
Buch: Stu Silver. Mit: Danny DeVito, Billy Crystal, Anne Ramsey, Kim Greist,
Kate Mulgrew, Branford Marsalis, Rob Reiner, Bruce Kirby, Joey DePinto, Annie
Ross, Raye Birk, Oprah Winfrey u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12
Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Schriftsteller Larry würde seiner
Ex-Frau Margaret am liebsten den Hals umdrehen. Seit sie ihn vor vier
Jahren nicht nur verlassen, sondern
gleich noch sein Manuskript gestohlen und damit einen Bestseller hingelegt hat,
leidet er an einer unüberwindbaren Schreibblockade. Mit Abendkursen für
Hobby-Autoren muss er sich mühselig über Wasser halten. Einer seiner Schüler
ist der unauffällige und mindestens genauso untalentierte Owen. Ein
Beratungsgespräch versteht der vollkommen falsch und glaubt nach Larrys Verweis
auf den Hitchcock-Klassiker „Der Fremde im Zug“, dass Larry ihm einen Mord über
Kreuz vorgeschlagen hat. Owen soll Larrys verhasste Ex erledigen, im Gegenzug
der Owens tyrannische Mutter…meint Owen. Noch bevor Larry das Missverständnis
aus der Welt schaffen kann, ist sein „Partner“ schon zur Tat geschritten und
erwartet gleiches von ihm.
Meinung:
Danny DeVito huldigt bei seinem
Kino-Regiedebüt einem der Größten aller Zeiten, dem Meister Alfred Hitchcock,
und adaptiert dessen (schon selbst nicht tadellosen) Klassiker „Der Fremde im
Zug“ als Komödie. Nette Idee, besonders DeVitos wohl eigentliche Intention,
daraus einen rabenschwarzen Spaß zu machen. Nur gelingen will es dem
sympathischen Mops maximal ansatzweise.
„Die Nacht war…“
Das Sparschwein reicht nicht für einen Profi, selbst ist der Mann. |
Ja, wie war sie denn? Weiß auch
Schriftsteller Larry trotz etlicher Hirn-zermartener Wochen und Monaten immer
noch nicht. Mehr als diese drei Worte haben es noch nicht auf das Papier seines
geplanten Werks geschafft. Die Schreibblockade hat einen Namen: Margaret, seine
Ex-Frau, die sich seit dem Ehe-Aus mit fremden Feder schmückt. Genauer gesagt
Larrys Federn. Sein von ihr gestohlenes Manuskript ist ein Bestseller
sondergleichen, Margaret eine gefeierte Starautorin, Larry ein von Wut
zerfressener Niemand. Zu gerne würde er seine Ex ins Gras beißen sehen, wenn er
nicht nur sofort unter Verdacht stehen würde. Da der Lebensunterhalt nicht mit „Die
Nacht war…“ finanzierbar ist, muss sich Larry durch dilettantische Schreibversuche
eines Abendkurses quälen, wo er einen Leidensgenossen trifft. Das 40jährige
Muttersöhnchen Owen, der von Muttis grausamen Rockzipfel nicht loskommt.
Probleme identisch: Das Weib muss weg, nur selbst erledigen wäre zu verdächtig.
Naheliegend: Eine Hand wäscht die andere. Denkt sich Owen. Bis Larry geschnallt
hat, was er da versehentlich angezettelt hat, ist er schon massiv unter
ZUGzwang.
Bildhübsch und liebevoll: Die Mama. |
Klingt herrlich böse und hat massig
Potenzial, wenn DeVito sich doch nur mehr darauf einlassen würde. Seine
anfänglich bebilderten Mordphantasien an dem Gift und Galle spuckenden
Mutter-Monster (grandios ekelhaft: Anne Ramsey) geben eine Richtung vor, die
nicht konsequent eingehalten wird. Unerhört oft (und besonders: absolut
unnötig) wird abrupt die Handbremse gezogen und eher alberner Klamauk aufgefahren.
Wenn Mutti mit ihrer Jack Daniels-Reibeisen-Stimme gallig drauflos donnert und
die Ramsey sich dazu so ungemein grässlich präsentiert, macht der Streifen
zweifellos einiges her. Zu dieser garstigen Freakshow passen die harmlosen
Späßchen zwischendurch nicht ernsthaft. Eine gerade Linie wäre nicht nur
wünschenswert, genau genommen ist sie unabdingbar. Bissig wird die verwässerte
Grundidee nur streckenweise, dafür holpert das Skript zum Teil im Eiltempo vor
sich hin und kann sich nie recht entscheiden, wo nun genau der Schwerpunkt
liegen soll. Als schwarze Thriller-Hommage zu schwach auf der Brust, als
familientaugliche Komödie dann im Grundsatz natürlich doch zu böse. Diese
Unentschlossenheit, gepaart mit zu zappeligen und flachen Einlagen, zerstört
fast die reizvolle Ausgangssituation. Allein dem beherzt aufspielenden Cast ist es
letztendlich zu verdanken, dass die Mama doch noch bis zur Endstation fahren
darf. Crystal, DeVito und speziell Ramsey geben sich alle Mühe, passen exakt
auf die Rollen und harmonieren prächtig. Man würde dem Cast, der Idee und den
gelungenen Momente nur ein stimmigeres Ganzes wünschen. Vom Zuschauer ganz zu
schweigen.
Hat über die Jahre gewaltig
verloren. „Schmeiß´ die Mama aus dem Zug“ wirkte seiner Zeit noch deutlich
griffiger und boshafter, ist nüchtern betrachtet nicht mehr als ein gut
gespielter Milchzahn-Biss, der als ganz einfacher Zeitvertreib ohne
Alternativen noch recht nett anzusehen ist. Besser als die nervige
Quasi-Variante „Kill the Boss“ von 2011 allemal.
5,5 von 10 wertlosen
Münzsammlungen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen